Durch seine standhafte
Ausdauer hatte
Juarez und mit ihm die liberale
Partei gesiegt. Im
Dezember 1867 wurde er bis 1871 und 1871 bis 1875 von
neuem zum
Präsidenten gewählt. Die innern
Kämpfe ruhten jedoch nicht, denn wenn auch sein Gegner, derGeneralJesusGonzales Ortega, im
August 1868 sich unterwarf, so fanden doch schon in den nächsten
Jahren neue
Aufstände statt; auch
der alte
Santa Anna hatte sich 1867 wieder geregt. Diese
Unruhen wurden indessen meistens unterdrückt, oft mit blutiger Strenge.
Doch im
November 1876 gelang es Porfirio
Diaz nach wiederholten vergeblichen Empörungsversuchen, die Hauptstadt Mexiko zu erobern,
Lerdo zu stürzen und sich im
Februar 1877 zum
Präsidenten wählen zu lassen. Derselbe errichtete zunächst
ein ansehnliches stehendes
Heer, das allerdings drei
Viertel der Staatseinkünfte verschlang, wodurch die Regelung der
Finanzen
erschwert wurde, war aber nun im stande, die öffentliche
Ruhe und die
Autorität der Behörden wirksam aufrecht zu erhalten.
Die
Verfassung beobachtete er streng, gab durch die Herstellung des Vertrauens zum innern
FriedenHandel
und
Gewerbe einen Aufschwung und erhöhte durch
Revision des
Zolltarifs und Unterdrückung des Schmuggels die
Einnahmen. Der
Bau vonEisenbahnen wurde in beträchtlichem
Umfang begonnen, und zahlreiche Amerikaner wanderten mit ihrem Unternehmungsgeist
und ihren Kapitalien ein. Auf
Diaz folgte sein ihm gleich gesinnter
FreundGonzales als
Präsident,
ohne daß eine
Störung des öffentlichen
Friedens dabei stattfand.
Gonzales entsprach freilich nicht den gehegten Erwartungen, indem er nicht nur selbst sich
Bestechungen und
Unterschlagungen
zu schulden kommen ließ, sondern auch die meisten
Ämter mit habgierigen
Menschen besetzte. Für die Besserung der
Finanzen und die
Hebung
[* 6] von
Handel und
Gewerbe geschah nichts.
Diaz, der am wieder
Präsident wurde, sah sich daher genötigt,
die
Zölle übermäßig zu erhöhen und neue
Anleihen aufzunehmen, ferner
Gonzales und Genossen anklagen zu lassen, wodurch
er diese zu Aufstandsversuchen reizte.
einer der
Staaten der mexikan. Bundesrepublik, bei Einschluß der Bundeshauptstadt nach
Bevölkerung,
[* 7]
Industrie
und
Handel der wichtigste Teil derselben, grenzt gegen N. an
Hidalgo, gegen O. an
Tlaxcala und
Puebla, gegen
S. an
Morelos und
Guerrero und gegen
W. an
Michoacan und
Queretaro und hat einen Flächengehalt von 21,460 qkm (389,7 QM.)
mit (1882) 710,579 Einw. Das Gebiet gehört ganz dem mexikanischen
Hochland an und besteht aus einem
Plateau, über welches sich im O. und S.
Gebirge von bedeutender
Höhe
erheben, z. B. der Nevado de
Toluca (4570
m) und im südöstlichen
Winkel
[* 8] der
Popocatepetl (5422 m). In der Mitte des
Landes liegen
die vier
Seen der
Ebene von Tenochtitlan, nämlich die von
Chalco,
Tezcuco (2280 m), Cristoval und Zumpango.
GrößereFlüsse
[* 9] gibt es nicht. Das
Klima
[* 10] des
Landes läßt alle Kulturgewächse der gemäßigten
Zonen beider
Hemisphären gedeihen
und gestattet an günstigen
Stellen auch den Anbau derjenigen der heißen
Zone. Wo auf den
HochebenenWasser zur
Bewässerung
der
Felder vorhanden ist, sind diese größtenteils sehr fruchtbar. Die
Gebirge tragen zum Teil schöne
Wälder. Wichtig sind
Ackerbau,
Industrie und
Handel, für welch letztern die Bundeshauptstadt Mexiko einen beherrschenden Zentralpunkt
bildet, indem die Haupthandelshäfen des
Landes vornehmlich nur Importplätze für den großen
Markt der Hauptstadt bilden.
die Hauptstadt der gleichnamigen. Bundesrepublik, bildet mit dem Umkreis von 2 spanischen
Meilen jetzt den
direkt unter der
Bundesregierung stehenden Bundesdistrikt (Distrito federal), der auf 1200 qkm (21,8 QM.)
im J. 1882: 426,804 Einw. (in der Stadt selbst 300,000) zählte. Die Stadt liegt
¶
mehr
fast in der Mitte einer ausgebreiteten Ebene, des Thals von Tenochtitlan oder Mexiko, 2282 m ü. M. und 4 km westlich
vom Tezcucosee, an der Stelle des alten Tenochtitlan der Azteken, der von Cortez eroberten und dem Erdboden gleichgemachten
prachtvollen ResidenzMontezumas, welche damals eine weit größere Bevölkerung und gegen 2000 Tempel
[* 17] hatte.
Die Dämme, welche das alte Tenochtitlan nach dem See abschlossen, dienen jetzt als Straßen, schützen aber auch noch vor den
Überschwemmungen desselben.
Zwei schiffbare, noch aus der Aztekenzeit stammende Kanäle verbinden die Stadt mit den Seen von Tezcuco und Chalco (s. d.) und
vermitteln die Zufuhr von Gemüsen, Früchten und Blumen. Das Trinkwasser wird durch zwei großartige Wasserleitungen
zugeführt und durch Wasserträger (aguadores) für die vornehmern Haushaltungen hereingetragen und verkauft. Mexiko bildet
ein nicht ganz regelmäßiges Viereck
[* 18] und gilt (namentlich unter Berücksichtigung der großartigen Umgebung mit den beiden
Riesenvulkanen Popocatepetl und Iztaccihuatl im S.) für eine der schönsten StädteAmerikas.
Die Straßen sind kanalisiert, mit Gas oder elektrisch beleuchtet und von Pferdebahnen durchzogen. Sie durchschneiden sich meist
im rechten Winkel, sind breit, schnurgerade und vollkommen eben. Die Häuser haben flache Dächer und sind durchgängig solid
aus Stein und vielfach in reichem Stil gebaut, mit offenen Höfen in der Mitte und mit Balkonen gezierten
Fenstern. Die öffentlichen Plätze sind sehr groß und meist von schönen Gebäuden eingefaßt. Der größte ist die Plaza
mayor, ein regelmäßiges, schön gepflastertes Viereck von 351 m Länge und 234 m Breite.
[* 19]
Sie wird nördlich von der Kathedrale begrenzt, östlich vom Palacio nacional, südlich vom Palacio municipal
und westlich von einer Reihe stattlicher, mit Arkaden und Kolonnaden versehener Gebäude, unter denen der an der Stelle der ehemaligen
Residenz des aztekischen KönigsMontezuma erbaute Palast der FamilieCortez Hervorhebung verdient. Südöstlich von ihm liegt
der Hauptmarktplatz der Stadt (Plazuela del Volador) mit dem Universitätsgebäude. Unter den öffentlichen Spaziergängen
sind die schönsten die Alameda, im NW. der Stadt, welche durch die Avenida Juarez mit dem PaseoNuevo oder de Bucareli (mit BildsäuleKarls IV.) zusammenhängt, von wo die Calzada de la Reforma, ein Boulevard mit Bildsäule des Kolumbus, nach Chapultepec führt.
Unter den zahlreichen Kirchen ragt die imposante, der heil. Maria de la Asuncion geweihte Kathedrale hervor,
an der Stelle des großen aztekischen Haupttempels (Teokalli) im gotischen Stil gebaut und 1657 vollendet. Die Hauptfassade
hat drei mit Reliefs und Statuen geschmückte Portale, zwei Türme und Kuppeln; das Innere enthält eine Menge Kostbarkeiten von
großem Wert nebst Gemälden der besten spanischen Meister; an der Westseite ist der berühmte aztekische
Kalenderstein eingemauert.
Bemerkenswert sind unter den kirchlichen Zwecken gewidmeten Gebäuden noch das KlosterSan Francisco, welches sieben Kirchen
und Kapellenin sich faßt; der große Konvent der Dominikaner (in der spätern Zeit als Staatsgefängnis benutzt), die Kirche
La Profesa, zum ehemaligen Jesuitenkollegium gehörig, und das schöne Kloster La Merced. Neben den 15 Parochialkirchen
gibt es noch sechs dem protestantischen Gottesdienst geweihte Gebäude. Von sonstigen öffentlichen Gebäuden sind die bedeutendsten:
die großartige, aus hellgrünem Porphyr erbaute Bergschule (Colegio de mineria);
Mexiko zählte 1880: 241,110 Einw., welche zur Hälfte aus Kreolen, zu 25 Proz. aus Indianern, im übrigen aus Mischlingen und Fremden
(Europäern) bestehen. Während der Handel große Reichtümer in Mexiko zusammenhäuft und die großen mexikanischen
Landeigentümer hier ihre enormen Einkünfte verschwenden, sind ein großer Teil seiner Bewohner sogen.
Leperos, mexikanische Lazzaroni, welche in unruhigen Zeiten sehr gefährlich werden können. Ein Lieblingsvergnügen der Mexikaner
sind vor allem Glücksspiele; namentlich wird das sogen. Montespiel, eine Art Pharo, in der Hauptstadt
wie im ganzen Land leidenschaftlich getrieben.
Sehr zahlreich sind die Bildungsanstalten, wenn man auch nicht mehr mit Humboldt sagen kann: »keine von allen Städten des
NeuenKontinents ist im Besitz so großer und fest gegründeter wissenschaftlicher Anstalten als die Hauptstadt
von Mexiko« An der Spitze steht die bereits 1551 gegründete Universität;