Wissenschaft ist die Metaphysik; die durch die solchergestalt ergänzte und berichtigte
Erfahrung erkannte (noumenale)
Welt ist die
hinter der »physischen
Scheins-« (phänomenalen)
Welt verborgene »metaphysische Seinswelt«. Wird die physische
Welt mit der
metaphysischen für
Eins erklärt, wie es der
Positivismus und Empirismus thut, so fällt die Metaphysik mit derPhysik
zusammen; wird die physische
Welt für
Schein, aber auch ihre Grundlage, die metaphysische, für das
»Nichts« erklärt, wie
es der indische
Buddhismus thut, so nimmt die Metaphysik einen nihilistischen
Charakter an. Wird die phänomenale
Welt in bloße
»Vorstellung«
verwandelt, das dieselbe vorstellende (unendliche oder endliche)
Subjekt für das einzigeReale erklärt,
so geht die Metaphysik in (absoluten oder relativen)
Idealismus (s. d.) über, wie in dem »Welttraum«
Brahmas der indischen Wedantaphilosophie, in
Berkeleys empirischem,
Fichtes und seiner Nachfolger subjektivem, transcendentalem
und absolutem
Idealismus.
Wird sie dagegen als
»Erscheinung« (eines oder mehrerer) realer (ihrer
Beschaffenheit nach bekannter oder unbekannter, geistiger,
materieller oder indifferenter)
Wesen angesehen, so nimmt die Metaphysik realistischen (und zwar, nach den obigen
Bestimmungen, verschiedenartigen)
Charakter an. Derselbe ist: Monismus, wenn der gesamten Erscheinungswelt ein einziges
(Alleinheitslehre:
Spinoza),
Pluralismus, wenn ihr mehrere oder unbestimmt viele ursprüngliche Seiende (Allvielheitslehre:
Herbart) zu
Grunde gelegt
werden;
Der
Kritizismus
(Kant)
begnügt sich (nicht ohne mit sich selbst in
Widerspruch zu geraten), das Dasein einer realen Grundlage (Noumenon,
Ding an
sich) der phänomenalen
Welt durch den (subjektiven?)
Schluß von der im
Subjekt verursachten
Empfindung auf deren außer demselben
vorhandeneUrsache zu konstatieren, deren
Beschaffenheit er für unerkennbar (»Ins
Innere der
Natur dringt
kein erschaffner
Geist«) erklärt. Die eine Seite seiner
Schule
(Herbart: »Wie der
Rauch auf die
Flamme,
[* 2] deutet
Schein auf
Sein«)
ist auf diesem Weg zu einem mit
Leibniz' Monadenlehre verwandten realistischen
Pluralismus, die andre
(Fichte
[* 3] und seine Nachfolger)
durch die Aufdeckung jenes Selbstwiderspruchs zur Beseitigung des
Dingesan sich und zum
Idealismus gelangt. Da die
Fragen nach
Ursprung,
Wesen und
Zweck der umgebenden
Natur sich dem betrachtenden
Denker nicht nur am frühsten, sondern auch am lebhaftesten
aufzudrängen pflegen, so erscheint die Metaphysik nicht nur als die am frühsten (bei
Chinesen,
Indern, Griechen
vor derLogik und
Ethik) ausgebildete, sondern auch als die grundlegende philosophische
Wissenschaft
(Aristoteles bezeichnet sie
als »erste« oder Fundamentalphilosophie), und es fällt ihre Geschichte
nahezu mit jener der
Philosophie selbst zusammen.
(griech.), die
Theorie der
Politik, die reine, philosophische Staatslehre, die nicht von einem
bestimmten Staatswesen ausgeht oder sich auf ein solches bezieht.
(lat.
Metapontum), im
Altertum eine Stadt
Großgriechenlands, am
Meerbusen von
Tarent, zwischen den
Flüssen
Bradanus
(Bradano) und Casuentus
(Basento), wahrscheinlich nach 700 durch
Achäer gegründet.
Pythagoras beschloß dort sein
Leben. Während der
Kriege mit
Pyrrhos mußte sich Metapontion denRömern unterwerfen, trat aber nach der
Schlacht
bei
Cannä zu den Karthagern über. Als
Hannibal Unteritalien räumte, führte er die Bewohner der Stadt mit fort, um sie nicht
den
Römern preiszugeben, worauf Metapontion verfiel. Heute bezeichnen 15
Säulen
[* 4] eines dorischen
Tempels (bei
TorreMare) die
Stelle; 1880 wurde
bei der Masseria Sansone ein zweiter
Tempel
[* 5] ausgegraben.
in der
Medizin ganz im allgemeinen die Ortsveränderung eines Krankheitsprodukts im menschlichen
Körper. Bei
der Metastase handelt es sich allemal um eine normwidrige
Übertragung eines bestimmten körperlichen
Stoffes
von irgend einer
Stelle des Leibes nach einer andern
Stelle, wo jener
Stoff nicht hingehört und daher die Veranlassung zu Erkrankungen
der zweiten
Stelle gibt. Das gewöhnliche
Mittel dieser
Übertragung ist der
Blut- und Lymphstrom, hauptsächlich jedoch der
erstere.
Der
Stoff, welcher
übertragen wird, muß entweder in
Substanz in der
Höhle des
Herzens und der
Blutgefäße
enthalten sein, oder er tritt in gelöstem Zustand in den Blutstrom ein, wird in diesem Zustand transportiert, geht an irgend
einer
Stelle des
Körpers in den ungelösten Zustand über und wird hier abgesetzt. Die erstere Form der
Übertragung findet
z. B. statt bei Blutgerinnseln, Geschwulstkeimen oder andern festen
Stoffen, welche durch den Blutstrom
in größern oder kleinern
Stücken fortgeführt und anderswo im
Gefäßsystem abgelagert werden (s.
Embolie).
Eine der häufigsten Metastasen dieser Art geschieht durch
Transport von
Spaltpilzen entweder auf der Oberfläche freier
Kanäle,
z. B. durch
Wanderung von der
Blase durch die
Harnleiter in die
Niere (wo man dann von einer metastatischen
Nierenentzündung spricht), oder in der
Lymph- oder Blutbahn. Zur zweiten Form der Metastase gehört z. B. die sogen.
Kalkmetastase. Bei massenhafter
Aufsaugung von Kalkerde aus den
Knochen
[* 6] (wie sie bei ausgebreiteter
Karies, bei zahlreichen
Knochenkrebsen vorkommt) und gehinderter
Ausscheidung derselben durch die
Nieren werden nämlich die
Kalksalze
an andern
Stellen des
Organismus abgelagert, z. B. in den
Nieren, im Lungengewebe, in der Magenschleimhaut, seltener in der
Darmschleimhaut, in der harten Hirnhaut etc. Hierher gehören auch die vorzugsweise aus harnsaurem
Natron bestehenden
Ablagerungen, welche bei der
Gicht besonders in den Gelenkknorpeln, in den umgebenden
Bändern und
Sehnen, in den Ohrknorpeln sich vorfinden. - In der
Rhetorik versteht man unter Metastase diejenige
Redefigur, mit welcher
der Redner die Verantwortung für irgend eine
Sache von sich auf einen andern überträgt.
Pietro
Antonio Domenico
Bonaventura, klassischer ital. Dichter, geb. zu
Assisi, war der Sohn eines armen Handwerkers,
Namens Trapassi, und empfahl sich, kaum 10 Jahre alt, durch
geschicktes
Improvisieren dem berühmten Rechtsgelehrten
Gravina, der ihm die
Mittel zur wissenschaftlichen
Ausbildung gewährte
und ihn
¶
mehr
zugleich veranlaßte, seinen italienischen Familiennamen ins Griechische zu übersetzen. Metastasio begann zunächst das Studium der
Rechte, gab dasselbe aber, nachdem sein Wohlthäter ihn zum Erben seines ansehnlichen Vermögens eingesetzt hatte, auf, um sich
ganz seiner Neigung zur Dichtkunst hingeben zu können. Er versuchte sich zuerst in der Tragödie, wandte sich
aber auf Veranlassung der Sängerin Bulgarini dem lyrischen Drama zu und wurde der Schöpfer des neuen italienischen Singspiels.
Seine »Didone abbandonata«, welche 1724 in Neapel
[* 8] aufgeführt ward, machte seinen Namen schnell berühmt. Mehrere andre mit
nicht geringeren Beifall aufgenommene Opern folgten in den nächsten Jahren. 1729 von KaiserKarl VI. mit
einem jährlichen Gehalt von 4000 Gulden zum Hofdichter ernannt, siedelte Metastasio im folgenden Jahr nach Wien
[* 9] über. Als nach dem
TodKarls VI. das Theater
[* 10] geschlossen wurde, dichtete eine große Anzahl von Kantaten, von denen sich aber nur wenige in der
Gunst des Publikums erhalten haben.
SeinRuhm beruht auf seinen Opern, die sich durch ihren edlen Stil, echt lyrischen Charakter und Harmonie des
Versbaues auszeichnen. Auch übersetzte er einige Satiren des Juvenal und des Horaz. Er starb in Wien, wo ihm 1855 in der
Michaelerkirche ein Denkmal gesetzt wurde. Unter den zahlreichen Ausgaben seiner Werke sind die Pariser
(1780-82, 12 Bde.) und die Mantuaner (1816-20, 20 Bde.)
hervorzuheben.
Vgl. A. Hiller, Über und seine Werke (Leipz. 1786);
Burney, Memoirs of the life and writings of the abate Metastasio (Lond.
1796);