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Ungarn, [* 2] auf der Pyrenäischen Halbinsel und in den Steinzeitgräbern Kujaviens in Preußisch-Polen) es in hohem Grad wahrscheinlich, daß die Arier bei ihrer Einwanderung in ihre gegenwärtigen Wohnsitze neben ihren neolithischen Geräten und Waffen [* 3] bereits Kupfer [* 4] zur Herstellung von Haushaltsgegenständen und Waffen benutzten. In Skandinavien, in Großbritannien [* 5] und einem großen Teil Norddeutschlands hat sich als frühste Metallkultur eine selbständige Bronzezeit (das nordische Bronzezeitalter) entwickelt und zwar nicht etwa, wie man früher annahm, in der Weise, daß ein Bronze [* 6] besitzendes Volk eine noch in der Steinzeit [* 7] befindliche Bevölkerung [* 8] unterworfen oder verdrängt hätte, sondern auf friedlichem Weg, indem die Importe der nordasiatischen Bronzen die Basis für die Entwickelung einer selbständigen Kultur bildeten, und indem die Bewohner des Nordens durch friedliche Beziehungen zu andern Völkern nach und nach die Bronze bearbeiten lernten. In Schweden [* 9] herrschte die Bronzezeit von etwa 1500 bis 500 v. Chr. Innerhalb dieser ein Jahrtausend umfassenden Kulturperiode unterscheidet Montelius sechs aufeinander folgende Abschnitte, die er in zwei Hauptgruppen trennt und als ältere und jüngere nordische Bronzezeit bezeichnet.
In der ältern nordischen Bronzezeit tragen die Bronzearbeiten als Verzierungen feine, mit dem Stempel eingeschlagene Spiralornamente u. Zickzacklinien, während die Gräber Reste von unverbrannten Leichen enthalten. Dagegen weisen die der jüngern nordischen Bronzezeit zugehörigen Fundstücke einen ganz andern Geschmack und wesentlich verschiedene Ornamente [* 10] auf. Die Spiralverzierungen sind verschwunden; dagegen zeigen sich die Enden der Ringe, der Messer [* 11] und Schwertgriffe oft spiralig aufgerollt.
Die Leichen wurden stets verbrannt. Das Material für die Bronzeindustrie des Nordens ist zweifelsohne dorthin eingeführt worden. Die meisten Bronzesachen (besonders die schwedischen) sind gegossen, und erst gegen das Ende der Bronzezeit zeigen sich häufig Spuren von der Anwendung des Hammers. Trotz der hohen Entwickelung der Bronzegießerei blieb aber das Löten unbekannt; zusammenzufügende Teile wurden durch Nieten oder durch Übergießen mit Bronzemasse verbunden.
Die bronzenen Geräte und Waffen weisen zum Teil höchst charakteristische Formen auf. Rasiermesser von trapezoider Form, Dolche und Messer von gekrümmter oder geschweifter Gestalt, Sägen, [* 12] Meißel, [* 13] Äxte und Hämmer sind in den skandinavischen Gräbern in großer Anzahl gefunden worden. Die Knöpfe und Schwertgriffe sind bisweilen durch Bernsteineinlagen, häufiger durch Einlage einer schwärzlichbraunen harzähnlichen Masse verziert; einzelne Bronzegegenstände sind auch mit dünnen Goldplatten belegt.
Das wichtigste Werkzeug der Bronzezeit ist der in verschiedenen Formen vorkommende Celt, [* 14] der als Axt, Beil oder Meißel verwendet wurde. Man unterscheidet zwei Haupttypen: Schaftcelte und Hohlcelte (Tafel I). Die erstern stellen in ihren vorherrschenden Formen Beile ohne Schaftlappen dar, sind einfachen Steinäxten nachgebildet und ebenso wie diese geschäftet. Bei den Hohlcelten wurde dagegen der in einem Knie gebogene Schaft in die Öffnung des Celtes gesteckt und meist mittels einer kleinen Öse, die sich an dem Celt selbst befindet, festgebunden.
Manche Schaftcelte, welche an einer Seite eine Vertiefung und eingebogene Kanten (Schaftlappen) aufweisen und häufig als Paalstab (paalstave, Tafel I) bezeichnet werden, wurden offenbar in ähnlicher Weise wie der Hohlcelt geschäftet. Die eigentlichen Angriffswaffen der nordischen Bronzezeit waren Dolche, Äxte, Spieße, Bogen [* 15] und Pfeile, vermutlich auch Keulen und Schleudern; die Verteidigungswaffe war der Schild. [* 16] Bronzeschwerter der eigentlichen Bronzezeit erweisen sich mehr zum Stich als zum Hieb [* 17] geeignet und wurden, wie die auffallende Kleinheit des Griffs vermuten läßt, wahrscheinlich wie Dolche gefaßt.
Die Klingen sind zweischneidig und spitz; dem Griffe fehlt die Parierstange. Er wurde entweder ganz aus Bronze hergestellt oder aus Holz, [* 18] Knochen [* 19] und Horn, durch welche meist die bronzene Griffangel ging. Die Schwertscheiden, aus Holz mit einem Überzug aus Leder bestehend, trugen unten ein Ortband aus Bronze. Bronzene Pfeilspitzen sind im allgemeinen selten, wahrscheinlich weil man vielfach noch den Feuerstein für den gleichen Zweck verwendete; dagegen finden sich bronzene Lanzenspitzen ziemlich häufig.
Große Kriegshörner aus Bronze wurden ebenfalls aufgefunden. Das Geschirr der Pferde [* 20] war reich mit Bronzeplatten verziert. Ferner gehören zum Inventar der nordischen Bronzezeit bronzene Sicheln und Angelhaken, Diademe [* 21] und Hängegefäße, aus Holz und Bronze hergestellte Wagen, ferner bronzene Fibeln [* 22] und Armringe, gedrehte Halsringe (torques) u. dgl. Die Kommandostäbe und Kommandoäxte (Tafel I), schön verzierte Bronzestäbe, bezw. Bronzeäxte, wurden als Insignien der Macht von Fürsten oder Befehlshabern geführt.
Von den Völkern des südlichen Europa [* 23] modifizierten die Hellenen, welche ebensowohl Eisen [* 24] wie Kupfer und Bronze verwendeten, die durch die Phöniker übertragene babylonisch-ägyptische Metallkultur nicht unerheblich. Während das griechische Handwerk im allgemeinen ziemlich autochthon entstanden ist, lernten Kunst und Kunstindustrie von orientalischen Vorbildern. Im Burghügel von Mykenä [* 25] fand Schliemann neben Bronzegeräten Gold- und Kupfergeräte und neben Steingerät vereinzeltes Eisengerät. In eigentümlicher Weise repräsentiert Mykenä eine Mischung der absterbenden Stein- und der heimischen und orientalischen Metallkultur.
Löwen, [* 26] Sphinxe und Pflanzenformen, Totenmasken und Brustschilde deuten auf den Orient; daneben lassen aber die Schwerter- und Dolchformen sowie die als Ornament verwendeten Spiralen, die Rundkreise und Buckel den Beginn einer neuen Kultur erkennen. In Italien [* 27] sind die Etrusker die Träger [* 28] der aus Südasien stammenden Kultureinflüsse geworden. Auch hat sich, wie es scheint, in Norditalien die südasiatische Kultur mit der ursprünglich aus Nordasien stammenden Bronzekultur Nordeuropas mehrfach gekreuzt.
Die ältesten Bronzen Italiens, [* 29] wie sie in den Terramaren (jenen auf trocknem Land errichteten pfahlbauartigen Ansiedelungen) sich finden, scheinen mit den eingewanderten Italikern von Norden [* 30] her nach Italien gelangt zu sein. Dagegen nahm die Verbreitung der ältesten Eisenkultur in Italien und den Alpenländern einen wesentlich verschiedenen Weg. Diese stark mit Bronze gemischte Eisenzeit Oberitaliens zeigen die Grabfelder zu Villanova, Marzobotto, La Certosa (unweit Bologna), zu San Francesco, zu Ronzano und auf den Euganeischen Hügeln. Mit Ausnahme von Marzobotto und La Certosa sind die besagten Funde einer altertümlichen voretruskischen Kulturperiode zuzurechnen, welche Undset als altitalische Metallkultur bezeichnet, die jedoch in engen Beziehungen zu Griechenland [* 31] und den Küsten des Mittelmeers [* 32] stand und in das 9. bis 10. Jahrh. v. Chr. zu verlegen ist. Dagegen werden die ¶
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Funde des Gräberfeldes von La Certosa und des größern Teils der zu Marzobotto aufgedeckten Gräber als der etruskischen Kultur zugehörig bezeichnet, wofür insbesondere der Bleigehalt der diesen Gräbern entnommenen Bronzen spricht. Die verbrannten Gebeine sind zu Marzobotto bisweilen in jenen cylinderförmigen, gerippten Bronzecisten beigesetzt, welche nach Helbig griechischen Ursprungs sind. Bemalte Vasen [* 34] und Statuetten, Bronzespiegel, Grabstelen mit etruskischen Inschriften sowie Bronzeklumpen von bestimmter Form (aes rude), die während jenes Abschnitts der Metallzeit [* 35] vielfach als Geld benutzt wurden, eiserne Schwerter, [* 36] Dolche und Lanzenspitzen, Werkzeuge [* 37] von Eisen und Bronze, Fibeln von Gold, [* 38] Silber und Bronze und ganz bestimmter Form (La Certosa-Fibel) wurden ebenfalls in den beiden letzterwähnten Fundstätten angetroffen.
Das in Marzobotto und La Certosa vertretene etruskische Element unterscheidet sich in mancher Hinsicht von demjenigen des südlich vom Apennin gelegenen Etrurien und wird daher von Undset als nordetruskische Kulturgruppe von der »rein etruskischen« unterschieden. Die Ausgrabungen von Este beweisen, daß die zuerst nördlich von den Alpen [* 39] entdeckte und hier weitverbreitete Eisen-Bronzekultur, die man nach ihrem ersten Hauptfundplatz als Hallstattkultur (Tafel I) bezeichnet, zweifelsohne vom Süden und Osten her in jene nördlichern Verbreitungsgebiete vorgedrungen ist.
Letztere, die man auch als die ältere Metallkultur Mitteleuropas bezeichnet, gehört, obwohl in den spätzeitlichen Fundgegenständen sich mit ihr berührend, doch nicht zu der spezifisch etruskischen Kultur und ebensowenig der klassisch-griechischen oder römischen. Diesen jüngern und weiter fortgeschrittenen Kulturkreisen gegenüber zeigt sie vielmehr einen weit altertümlichen archaistischen Charakter. Sie verbreitet sich durch die Alpenländer, das Donaugebiet, das südliche und südwestliche Böhmen, [* 40] Teile von Mähren und Schlesien, [* 41] Südwestdeutschland mit Württemberg, [* 42] Baden [* 43] und Bayern [* 44] sowie durch einen großen Teil Frankreichs bis an die Pyrenäen.
Auch sind die Balkanländer, Oberitalien [* 45] und die Schweiz [* 46] (in letzterm Land weist die Bronzekultur der westschweizerischen Pfahlbauten [* 47] Anklänge an die Hallstattperiode auf; vgl. Pfahlbauten) von ihrem Einfluß nicht unberührt geblieben. Die Hallstätter Funde, ca. 6000 verschiedene Objekte von Bronze, Eisen, Gold, Gagat, Bernstein, [* 48] Thon und Elfenbein, welche aus 993 Gräbern mit meist unverbrannten Leichen zu Tage gefördert und von v. Sacken beschrieben wurden, beweisen, daß während dieses Kulturstadiums, welches nach Undset gegen 500 v. Chr. seinen Höhepunkt erreicht hat und von Tischler in eine ältere und jüngere Hallstattperiode eingeteilt wird, die Metallurgie bereits eine relativ hohe Entwickelungsstufe erreicht hatte, und daß die Völker Mitteleuropas damals eine entschiedene Vorliebe für Pracht und Luxus an den Tag legten.
Die Schwerter aus Bronze, vorherrschend aus Eisen hergestellt, besitzen breite, schwere Klingen mit schräg abgeschnittenen Spitzen. Die Handgriffe schließen ab in großen Knaufen, und unterhalb des Griffes bemerkt man an der Klinge seitliche Einschnitte. Auch Dolche sind häufig, die Klinge fast immer von Eisen, die Griffe von Bronze, ebenso Messer mit breiter geschweifter Klinge. Unter den Schmucksachen [* 49] fallen prächtige bronzene Gürtelbleche auf, die mit getriebenen Ornamenten verziert sind, und denen spitze Haken zum Verschluß dienen.
Ferner finden sich hängende Ketten mit Klappenblechen (Tafel I), Armringe, teils hohl aus zusammengebogenem Bronzeblech gebildet, teils massiv gegossen; als Motiv dient häufig eine Schnur mit aufgereihten Perlen oder Kugeln. Unter den Hallstätter Fibeln sind Spiralfibeln (Tafel I) und Bügelfibeln vorherrschend. Bronzegefäße wurden zahlreich und von mannigfacher Form ausgehoben, nämlich ein- oder zweihenkelige Eimer (situlae, Tafel I), quergerippte cylindrische Cisten, Vasen, tassenförmige Gefäße, Schalen (Tafel I), flache Schüsseln u. dgl. Die Thongefäße von verschiedenster Form zeigen eingeritzte Linien, Kreise, [* 50] Dreiecke oder farbige Streifen und Bänder, wobei die schwarze und rote Farbe vorherrscht. Neben der Verzierung durch geometrische Motive finden sich auch Menschen- und Tierfiguren (insbesondere Pferde und Vögel) [* 51] roh gezeichnet und als Zierstreifen in Reihen gebracht; Pflanzenmotive dagegen fehlen. - Als Träger der Hallstätter Metallkultur werden die in prähistorischer Zeit in den Alpenländern und den nördlich angrenzenden Gebieten ansässigen Kelten betrachtet; jedoch beweist schon die weite Verbreitung dieser Kultur, daß eine ganze Anzahl von Völkern an derselben teilgenommen hat.
Auch erscheint diese Kultur nicht als eine einheitliche, sondern als das Resultat verschiedenartiger Einwirkungen. Besonders rein hat man sie in den Urnenhügeln von Watsch und St. Margareten (Krain) [* 52] angetroffen. Eine zu Watsch ausgegrabene Situla und ein ebendaselbst aufgefundenes Gürtelblech eröffnen uns durch die auf denselben dargestellten Szenen einen Einblick in das Leben und Treiben der Bevölkerung Mitteleuropas zur Zeit der Hallstattperiode. Zu letzterer Kulturepoche sind auch die in den schwäbischen Fürstenhügeln Belremise und Kleinaspergle gefundenen Altertümer zu rechnen. In der Byciskalahöhle (Mähren) wurden vollständige Werkstätten der Eisen- und Bronzekultur der besagten Epoche aufgedeckt. Neben andern Objekten wurden daselbst ein Zepter, zwei eigentümliche Lendengehänge sowie mehrere Arm- und Haarspangen (sämtliche Gegenstände aus Bronze hergestellt) aufgefunden.
Während in der ältern Metallkultur Mitteleuropas, repräsentiert durch die Hallstattfunde, mit dem Gebrauch des Eisens derjenige der Bronze parallel läuft, wird der spätere Abschnitt der mitteleuropäischen Metallkultur, wo die Waffen aus Eisen, Schmuckgegenstände aus Bronze hergestellt werden, durch die zu La Tène gemachten Funde gekennzeichnet. Diese berühmte Fundstätte, bei dem Dorf Marin am Nordufer des Neuenburger Sees gelegen, wurde zuerst als ein Pfahlbau betrachtet; doch hat Groß nachgewiesen, daß sie von jeher auf trocknem Land lag und einen militärischen Beobachtungsposten darstellt, woraus sich das fast gänzliche Fehlen von Werkzeugen und Geräten für Ackerbau und Haushalt erklärt. Im Gegensatz zu den Hallstattobjekten zeichnen sich die Waffen und Geräte von La Tène (Tafel II) im allgemeinen aus durch Abrundung und kräftige Profilierung.
Die Schwerter (zweischneidige, dünne, gerade Eisenklingen von bis zu 1,75 m Länge, Tafel II) sind meisterhaft gearbeitet und tragen zum Teil Marken, die wohl als Fabrikstempel aufzufassen sind. Die sich verschmälernde, etwa 10 cm lange Angel endet in einem rundlichen oder breiten Knopf. Statt der Parierstange ist ein glockenförmig geschwungener Bügel zwischen Angel und Klinge aufgelötet. Die Griffbekleidung ist nicht erhalten und mag von Holz oder Horn gewesen sein. Die Schwertscheiden sind fast sämtlich aus Eisenblech hergestellt. Die Lanzenspitzen sind lanzettförmig mit starker Mittelrippe, hier und da an den Seiten etwas ausgeschnitten (Tafel II). ¶