(aramäisch, v. hebr. Maschiasch, entsprechend
dem griech.
Christus, »der Gesalbte«; s.
Salbung), im Alten
Testament der von den Israeliten der spätern Königszeit erwartete
gottgesandte Retter, der ein theokratisches Weltreich gründen sollte, wobei den
Propheten die einst unter
David eingenommene
Weltstellung,
Israels Zukunftstypus, vorschwebte (messianische
Weissagungen). Anfangs waren diese
Hoffnungen
rein politischer
Natur und vielfach geradezu dem partikularistischen
Egoismus des Volksgeistes dienstbar.
Ein religiöser
Kern lag insofern darin beschlossen, als die
Hoffnung auf dereinstige Weltherrschaft des
VolkesIsrael zugleich
auch die
Hoffnung auf Vollendung des
Dienstes und der Verehrung
Gottes umfaßte. Der
Gründer dieses irdischen Gottesreichs wird
als ein zweiter
David, also zwar als ein wirklicher
Mensch, dabei aber freilich auch als
Repräsentant und Stellvertreter, d. h.
als »Sohn«,
Gottes gedacht
(Psalm 2, 7).
In den spätere
Zeiten des jüdischen
Staats trat das persönliche Messiasbild vielfach
auffallend zurück hinter dem allgemeinen
Gedanken des Gottesreichs und der jüdischen Weltherrschaft;
fast nur in der apokalyptischen Geheimlitteratur erfuhr es noch eine Weiterbildung (s.
Menschensohn).
Über sein Wiederaufleben im
Christentum s.
Jesus Christus und
Christologie. Die
Lehre
[* 10] der rabbinischen
Theologie vom ist nie
einheitlich ausgestaltet gewesen. Ziemlich allgemein kehrt aber der
Gedanke wieder, daß in den letzten
Zeitenvor derErscheinung
des Messias sich alle Übel und
Schrecken der
Natur und des Menschenlebens denkbarst steigern und damit auch erschöpfen; sie heißen
die Messiaswehen.
ital.
Provinz auf der
InselSizilien,
[* 16] umschließt deren nordöstlichen Teil, wird südlich
von der
ProvinzCatania, östlich vom
Ionischen, nördlich vom Tyrrhenischen
Meer und westlich von der
ProvinzPalermo
[* 17] begrenzt
und umfaßt 4579 qkm (nach Strelbitsky nur 3227 qkm oder 58,6 QM.)
mit (1881) 460,924 Einw. Die
Provinz wird in ihrer ganzen
Ausdehnung
[* 18] von dem Peloritanischen
Gebirge (Dinnamare 1130
m)
und den Madoniabergen
(Monte Sori 1845 m), welche eine Fortsetzung des
Apennin bilden, durchzogen.
Die meist von S. nach N. fließenden Gewässer sind von geringer Bedeutung und im
Sommer sehr wasserarm; das
Klima
[* 19] ist gesund,
der
Boden fruchtbar, aber nur teilweise bebaut. Die Haupterwerbszweige der
Bevölkerung
[* 20] sind: Getreidebau,
Öl-,
Wein- und Seidenkultur, Schafzucht,
Fischerei
[* 21] und
Schiffahrt;
die
Industrie hat im allgemeinen geringe Bedeutung.
Die Stadt Messina liegt am
Fuß des Peloritanischen
Gebirges, von einem
Gürtel
[* 25] zerrissener Felsengipfel umgeben, paradiesisch an der
Straße von Messina
(Faro di Messina, bei den Alten
Fretum Siculum), von der
Küste an amphitheatralisch gegen die Abhänge der bebauten
Berge hinansteigend. Sie ist dem
Rang nach die zweite Stadt, in strategischer, kommerzieller und industrieller
Hinsicht aber der wichtigste
Ort derInsel und zugleich eine der hervorragendsten Handelsstädte
Italiens.
[* 26]
Der
Hafen, der 1000
Schiffe
[* 27] faßt, einer der schönsten und sichersten der
Welt, wird von einer kreisförmigen, von
SW. nach
NO. ins
Meer hineinlaufenden Erdzunge
(Braccio diSan Raineri) gebildet und war früher durch eine
Citadelle
und mehrere
Forts, die aber gegenwärtig verfallen sind, verteidigt. Zwei
Leuchttürme erheben sich auf der
Landzunge, deren
sichelförmige Gestalt der Stadt im
Altertum den
NamenZankle gab. Daneben entsteht der
WirbelGarofalo, die alte
Charybdis (s. d.).
An
Stelle der aufgelassenen
Hafenbefestigungen wird nun ein
System von äußern Verteidigungsforts errichtet.
Die nach dem furchtbaren
Erdbeben
[* 28] von 1783 zum großen Teil neuerbaute Stadt hat vier Vorstädte, schöne
Plätze, breite,
mit Lavaquadern gepflasterte
Straßen mit
Fontänen, ansehnliche
Kirchen und elegante
Paläste. Der Corso
Cavour teilt die Stadt
in die
See- und die Hügelstadt. Neben ihm sind unter den
Straßen die mit jenem parallel laufenden, an 2 km
langen und mit schönen
Palästen gezierten
StraßenViaGaribaldi und
Vittorio Emmanuele, welch letztere sich längs des
Hafens
hinzieht und eine wundervolle Aussicht über die
Meerenge nach
Kalabrien und auf die herrlich gelegene Stadt selbst darbietet,
unter den
Plätzen die
Piazza del Duomo mit einem schönen Marmorbrunnen von Montorsoli (ein Neptunbrunnen
desselben
Meisters steht auf dem Corso
Vittorio Emmanuele) und der Platz der Annunziata mit dem schönen Denkmal
Don Juan d'Austrias
(1572) hervorzuheben.
Die bedeutendste unter den mehr als 80
Kirchen ist die aus der Normannenzeit stammendeKathedrale, auf
dem großen Domplatz gelegen, mit Marmorfassade, schönem
Portal, antiken
Säulen
[* 29] von ägyptischem
Granit und
Mosaiken aus dem 14. Jahrh.
Erwähnenswerte
Kirchen sind auch die von
San Francesco,
San Gregorio und mehrere andre, meist ehemalige Klosterkirchen, welche
mit Gemälden, insbesondere von
Rodriguez und andern
Meistern der Messineser
Schule des 16. und 17. Jahrh.,
Grabdenkmälern und
Altären reich geschmückt sind. Von Gebäuden sind ferner zu nennen: der städtische
Palast, das
Hospital
(aus dem
¶
mehr
16. Jahrh.), die Markthalle, der Monte diPietà, der Getreidespeicher, das große neue Theater,
[* 31] das schönste in Sizilien, die
Paläste Brunaccio, Grano u. a. Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 78,438, mit
Einschluß des ganzen Gemeindegebiets 126,497. Die Industrie erstreckt sich auf die Fabrikation von Musselin, Leinwand, Seidenstoffen
etc.; auch die Anfertigung von Korallenarbeiten sowie von Essenzen aus Limonen, Orangen etc. ist bedeutend.
Daneben bildet die Fischerei einen Haupterwerbszweig der Bewohner.
Der Wert derEinfuhr betrug 1886: 29,28 Mill., der der Ausfuhr 40,83 Mill. Lire. Messina war
bis Ende 1879 Freihafen. Messina hat eine Universität (1882 von 151 Hörern besucht) mit vier Fakultäten, einem Kollegium der schönen
Künste und mehreren wissenschaftlichen Sammlungen; ferner ein Priesterseminar, Lyceum, Gymnasium, Kollegium
Alghieri, Gewerbeinstitut, eine technische Schule, Akademie für Wissenschaften und Künste (Accademia Peloritana) und zahlreiche
bedeutende Wohlthätigkeitsanstalten. Es ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, eines Appellhofs, Handelstribunals, Hafenkapitanats
und anderer Zivil- und Militärbehörden und mehrerer auswärtiger Konsulate (darunter auch ein deutscher Berufskonsul). SchönePunkte in der Umgebung sind der Campo santo, das Kapuzinerkloster oberhalb der Stadt und insbesondere der LeuchtturmTorre delFaro am Kap Peloro mit herrlicher Aussicht.
Geschichte. Messina hieß, wie schon erwähnt, ursprünglich Zankle und wurde um 740 v. Chr. von der südlich gelegenen Stadt Naxos
und von euböischen Kolonisten gegründet. Der Ort wurde bald
so blühend, daß er schon 648 eine Kolonie
(Himera) aussenden konnte. Um 495 eroberte Anaxilas von Rhegium, von Geburt ein Messenier, die Stadt und nannte sie Messana (Messene). 466 wurde
die republikanische Verfassung eingeführt. Die Stadt hob sich nun durch lebhaften Handel und Schiffahrt von Jahr
zu Jahr, bis sie 396 von den Karthagern erobert und zerstört wurde.
Dionysios begann den Wiederaufbau der Stadt. Nach Vertreibung Dionysios' II. auf kurze Zeit frei geworden, fiel Messina schon 312 wieder
in die Hände des Agathokles. Nach dessen Tod bemächtigte sich der Stadt 282 ein HaufeMamertiner (s. d.), nach
denen die Stadt Mamertina genannt wurde. Die Raubzüge der neuen Bewohner wurden 264 die nächste Veranlassung zum Ausbruch
des ersten PunischenKriegs. Die Stadt ging darauf in die Hände der Römer
[* 38] über, in deren Besitz sie von nun an verblieb.
Nach dem Untergang des weströmischen Reichs teilte sie die SchicksaleSiziliens. 831 ward Messina von den Sarazenen
erobert, die aber 1038 und zum zweitenmal 1071 von den Normannen wieder daraus verjagt wurden. Hier ward 1233 von Friedrich
II. ein sizilischer Reichstag abgehalten, wo Gesetze für die Insel erlassen wurden. In Messina nahm 1282 die Sizilianische Vesper
ihren Anfang, sowie 1674 hier auch ein Aufstand gegen die harte spanische Regierung ausbrach. Die Aufständischen
riefen die Franzosen zu Hilfe, von welchen 1676 die Spanier in einer großen Seeschlacht, in welcher der niederländische Seeheld
de Ruyter fiel, besiegt wurden.
Aber schon 1678 mußten die Franzosen die Stadt wieder räumen, worauf sie, nachdem 7000 Einwohner aus
Furchtvor derRache der Spanier ausgewandert waren, unter die spanische Herrschaft zurückkehrte. 1713 ward sie von dem Herzog
von Savoyen besetzt, 1718 wieder von den Spaniern erobert, 1719 von den Kaiserlichen und 1735 abermals von den Spaniern eingenommen.
Eine furchtbare Pest entvölkerte 1743 die Stadt, das Erdbeben von 1783 legte sie halb in Trümmer, und 1823 ward
sie durch eine Überschwemmung verwüstet. In denUnruhen 1. und kam es zum Straßenkampf zwischen Volk und Militär.
NeueAufstände und blutige Kämpfe erfolgten 1848, wo die Stadt mehrmals vom Kastell Terranuova aus bombardiert wurde, so vom 29. Jan.