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2 Bde.; 2. Aufl. 1823).
Vgl. »Zur Erinnerung an Meyer«, Lebensskizze nebst Briefen (Braunschw. 1847).
10) Friedrich Johann Lorenz, Schriftsteller, geb. zu Hamburg, [* 2] studierte in Göttingen, [* 3] war Mitglied der Deputation von Lübeck [* 4] und Hamburg, welche 1796 an das französische Direktorium, sowie derjenigen, welche 1801 an den Ersten Konsul gesandt wurde, machte außerdem viele Reisen und starb Von seinen Schriften machten besonders die »Darstellungen aus Italien« [* 5] (Berl. 1792) und »Fragmente aus Paris« [* 6] (Hamb. 1798, 2 Bde.) von sich reden. Ihnen folgten: »Briefe aus der Hauptstadt u. dem Innern Frankreichs« (Tübing. 1803, 2 Bde.);
»Darstellungen aus Norddeutschland« (Hamb. 1816);
»Darstellungen aus Rußlands Kaiserstadt und ihrer Umgegend« (das. 1826) u. a.
11) Friedrich, genannt Meyer von Waldeck, [* 7] Schriftsteller, geb. zu Arolsen, [* 8] studierte zuerst Bergwissenschaft in Klausthal, dann Philologie in Berlin, [* 9] ging als Hauslehrer nach Kurland [* 10] und 1852 nach Petersburg, [* 11] wo ihm von der Akademie der Wissenschaften die Redaktion der »Deutschen St. Petersburger Zeitung« anvertraut wurde, die er 22 Jahre lang führte. Seit 1853 auch Professor der deutschen Sprache [* 12] und Litteratur an der Universität, nahm er 1874 seine Entlassung und siedelte nach Heidelberg [* 13] über, wo er sich 1880 als Dozent für germanistische Wissenschaft habilitierte. Seinen poetischen Jugendarbeiten: »Die Paria« (Berl. 1843),
»Bilder aus dem Bergmannsleben« (das. 1844),
»Blätter aus dem Gedenkbuch eines Bergmanns« (Mitau [* 14] 1854) folgten die mehrfach aufgeführten Dramen: »Der Feind vor Odessa« [* 15] (1854),
»Der Pate des Kardinals« (1855),
»Ganz was Aparts« (1869),
»Die Erbin von Glengerry« (Leipz. 1866),
»Childerich« (das. 1872) und zwei Jahrgänge eines poetischen Jahrbuchs: »Schneeflocken aus Rußland« (das. 1857-1858). Außerdem gab er aus dem Feuilleton der »Petersburger deutschen Zeitung« die Sammelwerke: »Magazin für die Kunde des geistigen und sittlichen Lebens in Rußland« (Petersb. 1853-55, 3 Bde.) und »Belletristische Blätter aus Rußland« (das. 1853 bis 1855, 3 Bde.) heraus und schrieb neuerdings: »Goethes Märchendichtungen« (Heidelb. 1879) und »Rußland. Einrichtungen, Sitten und Gebräuche« (Leipz. 1886).
12) (Meyer-Ziegler) Konrad Ferdinand, schweiz. Dichter und Erzähler, geb. zu Zürich, [* 16] studierte daselbst Philologie und Geschichte, hielt sich längere Zeit in Lausanne [* 17] und Paris auf, bereiste wiederholt Italien, ließ sich dann zu Seehof-Meilen bei Zürich nieder und erwarb 1877 eine Besitzung zu Kilchberg bei Zürich, die er noch jetzt bewohnt. Er veröffentlichte: »Balladen« (Leipz. 1867);
»Romanzen und Bilder« (das. 1871);
die idyllisch-epischen Dichtungen: »Huttens letzte Tage« (das. 1872, 6. Aufl. 1887, sein poetisches Hauptwerk) und »Engelberg« (das. 1872, 2. Aufl. 1886);
die Novelle »Das Amulett« (das. 1873, 3. Aufl. 1882);
den Roman »Jürg Jenatsch« (das. 1876, 10. Aufl. 1887),
eine Geschichte aus dem sturmbewegten Leben der Republik Bünden im 17. Jahrh., durch farbenvolle und lebendige Episoden ausgezeichnet;
»Der Heilige«, Novelle (das. 1880, 7. Aufl. 1887),
eine der vollendetsten und stimmungsvollsten historischen Erzählungen der neuern deutschen Litteratur;
ferner: »Gedichte« (das. 1882, 3. Aufl. 1887);
die Erzählungen: »Der Schuß von der Kanzel« (3. Aufl., das. 1882),
»Plautus im Nonnenkloster« (das. 1882),
»Gustav Adolfs Page« (das. 1883),
»Die Leiden [* 18] eines Knaben« (2. Aufl., das. 1884),
»Die Hochzeit des Mönchs« (3. Aufl., das. 1886),
»Die Richterin« (das. 1885),
»Novellen« (das. 1885, 2 Bde.),
»Die Versuchung des Pescara« (das. 1887).
Vgl. Reitler, Konrad Ferdinand Meyer (Leipz. 1885). -
Ein andrer Konrad Meyer, geb. zu Winkel [* 19] im Kanton Zürich [* 20] jetzt in Zürich wohnhaft, veröffentlichte: »Gedichte in schweizerischer Mundart« (Zür. 1844; 2. Ausg., Basel [* 21] 1860);
»Die Jungfrau von Orléans«, [* 22] Heldengedicht (Zür. 1854);
»Lieder der Armut« (das. 1856);
»Die Schulreise«, Preisschrift (das. 1857, 3. Aufl. 1880), u. a.
Maler, Musiker.
13) Johann Georg, Maler, geb. zu Bremen, [* 23] daher Meyer von Bremen genannt, bildete sich seit 1834 zu Düsseldorf [* 24] bei Sohn und Schadow, malte seit 1841 daselbst im eignen Atelier und siedelte 1853 nach Berlin über. Er behandelte anfangs biblische Stoffe, wie Elias in der Wüste, den Weheruf Christi über Jerusalem, [* 25] Abraham mit Sara, den Tod Mosis, seit 1842 aber Szenen aus dem Volksleben, besonders dem hessischen, später vorwiegend Szenen aus dem Familienleben, die er bald heiter, bald elegisch auffaßte: das Jubiläum eines hessischen Pfarrers (1843), der Weihnachtsabend, die Wochenstube, das Blindekuhspiel, die Heimkehr des Kriegers, die Überschwemmung (1846), die reuige Tochter (1852, Kunsthalle zu Bremen).
Seit seiner Übersiedelung nach Berlin malte er mit Vorliebe und zuletzt fast ausschließlich Szenen aus dem Kinderleben, welches er mit gemütvollem Humor auffaßte. Seine bedeutendsten Bilder dieser Gattung sind: ein Märchen erzählendes Mädchen, die Blindekuh spielenden Kinder, das bescherende Christkindlein unter Kindern, an einem Bach ausruhende Kinder, Großvater und Enkelin, das jüngste Brüderchen, die dem Begräbnis ihres Mannes aus der Ferne zusehende Witwe, die Waise, betendes Kind, Naschkätzchen, Willkommen, die feindlichen Nachbarskinder, Hausmütterchen (Berliner [* 26] Nationalgalerie), die junge Mutter, Vorbereitung zum Feste, die Modellpause. Eine dritte Gruppe seiner Gemälde besteht aus Einzelfiguren junger Mädchen oder aus Gruppen von Figuren (die Erwartung, die Liebeserklärung, die heimliche Korrespondenz, die Liebesbriefleserin). Meyers Bilder zeichnen sich durch Anmut, Lieblichkeit und sorgfältige Durchführung aus und erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch als Aquarellmaler ist er zu rühmen. Er starb in Berlin.
14) Leopold von, Klavierspieler, geb. zu Baden [* 27] bei Wien, [* 28] machte, für den Staatsdienst bestimmt, die üblichen Studien, wendete sich dann aber unter Czerny und Fischhof dem Klavierstudium zu. Seine Konzertreisen (seit 1835) führten ihn zunächst nach Rumänien [* 29] und Rußland, wo er bis 1843 blieb; dann ließ er sich zeitweilig in Konstantinopel [* 30] nieder. Spätere Reisen führten ihn durch ganz Europa [* 31] und 1845 nach Amerika, [* 32] von wo er 1847 nach Europa zurückkehrte. Er lebte seitdem in Wien und zuletzt in Dresden, [* 33] wo er starb. Meyer spielte in seinen Konzerten in der Regel eigne Kompositionen, die modern-brillant gehalten und hauptsächlich auf seine Technik berechnet sind.
15) Klaus, Maler, geb. zu Linden bei Hannover, [* 34] besuchte 1875-76 die Kunstschule in Nürnberg, [* 35] dann die Kunstakademie zu München, [* 36] wo er Wagner und Löfftz zu Lehrern hatte. Durch das Beispiel und die Unterweisung des letztern auf das Studium der alten, insbesondere der niederländischen, Meister des 17. Jahrh. gelenkt, eignete er sich schnell eine solche Feinheit des Kolorits und Schärfe der ¶
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Charakteristik an, daß er in der Darstellung einer holländischen Wohnstube mit zwei Figuren in der Tracht des 17. Jahrh. (holländisches Genre, 1882) den besten niederländischen Genremalern gleichkam. Am meisten erinnert dieses Bild an Pieter de Hoogh und van der Meer von Delft, nur daß Meyer statt des goldigen, warmen Tons des erstern mehr einen kühlen, dämmerigen Silberton bevorzugt. Ein zweiter Schritt auf dem Gebiet der Interieurmalerei: aus dem Beghinenkloster (1883), brachte ihm auf der Münchener internationalen Kunstausstellung die große goldene Medaille ein. Auch auf diesem Bild fesseln besonders die außerordentliche Wahrheit der Charakteristik und die überaus subtile malerische Wiedergabe des kühlen Lichts. Er malte ferner: im Quartier, die Klosterschüler, die Kannegießer und seit 1883: musizierende Klosterfrauen, Rauchkollegium, die Würfler (1886, Berliner Nationalgalerie), der Raucher. Er besitzt auch die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung.
Politiker, Volkswirte, Reisende.
16) Joseph, Industrieller, Publizist und Verlagsbuchhändler, Gründer des »Bibliographischen Instituts«, geb. zu Gotha, [* 38] wo sein Vater das Schuhmachergeschäft betrieb, trat 1809 in einem Kolonialwarengeschäft zu Frankfurt [* 39] a. M. in die Lehre, [* 40] nach deren Beendigung er 1813 ins Vaterhaus zurückkehrte, um die merkantile Leitung des inzwischen zu einer fabrikmäßigen Ausdehnung [* 41] gediehenen väterlichen Geschäfts zu übernehmen. Da ihm jedoch dieser Wirkungskreis zu eng ward, wanderte er 1816 nach London, [* 42] wo er anfänglich in einem Handelshaus eine Stellung einnahm, bald aber dem Spekulationsgeschäft für eigne Rechnung oblag.
Nach drei Jahren einer bewegten kaufmännischen Karriere brachten ihn widrige Konjunkturen in Schulden, aus welchen ihn der Vater mit Aufopferung seines Vermögens befreite. Eine auf den Gütern der Herren v. Boyneburg von Meyer gegründete »Gewerbs- und Hilfsanstalt«, welche der dort ansässigen verarmten Weberbevölkerung neue Erwerbsquellen öffnen sollte, ging schon nach drei Jahren durch die Ungunst äußerer Umstände zu Grunde. Meyer kehrte daher nach dem Tod seines Vaters nach Gotha zurück und gab hier ein »Korrespondenzblatt für Kaufleute« heraus, das rasch Verbreitung fand und ihn auf die Bahn litterarischer Unternehmungen führte. Es folgte nun im Henningsschen Verlag zu Gotha seine Bearbeitung von Shakespeare (doch nur »Macbeth«, »Othello« und »Der Sturm« sind aus seiner Feder),
und zugleich begann er eine Übersetzung Scottscher Romane (»Waverley« und »Ivanhoe«) in einer bis dahin ungewohnt billigen Ausgabe. In eignem Verlag erschienen 1825 die englische belletristische Zeitschrift »Meyer's British Chronicle« und ein »Handbuch für Kaufleute«. Mit diesen Unternehmungen hatte Meyer dem lieferungsweisen Erscheinen größerer Werke und somit dem Subskriptionswesen, einer in Deutschland [* 43] noch unbekannten buchhändlerischen Vertriebsmethode, so erfolgreich Bahn gebrochen, daß er die Idee faßte, ein großes Verlagsgeschäft auf diesen Prinzipien zu begründen. So entstand das Bibliographische Institut, aus dessen Pressen zunächst vier verschiedene Ausgaben der ältern deutschen Klassiker in geschickter Auswahl hervorgingen und in Hunderttausenden von Exemplaren abgesetzt wurden. Im Herbst 1828 siedelte Meyer mit seinem Geschäft nach Hildburghausen [* 44] über, das fortan sein Wohnsitz blieb.
Das bewegungsvolle Jahr 1830 rief ihn, der an den öffentlichen Angelegenheiten den regsten Anteil nahm, auf das politische Gebiet. Zwar wurde das von ihm gegründete politische Blatt [* 45] »Der Volksfreund« wegen seiner freisinnigen Ansichten bald unterdrückt; aber er schuf sich sogleich ein andres Organ, welches durch die Kühnheit, Kraft [* 46] und Originalität seiner Darstellung weltbekannt geworden ist, das Bilderwerk »Universum«. Das Werk zählte in den 30er Jahren über 80,000 Abonnenten und erschien zeitweilig in zwölf Sprachen.
Zensur und Verbote schmälerten wohl den Absatz, vermochten aber nicht den Geist des Werkes mit den herrschenden Staatsmaximen in Einklang zu bringen. Von den zahlreichen Unternehmungen des Bibliographischen Instituts, die alle Meyers Wahlspruch: »Bildung macht frei!« folgten, sind zu nennen: Ausgaben der griechischen und römischen Autoren (unvollendet),
die verschiedensten Ausgaben der Bibel, [* 47] die Meyer in Millionen von Exemplaren verbreitete, der »Familientempel«, ein Andachtsbuch, die »Bibliothek der Kanzelberedsamkeit«, die neuen und erweiterten Ausgaben der deutschen Klassiker (»Familienbibliothek«, »Groschenbibliothek«, »Nationalbibliothek«),
die »Volksbibliothek für Naturkunde«, die »Geschichtsbibliothek« und das »Große Konversations-Lexikon« in 52 starken Oktavbänden mit Tausenden von Bildern und Karten. Daran schlossen sich mehrere geographische Werke, größere und kleinere Kartensammlungen und ein reichhaltiger Kunstverlag, welcher klassische Kunstwerke, durch namhafte Stecher, wie Amsler, Barth, Fr. Müller, Felsing, Lorrichon, Krüger, Neureuther, Rahl, Schuler, Wagner u. a., vervielfältigt, ebenso zum Gemeingut machen sollte, wie es Meyer mit den klassischen Schriftwerken gelungen war.
Ende der 30er Jahre, mit dem ersten Erwachen des Interesses am Eisenbahnbau [* 48] in Deutschland, erfaßte er die Idee eines »zentraldeutschen Eisenbahnnetzes«, welche auch 1837 durch Aktienzeichnung realisiert wurde, aber an der Konzessionsverweigerung einer der beteiligten Regierungen (Hannover) scheiterte. Einmal der industriellen Thätigkeit zugewandt, strebte Meyer durch Aufdecken von Mineralschätzen im Bereich seines Heimatslandes dessen gesunkene Industrie neu zu beleben, und es gelang seiner Energie und Ausdauer, durch langwierige und kostspielige Versuche reichhaltige Steinkohlen- und Braunkohlenwerke, Eisen-, Kupfer- und Silberminen, Kobalt- und Nickelgruben etc. nachzuweisen und zu erwerben.
Übergroße Anstrengungen warfen ihn 1842 auf ein langwährendes schweres Krankenlager, von dem er nur erstand, um ein neues großartiges Unternehmen ins Leben zu rufen, das ihm von dem patriotischen Gedanken eingegeben ward, die deutsche Eisenindustrie von der damals allein mächtigen Fremdherrschaft zu emanzipieren und sein engeres Vaterland, Thüringen, zum Sitz und Ausgangspunkt dieser Industrieblüte zu machen. Reichlich vorbereitet und mit allen Faktoren zur Ausführung dieser Absicht in der Hand, [* 49] trat er 1845 mit seinem Plan der Neuhäuser Deutschen Eisenbahnschienenkompanie an die Öffentlichkeit und begann, auf patriotische Unterstützung und seinen Genius vertrauend, den Bau der Neuhäuser Eisen- und Kohlenwerke. Die Revolution von 1848 aber brachte das halbfertige Unternehmen ins Stocken. Trotz der materiellen Nachteile, die sie ihm zufügte, fand die deutsche Erhebung als einen ihrer begeistertsten Anhänger, wie er es denn war, der zuerst die Wünsche des Volkes in einer »Reformadresse« an den Landesfürsten formulierte. Die darauf folgenden Jahre der Reaktion fanden auch ihn unter den Verfolgten, und ein Preßvergehen hatte er im Gefängnis zu büßen. ¶