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Anderseits war die Bronze, [* 2] die später für das Pharaonenland so wichtig wurde, damals noch nicht bekannt, sondern wurde wahrscheinlich erst unter der 12. oder gar erst unter der 18. Dynastie durch den Handel daselbst eingeführt. Auf keinen Fall war Bronze eine ägyptische Erfindung, denn in der Hieroglyphenschrift fehlt eine Bezeichnung für Zinn, und Zinnerze wurden in Ägypten [* 3] und seinen Nachbarländern nicht angetroffen; auch unter den Listen der Metalle, welche die Ägypter als Tribut bezogen oder als Kriegsbeute errungen, wird Zinn nicht aufgezählt.
Eisen [* 4] wurde zum Teil im Land, bez. aus den im Erythräischen Gebirge und auf der Sinaihalbinsel gelegenen Bergwerken gewonnen, zum Teil aus dem heutigen Sudân und aus Asien [* 5] eingeführt. Auch deuten gewisse ägyptische Aufzeichnungen und bildliche Darstellungen darauf hin, daß die im Altertum als »Äthiopien« bezeichneten Gebiete, insbesondere die sudânischen Provinzen Kordofan und Dar Fur, [* 6] die wir als einen der ältesten Sitze der Eisenkultur betrachten müssen, auf die frühste Metallkultur Ägyptens einen bedeutenden Einfluß ausgeübt haben.
Jedenfalls beweisen gewisse Funde, daß die Eisenkultur in Ägypten mindestens so alt ist wie die um 3000 v. Chr. erbaute Cheopspyramide. Da anderseits bereits unter den ersten Königen der 4. Dynastie großartige Bauten errichtet wurden, deren harte Gesteine [* 7] wohl nicht ohne Benutzung von Stahlmeißeln bearbeitet werden konnten, so ist der Beginn der ägyptischen Eisenkultur in noch weit frühere Zeit zurückzuverlegen, wie denn auch die aus der Zeit der 4. Dynastie stammenden bildlichen Darstellungen der Gräberbauten eiserne Pflugschare, eiserne Sägen [* 8] und andre Werkzeuge, [* 9] das stählerne Sichelschwert und andre Waffen [* 10] durch ihre blaue Farbe deutlich erkennen lassen.
In Asien ist das Stromgebiet des Euphrat u. Tigris Sitz einer uralten Metallkultur. In diesen Gebieten waren um 4000 v. Chr. die Sumerier und die Akkadier, zwei Völker, die wahrscheinlich der großen altaischen Völkerfamilie angehörten, die Begründer der babylonischen Kultur und die Erfinder der Keilschrift, ansässig. Schon um 3000 sind jedoch eingewanderte semitische Stämme vollständig im Besitz dieser Länder, und bereits unter den alten Herrschern von Elam und Babylon werden zahlreiche und großartige Bauten errichtet und kostbare Götterbilder hergestellt, was auf eine schon in jener Zeit hoch entwickelte Metallkultur schließen läßt.
In den Trümmern von Ninive fand Layard Reste einer ansehnlichen Eisenindustrie, während in den ältesten Trümmerstätten des südlichen Mesopotamien Kupfer [* 11] und Bronze sich besonders häufig finden. Den Einfluß der babylonischen Metallindustrie auf die Kulturentwickelung Kleinasiens und Griechenlands lassen Schliemanns Ausgrabungen zu Hissarlik und Mykenä [* 12] deutlich erkennen. Während einerseits die Hittiter die ägyptische wie die babylonische Metallkultur nach Kleinasien hin vermittelten, brachten sie die Phöniker den damals noch in der Steinzeit [* 13] lebenden Bewohnern von Hellas und den westlich wohnenden, ebenfalls noch in Unkultur befindlichen Mittelmeervölkern.
Wahrscheinlich existierte nun aber im Norden [* 14] Asiens (Südsibirien) ein zweites Zentrum der Metallkultur, und von diesem aus wurden den Bewohnern Mittel- und Nordeuropas auf Handelsstraßen nördlich vom Schwarzen Meer die Erzeugnisse der Bronzeindustrie zugeführt. Zu gunsten dieser Anschauung spricht vor allem der Umstand, daß eine der typischten Formen der nordischen Bronzezeit, der eigentliche Bronzecelt (Taf. I), in Kleinasien, in Griechenland [* 15] sowie im Kaukasus gänzlich fehlt.
Auch weist die sibirische (altaisch-ugrische) Gruppe alter Bronzen nach Sophus Müller eine so überraschende Ähnlichkeit, [* 16] stellenweise sogar eine Identität mit den Bronzen Nordeuropas auf, daß der direkte Bezug eines großen Teils der letztern aus Nordasien hierdurch an und für sich schon gesichert ist. Ferner spricht zu gunsten der besagten Annahme, daß in jenen zwischenliegenden Ländern, welche von dem aus Nordasien nach Nordeuropa sich ergießenden Kulturstrom berührt wurden, identische Formen angetroffen werden, daß z. B. die asiatische Bronzesichel in Niederösterreich, andre Erzeugnisse der nordasiatischen Bronzekultur in Ungarn [* 17] sich finden, während anderseits der flache Bronzemeißel mit spitz auslaufender Bahn über ganz Europa [* 18] verbreitet angetroffen wird und der kleine Celt [* 19] (Hohlcelt, Tafel I) mit einer oder zwei Ösen ein Verbreitungsgebiet aufweist, welches sich von China [* 20] und Japan im Osten westlich bis ans Atlantische Meer erstreckt.
Was ferner den Ursprung des nordasiatischen und des südasiatischen Metallkulturzentrums anlangt, so hält S. Müller die nördliche Bronzegruppe für eine Ausstrahlung nach einer Richtung, die babylonisch-ägyptische für eine Ausstrahlung nach andrer Richtung von einem ehedem vermutlich im Südosten Asiens gelegenen gemeinschaftlichen Zentrum der Bronzekultur. Auch wird dieses vielleicht den ursprünglichen Sitz der Erfindung bezeichnende Zentrum mit den zuvor erwähnten Sumero-Akkadiern, die wahrscheinlich von Osten her in das Zweistromland eingewandert sind, und der von ihnen lange vor Begründung der babylonisch-assyrischen Reiche geschaffenen Kultur in Verbindung gebracht.
Neben der asiatischen Bronzekultur hat sich in vielen asiatischen Gebieten noch eine besondere Eisenkultur und Eisenindustrie entwickelt. Eisen wird in den Wedas als ein ganz gewöhnlicher Gegenstand erwähnt, und für die hohe Stufe der Eisenindustrie im vorgeschichtlichen Indien spricht die berühmte Lâhtsäule zu Dehli wie der ausgedehnte Handel, der nach den Mitteilungen des Periplus in vor- und frühgeschichtlicher Zeit zwischen Indien, den Küsten Arabiens und des Roten Meers betrieben wurde, bei dem indischer Stahl einen der wichtigsten Handelsartikel bildete. Berühmt waren auch in früh- und vorgeschichtlicher Zeit die Stahlschmiede Persiens und die von ihnen verfertigten Schwerter, [* 21] während die Israeliten zwar das Eisen selbst bearbeiteten, dagegen die Bronze von den benachbarten Phönikern (Anfertigung der Gefäße für den Tempel [* 22] Salomos durch Hiram von Tyros) bezogen. Als ausgezeichnete Stahlschmiede waren auch die an der kleinasiatischen Küste des Schwarzen Meers ansässigen Chalyber bekannt.
Ob und wie weit die aus Asien nach Europa eingewanderten Arier zur Zeit ihrer Ansiedelung in den jetzt von ihnen bewohnten Ländern den Gebrauch von Metallen gekannt haben, erscheint noch ungewiß. Während hervorragende Anthropologen glauben, daß die arischen Stämme bei ihrer Einwanderung in Europa sich noch in jenem Stadium der Entwickelung befanden, welches der neolithischen Kulturepoche (jüngere Steinzeit) entspricht, machen linguistische Gründe und das Vorkommen von Kupfergeräten, die in ihrer Form mit neolithischen Geräten und Waffen vollständig übereinstimmen, in nachweislich schon in relativ früher prähistorischer Zeit von Ariern bewohnten Gegenden (Kupferobjekte aus den österreichischen Pfahlbauten [* 23] des Mondsees und Attersees, in der schweizerischen Pfahlbautenstation Finelz aufgefundene Kupfergeräte, Nachweis von Kupferobjekten in ¶
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Ungarn, auf der Pyrenäischen Halbinsel und in den Steinzeitgräbern Kujaviens in Preußisch-Polen) es in hohem Grad wahrscheinlich, daß die Arier bei ihrer Einwanderung in ihre gegenwärtigen Wohnsitze neben ihren neolithischen Geräten und Waffen bereits Kupfer zur Herstellung von Haushaltsgegenständen und Waffen benutzten. In Skandinavien, in Großbritannien [* 25] und einem großen Teil Norddeutschlands hat sich als frühste Metallkultur eine selbständige Bronzezeit (das nordische Bronzezeitalter) entwickelt und zwar nicht etwa, wie man früher annahm, in der Weise, daß ein Bronze besitzendes Volk eine noch in der Steinzeit befindliche Bevölkerung [* 26] unterworfen oder verdrängt hätte, sondern auf friedlichem Weg, indem die Importe der nordasiatischen Bronzen die Basis für die Entwickelung einer selbständigen Kultur bildeten, und indem die Bewohner des Nordens durch friedliche Beziehungen zu andern Völkern nach und nach die Bronze bearbeiten lernten. In Schweden [* 27] herrschte die Bronzezeit von etwa 1500 bis 500 v. Chr. Innerhalb dieser ein Jahrtausend umfassenden Kulturperiode unterscheidet Montelius sechs aufeinander folgende Abschnitte, die er in zwei Hauptgruppen trennt und als ältere und jüngere nordische Bronzezeit bezeichnet.
In der ältern nordischen Bronzezeit tragen die Bronzearbeiten als Verzierungen feine, mit dem Stempel eingeschlagene Spiralornamente u. Zickzacklinien, während die Gräber Reste von unverbrannten Leichen enthalten. Dagegen weisen die der jüngern nordischen Bronzezeit zugehörigen Fundstücke einen ganz andern Geschmack und wesentlich verschiedene Ornamente [* 28] auf. Die Spiralverzierungen sind verschwunden; dagegen zeigen sich die Enden der Ringe, der Messer [* 29] und Schwertgriffe oft spiralig aufgerollt.
Die Leichen wurden stets verbrannt. Das Material für die Bronzeindustrie des Nordens ist zweifelsohne dorthin eingeführt worden. Die meisten Bronzesachen (besonders die schwedischen) sind gegossen, und erst gegen das Ende der Bronzezeit zeigen sich häufig Spuren von der Anwendung des Hammers. Trotz der hohen Entwickelung der Bronzegießerei blieb aber das Löten unbekannt; zusammenzufügende Teile wurden durch Nieten oder durch Übergießen mit Bronzemasse verbunden.
Die bronzenen Geräte und Waffen weisen zum Teil höchst charakteristische Formen auf. Rasiermesser von trapezoider Form, Dolche und Messer von gekrümmter oder geschweifter Gestalt, Sägen, Meißel, [* 30] Äxte und Hämmer sind in den skandinavischen Gräbern in großer Anzahl gefunden worden. Die Knöpfe und Schwertgriffe sind bisweilen durch Bernsteineinlagen, häufiger durch Einlage einer schwärzlichbraunen harzähnlichen Masse verziert; einzelne Bronzegegenstände sind auch mit dünnen Goldplatten belegt.
Das wichtigste Werkzeug der Bronzezeit ist der in verschiedenen Formen vorkommende Celt, der als Axt, Beil oder Meißel verwendet wurde. Man unterscheidet zwei Haupttypen: Schaftcelte und Hohlcelte (Tafel I). Die erstern stellen in ihren vorherrschenden Formen Beile ohne Schaftlappen dar, sind einfachen Steinäxten nachgebildet und ebenso wie diese geschäftet. Bei den Hohlcelten wurde dagegen der in einem Knie gebogene Schaft in die Öffnung des Celtes gesteckt und meist mittels einer kleinen Öse, die sich an dem Celt selbst befindet, festgebunden.
Manche Schaftcelte, welche an einer Seite eine Vertiefung und eingebogene Kanten (Schaftlappen) aufweisen und häufig als Paalstab (paalstave, Tafel I) bezeichnet werden, wurden offenbar in ähnlicher Weise wie der Hohlcelt geschäftet. Die eigentlichen Angriffswaffen der nordischen Bronzezeit waren Dolche, Äxte, Spieße, Bogen [* 31] und Pfeile, vermutlich auch Keulen und Schleudern; die Verteidigungswaffe war der Schild. [* 32] Bronzeschwerter der eigentlichen Bronzezeit erweisen sich mehr zum Stich als zum Hieb [* 33] geeignet und wurden, wie die auffallende Kleinheit des Griffs vermuten läßt, wahrscheinlich wie Dolche gefaßt.
Die Klingen sind zweischneidig und spitz; dem Griffe fehlt die Parierstange. Er wurde entweder ganz aus Bronze hergestellt oder aus Holz, [* 34] Knochen [* 35] und Horn, durch welche meist die bronzene Griffangel ging. Die Schwertscheiden, aus Holz mit einem Überzug aus Leder bestehend, trugen unten ein Ortband aus Bronze. Bronzene Pfeilspitzen sind im allgemeinen selten, wahrscheinlich weil man vielfach noch den Feuerstein für den gleichen Zweck verwendete; dagegen finden sich bronzene Lanzenspitzen ziemlich häufig.
Große Kriegshörner aus Bronze wurden ebenfalls aufgefunden. Das Geschirr der Pferde [* 36] war reich mit Bronzeplatten verziert. Ferner gehören zum Inventar der nordischen Bronzezeit bronzene Sicheln und Angelhaken, Diademe [* 37] und Hängegefäße, aus Holz und Bronze hergestellte Wagen, ferner bronzene Fibeln [* 38] und Armringe, gedrehte Halsringe (torques) u. dgl. Die Kommandostäbe und Kommandoäxte (Tafel I), schön verzierte Bronzestäbe, bezw. Bronzeäxte, wurden als Insignien der Macht von Fürsten oder Befehlshabern geführt.
Von den Völkern des südlichen Europa modifizierten die Hellenen, welche ebensowohl Eisen wie Kupfer und Bronze verwendeten, die durch die Phöniker übertragene babylonisch-ägyptische Metallkultur nicht unerheblich. Während das griechische Handwerk im allgemeinen ziemlich autochthon entstanden ist, lernten Kunst und Kunstindustrie von orientalischen Vorbildern. Im Burghügel von Mykenä fand Schliemann neben Bronzegeräten Gold- und Kupfergeräte und neben Steingerät vereinzeltes Eisengerät. In eigentümlicher Weise repräsentiert Mykenä eine Mischung der absterbenden Stein- und der heimischen und orientalischen Metallkultur.
Löwen, [* 39] Sphinxe und Pflanzenformen, Totenmasken und Brustschilde deuten auf den Orient; daneben lassen aber die Schwerter- und Dolchformen sowie die als Ornament verwendeten Spiralen, die Rundkreise und Buckel den Beginn einer neuen Kultur erkennen. In Italien [* 40] sind die Etrusker die Träger [* 41] der aus Südasien stammenden Kultureinflüsse geworden. Auch hat sich, wie es scheint, in Norditalien die südasiatische Kultur mit der ursprünglich aus Nordasien stammenden Bronzekultur Nordeuropas mehrfach gekreuzt.
Die ältesten Bronzen Italiens, [* 42] wie sie in den Terramaren (jenen auf trocknem Land errichteten pfahlbauartigen Ansiedelungen) sich finden, scheinen mit den eingewanderten Italikern von Norden her nach Italien gelangt zu sein. Dagegen nahm die Verbreitung der ältesten Eisenkultur in Italien und den Alpenländern einen wesentlich verschiedenen Weg. Diese stark mit Bronze gemischte Eisenzeit Oberitaliens zeigen die Grabfelder zu Villanova, Marzobotto, La Certosa (unweit Bologna), zu San Francesco, zu Ronzano und auf den Euganeischen Hügeln. Mit Ausnahme von Marzobotto und La Certosa sind die besagten Funde einer altertümlichen voretruskischen Kulturperiode zuzurechnen, welche Undset als altitalische Metallkultur bezeichnet, die jedoch in engen Beziehungen zu Griechenland und den Küsten des Mittelmeers [* 43] stand und in das 9. bis 10. Jahrh. v. Chr. zu verlegen ist. Dagegen werden die ¶