mehr
waren 1247 Gruben mit 102,240 Arbeitern im Betrieb. Fast alle Hauptbergwerke liegen auf dem Plateau von Anahuac; die Zentralgruppe, eine der silberreichsten Regionen der bekannten Erde, umfaßt die Minendistrikte von Guanajuato, Zacatecas und Catorce, welche über die Hälfte sämtlichen mexikanischen Silbers geliefert haben, und hat einen Flächenraum von 33,600 qkm (610 QM.). Nach Soetbeer sind 1521 bis 1575: 265,040 kg Gold [* 2] und 76,205,400 kg Silber im Wert von 3614 Mill. Pesos gewonnen worden. Zur Ausprägung kamen seit 1537-1884: 104 Mill. Pesos in Gold u. 2828 Mill. Pesos in Silber. In jüngerer Zeit (1880-84) wurden jährlich für 24,650,000 Pesos Silber und 440,600 Pesos Gold geprägt. Außerdem werden gewonnen: Blei [* 3] (vielfach in Verbindung mit Silber), Kupfer, [* 4] Quecksilber, Zink, Eisen [* 5] und Steinkohlen. Diamanten, Opale, Achate und Granaten [* 6] werden gefunden, Petroleum kommt in Oajaca, Durango und Veracruz vor.
[Gewerbe und Handel.]
Die Gewerbthätigkeit
Mexikos hat sich in neuerer Zeit in beachtenswerter
Weise entwickelt, wobei
allerdings die hohen
Schutzzölle wesentlich beigetragen haben.
Puebla und
Guadalajara sind Hauptsitze der
Baumwoll- und Wollenindustrie
geworden, welche 1882 in 99
Fabriken 12,846
Arbeiter beschäftigten (1854 bereits 42
Fabriken mit 10,816 Arbeitern). Außerdem
findet man
Eisengießereien,
Papiermühlen,
Glashütten,
Töpfereien,
Tabaks- und Zigarrenfabriken, Seifensiedereien etc. und
namentlich auch die in
Verbindung mit der
Landwirtschaft stehenden
Korn- und
Ölmühlen,
Brennereien und
Brauereien,
Gerbereien und Zuckersiedereien. Trotz dieser zahlreichen, vielfach von Ausländern ins
Leben gerufenen
Unternehmungen und seiner
reichen natürlichen Hilfsquellen ist Mexiko
[* 7] noch immer vom
Ausland für viele seiner Bedürfnisse abhängig.
Der
Handel ist noch wenig entwickelt, und seine
Entwickelung wird gehemmt durch den Mangel an natürlichen
Straßen
(Flüssen) für die
Verbindung des Innern mit dem
Meer, durch die dürftige
Ausstattung der
Küsten mit natürlichen Häfen
und die ungünstigen klimatischen Verhältnisse der vorhandenen Seehäfen sowie auch durch die schroffe Trennung des innern
Hochlandes von dem
Küstenland. Dazu kommen die 1881 festgesetzten hohen Eingangszölle, wozu außerdem
noch
Staats- u. Gemeindezölle treten, so daß
Waren, die von
Veracruz nach Mexiko
gehen, dreimal verzollt werden müssen. Trotz
dieser ungünstigen Umstände aber ist der Handelsverkehr in jüngerer Zeit bedeutend gestiegen. Es betrug die Einfuhr
1828: 9,947,827
Pesos, 1851: 15,331,000
Pesos, 1874: 28,485,000
Pesos, 1884-85: 35,839,000
Pesos, die Ausfuhr
in denselben
Jahren bez. 15,488,786, 19,990,558, 25,435,000 und 46,553,700
Pesos. Während der jüngsten Jahre bewegte sich
der Handelsverkehr in folgenden
Summen:
Einfuhr | Ausfuhr | Dabei Edelmetalle | |
---|---|---|---|
1881-82: | 39020000 P. | 29082290 P. | 17063765 Pesos |
1882-83: | 38951000 " | 41807590 " | 29628655 " |
1883-84: | 34025000 " | 46725400 " | 33473185 " |
1884-85: | 35839000 " | 46553300 " | 33128190 " |
Bei der Ausfuhr waren 1884-85, außer Edelmetallen, Sisalhanf etc. 4,630,000 Pesos, Häute 1,744,490, Waffen [* 8] 1,107,780, Holz [* 9] 1,015,170, Kampescheholz 608,520, Vanille 470,510, Tabak [* 10] 411,515, Farbstoffe 129,140, Droguen 43,740 und Zucker [* 11] 34,265 Pesos. Die Einfuhr bestand im wesentlichen aus Kleiderstoffen, Eisenwaren, besonders Schießwaffen, Kurzwaren, Maschinen, Möbeln. Den Ländern nach verteilte sich der Handel (1884-85) wie folgt:
Einfuhr | Ausfuhr | |
---|---|---|
Vereinigte Staaten | 8843000 Pesos | 25853000 Peso |
Großbritannien | 7681000 " | 15367280 " |
Frankreich | 13500000 " | 2235458 " |
Deutschland | 3326000 " | 1420605 " |
Spanien | 1190000 " | 1242645 " |
Der Großhandel ist fast ganz in den
Händen fremder, vorzüglich deutscher, Handelshäuser. Die Haupthäfen
sind:
Veracruz und
Tampico am
Golf,
Guaymas,
San Blas und
Acapulco am
Stillen
Ozean. Mexiko
besitzt 421 Seeschiffe und 847 kleine Küstenfahrer.
1884-85 liefen in seine Häfen 4540
Schiffe
[* 12] von 1,995,095
Ton.
Gehalt ein. Für die
Hebung
[* 13] des Binnenverkehrs ist in neuerer
Zeit durch
Straßenbau Sorge getragen worden, aber noch immer ist derselbe im wesentlichen auf unwegsame
Saumpfade angewiesen.
Dahingegen hat das Eisenbahnnetz, namentlich mit Beihilfe amerikanischer Unternehmer, seit 1877 eine bedeutende Ausdehnung [* 14] erreicht, wenn auch in jüngster Zeit im Bau von Eisenbahnen eine Stockung eingetreten ist, weil die finanziellen Kräfte des Landes der Zahlung hoher Subsidien nicht gewachsen sind. Die erste Eisenbahn Mexikos, von Veracruz nach der Hauptstadt, wurde 1843 in Angriff genommen und 1873 eröffnet. Jetzt (1885) bestehen Eisenbahnen in einer Länge von 5762 km, unter welchen die Zentralbahn, von der Hauptstadt nach Paso del Norte (1971 km), die bedeutendste ist.
Nach
Ausbau des bereits konzessionierten
Netzes werden fünf Häfen am
Stillen
Ozean mit dem
Golf von Mexiko
in
Verbindung stehen, nämlich
San Blas mit
Tampico,
Manzanillo,
Acapulco und
Puerto Angel mit
Veracruz, und La Ventura
(Tehuantepec)
mit Coatzacoalco. Diese letztere
Strecke schlägt der
Ingenieur Eads vor für den
Transport belasteter
Schiffe praktikabel zu
machen. Die
Telegraphen
[* 15] hatten 1884 eine
Länge von 31,088 km, und die
Post beförderte 1885: 14 Mill.
Briefe
und
Briefkarten.
Landesmünze ist der Peso zu 100 Centavos, im Wert von 4 Mk. 13 Pf.; 10 Pesos in Gold sind gleich 41 Mk. 32 Pf. Maße und Gewichte sind gesetzlich (seit 1857) die französischen; die neuen Maße behalten die Namen der entsprechenden alten mit dem Zusatz »neu«. Die alten Maße waren die Vara = 0,838 m;
die Legua = 4190 m;
der Estajo oder Almud = 50 Quadratvara = 35,112 qm;
die Cargo (für Getreide) [* 16] = 2 Fanaga à 90,815 Lit.;
die Arroba (für Flüssigkeiten) = 16,133 L.;
die Jarra = 18 Cuartillo = 9,075 L.;
das Libra = 460,063 g;
der Quintal zu 4 Arroba zu 25 Libra.
[Staatliche Verhältnisse.]
Die Verfassung Mexikos, ursprünglich der der Vereinigten Staaten [* 17] nachgebildet (1824), im Lauf der Zeit aber vielfach abgeändert (zuletzt 1857), teilt die oberste Staatsgewalt in drei voneinander unabhängige Körperschaften:
1) die Präsidentschaft, 2) den Kongreß und 3) die Justiz. Die ausübende Gewalt ruht in den Händen des Präsidenten, der auf vier Jahre gewählt wird. Im Fall des Todes oder bei andrer Verhinderung tritt der Präsident des obersten Gerichtshofs, dessen Amtsdauer sechs Jahre währt, als Vizepräsident an seine Stelle. Das Kabinett des Präsidenten setzt sich aus sechs Ministern zusammen. Der Kongreß besteht aus zwei Kammern: dem Senat und der Deputiertenkammer. Die Senatoren, 56 an der Zahl, werden auf vier Jahre gewählt, und zwar entsendet jeder Staat zwei Mitglieder. Die Deputierten werden, an Zahl 227, vom Volk auf zwei Jahre gewählt. Senatoren wie Deputierte beziehen einen Jahresgehalt von 3000 Pesos. Präsident und Vizepräsident des obersten ¶
mehr
Gerichtshofs werden vom Volk auf sechs Jahre gewählt. Die einzelnen Staaten haben je einen Gouverneur, einen Staatskongreß und einen obersten Gerichtshof. Die Finanzen waren bis in die jüngste Zeit in arger Verwirrung. Noch in den fünf Jahren 1880-1885 beliefen sich die Einnahmen auf 137,657,000 Pesos, während die Ausgaben infolge freigebiger Subsidien an Eisenbahngesellschaften 211,621,000 Pesos betrugen. Dagegen schließt das Budget von 1886-1887 bei einer Einnahme von 31,800,000 Pesos und einer Ausgabe von 31,721,742 Pesos mit einem Überschuß ab. Die Kollektivrevenue der einzelnen Staaten betrug 1883: 8,325,635 Pesos.
Die Bundesschuld ist durch ein Gesetz vom und ein Übereinkommen mit den englischen Gläubigern
vom reguliert worden und soll im Juni 1887 nur 151,020,600 Pesos betragen haben. Nicht anerkannt sind die im Dezember
1857-60 und bis kontrahierten Schulden. Die neue »Regulierung« läuft allerdings auf einen Staatsbankrott
hinaus. Die Armee zählt auf dem Friedensfuß 1741 Offiziere und 18,984 Mann (in 19 Bataillonen, 9 Regimentern
Reiterei, 30 Batterien etc.), auf dem Kriegsfuß aber 3700 Offiziere, 160,963 Mann. Die Flotte beschränkt sich auf fünf Kanonenboote.
Das Wappen
[* 19] von Mexiko
besteht aus einem Nopal (einer Kaktusart) auf einem Stein, auf dem ein Adler
[* 20] mit ausgebreiteten
Flügeln, eine Schlange
[* 21] tötend, sich niedergelassen hat (s. Tafel »Wappen«). Die Nationalflagge besteht aus drei lotrechten
Streifen: grün, weiß und rot, in der Mitte mit dem schwebenden Adler (s. Tafel »Flaggen«).
[* 22]
Vgl., außer den Reiseberichten von A. v. Humboldt, Gallatin, Buschmann, Catherwood, Norman u. a. besonders: Mühlenpfordt, Versuch
einer getreuen Darstellung der Republik Mexiko
(Hannov. 1844, 2 Bde.);
v. Richthofen, Die äußern und innern politischen Zustände der Republik Mexiko
(Berl. 1859);
Orozco y Berra, Geografia de las
lenguas de Mexiko
(Mexiko 1864);
Pimentel, Cuadro descriptivo y comparativo de las lenguas indigenas de Mexiko (2. Aufl., das. 1876, 3 Bde.);
Armin, Das heutige Mexiko (2. Aufl., Leipz. 1869, 2 Bde.);
J. W. ^[Johann Wilhelm] v. Müller, Beiträge zur Geschichte, Statistik und Zoologie von Mexiko (das. 1865);
Ratzel, Aus Mexiko (Bresl. 1878);
Conkling, Mexico and the Mexicans (New York 1883);
Anderson, Mexiko from the material standpoint (das. 1884);
Griffin, Mexico of to-day (das. 1886);
Hamy, Anthropologie du Mexique (Par. 1884-85);
Charnay, Les anciennes villes du nouveau Monde (das. 1885);
»Estadistica de la Republica Mexicana« (Mexiko 1880);
»Diccionario geografico y estadistico de la Republica Mexicana« (das. 1874-76, 5 Bde.);
E. Busto, Estadistica de la Republica Mexicana (das. 1880);
»Boletin de la Sociedad de geografia y estadistica de la Republica Mexicana« (seit 1851);
A. Garcia Cubas, Atlas [* 23] metódico de la Republica Mexicana (Mexiko 1874) und Cuadro geografico descriptivo é historico de los estados unidos mexicanos (das. 1884);
Reiseführer von Hamilton (Lond. 1884), Zaremba, Conkling, Janvier (New York 1887).
Geschichte.
Das weite Ländergebiet, welches man jetzt mit dem Namen Mexiko bezeichnet, war vor der Eroberung durch die Europäer von den Azteken (s. d.) und mehreren ihnen verwandten Völkern (Chichimeken etc.) bewohnt. Sie waren von Norden [* 24] her eingewandert und hatten die frühern Einwohner, die Tolteken, nach Zentralamerika [* 25] und den Inseln verdrängt. 1325 gründeten sie auf Pfählen inmitten von Seen ihre Hauptstadt Tenochtitlan oder Mexiko (von Mexiki, ihrem Kriegsgott), und gestärkt durch einen Bund mit den Akolhuanern oder Tezkukanern (mit der Hauptstadt Tezcuco am Ostufer des Sees), die 1420 unter König Negahualcoyotle ihre höchste Macht erreichten, dehnten sie ihre Herrschaft vom Atlantischen Ozean bis zum Stillen Ozean aus. An ihrer Spitze stand ein König mit unumschränkter Gewalt, wozu immer der tapferste aus der Herrscherfamilie erwählt wurde, ihm zur Seite ein kriegerischer Geburtsadel.
Das zahlreiche Volk wohnte in Städten und Dörfern und hatte einen hohen Grad von Kultur erreicht. Am landete Juan de Grijalva zuerst an der Küste von Mexiko auf einer von Velasquez, dem Statthalter von Cuba, ausgesendeten Entdeckungsfahrt, und 1519 rüstete dieser eine neue Unternehmung aus, um von dem Land Besitz zu nehmen, deren Leitung er Hernando Cortez anvertraute. Dieser landete 20. April bei Veracruz, wo er von dem aztekischen Statthalter freundlich empfangen und auch vom König Montezuma von Mexiko durch eine Gesandtschaft mit fürstlichen Geschenken begrüßt wurde.
Unterstützt von den Totonaken, brach Cortez von der Küste nach dem Innern auf, besiegte den tapfern Widerstand der Tlaxcalaner und bewog darauf ihre Häuptlinge zu einem Bündnis. Da der König von Mexiko nicht den Mut hatte, seinem Vormarsch auf Mexiko selbst mit Waffengewalt entgegenzutreten, zog Cortez in die Hauptstadt ein, bemächtigte sich des Königs und zwang ihn und die angesehensten Fürsten (Kaziken), dem spanischen König als ihrem Oberherrn zu huldigen, wurde aber durch einen furchtbaren Aufstand der in ihrem religiösen Gefühl empfindlich beleidigten Azteken gezwungen, nach Montezumas Tod in der Noche triste Mexiko zu räumen.
Nur mit ungeheuern Verlusten rettete sich Cortez' Heldenschar über den schmalen Damm auf das Festland. Von den Tlaxcalanern allein unterstützt, siegte er 8. Juli über ein großes Aztekenheer bei Otumbo, eroberte Tezcuco, brachte viele aztekische Lehnsfürsten auf seine Seite und begann dann eine regelrechte Belagerung Mexikos, das im August 1521 endlich erobert wurde; die Stadt selbst sowie der größte Teil der Bevölkerung [* 26] gingen dabei zu Grunde. Cortez, zum Statthalter, Oberbefehlshaber und Oberrichter in dem neuen Land ernannt, vollendete nun in kurzer Frist die Unterwerfung des Landes, begann den Wiederaufbau der Hauptstadt, verbreitete das Christentum und trug durch neue Ansiedelungen, Einführung staatlicher und gesetzlicher Ordnungen für die Wiederbelebung friedlicher Kultur Sorge.
Doch verlor er bereits 1526 die Regierung des Landes. Mexiko wurde nun in ein Vizekönigreich Neuspanien (Hispaniola) verwandelt. Das reiche Land ward in rücksichtslosester Weise zum augenblicklichen Vorteil des Mutterlandes ausgebeutet, die Einwohner geknechtet und zu gänzlicher Unwissenheit und Unmündigkeit in staatlicher wie kirchlicher Beziehung verurteilt; der Spanier war im Besitz aller bürgerlichen und kirchlichen Ämter, den Handel mit Europa [* 27] durch den Hafen von Veracruz besorgten einige von der Regierung privilegierte sogen. Registerschiffe. Erst 1778 gestattete Spanien [* 28] mehreren seiner Häfen eine freie Kommunikation mit Mexiko. Die mexikanischen Kreolen durften weder Weinstöcke oder Olivenbäume pflanzen, noch Hanf, Flachs oder Safran bauen, das Land keine andern Erzeugnisse als die des Mutterlandes verbrauchen.
Drei Jahrhunderte hindurch lastete dieser Druck auf dem Land. Als Napoleon I. 1808 die Bourbonen aus Spanien vertrieben hatte, begannen in Mexiko ¶