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Gerichtshofs werden vom Volk auf sechs Jahre gewählt. Die einzelnen Staaten haben je einen Gouverneur, einen Staatskongreß und einen obersten Gerichtshof. Die Finanzen waren bis in die jüngste Zeit in arger Verwirrung. Noch in den fünf Jahren 1880-1885 beliefen sich die Einnahmen auf 137,657,000 Pesos, während die Ausgaben infolge freigebiger Subsidien an Eisenbahngesellschaften 211,621,000 Pesos betrugen. Dagegen schließt das Budget von 1886-1887 bei einer Einnahme von 31,800,000 Pesos und einer Ausgabe von 31,721,742 Pesos mit einem Überschuß ab. Die Kollektivrevenue der einzelnen Staaten betrug 1883: 8,325,635 Pesos.
Die Bundesschuld ist durch ein Gesetz vom und ein Übereinkommen mit den englischen Gläubigern vom reguliert worden und soll im Juni 1887 nur 151,020,600 Pesos betragen haben. Nicht anerkannt sind die im Dezember 1857-60 und bis kontrahierten Schulden. Die neue »Regulierung« läuft allerdings auf einen Staatsbankrott hinaus. Die Armee zählt auf dem Friedensfuß 1741 Offiziere und 18,984 Mann (in 19 Bataillonen, 9 Regimentern Reiterei, 30 Batterien etc.), auf dem Kriegsfuß aber 3700 Offiziere, 160,963 Mann. Die Flotte beschränkt sich auf fünf Kanonenboote. Das Wappen [* 2] von Mexiko [* 3] besteht aus einem Nopal (einer Kaktusart) auf einem Stein, auf dem ein Adler [* 4] mit ausgebreiteten Flügeln, eine Schlange [* 5] tötend, sich niedergelassen hat (s. Tafel »Wappen«). Die Nationalflagge besteht aus drei lotrechten Streifen: grün, weiß und rot, in der Mitte mit dem schwebenden Adler (s. Tafel »Flaggen«). [* 6]
Vgl., außer den Reiseberichten von A. v. Humboldt, Gallatin, Buschmann, Catherwood, Norman u. a. besonders: Mühlenpfordt, Versuch einer getreuen Darstellung der Republik Mexiko (Hannov. 1844, 2 Bde.);
v. Richthofen, Die äußern und innern politischen Zustände der Republik Mexiko (Berl. 1859);
Orozco y Berra, Geografia de las lenguas de Mexiko (Mexiko 1864);
Pimentel, Cuadro descriptivo y comparativo de las lenguas indigenas de Mexiko (2. Aufl., das. 1876, 3 Bde.);
Armin, Das heutige Mexiko (2. Aufl., Leipz. 1869, 2 Bde.);
J. W. ^[Johann Wilhelm] v. Müller, Beiträge zur Geschichte, Statistik und Zoologie von Mexiko (das. 1865);
Ratzel, Aus Mexiko (Bresl. 1878);
Conkling, Mexico and the Mexicans (New York 1883);
Anderson, Mexiko from the material standpoint (das. 1884);
Griffin, Mexico of to-day (das. 1886);
Hamy, Anthropologie du Mexique (Par. 1884-85);
Charnay, Les anciennes villes du nouveau Monde (das. 1885);
»Estadistica de la Republica Mexicana« (Mexiko 1880);
»Diccionario geografico y estadistico de la Republica Mexicana« (das. 1874-76, 5 Bde.);
E. Busto, Estadistica de la Republica Mexicana (das. 1880);
»Boletin de la Sociedad de geografia y estadistica de la Republica Mexicana« (seit 1851);
A. Garcia Cubas, Atlas [* 7] metódico de la Republica Mexicana (Mexiko 1874) und Cuadro geografico descriptivo é historico de los estados unidos mexicanos (das. 1884);
Reiseführer von Hamilton (Lond. 1884), Zaremba, Conkling, Janvier (New York 1887).
Geschichte.
Das weite Ländergebiet, welches man jetzt mit dem Namen Mexiko bezeichnet, war vor der Eroberung durch die Europäer von den Azteken (s. d.) und mehreren ihnen verwandten Völkern (Chichimeken etc.) bewohnt. Sie waren von Norden [* 8] her eingewandert und hatten die frühern Einwohner, die Tolteken, nach Zentralamerika [* 9] und den Inseln verdrängt. 1325 gründeten sie auf Pfählen inmitten von Seen ihre Hauptstadt Tenochtitlan oder Mexiko (von Mexiki, ihrem Kriegsgott), und gestärkt durch einen Bund mit den Akolhuanern oder Tezkukanern (mit der Hauptstadt Tezcuco am Ostufer des Sees), die 1420 unter König Negahualcoyotle ihre höchste Macht erreichten, dehnten sie ihre Herrschaft vom Atlantischen Ozean bis zum Stillen Ozean aus. An ihrer Spitze stand ein König mit unumschränkter Gewalt, wozu immer der tapferste aus der Herrscherfamilie erwählt wurde, ihm zur Seite ein kriegerischer Geburtsadel.
Das zahlreiche Volk wohnte in Städten und Dörfern und hatte einen hohen Grad von Kultur erreicht. Am landete Juan de Grijalva zuerst an der Küste von Mexiko auf einer von Velasquez, dem Statthalter von Cuba, ausgesendeten Entdeckungsfahrt, und 1519 rüstete dieser eine neue Unternehmung aus, um von dem Land Besitz zu nehmen, deren Leitung er Hernando Cortez anvertraute. Dieser landete 20. April bei Veracruz, wo er von dem aztekischen Statthalter freundlich empfangen und auch vom König Montezuma von Mexiko durch eine Gesandtschaft mit fürstlichen Geschenken begrüßt wurde.
Unterstützt von den Totonaken, brach Cortez von der Küste nach dem Innern auf, besiegte den tapfern Widerstand der Tlaxcalaner und bewog darauf ihre Häuptlinge zu einem Bündnis. Da der König von Mexiko nicht den Mut hatte, seinem Vormarsch auf Mexiko selbst mit Waffengewalt entgegenzutreten, zog Cortez in die Hauptstadt ein, bemächtigte sich des Königs und zwang ihn und die angesehensten Fürsten (Kaziken), dem spanischen König als ihrem Oberherrn zu huldigen, wurde aber durch einen furchtbaren Aufstand der in ihrem religiösen Gefühl empfindlich beleidigten Azteken gezwungen, nach Montezumas Tod in der Noche triste Mexiko zu räumen.
Nur mit ungeheuern Verlusten rettete sich Cortez' Heldenschar über den schmalen Damm auf das Festland. Von den Tlaxcalanern allein unterstützt, siegte er 8. Juli über ein großes Aztekenheer bei Otumbo, eroberte Tezcuco, brachte viele aztekische Lehnsfürsten auf seine Seite und begann dann eine regelrechte Belagerung Mexikos, das im August 1521 endlich erobert wurde; die Stadt selbst sowie der größte Teil der Bevölkerung [* 10] gingen dabei zu Grunde. Cortez, zum Statthalter, Oberbefehlshaber und Oberrichter in dem neuen Land ernannt, vollendete nun in kurzer Frist die Unterwerfung des Landes, begann den Wiederaufbau der Hauptstadt, verbreitete das Christentum und trug durch neue Ansiedelungen, Einführung staatlicher und gesetzlicher Ordnungen für die Wiederbelebung friedlicher Kultur Sorge.
Doch verlor er bereits 1526 die Regierung des Landes. Mexiko wurde nun in ein Vizekönigreich Neuspanien (Hispaniola) verwandelt. Das reiche Land ward in rücksichtslosester Weise zum augenblicklichen Vorteil des Mutterlandes ausgebeutet, die Einwohner geknechtet und zu gänzlicher Unwissenheit und Unmündigkeit in staatlicher wie kirchlicher Beziehung verurteilt; der Spanier war im Besitz aller bürgerlichen und kirchlichen Ämter, den Handel mit Europa [* 11] durch den Hafen von Veracruz besorgten einige von der Regierung privilegierte sogen. Registerschiffe. Erst 1778 gestattete Spanien [* 12] mehreren seiner Häfen eine freie Kommunikation mit Mexiko. Die mexikanischen Kreolen durften weder Weinstöcke oder Olivenbäume pflanzen, noch Hanf, Flachs oder Safran bauen, das Land keine andern Erzeugnisse als die des Mutterlandes verbrauchen.
Drei Jahrhunderte hindurch lastete dieser Druck auf dem Land. Als Napoleon I. 1808 die Bourbonen aus Spanien vertrieben hatte, begannen in Mexiko ¶
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Unruhen. Der damalige (56.) Vizekönig, Don José Iturrigaray, reizte dadurch, daß er den reichen, bis jetzt unterdrückten Kreolen gleiche Rechte mit den Spaniern einräumte, die Spanier zu einem Aufstand und ward von diesen gefangen genommen und nach Spanien geschickt. Die spanische Zentraljunta betraute 1810 Francisco Xavier de Venegas mit der Würde eines Vizekönigs von Mexiko. Dieser suchte das Land im Gehorsam gegen die Cortes und die Regentschaft in Cadiz [* 14] zu erhalten, vermehrte aber nur die Unzufriedenheit der Kreolen, und bald bildete sich eine Verschwörung, an deren Spitze der Pfarrer zu Dolores, Don Miguel Hidalgo Castilla, stand. Dieser, von den Indianern unterstützt, eroberte Guanajuato und Valladolid (20. Okt.) und ließ sich zum Generalissimus ernennen, wurde bei Aculco vom General Calleja (7. Nov.) angegriffen und erlitt durch die Flucht der Indianer eine gänzliche Niederlage, die sich bei Guanajuato (24. Nov.) und bei Guadalajara wiederholte, und wurde bald darauf von seinen eignen Genossen den Spaniern ausgeliefert (21. März), die ihn hinrichten ließen. Der Parteigängerkrieg dauerte in den Provinzen zwar fort, und namentlich entwickelte Morelos, der die Südküste beherrschte und sich von einer in Zitacuara errichteten Junta zum Oberfeldherrn über die Revolutionstruppen und später von einem in Oajaca zusammengetretenen Kongreß zum Diktator ernennen ließ, eine bedeutende Macht; doch ward auch er Anfang 1814 durch Llano und den Kreolenobersten Iturbide geschlagen, geriet durch Verrat in die Hände der Spanier und ward kriegsrechtlich erschossen. Da jedoch die Kreolen, die zum Teil Führerstellen in der spanischen Armee bekleideten und zu deren seitherigen Erfolgen viel beigetragen hatten, sich nach wie vor gegen die Altspanier zurückgesetzt sahen und durch die Umwälzung in Spanien 1820 die Geistlichkeit dem Mutterland entfremdet wurde, faßten die gemäßigten Parteien mit Zustimmung des Klerus den sogen. Plan von Iguala (Grito d'Iguala), dem zufolge ein spanischer Prinz den Thron [* 15] eines selbständigen Königreichs Mexiko besteigen sollte.
Das Werkzeug des Klerus, der Oberst Augustin Iturbide, erklärte sich (Januar 1821) zum Generalissimus der nationalen Streitkräfte und brachte in kurzem einen großen Teil von Mexiko ohne Schwertschlag auf seine Seite. Ein königlicher Kommissar, der in Veracruz landete, um an Stelle des von den Spaniern selbst seiner Schwäche wegen abgesetzten Vizekönigs Apodaca die Regierung zu übernehmen, schloß zu Cordova einen Vertrag mit Iturbide, worauf die spanische Besatzung die Hauptstadt räumte und Iturbide (27. Sept.) einzog.
Als die Nachricht einlief, daß die spanischen Cortes den Vertrag von Cordova verworfen hatten, ließ sich Iturbide in der Nacht des 18. Mai als Augustin I. zum Kaiser von Mexiko ausrufen. Die strenge Etikette, die der neue Kaiser annahm, die Finanznot und absolutistische Maßregeln erregten jedoch bald Unzufriedenheit im Volk und selbst unter den Truppen, so daß der General Santa Anna (Santana), früher Freund und Günstling Iturbides, 2. Dez. in Veracruz sich gegen ihn in einem Pronunciamiento für die Republik erhob.
Augustin dankte ab, worauf der Kongreß Mexiko zu einem Freistaat und zu einem Bundesstaat erklärte, dessen Verfassung ins Leben trat. Dieselbe war durchaus der nordamerikanischen nachgebildet. Zum ersten Präsidenten der Republik wurde der General Guadalupe Vittoria erwählt. Die Republik Mexiko ward zuerst von den Vereinigten Staaten, [* 16] sodann von fast allen europäischen Mächten, Spanien ausgenommen, anerkannt; mit dem Fall des Forts San Juan d'Ulloa, das nach langer Belagerung kapitulierte, verlor Spanien den letzten Punkt, den es in Mexiko noch innegehabt.
Jedoch der junge Freistaat sollte zu keiner ruhigen Entwickelung gelangen. Die Parteien, die sich zunächst bekämpften, waren die der Escoceses oder die aristokratisch-kirchliche Partei, die eine reaktionäre, zentralisierende Regierung anstrebte, und die der Yorkinos oder die demokratische, die Anhänger der Konstitution, beide Parteien so genannt nach den rivalisierenden Freimaurerlogen. Als bei der neuen Präsidentenwahl nicht der General Guerrero, als Mestize der Abgott der Patrioten, sondern der Kriegsminister Gomez Pedrazza, ein entschiedener Anhänger der Aristokratie, gewählt wurde, griff Santa Anna, Kommandant des Staats Veracruz, zu den Waffen; [* 17] die Yorkinos erregten in der Hauptstadt einen Aufstand und riefen Guerrero zum Präsidenten aus.
Derselbe ward denn auch vom wieder versammelten Kongreß in dieser Würde bestätigt. Ein Gesetz vom 20. März verbannte hierauf alle Spanier für immer von dem Boden des mexikanischen Gebiets. Am landete ein spanisches Invasionsheer unter General Barradas und bemächtigte sich der Stadt Punta de Jeres, wurde aber von Santa Anna eingeschlossen und zur Kapitulation und Rückkehr nach Havana [* 18] gezwungen. Aber noch in demselben Jahr brach eine Verschwörung gegen Guerrero aus, an deren Spitze sich seine eignen Freunde Bustamente und Santa Anna stellten, und als Guerrero Mexiko verließ, um die Empörer zu bekämpfen, ging die Garnison der Hauptstadt zu denselben über.
Eine provisorische Regierung berief nun den Kongreß, welcher Bustamente zum Präsidenten erwählte. Zwar versuchte Guerrero im Juli 1830, sich wieder an die Spitze der Republik zu stellen; allein mehrmals geschlagen und endlich gefangen, ward er zu Oajaca erschossen. Auch Bustamente beleidigte durch aristokratisches Regiment und besonders durch Aufhebung des Dekrets, welches die Spanier verbannte, das Nationalgefühl der Patrioten und Indianer, und 1832 erhob Santa Anna in Veracruz die Fahne der Insurrektion gegen ihn und den Kongreß, proklamierte Pedrazza als den allein rechtmäßigen Präsidenten und siegte über die Regierungstruppen bei Puebla (1. und Im März 1833 wurden Santa Anna zum Präsidenten und der Arzt Valentin Gomez Farias zum Vizepräsidenten erwählt, dem Santa Anna bald darauf auch die Präsidentschaft übertrug. Da dieser aber mit Energie und Verstand auftrat und die Einziehung der geistlichen Güter ins Auge [* 19] faßte, fiel Santa Anna von ihm ab, stellte sich an die Spitze der Zentralisten und führte nach blutigen Kämpfen eine neue, zentralistische Konstitution ein. Verschiedene Aufstände der Föderalisten in einigen Departements wurden niedergeschlagen, nur Yucatan behauptete bis 1839 eine separatistische Stellung. Diese Ereignisse beschleunigten den Aufstand und den Abfall von Texas (s. d.), das sich für unabhängig erklärte, nachdem Santa Anna von den Texanern bei San Jacinto geschlagen und gefangen worden war. In Mexiko entbrannten nun neue Kämpfe zwischen Santa Annas Anhängern ¶