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atmosphärischen Niederschlägen und Temperaturveränderungen. Bei diesem für das praktische Leben so äußerst wichtigen Zweig der Meteorologie haben sich durch Förderung der Wettertelegraphie fast alle Nationen beteiligt. In Frankreich wurde dieselbe 1855 durch Leverrier eingerichtet (Bulletin international), in den Niederlanden 1860 durch Buys-Ballot (Meteorologisches Institut in Utrecht), 1861 folgte England (Board of Trade und später Meteorological Office), 1864 die deutschen Küstenstaaten, und seit 1876 ist die Wettertelegraphie durch die Seewarte in Hamburg auf einen großen Teil von Zentraleuropa ausgedehnt. 1877 wurde dieselbe in Österreich-Ungarn durch Jelinek und Hann (Hohe Warte in Döbling bei Wien) und später auch in Rußland, Dänemark, Norwegen und Italien durch die meteorologischen Zentralinstitute dieser Länder eingeführt.
Außerhalb Europas, besonders in Nordamerika, hat die Wettertelegraphie weite Verbreitung gefunden. Auf allen diesen Zentralinstituten und den ihnen unterstellten Beobachtungsstationen werden die meteorologischen Beobachtungen nach einem auf internationalen Kongressen vereinbarten gemeinschaftlichen Plan ausgeführt und in ihren Hauptresultaten auch nach demselben Schema veröffentlicht. Dadurch ist ein Ineinandergreifen der Beobachtungen verschiedener Länder ermöglicht und die Erkenntnis des innern Zusammenhangs der einzelnen Witterungserscheinungen und ihrer direkten Ursachen wesentlich gefördert worden.
Bisher haben zwei internationale Meteorologenkongresse stattgefunden. Nachdem 1872 eine Meteorologenversammlung in Leipzig stattgefunden hatte, trat 1873 der erste Meteorologenkongreß in Wien zusammen, dem der zweite 1879 in Rom folgte. Außerdem hielt in den dazwischenliegenden Zeiten ein auf den Kongressen gewähltes permanentes Komitee verschiedene Sitzungen ab, 1874 in Utrecht, 1876 und 1878 in London, 1880 in Bern und 1882 in Kopenhagen. Auf diesen Kongressen und in den Komiteesitzungen wurde eine Reihe von wichtigen Vereinbarungen in Bezug auf Gleichförmigkeit der Beobachtungen und ihrer Publikationen getroffen. Dabei wurden für die meteorologischen Erscheinungen folgende Zeichen eingeführt:
^ Tau
␣ Reif
≡ Nebel
⋁ Rauhfrost
● Regen
^ Glatteis
← Eisnadeln
✱ Schnee
^ Schneegestöber
∆ Graupeln
▲ Hagel
^ starker Wind
☈ Gewitter
^ Wetterleuchten
^ Donner ohne Blitz
∞ Herauch
⌒ Regenbogen
⊕ Sonnenring
^ Mondring
Ⓘ Sonnenhof
^ Mondhof
^ Nordlicht,
welche seitdem allgemein angenommen und als internationale Zeichen in Gebrauch gekommen sind. Ebenso haben die Beaufortschen Bezeichnungen des Wetters (namentlich zur See) durch Symbole allgemeinen Eingang gefunden. Diese sind:
b = klarer Himmel (blue sky)
c = einzelne Wolken (detached clouds)
d = Staubregen (drizzling rain)
f = Nebel (fog)
g = trübe (gloomy weather)
h = Hagel (hail)
l = Blitzen (lightning)
m = diesig (mist, haze)
o = bedeckter Himmel (overcast)
p = Regenschauer (passing shower)
q = böig (squalls)
r = Regen (rain)
s = Schnee (snow)
t = Donner (thunder)
n = drohendes Aussehen (ugly)
v = durchsichtige Luft
w = Tau (wet, dew).
Außerdem wurde auf den Meteorologenkongressen noch eine Reihe von Gegenständen, die für die Entwickelung der Meteorologie von Bedeutung sind, in den Kreis der Beratung gezogen, wie z. B. die Aufstellung einer neuen Nomenklatur für die verschiedenen Wolkenformen, die Einführung eines internationalen Telegraphenkodex für die Witterungsdepeschen, die Einrichtung von meteorologischen Stationen in entfernten Gegenden (Polarstationen) und auf hohen Bergen (Gebirgsstationen), die Vergleichung der Normalinstrumente der verschiedenen Zentralanstalten etc.
Ein wichtiges Mittel für das Studium der praktischen ist durch die kartographische Darstellung (synoptische Wetterkarten) gegeben. Nachdem in Nordamerika durch die Smithsonian Institution 1850 der erste Anstoß zum Entwerfen von Wetterkarten gegeben war, fanden dieselben eine rasche Verbreitung und werden gegenwärtig für Deutschland durch die Seewarte in Hamburg täglich veröffentlicht. Diese Karten enthalten einen tabellarischen Morgenbericht, in welchem für 28 Stationen die meteorologischen Elemente morgens 8 Uhr und ihre Veränderungen in den letzten 24 Stunden angegeben sind, die Aufzeichnungen des Barographen und Thermographen für Hamburg sowie den Nachmittagsbericht mit den meteorologischen Elementen nachmittags 2 Uhr für 19 Stationen.
Außerdem sind in diesen Publikationen zwei Karten von Europa dargestellt, von denen die erste die Isobaren und die Beobachtungen des Windes und der Bewölkung und die zweite die der Temperatur, des Niederschlags und des Seegangs morgens 8 Uhr angeben. Um derartigen Karten eine größere Verbreitung zu geben, haben es in neuester Zeit eine Anzahl von Zeitungen unternommen, tägliche Wetterkarten zu veröffentlichen, die nach örtlich angestellten Beobachtungen und nach telegraphischen Mitteilungen einer Zentralstelle entworfen werden.
Eine Lücke in den meteorologischen Forschungen, welche man auch erst in neuerer Zeit der Bearbeitung zu unterwerfen begonnen hat, bilden die Beobachtungen der meteorologischen Elemente auf den Ozeanen der Erde. Nachdem dieser Teil der Meteorologie, die maritime Meteorologie, durch Maury begründet und auf seine Anregung 1853 eine maritime meteorologische Konferenz zu Brüssel zusammengetreten war, wurden auf dieser die nötigen Vereinbarungen über die Beobachtungen zur See getroffen.
Zwar liegt der Schwerpunkt der maritimen Meteorologie in ihrer Anwendung für die Zwecke der Schiffahrt und des Seewesens, doch ist dieselbe auch für den theoretischen Teil der Meteorologie, namentlich für die Theorie der Winde und der Verteilung des Luftdrucks, jetzt nicht mehr zu entbehren. Da die Errichtung von Stationen wie auf dem Festland hier unmöglich ist, so müssen die Schiffer auf ihren durch Erfahrung festgelegten Seerouten die international vereinbarten Beobachtungen in bestimmter Art und Weise anstellen und einer Zentralstelle zur weitern Bearbeitung übergeben.
Auf den später abgehaltenen maritimen Konferenzen zu Utrecht 1874 und London 1877 wurden die Beobachtungen auf See noch einheitlicher und straffer organisiert und für die einzelnen Meere unter die hauptsächlichsten seefahrenden Nationen verteilt. Dabei übernahmen die Engländer die tropischen Teile des Atlantischen Ozeans, die Deutschen den nördlichen Teil desselben, die Niederländer den nördlichen Indischen Ozean, die Amerikaner den Stillen Ozean etc.
Ebenso wie eine maritime als spezieller Teil der allgemeinen Meteorologie entstanden ist, hat sich in neuerer
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Zeit auch eine land- und forstwirtschaftliche Meteorologie herauszubilden begonnen. Nachdem 1878 eine Konferenz deutscher Meteorologen in Kassel zusammengetreten war, um über die Errichtung eines meteorologischen Dienstes für Land- und Forstwirtschaft zu beraten, tagte 1880 in Wien eine internationale Konferenz zu demselben Zweck. Die gegenseitigen Beziehungen der meteorologischen Elemente und der Vegetation ist eine mannigfache. Die letztere ist abhängig von der Temperatur der Luft und des Bodens sowie von allen Hydrometeoren, während die erstere wieder durch Massenvegetation (Wiese, Saatfeld, Wald, Moor etc.) beeinflußt wird.
Daher ist es entschieden wünschenswert, durch Anlegung besonderer Beobachtungsstationen für die wichtigern Kulturpflanzen die klimatischen Verhältnisse der Gegenden ihres besten Gedeihens zu ermitteln. Die größern meteorologischen Zentralinstitute können zwar derartige Untersuchungen anregen und unterstützen, doch wird die spezielle Ausführung der praktischen Land- und Forstwirtschaft überlassen bleiben müssen, und es sind auch bereits durch diese auf einer Reihe von Stationen darauf bezügliche Beobachtungen ausgeführt worden.
Nachdem zuerst in Bayern einzelne forstlich-meteorologische Stationen eingerichtet waren, wurden von 1875 an in Preußen durch die Hauptstation des forstlichen Versuchswesens zu Eberswalde und später auch nach demselben Muster in andern Staaten Deutschlands forstlich-meteorologische Stationen in größerer Zahl angelegt, um durch sie den Einfluß zu erforschen, den der Wald auf die meteorologischen Elemente ausübt. Im landwirtschaftlichen Interesse wurden von mehreren landwirtschaftlichen Vereinen Beobachtungsstationen ins Leben gerufen, von denen die größte Ausdehnung die des Vereins für landwirtschaftliche Wetterkunde in Mitteldeutschland erlangt haben.
Litteratur. Kämtz, Lehrbuch der Meteorologie (Halle 1831-36, 3 Bde.);
Derselbe, Vorlesungen über Meteorologie (das. 1840);
Dove, Meteorologische Untersuchungen (Berl. 1837);
Derselbe, Klimatologische Beiträge (das. 1857-69), u. andre Arbeiten desselben Verfassers; Mühry, Allgemeine geographische Meteorologie (Leipz. 1860);
Schmid, Lehrbuch der Meteorologie (das. 1860);
Gräger, Sonnenschein und Regen (Weimar 1870);
Lommel, Wind und Wetter (Münch. 1873);
Lorenz u. Rothe, Klimatologie (Wien 1874);
Jelinek, Anleitung zur Ausführung meteorologischer Beobachtungen (das. 1884, 2 Hefte);
Mohn, Grundzüge der Meteorologie (4. Aufl., Berl. 1887);
»Die moderne (a. d. Engl., Braunschw. 1882);
Börnstein, Regen oder Sonnenschein (Berl. 1882);
Klein, Allgemeine Witterungskunde (Leipz. 1882);
Hann, Handbuch der Klimatologie (Stuttg. 1883);
Scott, Elementare Meteorologie (deutsch, Leipz. 1884);
Günther, Lehrbuch der Geophysik (Stuttg. 1884);
Sprung, Lehrbuch der Meteorologie (Hamb. 1885);
van Bebber, Handbuch der ausübenden Witterungskunde (Stuttg. 1886);
Hellmann, Repertorium der deutschen Meteorologie (Leipz. 1883);
»Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie« (Wien, redigiert von Jelinek und Hann 1866 bis 1876, von Hann 1877-85);
»Meteorologische Zeitschrift« (Berl. 1884 ff., seit 1886 von Hann und Köppen redigiert).