begründete in
Paris
[* 2] eine
Schule.
BeimAusbruch der
Kommune 1871 trat
Louise Michel entschlossen den radikalsten
Rädelsführern zur
Seite, wurde gefangen genommen und zur
Deportation nach Numea verurteilt, von wo sie 1880 infolge der allgemeinen
Amnestie
zurückkehrte. Jedoch schon 1883 wurde sie wegen Aufhetzung zur
Plünderung der Bäckerläden zu mehrjährigem
Gefängnis verurteilt. Sie gab 1886 ihre
»Mémoires« heraus.
Bei aller Vorliebe für die
Plastik gab er jedoch die
Malerei nicht auf. Die
Reliefs eines Kentaurenkampfes und
einer
Madonna vor einer
Treppe
[* 6]
(Florenz,
CasaBuonarroti) sind seine ersten plastischen
Arbeiten. Im J. 1494, kurz
vor der Vertreibung
Pietros de'
Medici aus
Florenz, hatte auch aus
Furcht vor dem drohenden
Sturm seine Vaterstadt verlassen. Er ließ sich in
Bologna
nieder, wo er unter anderm einen kandelabertragenden knieenden
Engel von
Marmor (in
San Domenico) anfertigte. 1495 kehrte
er wieder nach
Florenz zurück, begab sich aber schon nach einem Jahr nach
Rom.
[* 7] Er hatte kurz zuvor einen schlafenden
Cupido
in
Marmor vollendet und ihn eine Zeitlang in der
Erde vergraben, um ihm ein antikes Ansehen zu geben.
Später wurde derselbe wirklich durch einen
Unterhändler als
Antike an den
KardinalRaphael Riario verkauft,
der nach der
Entdeckung der Mystifikation das Bildwerk zurückgab. In
Rom schuf Michelangelo unter anderm die Marmorstatue eines trunkenen
Bacchus, der sich auf einen
Satyr
[* 8] stützt
(Florenz, Nationalmuseen), und eine
Madonna mit dem toten
Christus
(Pietà) in der
Peterskirche (s. Tafel
»Bildhauerkunst VI«,
[* 9] Fig. 15). Um 1500 nach
Florenz zurückgekehrt, meißelte er aus einem seit langen
Jahren in
Florenz liegenden Marmorblock das kolossale Standbild des
David, welches sich jetzt in der
Akademie zu
Florenz befindet
und bei den Zeitgenossen zuerst Michelangelos
Ruhm begründete.
Bald darauf beschloß die florentinische
Regierung, ihren Versammlungssaal durch Gemälde einiger in den
Feldzügen gegen
Pisa
[* 10] erfochtener
Siege zu schmücken.
Leonardo erhielt den Auftrag, die eine große Wand zu malen, und wählte
die
Darstellung eines Reitergefechts. Michelangelo bekam den Auftrag für die zweite Wand und stellte den
Augenblick dar, in dem ein
Haufe florentinischer
Soldaten, die eben im
Arno baden, unerwartet den Aufruf zum
Kampfe vernimmt. Beide
Darstellungen machten
Epoche
im
Florentiner
[* 11] Kunstleben, aber den Hauptruhm trug Michelangelo davon, dessen tiefes
Studium des
Nackten sich
hier glänzend offenbarte.
Beide
Künstler kamen jedoch über die
Kartons nicht hinaus. Michelangelos
Karton diente lange Jahre hindurch den
jungen Künstlern als
Quelle
[* 12] des
Studiums, wurde dann aber später zerstückelt und ist zu
Grunde gegangen. Einen neuen Wirkungskreis
fand Michelangelo bei der Thronbesteigung des
PapstesJulius II. Dieser lud Michelangelo 1505 nach
Rom ein und trug ihm den
Entwurf zu einem
Grabmal
auf. Nach mehreren
Monaten trat derKünstler mit einem
Entwurf hervor, der an
Schönheit und Großartigkeit
selbst die bis dahin bekannten
Denkmäler des
Altertums übertraf.
Das Werk sollte mit einer großen
MengeStatuen und
Reliefs geschmückt werden. Es geriet jedoch bald durch verschiedene Umstände
ins
Stocken; nochmals neu aufgenommen und auf geringere
Maße reduziert, wurde es wieder unterbrochen,
bis es endlich in abermals sehr verringertem
Umfang 1545, lange nach des
PapstesTod, in der
KircheSan Pietro in Vincoli zu
Rom
aufgestellt ward. Die
Statue des
Moses ist der vorzüglichste
Schmuck dieses
Monuments. In der Zwischenzeit (1508) errichtete
Michelangelo zu
Bologna gegenüber der
Kirche des heil.Petronius ein ehernes kolossales Standbild des
Papstes, und
später malte er im Auftrag des
Papstes die Deckenbilder der
Sixtinischen Kapelle, angeblich in der Zeit von 22
Monaten.
Als
Leo X. den päpstlichen
Thron
[* 13] bestieg, war sein erstes Unternehmen die Aufführung der
Fassade der St. Lorenzkirche zu
Florenz.
Michelangelo erhielt 1516 den Auftrag, nach
Florenz zu gehen, um nach einem ihm gegebenen
Modell die
Aufsicht über
den
Bau zu führen. Mit Unlust ging
er an die
Arbeit, und unter ungünstigen Umständen rückte das Werk nicht weiter. Überhaupt
fällt in die
Regierung dieses
Papstes die unthätigste
Periode im
Leben Michelangelos. Nach
LeosTod ging
er wieder an sein Lieblingswerk, das
GrabmalJulius' II., das ihn während des
PontifikatsHadrians VI. fast ausschließlich
beschäftigte.
Aus dieser Zeit stammt dasBild der
Leda, das nach
Frankreich gekommen und unter
Ludwig XIII. verbrannt worden
sein soll. Doch befinden sich in verschiedenen Sammlungen Werke, die als
Nachbildungen der
Leda gelten. (Eine Temperamalerei
in der
Londoner Nationalgalerie wird von einigen sogar für das
Original gehalten.) Bei der Rückkehr der Mediceer verließ
Michelangelo die Stadt, fand beim
Herzog d'Este zu
Ferrara
[* 14] ehrenvolle
Aufnahme und ging dann nach
Venedig,
[* 15] erhielt
jedoch bald von
Clemens VII. unter Zusicherung der Verzeihung den Befehl, das
Grabmal der Mediceer zu vollenden. Dasselbe enthält
die
Statuen des Giuliano und Lorenzo de'
Medici, von denen besonders die des Lorenzo, von den Italienern
»der
Gedanke« (il pensiero) genannt, als Meisterwerk ersten
Ranges zu betrachten ist, und mit symbolischen Gestalten der vier
Tageszeiten geschmückte
Sarkophage. Nach der Vollendung des
Grabmals des
PapstesJulius begann Michelangelo im Auftrag des
PapstesClemens
VII. 1533 das 19 m hohe Gemälde an der Hauptwand der
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Sie war sein letztes Marmorwerk. Auch leitete er denBau der Festungswerke von Rom (des Teils von il Borgo). Seitdem nahm
ihn die Baukunst
[* 19] fast ausschließlich in Anspruch. Paul III. übertrug ihm nämlich 1546 nach SangallosTod auch die Leitung
des Baues der Peterskirche. Michelangelo verwarf das Modell von Sangallo und führte trotz mannigfacher Hindernisse, die ihm entgegentraten,
den Bau nach seinem Plan so weit, daß unmittelbar nach seinem Tode die grandiose Kuppel vollendet werden
konnte.
Außer diesem berühmten Bau leitete er damals zugleich den der kapitolinischen Bauten sowie des Hofs im PalastFarnese mit den
drei übereinander gestellten Säulenordnungen, der KircheSanta Maria degli Angeli, der PortaPia und andrer Prachtgebäude. Als
zuletzt das Alter zu mächtig über den Körper hereinbrach, übertrug Michelangelo die Vollendung vieler von ihm
begonnener Bildhauerwerke seinen Schülern, und selbst bei der Anfertigung von Zeichnungen und Modellen mußte sein Lieblingsschüler
Tiberio Calcagni ihm helfend zur Seite stehen. Als 90jähriger Greis starb Michelangelo klaren Geistes, seine ihn umstehenden
Verwandten und Schüler ermahnend. PapstPius IV. bereitete ihm eine prächtige Bestattung in der Kirche der
heiligen Apostel; auf Befehl Cosimos de' Medici wurde jedoch der Leichnam heimlich nach Florenz gebracht, wo man ihm in der Familiengruft
in Santa Croce ein Denkmal errichtete.
Außer den erwähnten Skulpturwerken werden Michelangelo noch viele andre plastische Arbeiten zugeschrieben, von
denen jedoch nur folgende als sicher von seiner Hand
[* 20] herrührend allgemein anerkannt werden: eine Madonna mit dem Kind, Marmorgruppe
(Liebfrauenkirche zu Brügge), Marmorstatue eines kleinen Johannes (sogen. Giovannino, Berliner
[* 21] Museum), Marmorstatue eines knieenden
Cupido (London,
[* 22] Kensingtonmuseum), Relief der Madonna mit Christus und Johannes (Florenz, Nationalmuseum), ein Relief mit ähnlicher
Komposition (London, Burlingtonhouse), Statue eines Adonis (nur angelegt, Florenz, Nationalmuseum) und eine
Brutusbüste (ebendaselbst). Im Nationalmuseum zu Florenz sieht man auch einen den Sieg vorstellenden Jüngling, der einen gefesselten
Sklaven unter seinen Füßen hält und für das GrabmalJulius' II. bestimmt war. Im Louvre zu Paris bewahrt man zwei Statuen von
Sklaven auf, die ebenfalls für das GrabmalJulius' II. bestimmt waren, ebenso wie die gewaltige Gestalt des sitzenden Moses
(Rom, San Pietro in Vincoli), ein Hauptwerk Michelangelos. Zu seinen großartigsten Schöpfungen in der Malerei gehören die
Gemälde an der Decke
[* 23] und der hintern Wand der Sixtina.
Die Sündflut ist vielleicht die bedeutendste aller Kompositionen Michelangelos hinsichtlich des Ausdrucks der dramatischen
Handlung. Die Kühnheit des Gedankens, die Mannigfaltigkeit der Stellungen der fast unzähligen Figuren, die große Meisterschaft
der Zeichnung, insbesondere in den außerordentlichsten und schwierigsten Verkürzungen, erregten bei der
Erscheinung desselben eine solche Bewunderung, daß es die vorherrschende Meinung nicht allein für das Meisterwerk Michelangelos,
sondern der Kunst überhaupt erklärte.
Das Jüngste Gericht übertrifft jene Bilder noch in der Meisterschaft der Zeichnung und in der Kühnheit der Komposition; aber
der Künstler opferte in dem Bestreben, mit der Virtuosität der Zeichnung zu glänzen, nicht selten das
Schickliche und Angemessene im Charakter und Ausdruck der Figuren. Dabei ist der Stil der Zeichnung einförmiger und minder edel
und schön als in den Deckengemälden dieser Kapelle. Der großartige Charakter der männlichen Figuren grenzt oft an
das Plumpe, vornehmlich aber stehen die der Anmut durchaus entbehrenden Frauen des JüngstenGerichts den Figuren der Eva, der
delphischen Sibylle und vieler andrer weiblicher Gestalten jener Bilder weit nach.
Von den Überbleibseln der Diokletianischen Thermen verwandelte er den Büchersaal, in welchem sich die Bibliothek des berühmten
Rechtsgelehrten Ulpian befand, in die KircheSanta Maria degli Angeli, eine der schönsten und heitersten Roms. Die Palästra
schuf er in einen Klostergang (Chiostro) um, erneuerte auch das unverwüstliche Kapitol auf dem uralten
Unterbau; doch erhielten die Gebäude des Kapitols bei ihrer Vollendung nach seinem Tod Zusätze und Abänderungen.
Ferner erbaute er die Kapelle der FamilieStrozzi in Sant' Andrea della Valle. Von seiner Meisterschaft in der Baukunst zeugt auch
der stolze PalastFarnese, mit dessen Plan der Künstler unter einer großen Anzahl von Konkurrenten den
Vorzug erhielt. Auch die Gartenfassade der VillaMedici soll unter seiner Leitung erbaut worden sein. Die alte KircheSan Pietro
in Vincoli wurde schon unter Julius II. von ihm modernisiert. Pius IV. trug ihm auch auf, Pläne zu den
ThorenRoms zu machen; aber es wurde nur eins (die PortaPia) nach seiner Angabe ausgeführt, und selbst dies ist nicht vollendet.
SeinPorträt befindet sich in der Sammlung der Uffizien zu Florenz.
Michelangelos Stil bezeichnen nicht, wie bei der
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