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Mixteken und Zapoteken (Chiapas), der Matlazinca (zu Charo in Michoacan), der Tarasken (nordöstlich von Michoacan), der Opata, Tarahumar und Pima (Sonora), der Apatschen (ein Wandervolk im N.) u. a. Ein großer Teil der Indianer spricht jetzt spanisch. Die heutigen mexikanischen Indianer (s. Tafel »Amerikanische Völker«, [* 2] Fig. 17) haben eine bräunlich kupferrote Hautfarbe, untersetzte Statur, glatte, grobe und glänzend schwarze Haare, [* 3] hervortretende Backenknochen, breite Lippen, einen sanften Mund und ernsten, finstern Blick.
Sie sind im allgemeinen als ein kräftiger, gesunder und wohlgebildeter Menschenschlag zu bezeichnen, zu schwerer und andauernder Arbeit sehr gut zu gebrauchen und als Lastträger und Fußgänger vortrefflich. Von Temperament sind sie verschlossen und ernst (im Gegensatz zum Neger), dabei gelehrig und leicht zu leiten, aber auch träge, mißtrauisch und abergläubisch. Ihre Wohnungen sind gewöhnlich nur ärmliche Hütten [* 4] aus Bambusrohr. Ihr Hauptlaster ist die Trunksucht; Verbrechen gegen Personen oder Eigentum werden selten von ihnen begangen.
Ihnen anvertrautes Gut halten sie heilig; Kleinigkeiten aber nehmen sie, wo sie können, und sagen ungern die Wahrheit. Die Mestizen haben eine hellgelbe Farbe, schwarzes, äußerst weiches und glänzendes Haar [* 5] und sind im allgemeinen ein schöner Menschenschlag; sie sind vorherrschend fröhlich, leicht beweglichen Sinnes und vergnügungssüchtig. Im äußern Betragen besitzen sie einen natürlichen, ungezwungenen Anstand, dabei viel Geist, leichte Auffassungsgabe, Schlauheit und lebhafte Einbildungskraft. Der Kreole unterscheidet sich seinem allgemeinen Charakter nach nicht von dem Spanier. - Der Dichtigkeit nach konzentriert sich die Bevölkerung [* 6] auf das Plateau von Anahuac.
Dort wohnen in sieben Staaten und im Bundesbezirk 3,807,349 Menschen, so daß 30 Einw. auf das QKilometer kommen gegen 3,1 pro QKilometer im Reste des Landes. Es gibt nur vier Städte von über 100,000 Einw., nämlich Mexiko, [* 7] Guadalajara, Puebla und Guanajuato. Die Einwanderung geeigneter Individuen sucht die Regierung zu befördern, und bereits sind drei italienische und eine Tiroler Kolonie (San Luis Potosi) mit Erfolg angelegt worden. Die herrschende Religion ist die römisch-katholische, jedoch bei vollständiger Glaubens- und Kultusfreiheit für andre Konfessionen, [* 8] da der Staat keine Religion als Staatsreligion anerkennt. Es bestehen drei Erzbistümer (Mexiko, Morelia und Guadalajara).
Die übermäßigen Reichtümer, welche der Klerus ehedem besaß, sind vom Staat großenteils eingezogen worden, so daß derselbe ausschließlich auf die freiwillig gezahlten Zehnten und sonstige Beisteuern der Gläubigen angewiesen ist. Auch die Klöster wurden 1875 aufgehoben. Der öffentliche Unterricht steht trotz des gesetzlichen Schulzwanges auf sehr niedriger Stufe, und 1884 waren die 8986 öffentlichen Volksschulen von nur 500,000 Kindern besucht, während 138 höhere Lehranstalten (Kollegien) 17,200 Studierende zählten. Wichtigere Institute für die Pflege von Wissenschaft und Kunst findet man einzig in der Hauptstadt.
[Erwerbszweige.]
Landwirtschaft und Bergbau [* 9] bedingen den Wohlstand des Landes. Der Betrieb der Landwirtschaft geschieht durch kleine Landwirte und Pachter, die in Ranchos hausen, oder von oft wohlhabenden Großgrundbesitzern, deren Haciendas viele QKilometer umfassen. In manchen Staaten ist ein System der Peonage im Gebrauch, eine auf Verschuldung des Arbeiters beruhende Halbsklaverei. Mais bildet die vorzüglichste Anbaufrucht und Maisbrot (Tortilla) das tägliche Brot. [* 10] Er wird von der Tierra Caliente bis hinauf in die Tierra Fria gebaut (Ertrag 1878: 5,309,564 Ton. zu 1000 kg); Weizen (338,704 T.) wird nur auf dem Hochland gebaut, Gerste [* 11] (232,334 T.) in der Nähe der Städte.
Hülsenfrüchte (240,057 T.), namentlich schwarze Zwergbohnen (Frijoles), sind weitverbreitet. Andre Nahrungspflanzen [* 12] sind: Kartoffeln (10,558 T.), Reis, Maniok und Bananen. Unter den von Europa [* 13] eingeführten Früchten gedeiht namentlich die Orange vortrefflich sowie auch die gewöhnliche und die süße Zitrone. Ausgezeichnet schöne Apfelsinen liefern einige Gegenden von Oajaca und die Umgebung von Jalapa. Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel und Birnen sind auf dem Hochland allgemein verbreitet.
Der Weinstock wird meist nur zum Genuß der Trauben gezogen und gedeiht namentlich im Nordwesten (Wein: 5742 T. Gewicht). Die amerikanische Aloe oder Maguey (Agave americana) liefert einen Saft, aus welchem ein allgemein verbreitetes berauschendes Getränk (Pulque) bereitet wird (187,153 T.), während der Saft der Agave mexicana zur Herstellung des Mezcal-Branntweins dient. Die Kultur des Ölbaums ist auf die Umgebung der Hauptstadt beschränkt, und außerdem gewinnt man noch Sesam- und Leinöl.
Zuckerrohr wird namentlich um Cuernavaca und im Thal [* 14] von Cuautla im Staat von Mexiko (1300-1700 m) sowie am östlichen Abhang des Plateaus von Anahuac gebaut und der Ertrag (70,090 T.) vielfach zur Herstellung von Rum benutzt. Der Kaffeebaum liefert ein ganz vorzügliches Produkt, namentlich in der Gegend von Orizaba und Cordova in Veracruz (7962 T.); Kakao (1443 T.) beschränkt sich auf das Tiefland. Der Tabak [* 15] ist überall gut, und sein Anbau hat seit Beseitigung des Monopols sehr zugenommen (7505 T.).
Von Gewürzen sind namentlich der spanische Pfeffer oder Chile [* 16] (54,128 T.) und Vanille, welche auch wild wächst, von Bedeutung. Die Kultur der Baumwolle, [* 17] für welche die wärmern Landstriche von Mexiko sich vorzüglich eignen, hat nur geringe Ausdehnung [* 18] (25,178 T.). Auch Flachs wird gebaut, weit wichtiger aber sind die Fasern gewisser Agavearten, nämlich der Agave Sisilana, welche den Sisalhanf oder Hennequin, und der A. americana, welche den Aloehanf oder Pita liefert, beide namentlich in Yucatan.
Der Indigobau ist unbedeutend; der uralte Bau des Nopal, einer Kaktusart, behufs der Zucht der Kochenille wird besonders in Oajaca betrieben. Im J. 1883 schätzte man den Wert sämtlicher landwirtschaftlicher Produkte auf 17,7 Mill. Pesos. Die Viehzucht [* 19] ist von großer Bedeutung, namentlich in den Savannenstrichen am östlichen Fuß des Hochlandes, in den Niederungen an der Goldküste und den sogen. innern Staaten; ihr Betrieb läßt indes noch viel zu wünschen übrig.
Pferde [* 20] und Maultierzucht findet sich vorzugsweise in den höher gelegenen Teilen des Landes. Die mexikanischen Pferde sind stark und ausdauernd, wohlgebaut, leicht und außerordentlich gelehrig und sicher. Sie werden nie als Zugtiere, sondern fast ausschließlich zum Reiten gebraucht. Als Zug- und Lasttiere dienen meist Maultiere. Den Viehstand schätzt man auf 4,460,000 Rinder, [* 21] 6,800,000 Schafe, [* 22] 6,200,000 Schweine, [* 23] 2,500,000 Pferde, 820,000 Maultiere und 230,000 Esel. Die Wälder sollen 15,000 qkm bedecken, und ihr Ertrag an Bauholz, Farbhölzern und Kautschuk etc. liefert einen bedeutenden Teil der Ausfuhr.
Der Bergbau, früher in Mexiko in höchster Blüte, [* 24] liefert auch gegenwärtig die wichtigsten Ausfuhrartikel, namentlich Gold [* 25] und Silber. Im J. 1878 ¶
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waren 1247 Gruben mit 102,240 Arbeitern im Betrieb. Fast alle Hauptbergwerke liegen auf dem Plateau von Anahuac; die Zentralgruppe, eine der silberreichsten Regionen der bekannten Erde, umfaßt die Minendistrikte von Guanajuato, Zacatecas und Catorce, welche über die Hälfte sämtlichen mexikanischen Silbers geliefert haben, und hat einen Flächenraum von 33,600 qkm (610 QM.). Nach Soetbeer sind 1521 bis 1575: 265,040 kg Gold und 76,205,400 kg Silber im Wert von 3614 Mill. Pesos gewonnen worden. Zur Ausprägung kamen seit 1537-1884: 104 Mill. Pesos in Gold u. 2828 Mill. Pesos in Silber. In jüngerer Zeit (1880-84) wurden jährlich für 24,650,000 Pesos Silber und 440,600 Pesos Gold geprägt. Außerdem werden gewonnen: Blei [* 27] (vielfach in Verbindung mit Silber), Kupfer, [* 28] Quecksilber, Zink, Eisen [* 29] und Steinkohlen. Diamanten, Opale, Achate und Granaten [* 30] werden gefunden, Petroleum kommt in Oajaca, Durango und Veracruz vor.
[Gewerbe und Handel.]
Die Gewerbthätigkeit Mexikos hat sich in neuerer Zeit in beachtenswerter Weise entwickelt, wobei allerdings die hohen Schutzzölle wesentlich beigetragen haben. Puebla und Guadalajara sind Hauptsitze der Baumwoll- und Wollenindustrie geworden, welche 1882 in 99 Fabriken 12,846 Arbeiter beschäftigten (1854 bereits 42 Fabriken mit 10,816 Arbeitern). Außerdem findet man Eisengießereien, Papiermühlen, Glashütten, Töpfereien, Tabaks- und Zigarrenfabriken, Seifensiedereien etc. und namentlich auch die in Verbindung mit der Landwirtschaft stehenden Korn- und Ölmühlen, Brennereien und Brauereien, Gerbereien und Zuckersiedereien. Trotz dieser zahlreichen, vielfach von Ausländern ins Leben gerufenen Unternehmungen und seiner reichen natürlichen Hilfsquellen ist Mexiko noch immer vom Ausland für viele seiner Bedürfnisse abhängig.
Der Handel ist noch wenig entwickelt, und seine Entwickelung wird gehemmt durch den Mangel an natürlichen Straßen (Flüssen) für die Verbindung des Innern mit dem Meer, durch die dürftige Ausstattung der Küsten mit natürlichen Häfen und die ungünstigen klimatischen Verhältnisse der vorhandenen Seehäfen sowie auch durch die schroffe Trennung des innern Hochlandes von dem Küstenland. Dazu kommen die 1881 festgesetzten hohen Eingangszölle, wozu außerdem noch Staats- u. Gemeindezölle treten, so daß Waren, die von Veracruz nach Mexiko gehen, dreimal verzollt werden müssen. Trotz dieser ungünstigen Umstände aber ist der Handelsverkehr in jüngerer Zeit bedeutend gestiegen. Es betrug die Einfuhr 1828: 9,947,827 Pesos, 1851: 15,331,000 Pesos, 1874: 28,485,000 Pesos, 1884-85: 35,839,000 Pesos, die Ausfuhr in denselben Jahren bez. 15,488,786, 19,990,558, 25,435,000 und 46,553,700 Pesos. Während der jüngsten Jahre bewegte sich der Handelsverkehr in folgenden Summen:
Einfuhr | Ausfuhr | Dabei Edelmetalle | |
---|---|---|---|
1881-82: | 39020000 P. | 29082290 P. | 17063765 Pesos |
1882-83: | 38951000 " | 41807590 " | 29628655 " |
1883-84: | 34025000 " | 46725400 " | 33473185 " |
1884-85: | 35839000 " | 46553300 " | 33128190 " |
Bei der Ausfuhr waren 1884-85, außer Edelmetallen, Sisalhanf etc. 4,630,000 Pesos, Häute 1,744,490, Waffen [* 31] 1,107,780, Holz [* 32] 1,015,170, Kampescheholz 608,520, Vanille 470,510, Tabak 411,515, Farbstoffe 129,140, Droguen 43,740 und Zucker [* 33] 34,265 Pesos. Die Einfuhr bestand im wesentlichen aus Kleiderstoffen, Eisenwaren, besonders Schießwaffen, Kurzwaren, Maschinen, Möbeln. Den Ländern nach verteilte sich der Handel (1884-85) wie folgt:
Einfuhr | Ausfuhr | |
---|---|---|
Vereinigte Staaten | 8843000 Pesos | 25853000 Peso |
Großbritannien | 7681000 " | 15367280 " |
Frankreich | 13500000 " | 2235458 " |
Deutschland | 3326000 " | 1420605 " |
Spanien | 1190000 " | 1242645 " |
Der Großhandel ist fast ganz in den Händen fremder, vorzüglich deutscher, Handelshäuser. Die Haupthäfen sind: Veracruz und Tampico am Golf, Guaymas, San Blas und Acapulco am Stillen Ozean. Mexiko besitzt 421 Seeschiffe und 847 kleine Küstenfahrer. 1884-85 liefen in seine Häfen 4540 Schiffe [* 34] von 1,995,095 Ton. Gehalt ein. Für die Hebung [* 35] des Binnenverkehrs ist in neuerer Zeit durch Straßenbau Sorge getragen worden, aber noch immer ist derselbe im wesentlichen auf unwegsame Saumpfade angewiesen.
Dahingegen hat das Eisenbahnnetz, namentlich mit Beihilfe amerikanischer Unternehmer, seit 1877 eine bedeutende Ausdehnung erreicht, wenn auch in jüngster Zeit im Bau von Eisenbahnen eine Stockung eingetreten ist, weil die finanziellen Kräfte des Landes der Zahlung hoher Subsidien nicht gewachsen sind. Die erste Eisenbahn Mexikos, von Veracruz nach der Hauptstadt, wurde 1843 in Angriff genommen und 1873 eröffnet. Jetzt (1885) bestehen Eisenbahnen in einer Länge von 5762 km, unter welchen die Zentralbahn, von der Hauptstadt nach Paso del Norte (1971 km), die bedeutendste ist.
Nach Ausbau des bereits konzessionierten Netzes werden fünf Häfen am Stillen Ozean mit dem Golf von Mexiko in Verbindung stehen, nämlich San Blas mit Tampico, Manzanillo, Acapulco und Puerto Angel mit Veracruz, und La Ventura (Tehuantepec) mit Coatzacoalco. Diese letztere Strecke schlägt der Ingenieur Eads vor für den Transport belasteter Schiffe praktikabel zu machen. Die Telegraphen [* 36] hatten 1884 eine Länge von 31,088 km, und die Post beförderte 1885: 14 Mill. Briefe und Briefkarten.
Landesmünze ist der Peso zu 100 Centavos, im Wert von 4 Mk. 13 Pf.; 10 Pesos in Gold sind gleich 41 Mk. 32 Pf. Maße und Gewichte sind gesetzlich (seit 1857) die französischen; die neuen Maße behalten die Namen der entsprechenden alten mit dem Zusatz »neu«. Die alten Maße waren die Vara = 0,838 m;
die Legua = 4190 m;
der Estajo oder Almud = 50 Quadratvara = 35,112 qm;
die Cargo (für Getreide) [* 37] = 2 Fanaga à 90,815 Lit.;
die Arroba (für Flüssigkeiten) = 16,133 L.;
die Jarra = 18 Cuartillo = 9,075 L.;
das Libra = 460,063 g;
der Quintal zu 4 Arroba zu 25 Libra.
[Staatliche Verhältnisse.]
Die Verfassung Mexikos, ursprünglich der der Vereinigten Staaten [* 38] nachgebildet (1824), im Lauf der Zeit aber vielfach abgeändert (zuletzt 1857), teilt die oberste Staatsgewalt in drei voneinander unabhängige Körperschaften:
1) die Präsidentschaft, 2) den Kongreß und 3) die Justiz. Die ausübende Gewalt ruht in den Händen des Präsidenten, der auf vier Jahre gewählt wird. Im Fall des Todes oder bei andrer Verhinderung tritt der Präsident des obersten Gerichtshofs, dessen Amtsdauer sechs Jahre währt, als Vizepräsident an seine Stelle. Das Kabinett des Präsidenten setzt sich aus sechs Ministern zusammen. Der Kongreß besteht aus zwei Kammern: dem Senat und der Deputiertenkammer. Die Senatoren, 56 an der Zahl, werden auf vier Jahre gewählt, und zwar entsendet jeder Staat zwei Mitglieder. Die Deputierten werden, an Zahl 227, vom Volk auf zwei Jahre gewählt. Senatoren wie Deputierte beziehen einen Jahresgehalt von 3000 Pesos. Präsident und Vizepräsident des obersten ¶