herrührt, daß die Messe nur in lateinischer
Sprache
[* 2] abgehalten werden darf. Einzelne Teile der Messe, wie das
Confiteor, sind schon
vom
PapstDamasus I. eingeführt worden. Jetzt besteht die aus vier Hauptbestandteilen:
Introitus,
Offertorium,
Konsekration und
Kommunion. Der
Introitus beginnt damit, daß der
Priester und der Meßdiener wechselweise den 42.
Psalm hersagen;
dann folgt das
Confiteor, die
Formel des öffentlichen Schulbekenntnisses ^[richtig: Schuldbekenntnisses], die
Absolution und
der eigentliche Eingang, aus einigen Bibelversen bestehend. Im
Offertorium oder der Opferung segnet der
Priester unter bestimmten
stillen
GebetenBrot
[* 3] und
Wein und wäscht sich dabei die
Hände.
Das
Ritual und die
Gesänge der Messe sind in Meßbüchern oder
Missalen (s. d.) enthalten und modifizieren sich nach den
Zeiten
und dem Gegenstand der
Feier. Über
Totenmessen
(Totenamt, missa pro defunctis) und
Seelenmessen, welche Verstorbene aus dem
Fegfeuer erlösen oder ihnen doch die
Pein desselben erleichtern sollen, s.
Requiem. Für
Kinder, die unter sieben
Jahren sterben,
wird keine Trauermesse, sondern eine Dankmesse (Engelsmesse) gehalten.
Da man frühzeitig
Messen mit
Fürbitten und
Gelübden verband, um denselben eine größere
Kraft
[* 4] zu verleihen, sie ferner auch
gegen die elementarenGewalten der
Natur sowie gegen die
Bosheiten der
Menschen in Anspruch nahm, so entstanden
neben den
Fest- und Wochenmessen eine große Anzahl von sogen. außerordentlichen
Messen, welche sämtlich der
Kirche oder dem
Priester besonders honoriert werden müssen. Dergleichen sind: die
Braut- und Hochzeitsmessen, die
Weih- und die Vorbittemessen,
die
HeiligeGeist-Messe, eine der feierlichsten, die
vor derWahl zu einem kirchlichen
Amt, beim Beginn einer
großen Festlichkeit abgehalten wird, die
Messen als Gegenstand eines
Gelübdes (Votivmessen) etc. Eine besondere
Art ist die
ewige Messe, die an gewissen
Tagen im Jahr, gewöhnlich für Verstorbene gestiftet, gelesen wird.
Bei der trocknen Messe (Schiffsmesse), die früher auf den
Schiffen abgehalten zu werden pflegte, fand, um
eine Verschüttung des
Kelchs zu verhüten, keine
Konsekration statt, und an der Wahlmesse, welche ehemals alljährlich am
Mittwoch und
Sonnabend der vierten Fastenwoche gelesen wurde, nahmen nur die
Katechumenen teil, die geprüft werden sollten,
ob sie genügend vorbereitet zum Empfang der
Taufe wären. Die meisten und besuchtesten
Messen trifft
man inSpanien.
[* 5]
Dennoch darf auch dort kein
Priester mehr als eine an einem
Tag lesen, und nur am Weihnachtstag (25. Dez.) ist es allen
Priestern
erlaubt, drei
Messen abzuhalten (s.
Weihnachten). Damit die öffentlichen
Messen nicht durch Privatmessen
gestört werden, haben sie ihre bestimmten
Stunden, weshalb man sie auch als Frühmesse, 10-Uhr-Messe, Mitternachtsmesse etc.
bezeichnet. In der griechischen
Kirche entwickelte sich das
Zeremoniell der Messe auf ganz eigentümliche Art; s. darüber
Russische Kirche.
[* 6]
LuthersReformation richtete sich besonders gegen die
Mißbräuche des Meßwesens; er schaffte die Messe in
ihrem
Kern ab,
d. h. den
Wandlungs- und Opferbegriff. Im übrigen schloß sich selbst noch seine »Deutsche
[* 7] Messe« von 1526 im
Gegensatz zu den Calvinisten an die katholische an, deren
Ritual er übrigens mit der größten
Freiheit behandelte
und namentlich kürzte. Der
Konsekration folgt die
Kommunion auf dem
Fuß, und alles wird möglichst der
Einfachheit der ursprünglichen Abendmahlsfeier genähert.
Gihr, Das heilige Meßopfer (4. Aufl., Freiburg
[* 8] 1887);
Lüdtke,Erklärung des heiligen Meßopfers
(Danz. 1882). -
Die
Musik während des katholischen
Hochamtes oder während der eigentlichen kirchlichen Messe, gewöhnlich ebenfalls
Messe
(Missa) genannt, besteht nach den Anfangsworten des zu singenden
Textes aus dem
Kyrie eleïson oder
Christe eleïson, dem
Gloria in excelsis
Deo, dem
Credo,
Sanctus und Osianna, dem
Benedictus, dem
Agnus Dei und dem
Dona nobis pacem. Der eigentliche
Kirchengesang, wie er jetzt meist üblich und im
Meßbuch, dem Kyriale und Antiphonarium enthalten ist,
ist der Gregorianische, wie ihn
PapstGregor d. Gr. ordnete.
Die deutschen
Lieder sind spätern Ursprungs. In polyphoner Bearbeitung der Messe lieferten Ausgezeichnetes
Palestrina
(»Missa
papae Marcelli«),
(spr. -dallja),Angelo, ital. Nationalökonom, geb. zu
Villafranca
(ProvinzVerona),
[* 12] promovierte 1842 in
Pavia, war hierauf Privatlehrer in
Verona und wurde 1858
Professor der politischen
Ökonomie an der
UniversitätPavia. Seit 1866
ist er
Mitglied des
Hauses der Abgeordneten, seit 1869 auch Mitglied des höhern Unterrichtsrats. Er schrieb 1850 ein
Werk über öffentliche
Anleihen, 1858 ein solches über die Bevölkerungslehre. Seine weitern
Arbeiten sind zerstreut in den
»Memorie del Istituto Veneto di scienze e lettere« und in dem »Archivio
di Statistica«
(Rom).
[* 13]
(Handelsmessen),
Märkte, welche sich von den gewöhnlichen
Jahrmärkten nur durch ihren größern
Umfang, längere
Dauer und größere Zahl der Besucher unterscheiden. Einen gesetzlichen Unterschied zwischen beiden kennt
die deutsche
Gewerbeordnung nicht. Dieselben sind bei wenig entwickeltem
Verkehr unentbehrliche Sammelpunkte von
Angebot und
Nachfrage, welche eine vollständigere Übersicht über
Bedarf und Vorrat gewähren, größern
Absatz und sicherere
Deckung mannigfaltiger
Bedarfe ermöglichen. In Mitteleuropa gaben den ersten
Anlaß zur Entstehung von Messen wohlbefestigte
Lager
[* 14] der
Römer
[* 15] nach der
Okkupation von
Frankreich und
Deutschland und später der deutschen
Heerführer nach Unterwerfung der wendischen
und slawischen
Stämme im östlichen
Deutschland. Die meisten Messen sind im Anschluß an kirchliche
Feste entstanden, welche große
Menschenmengen und mit diesen viele Handelsleute herbeizogen. So erwuchs besonders um größere
Kirchen
ein vollständiger Marktverkehr. Der deutsche
NameMesse sowie das Ein- und Ausläuten der Messen erinnern an die Entstehung dieser
Märkte aus der kirchlichen
Messe. Im mohammedanischen
Orient¶
mehr
sind noch jetzt die heiligen Städte, wie Mekka mit seiner Kaaba in Arabien, Hardwar in Ostindien,
[* 17] als Zielpunkte großer Wallfahrten
auch gleichzeitig Hauptpunkte des Marktverkehrs. Da die Messen nicht allein gemeinnützig waren, sondern auch dem
Landesherrn reiche Einnahmen erbrachten, so suchte man dieselben durch verschiedene Verordnungen und Veranstaltungen, welche
den Meßverkehr sicherten, erleichterten und regelten, besonders zu heben. Man setzte die Zahl der Verkaufsläden
fest, damit die Verkäufer, nicht durch eine zu große Konkurrenz gedrückt, ihre Rechnung finden könnten, und bewilligte
den Meßbesuchern gewisse Freiheiten (Meßfreiheiten).
Nunwar in den frühern Zeiten des Mittelalters bei mangelhaften Transportanstalten, großer Unsicherheit des
Verkehrs, ungenügender Rechtspflege für die Bedürfnisse des Handels noch sehr wenig gesorgt; daher mußten die an den Orten
eines regen Verkehrs begründet und mit wichtigen Freiheiten ausgestattet, schnell Zentralpunkte des Handels werden. Die Regierungen
verliehen den Meßplätzen gewisse Vorrechte (Meßprivilegien), die entweder bleibend oder auf die Meßzeit beschränkt waren,
z. B. das Recht der Warenniederlage (Zwang zur Benutzung der städtischen Speicher gegen eine Abgabe), das Münzrecht, das Zollerhebungsrecht,
das Geleit (Schutz der Reisenden gegen eine Abgabe), freien Handel während der Meßzeit (Befreiung von dem sonst geltenden Innungszwang),
Veranstaltung von Lustbarkeiten aller Art, zeitweilige Gestattung sonst verbotener Spiele etc. Ferner wurden
gewährt: gänzlicher oder teilweiser Erlaß von Zöllen sowie von lokalen Abgaben und Lasten, Befreiung der Handeltreibenden
und ihrer Waren vom Arrest bis zum Zahltag, sicheres Geleit und die Errichtung eines eignen Meßgerichts, welches in allen zwischen
den Meßbesuchern entstandenen Rechtsstreitigkeiten nach dem Meßrecht ohne die üblichen Formalitäten mit beschleunigtem
Verfahren entschied.
Die Gesamtheit der die Messe betreffenden Verfügungen bildet die Meßordnung. Die Zeit der Abhaltung der Messen richtete sich
nach dem Klima
[* 18] (Benutzbarkeit von Land- und Wasserstraßen) und nach den Produktionsverhältnissen (Ernte)
[* 19] des Landes. Bezüglich
der Meßzeit selbst sind zu unterscheiden die für die eigentlichen Meßgeschäfte bestimmten Meßtage und die
zur Abrechnung und zur Erfüllung der eingegangenen Verbindlichkeiten festgestellten Zahltage. Die größern Messen haben ihre
eigentliche Meßwoche und ihre eigne Zahlwoche, letztere aber meist mit einem bestimmten Zahltag oder sogen. Skontro.
Gewöhnlich werden jedoch schon vor dem Eintritt der Meßwoche, oft in der gar nicht zur Messe gehörigen Vorwoche, die
wichtigsten Geschäfte des Großhandels abgeschlossen, weil sich die Einkäufer in der Auswahl aus den Vorräten zuvorkommen
wollen. Nicht alle in der laufenden Messe entstandenen Schuldverpflichtungen werden auch während der Dauer derselben erledigt,
vielmehr erfolgen viele Käufe auf Kredit mit Fälligkeit der Zahlung in der nächsten oder einer der nächsten Messen. Schon
frühzeitig wurden auf vielen Messen Geschäfte auf Lieferung nach Proben und mit Zahlfrist bis zur nächsten Messe abgeschlossen;
ja, einige Messen, wie im 16. Jahrh. die zu Lyon,
[* 20] Besançon,
[* 21] Medina del Campo und Piacenza, nahmen vorwiegend den Charakter von Abrechnungstagen
an. Zahlung und Einkassierung von Meßwechseln vereinigten sich in den Händen von wenigen Bankiers.
Infolgedessen dienten auch die Messen in ähnlicher Weise zur Ausgleichung gegenseitiger Forderungen wie die heutigen Clearinghouses.
Während die Messen mit wirklicher
Warenzufuhr in Ländern mit mangelhaften Transportmitteln noch heute von großer Wichtigkeit
sind (wie die zu Kiachta, zu Nishnij Nowgorod), haben sie in andern mit zunehmender Entwickelung und Sicherheit
des Verkehrs ihre alte Bedeutung mehr und mehr eingebüßt, oder sie behaupten sich mit Erfolg nur noch dadurch, daß sie
mehr und mehr den Charakter von Gewerbeausstellungen und Musterlagern annehmen, welche Gelegenheit zu reicherer Auswahl von
Neuem, zur Annahme von Bestellungen und zu Abrechnungen bieten.
Dagegen haben die Spezialmärkte mit ihrem heutigen großen Umfang vielfach den Charakter der Messen angenommen,
insbesondere für solche Güter, welche, wie Vieh, Pferde,
[* 22] dann auch mancherlei Rohstoffe, einen persönlichen Verkehr erfordern.
So ist die LeipzigerMesse ein wichtiger Markt für die Rauchwaren geblieben, von denen oft in einer Messe für 6-9
Mill. Mk. umgesetzt werden. Eine hervorragende Stelle nimmt ferner die Tuchmesse in Augsburg
[* 23] für wollene und halbwollene Stoffe
ein.
Die wichtigsten deutschen Messen sind diejenigen in Leipzig
[* 24] (Oster- und Michaelismesse), dann die Messen in Frankfurt
[* 25] a. M. (Frühjahrs-
und Herbstmesse), welche aber neuerlich bedeutend gesunken sind, ferner die Messen in Frankfurt a. O. (Margareten-,
Reminiscere- und Martinimesse), deren Hauptverkehr nach dem Osten (Polen, Ost- und Westpreußen,
[* 26] Schlesien
[* 27] und Pommern)
[* 28] gerichtet
ist. Auch sie haben neuerlich an Frequenz sehr abgenommen. Dasselbe gilt von den jetzt wenig erheblichen Braunschweiger Messen (Lichtmesse
und Laurentiusmesse).
Die übrigen in Deutschland noch bestehenden Messen sind nur noch als Jahrmärkte zu betrachten. Nur der »Umschlag«
in Kiel mag noch eine Erwähnung verdienen, weil er zugleich eine Geldmesse für den Umsatz von Hypothekenkapitalien ist. Von
den außerdeutschen Messen in Europa
[* 29] sind besonders wichtig: diejenigen von Basel
[* 30] in der Schweiz;
[* 31]
im weitesten Sinn der mathematische Vergleich gleichartiger Größen. Die ihrem Wert nach zu bestimmende
Größe wird durch eine bereits bestimmte (Maßeinheit) dividiert; der Quotient gibt das Maß. Im gewöhnlichen Leben wird oft
Maß für Maßeinheit, auch selbst für Maßsystem gesagt. Die Meßkunst ist das nach wissenschaftlichen Grundsätzen betriebene
Messen; im engern Sinn wird oft darunter das Messen von Raumgrößen nach den drei Dimensionen: Länge, Breite,
[* 36] Höhe,
verstanden; auch wird der allgemeine AusdruckMeßkunst oft fälschlich und einseitig für Geodäsie und Vermessungskunst (s. d.)
gebraucht. Unter den unendlich mannigfaltigen Gegenständen der Meßkunst sind wichtigere: die Zeit (vgl. Zeitmessung); Geschwindigkeit
(das Maß der Geschwindigkeit eines Punktes wird ausgedrückt durch den Weg desselben in einem bekannten Zeitteilchen); Kraft
(wissenschaftlich ausgedrückt durch das Maß der Zunahme an Geschwindigkeit eines
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