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1852). Auch gründete er in Gemeinschaft mit Dunker die seit 1846 ununterbrochen erschienenen, oft durch Beiträge Meyers bereicherten »Palaeontographica« (Kass., seit Meyers Tod redigiert von Dunker und Zittel). 1863 ward Meyer Bundestagskassierer, trat aber 1866 in den Ruhestand. Er starb
Vgl. Zittel, Denkschrift auf Meyer (Münch. 1870).
4) Jürgen Bona, philosoph. Schriftsteller, geb. zu Hamburg, [* 2] studierte in Bonn [* 3] und Berlin [* 4] Naturwissenschaften und Philosophie, ward 1862 Privatdozent der Philosophie und Lehrer derselben an der Kriegsakademie zu Berlin, 1868 ordentlicher Professor der Philosophie zu Bonn, wo er noch wirkt. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »De principiis Aristotelis in distributione animalium adhibendis« (Berl. 1854);
»Aristoteles' Tierkunde« (das. 1855);
»Die Idee der Seelenwanderung« (Hamb. 1861);
»Über Fichtes Reden an die deutsche Nation« (das. 1862);
»Kants Psychologie, dargestellt und erörtert« (Berl. 1869);
»Philosophische Zeitfragen. Populäre Aufsätze« (Bonn 1870, 2. Aufl. 1874);
»Schopenhauer als Mensch und Denker« (Berl. 1872);
»Weltelend und Weltschmerz« (Bonn 1872);
»Zum Bildungskampf unsrer Zeit« (das. 1875);
»Leitfaden zur Geschichte der Philosophie« (das. 1882);
»Probleme der Lebensweisheit« (Berl. 1887).
Meyer hat sich vornehmlich um die Würdigung des Aristoteles als Naturforscher, um die Kenntnis der französischen Philosophie in Deutschland [* 5] sowie um pädagogische, Schul- und Universitätsreformen Verdienste erworben.
5) Julius, Kunstschriftsteller, geb. zu Aachen, [* 6] ward in Mannheim [* 7] gebildet, bezog 1848 die Universität Göttingen, [* 8] lebte dann einige Zeit in Paris [* 9] und trieb in Heidelberg [* 10] von 1852 an vornehmlich philosophische und litterarische Studien. 1859 siedelte er nach München [* 11] über, widmete sich hier immer mehr dem Kunststudium und trat 1861 in den »Grenzboten« mit den ersten Artikeln über moderne Kunst auf. Im Herbst 1872 ward er als Direktor der königlichen Gemäldegalerie nach Berlin berufen und später daselbst zum Geheimen Regierungsrat und Professor ernannt. Meyer hat verschiedene Reisen durch Frankreich, Italien, [* 12] Deutschland und Österreich [* 13] gemacht. Er schrieb: »Geschichte der modernen französischen Malerei« (Leipz. 1866-67);
»Correggio« (das. 1871).
Auch leitete er eine Zeitlang die Redaktion der neuen Ausgabe des Naglerschen »Künstlerlexikons« und gab den Katalog der Gemäldegalerie des Berliner [* 14] Museums (2. Aufl., Berl. 1883) heraus.
6) Lothar, Chemiker, geb. zu Varel a. d. Jade, studierte Medizin in Zürich, [* 15] Würzburg [* 16] und Heidelberg und zeigte hier 1857, daß die Aufnahme des Sauerstoffs ins Blut durch chemische Affinität des Blutfarbstoffs bedingt sei. 1856 ging er nach Königsberg, [* 17] wo er eine Untersuchung über die Wirkung des Kohlenoxyds auf Blut ausführte. 1858 erwarb er zu Breslau [* 18] den philosophischen Doktorgrad, habilitierte sich dort als Dozent für Chemie und Physik und übernahm 1859 die Leitung des chemischen Laboratoriums im physiologischen Institut. 1866 ging er als Professor für verschiedene Naturwissenschaften an die Forstakademie nach Eberswalde, [* 19] 1868 als Professor der Chemie am Polytechnikum nach Karlsruhe, [* 20] 1876 in gleicher Eigenschaft an die Universität Tübingen [* 21] und 1885 nach Göttingen. Meyer hat besonders die allgemeinen Gesetze zu erforschen gesucht, welche den Chemismus des Stoffes regieren. Er lieferte Untersuchungen über die Beziehungen der spezifischen Wärme [* 22] zum Atom- und Molekulargewicht, über das Avogadrosche Gesetz, über Isomorphismus zwischen salpetersaurem Natron und kohlensaurem Kalk, über unvollständige Verbrennung und besonders über die Natur der chemischen Elemente, wobei er die Eigenschaften der Elemente als periodische Funktionen der Atomgewichte darzustellen suchte. »Die modernen Theorien der Chemie« (5. Aufl., Bresl. 1884) sind als ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Auffassung der Chemie als der Wissenschaft einer besondern Bewegungsart des Stoffes zu betrachten. Mit Seubert gab er heraus: »Die Atomgewichte der Elemente, aus den Originalzahlen neu berechnet« (Leipz. 1883).
7) Leo, Sprachforscher, geb. zu Bledeln bei Hannover, [* 23] studierte 1849-53 in Göttingen, darauf in Berlin, habilitierte sich 1856 in Göttingen, wurde 1862 außerordentlicher Professor daselbst, 1865 ordentlicher Professor der deutschen und vergleichenden Sprachkunde in Dorpat [* 24] und 1877 zum Wirklichen Staatsrat ernannt. Meyer hat sich besonders auf dem Gebiet der vergleichenden Sprachwissenschaft Verdienste erworben. Er veröffentlichte: »Der Infinitiv der Homerischen Sprache« [* 25] (Götting. 1856);
»Bemerkungen zur ältesten Geschichte der griechischen Mythologie« (das. 1857);
»Gedrängte Vergleichung der griechischen und lateinischen Deklination« (Berl. 1862);
»Vergleichende Grammatik der griechischen und lateinischen Sprache« (das. 1861-1865, 2 Bde.; 2. Aufl., Bd. 1, 1882-84);
»Griechische Aoriste« (das. 1879);
»An im Griechischen, Lateinischen und Gotischen« (das. 1880);
»Über die Flexion der Adjektiva im Deutschen« (das. 1863);
»Die gotische Sprache, ihre Lautgestaltung insbesondere im Verhältnis zum Altindischen, Griechischen und Lateinischen« (das. 1869);
»Livländische Reimchronik« (Paderb. 1876) und zahlreiche Beiträge zu Zeitschriften etc., besonders über Etymologien.
8) Paul, franz. Litterarhistoriker, geb. zu Paris, besuchte die École des chartes, wurde 1863 Kustos der Manuskripte der großen Bibliothek in Paris, 1865 Archivar am Reichsarchiv, 1872 Sekretär [* 26] an der École des chartes und 1876 Professor am Collège de France. Seine Studien richteten sich besonders auf die Erforschung der südfranzösischen Sprache und Poesie. Er schrieb: »Recherches sur les auteurs de la Chanson de la croisade albigeoise« (1866);
»Recherches sur l'épopée française« (1867);
»Le [* 27] salut d'amour dans les littératures provençale et française« (1867) und die preisgekrönte Schrift »Mémoire sur l'étude des dialectes de la langue d'oc au moyen-âge« (1874).
Auch gab er eine Anzahl altfranzösischer Werke mit Erläuterungen heraus, z. B.: »Guillaume de la Barre, roman d'aventures d'Arnaud Vidal de Castelnaudary« (1868);
»La Chanson de la croisade contre les Albigeois« (1875-79, 2 Bde.);
»Daurel et Beton« (1881);
»Girart de Roussillon« (1884);
ferner die »Bibliothèque française du moyen-âge« (1882-85, 3 Bde.) sowie den »Recueil d'anciens textes bas-latins, provençaux et français« (1874-77, 2 Tle.) u. a.
Dichter, Schriftsteller.
9) Friedrich Ludwig Wilhelm, Schriftsteller, geb. zu Harburg, [* 28] erhielt 1785 eine Stelle an der Bibliothek zu Göttingen, lebte seit 1789 mehrere Jahre auf Reisen in England, Frankreich und Italien und starb auf seinem Gut Großbramstedt in Holstein. Außer vergessenen Schau- und Lustspielen schrieb er die vortreffliche Biographie des Schauspieldirektors F. L. Schröder (Hamb. 1819, ¶
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2 Bde.; 2. Aufl. 1823).
Vgl. »Zur Erinnerung an Meyer«, Lebensskizze nebst Briefen (Braunschw. 1847).
10) Friedrich Johann Lorenz, Schriftsteller, geb. zu Hamburg, studierte in Göttingen, war Mitglied der Deputation von Lübeck [* 30] und Hamburg, welche 1796 an das französische Direktorium, sowie derjenigen, welche 1801 an den Ersten Konsul gesandt wurde, machte außerdem viele Reisen und starb Von seinen Schriften machten besonders die »Darstellungen aus Italien« (Berl. 1792) und »Fragmente aus Paris« (Hamb. 1798, 2 Bde.) von sich reden. Ihnen folgten: »Briefe aus der Hauptstadt u. dem Innern Frankreichs« (Tübing. 1803, 2 Bde.);
»Darstellungen aus Norddeutschland« (Hamb. 1816);
»Darstellungen aus Rußlands Kaiserstadt und ihrer Umgegend« (das. 1826) u. a.
11) Friedrich, genannt Meyer von Waldeck, [* 31] Schriftsteller, geb. zu Arolsen, [* 32] studierte zuerst Bergwissenschaft in Klausthal, dann Philologie in Berlin, ging als Hauslehrer nach Kurland [* 33] und 1852 nach Petersburg, [* 34] wo ihm von der Akademie der Wissenschaften die Redaktion der »Deutschen St. Petersburger Zeitung« anvertraut wurde, die er 22 Jahre lang führte. Seit 1853 auch Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der Universität, nahm er 1874 seine Entlassung und siedelte nach Heidelberg über, wo er sich 1880 als Dozent für germanistische Wissenschaft habilitierte. Seinen poetischen Jugendarbeiten: »Die Paria« (Berl. 1843),
»Bilder aus dem Bergmannsleben« (das. 1844),
»Blätter aus dem Gedenkbuch eines Bergmanns« (Mitau [* 35] 1854) folgten die mehrfach aufgeführten Dramen: »Der Feind vor Odessa« [* 36] (1854),
»Der Pate des Kardinals« (1855),
»Ganz was Aparts« (1869),
»Die Erbin von Glengerry« (Leipz. 1866),
»Childerich« (das. 1872) und zwei Jahrgänge eines poetischen Jahrbuchs: »Schneeflocken aus Rußland« (das. 1857-1858). Außerdem gab er aus dem Feuilleton der »Petersburger deutschen Zeitung« die Sammelwerke: »Magazin für die Kunde des geistigen und sittlichen Lebens in Rußland« (Petersb. 1853-55, 3 Bde.) und »Belletristische Blätter aus Rußland« (das. 1853 bis 1855, 3 Bde.) heraus und schrieb neuerdings: »Goethes Märchendichtungen« (Heidelb. 1879) und »Rußland. Einrichtungen, Sitten und Gebräuche« (Leipz. 1886).
12) (Meyer-Ziegler) Konrad Ferdinand, schweiz. Dichter und Erzähler, geb. zu Zürich, studierte daselbst Philologie und Geschichte, hielt sich längere Zeit in Lausanne [* 37] und Paris auf, bereiste wiederholt Italien, ließ sich dann zu Seehof-Meilen bei Zürich nieder und erwarb 1877 eine Besitzung zu Kilchberg bei Zürich, die er noch jetzt bewohnt. Er veröffentlichte: »Balladen« (Leipz. 1867);
»Romanzen und Bilder« (das. 1871);
die idyllisch-epischen Dichtungen: »Huttens letzte Tage« (das. 1872, 6. Aufl. 1887, sein poetisches Hauptwerk) und »Engelberg« (das. 1872, 2. Aufl. 1886);
die Novelle »Das Amulett« (das. 1873, 3. Aufl. 1882);
den Roman »Jürg Jenatsch« (das. 1876, 10. Aufl. 1887),
eine Geschichte aus dem sturmbewegten Leben der Republik Bünden im 17. Jahrh., durch farbenvolle und lebendige Episoden ausgezeichnet;
»Der Heilige«, Novelle (das. 1880, 7. Aufl. 1887),
eine der vollendetsten und stimmungsvollsten historischen Erzählungen der neuern deutschen Litteratur;
ferner: »Gedichte« (das. 1882, 3. Aufl. 1887);
die Erzählungen: »Der Schuß von der Kanzel« (3. Aufl., das. 1882),
»Plautus im Nonnenkloster« (das. 1882),
»Gustav Adolfs Page« (das. 1883),
»Die Leiden [* 38] eines Knaben« (2. Aufl., das. 1884),
»Die Hochzeit des Mönchs« (3. Aufl., das. 1886),
»Die Richterin« (das. 1885),
»Novellen« (das. 1885, 2 Bde.),
»Die Versuchung des Pescara« (das. 1887).
Vgl. Reitler, Konrad Ferdinand Meyer (Leipz. 1885). -
Ein andrer Konrad Meyer, geb. zu Winkel [* 39] im Kanton Zürich [* 40] jetzt in Zürich wohnhaft, veröffentlichte: »Gedichte in schweizerischer Mundart« (Zür. 1844; 2. Ausg., Basel [* 41] 1860);
»Die Jungfrau von Orléans«, [* 42] Heldengedicht (Zür. 1854);
»Lieder der Armut« (das. 1856);
»Die Schulreise«, Preisschrift (das. 1857, 3. Aufl. 1880), u. a.
Maler, Musiker.
13) Johann Georg, Maler, geb. zu Bremen, [* 43] daher Meyer von Bremen genannt, bildete sich seit 1834 zu Düsseldorf [* 44] bei Sohn und Schadow, malte seit 1841 daselbst im eignen Atelier und siedelte 1853 nach Berlin über. Er behandelte anfangs biblische Stoffe, wie Elias in der Wüste, den Weheruf Christi über Jerusalem, [* 45] Abraham mit Sara, den Tod Mosis, seit 1842 aber Szenen aus dem Volksleben, besonders dem hessischen, später vorwiegend Szenen aus dem Familienleben, die er bald heiter, bald elegisch auffaßte: das Jubiläum eines hessischen Pfarrers (1843), der Weihnachtsabend, die Wochenstube, das Blindekuhspiel, die Heimkehr des Kriegers, die Überschwemmung (1846), die reuige Tochter (1852, Kunsthalle zu Bremen).
Seit seiner Übersiedelung nach Berlin malte er mit Vorliebe und zuletzt fast ausschließlich Szenen aus dem Kinderleben, welches er mit gemütvollem Humor auffaßte. Seine bedeutendsten Bilder dieser Gattung sind: ein Märchen erzählendes Mädchen, die Blindekuh spielenden Kinder, das bescherende Christkindlein unter Kindern, an einem Bach ausruhende Kinder, Großvater und Enkelin, das jüngste Brüderchen, die dem Begräbnis ihres Mannes aus der Ferne zusehende Witwe, die Waise, betendes Kind, Naschkätzchen, Willkommen, die feindlichen Nachbarskinder, Hausmütterchen (Berliner Nationalgalerie), die junge Mutter, Vorbereitung zum Feste, die Modellpause. Eine dritte Gruppe seiner Gemälde besteht aus Einzelfiguren junger Mädchen oder aus Gruppen von Figuren (die Erwartung, die Liebeserklärung, die heimliche Korrespondenz, die Liebesbriefleserin). Meyers Bilder zeichnen sich durch Anmut, Lieblichkeit und sorgfältige Durchführung aus und erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch als Aquarellmaler ist er zu rühmen. Er starb in Berlin.
14) Leopold von, Klavierspieler, geb. zu Baden [* 46] bei Wien, [* 47] machte, für den Staatsdienst bestimmt, die üblichen Studien, wendete sich dann aber unter Czerny und Fischhof dem Klavierstudium zu. Seine Konzertreisen (seit 1835) führten ihn zunächst nach Rumänien [* 48] und Rußland, wo er bis 1843 blieb; dann ließ er sich zeitweilig in Konstantinopel [* 49] nieder. Spätere Reisen führten ihn durch ganz Europa [* 50] und 1845 nach Amerika, [* 51] von wo er 1847 nach Europa zurückkehrte. Er lebte seitdem in Wien und zuletzt in Dresden, [* 52] wo er starb. Meyer spielte in seinen Konzerten in der Regel eigne Kompositionen, die modern-brillant gehalten und hauptsächlich auf seine Technik berechnet sind.
15) Klaus, Maler, geb. zu Linden bei Hannover, besuchte 1875-76 die Kunstschule in Nürnberg, [* 53] dann die Kunstakademie zu München, wo er Wagner und Löfftz zu Lehrern hatte. Durch das Beispiel und die Unterweisung des letztern auf das Studium der alten, insbesondere der niederländischen, Meister des 17. Jahrh. gelenkt, eignete er sich schnell eine solche Feinheit des Kolorits und Schärfe der ¶