mehr
fast in der Mitte einer ausgebreiteten
Ebene, des
Thals von Tenochtitlan oder Mexiko
,
[* 2] 2282 m ü. M. und 4 km westlich
vom Tezcucosee, an der
Stelle des alten Tenochtitlan der
Azteken, der von
Cortez eroberten und dem Erdboden gleichgemachten
prachtvollen
Residenz
Montezumas, welche damals eine weit größere
Bevölkerung
[* 3] und gegen 2000
Tempel
[* 4] hatte.
Die
Dämme, welche das alte Tenochtitlan nach dem
See abschlossen, dienen jetzt als
Straßen, schützen aber auch noch vor den
Überschwemmungen desselben.
Zwei schiffbare, noch aus der Aztekenzeit stammende
Kanäle verbinden die Stadt
mit den
Seen von
Tezcuco und
Chalco (s. d.) und
vermitteln die Zufuhr von
Gemüsen,
Früchten und
Blumen. Das Trinkwasser wird durch zwei großartige
Wasserleitungen
zugeführt und durch Wasserträger (aguadores) für die vornehmern Haushaltungen hereingetragen und verkauft. Mexiko
bildet
ein nicht ganz regelmäßiges
Viereck
[* 5] und gilt (namentlich unter Berücksichtigung der großartigen Umgebung mit den beiden
Riesenvulkanen
Popocatepetl und
Iztaccihuatl im S.) für eine der schönsten
Städte
Amerikas.
Die Straßen sind kanalisiert, mit Gas oder elektrisch beleuchtet und von Pferdebahnen durchzogen. Sie durchschneiden sich meist im rechten Winkel, [* 6] sind breit, schnurgerade und vollkommen eben. Die Häuser haben flache Dächer und sind durchgängig solid aus Stein und vielfach in reichem Stil gebaut, mit offenen Höfen in der Mitte und mit Balkonen gezierten Fenstern. Die öffentlichen Plätze sind sehr groß und meist von schönen Gebäuden eingefaßt. Der größte ist die Plaza mayor, ein regelmäßiges, schön gepflastertes Viereck von 351 m Länge und 234 m Breite. [* 7]
Sie wird nördlich von der
Kathedrale begrenzt, östlich vom Palacio nacional, südlich vom Palacio municipal
und westlich von einer
Reihe stattlicher, mit
Arkaden und
Kolonnaden versehener Gebäude, unter denen der an der
Stelle der ehemaligen
Residenz des aztekischen
Königs
Montezuma erbaute
Palast der
Familie
Cortez Hervorhebung verdient. Südöstlich von ihm liegt
der Hauptmarktplatz der Stadt
(Plazuela del Volador) mit dem Universitätsgebäude. Unter den öffentlichen Spaziergängen
sind die schönsten die
Alameda, im
NW. der Stadt
, welche durch die Avenida
Juarez mit dem
Paseo
Nuevo oder de Bucareli (mit
Bildsäule
Karls IV.) zusammenhängt, von wo die Calzada de la Reforma, ein
Boulevard mit
Bildsäule des
Kolumbus, nach
Chapultepec führt.
Unter den zahlreichen Kirchen ragt die imposante, der heil. Maria de la Asuncion geweihte Kathedrale hervor, an der Stelle des großen aztekischen Haupttempels (Teokalli) im gotischen Stil gebaut und 1657 vollendet. Die Hauptfassade hat drei mit Reliefs und Statuen geschmückte Portale, zwei Türme und Kuppeln; das Innere enthält eine Menge Kostbarkeiten von großem Wert nebst Gemälden der besten spanischen Meister; an der Westseite ist der berühmte aztekische Kalenderstein eingemauert.
Bemerkenswert sind unter den kirchlichen Zwecken gewidmeten Gebäuden noch das Kloster San Francisco, welches sieben Kirchen und Kapellen in sich faßt; der große Konvent der Dominikaner (in der spätern Zeit als Staatsgefängnis benutzt), die Kirche La Profesa, zum ehemaligen Jesuitenkollegium gehörig, und das schöne Kloster La Merced. Neben den 15 Parochialkirchen gibt es noch sechs dem protestantischen Gottesdienst geweihte Gebäude. Von sonstigen öffentlichen Gebäuden sind die bedeutendsten: die großartige, aus hellgrünem Porphyr erbaute Bergschule (Colegio de mineria);
der Nationalpalast, ehemalige Residenz der Vizekönige, jetzt Wohnung des Präsidenten, Sitz der Ministerien sowie Sitzungslokal des Senats;
das Teatro Iturbide, jetzt Sitzungslokal der Abgeordneten;
die Münze;
der Justizpalast;
die Academia de San Carlos;
Mexiko
zählte 1880: 241,110 Einw., welche zur Hälfte aus
Kreolen, zu 25 Proz. aus
Indianern, im übrigen aus
Mischlingen und
Fremden
(Europäern) bestehen. Während der
Handel große
Reichtümer in Mexiko
zusammenhäuft und die großen mexikanischen
Landeigentümer hier ihre enormen Einkünfte verschwenden, sind ein großer Teil seiner Bewohner sogen.
Leperos, mexikanische
Lazzaroni, welche in unruhigen
Zeiten sehr gefährlich werden können. Ein Lieblingsvergnügen der Mexikaner
sind vor allem
Glücksspiele; namentlich wird das sogen. Montespiel, eine Art
Pharo, in der Hauptstadt
wie im ganzen Land leidenschaftlich getrieben.
Zum
Abhalten von Stierkämpfen hat Mexiko
zwei
Plätze.
Theater
[* 8] gibt es vier größere (darunter das von
Santa Ana) und ebensoviel
kleinere;
Klubs vier, darunter auch ein deutscher. Die
Industrie Mexikos
, wenn auch im
Verhältnis zur
Größe der Stadt
nicht
gerade sehr bedeutend, ist doch immerhin mannigfaltig. Es gibt
Eisengießereien, welche auch
landwirtschaftliche Maschinen
und Geräte liefern, 6
Baumwoll- und 2 Wollfabriken, 5
Ölmühlen, eine
Papiermühle,
Brauereien,
Gerbereien etc.
Andre Hauptartikel
sind:
Möbel,
[* 9]
Seife,
Glas,
[* 10]
Gold- und Silberarbeiten,
Kutschen,
Tabak,
[* 11]
Schokolade.
Hier wäre auch die dem
Staat gehörige Waffenfabrik.
Pulvermühle und
Geschützgießerei zu erwähnen.
Mexiko
steht seit 1873 durch eine
Eisenbahn mit
Veracruz und seit 1884 auch mit
El Paso, an der
Grenze der
Vereinigten Staaten,
[* 12] in
Verbindung. Weitere
Bahnen (z. B. eine nach
San Blas am
Stillen
Ozean) sind noch im
Bau. Von den vielen Wohlthätigkeitsanstalten
stammt die
Mehrzahl noch aus spanischer Zeit. Zu nennen sind hier die drei
Hospitäler von
San Andres,
San
Hipolito und
Juarez
Morelos; zwei
Irrenanstalten, die
Taubstummenanstalt, die Blindenschule, das Findelhaus, das Armenhaus und
eine Entbindungsanstalt.
Sehr zahlreich sind die Bildungsanstalten, wenn man auch nicht mehr mit
Humboldt sagen kann: »keine von allen
Städten des
Neuen
Kontinents ist im
Besitz so großer und fest gegründeter wissenschaftlicher Anstalten als die Hauptstadt
von Mexiko«
An der
Spitze steht die bereits 1551 gegründete
Universität;
ihr schließen sich an die Bergschule, eine Rechtsschule, eine medizinische Schule, die landwirtschaftliche Schule, eine Handelsschule, eine Militärakademie (in Tacabuya) und ein Lehrerseminar, eine Kunstakademie mit Gemäldesammlung (Academia de San Carlos), ein Konservatorium der Musik und eine höhere Töchterschule.
Die Nationalbibliothek besitzt 100,000
Bände; außerdem bestehen eine
Volksbibliothek und eine juristische
Bibliothek. Sonst sind noch zu nennen das Nationalmuseum (mit mexikanischen Altertümern), die Nationalsternwarte (in
Chapultepec) und mehrere
gelehrte Gesellschaften für
Naturwissenschaften, Geschichte,
Geographie und
spanische Sprache.
Es erscheinen 36
Zeitungen (13 täglich) und 21 wissenschaftliche
Zeitschriften; die Stadt
hat 20 Druckereien und ist Sitz
eines deutschen
Konsuls. - Im Bundesdistrikt Mexiko
liegen noch die
Orte
Chapultepec,
Guadalupe Hidalgo,
Tacubaya und Tlápam ^[richtig:
Tlálpam, heute Tlalpan].