Läge die
Bahn des Merkur mit der der
Erde in derselben
Ebene, so müßten diese
Durchgänge sich bei jeder
Konjunktion
ereignen.
Da aber beide
Bahnen in einem
Winkel
[* 7] von 7° 0' 4,5'' gegeneinander geneigt sind, so können sie nur dann eintreten,
wenn der Merkur bei seiner untern
Konjunktion in einem seiner
Knoten oder wenigstens nicht über 3° 28' von
demselben entfernt steht, was in 100
Jahren etwa 13mal der
Fall ist. Bei der dermaligen
Lage der
Knoten können diese
Durchgänge
nur im
Mai undNovember erfolgen; ihre Dauer kann höchstens fünf
Stunden betragen, was dann der
Fall ist, wenn der Merkur durch
die Mitte derSonnenscheibe geht. Die nächsten finden und statt. S. Tafel »Planetensystem«.
[* 8]
d'Aubigné (spr. merl dobinjē),JeanHenri, franz. Theolog, geb. zu Genf,
[* 12] wurde 1818
Prediger der französischen
Gemeinde zu
Hamburg,
[* 13] 1823
Prediger an der dem französisch-reformierten
Kultus eröffneten Hofkapelle zu
Brüssel;
[* 14] 1830 kehrte er nach Genf
zurück und wirkte seit 1831 als
Professor der historischen
Theologie an der von der
»Evangelischen Gesellschaft«
gestifteten Lehranstalt. Er starb Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Histoire de la réformation du XVI. siècle«
(Par. 1835-53, 5 Bde.; neue Ausg.
1877-78; deutsch, 2. Aufl., Stuttg. 1861-62, 5 Bde.);
»Histoire de la réformation en Europe aux temps de
Calvin« (Par. 1862-78, 8 Bde.;
deutsch, Elberf. 1864-66, Bd. 1-4);
»Le
[* 15] protecteur, ou la république d'Angleterre aux jours de
Cromwell« (1848; deutsch,
Weimar
[* 16] 1858) und
»Trois siècles de luttes
en Écosse« (1849; deutsch, Leipz. 1850).
Vgl. J. ^[Jules]
Bonnet, Notice sur la vie et les écrits de
Merle d'Aubigné (Par. 1874).
(spr. -lä),Gustave, franz. Gelehrter und Schriftsteller, geb. zu
Paris,
[* 17] erhielt, nachdem er verschiedene Professuren bekleidet hatte, den Lehrstuhl der
Beredsamkeit am
LycéeLouis le
Grand.
Von seinen geistvollen kritisch-litterarischenSchriften verdienen Erwähnung: »Les réalistes et les
fantaisistes« (1861);
der Zauberer, eine der hervorragendsten Gestalten in dem altbritischen
Sagenkreis.
Die ältesten Nachrichten über ihn, dessen
Geburt und
Leben in mystisches
Dunkel gehüllt sind, finden sich in Nennius'
»Historia
Britonum« (9. Jahrh.). Hiernach stammte Merlin, mit dem Zunamen
Ambrosius (Merddin Embrys),
aus
Caermarthen in
Wales (dem Maridunum
des
Ptolemäos) und besaß schon als
Knabe prophetische
Gabe. Er wurde um 480 vor den Britenkönig Vortigern als das endlich
gefundene
»Kind ohne
Vater« gebracht, das derselbe auf Geheiß seiner Zauberer suchen ließ, damit auf
dem mit seinem
Blut getränkten
Boden der bisher vergeblich versuchte
Bau einer
Burg gelänge, worauf ihm Merlin die Geheimnisse
des
Bodens enthüllte und daraus den
Sieg der Briten über die
Sachsen
[* 18] prophezeite. In gleicher
Weise, aber schon romantisch
ausgesponnen, berichtet über ihn die
Chronik
(»Historia regum Britanniae«, um 1135) des
Gottfried vonMonmouth,
der aus der Vermischung eines
Inkubus mit einer
Nonne aus königlichem Geblüt hervorgehen läßt.
Der
Knabe ergeht sich in einer ausführlichen
Weissagung, wird zugleich als Zauberer eingeführt, indem er das
Stonehenge aus
Irland durch seine übernatürliche
Kraft
[* 19] in die
Ebene von
Salisbury versetzt, und tritt weiter als Sterndeuter
und
Berater in den
Schlachten
[* 20] auf. Nachdem König Uter-Pendragon zur Herrschaft gelangt ist, benutzt er seine magische
Kunst
zur
Begünstigung eines verbotenen
Umgangs desselben mit der schönen Iguerne, welchem
Artus seine Entstehung verdankt, an dessen
Hof
[* 21] Merlin in der
Folge eine gleich wichtige
Rolle spielt (s.
Artus).
Mit diesem Merlin verschmolzen oder wahrscheinlich identisch erscheint ein zweiter Merlin mit dem Zunamen
Silvester oder Caledonius,
von dem Giraldus Cambrensis (um 1180) zuerst berichtet: der
Barde Merddin ab Morvryn, der unter König
Artus gegen die
Sachsen
focht, aber nach der
Schlacht beim
Wald von Celidon, vonWahnsinn ergriffen, in diesen floh und daselbst
prophezeiend bis an seinen
Tod verweilte. Ihm werden einige Gedichte, namentlich »Avallenau« (»Der
Apfelgarten«) und »Hoianau« (»Die
Horchenden«),
zugeschrieben, die sich auf jene
Kämpfe beziehen sollen und in der »Myvyrian archaiology of
Wales« (Lond. 1801)
abgedruckt sind; indessen sind dieselben, nach neuern Untersuchungen, untergeschoben und als politisch-tendenziöse
Dichtungen des 12. Jahrh. zu betrachten. Die volkstümliche Bedeutung Merlins und sein
europäischer
Ruf, den er durch fünf
Jahrhunderte behauptete, datiert überhaupt erst vom 12. Jahrh., und hieran hatten vorzugsweise
drei Werke
Anteil:
geschriebene »Roman de Merlin« des (am HofHeinrichs II. lebenden) Anglonormannen Robert de Borron, der die Sagen vom Gral, von Joseph
von Arimathia und der Tafelrunde mit hereinzieht und sich ebensosehr im Reich der Phantasie wie auf dem Gebiet der Tradition bewegt
(erster Druck, Par. 1498, 4 Bde.; hrsg.
von G. Paris, das. 1888, 2 Bde.; auch
ins Italienische, Spanische,
[* 24] Englische
[* 25] etc. übersetzt; deutsch bearbeitet von Friedr. v.
Schlegel: »Geschichte des Zauberers Merlin«, Leipz.
1804). Hier wird Merlin von einem Teufel mit einer reinen Jungfrau erzeugt, um durch seine Hilfe wiederzugewinnen, was Christus der
Hölle entrissen, und er endet schließlich als das Opfer seiner eignen Magie, indem er von seiner Geliebten
Viviana, die ihm seine Zauberkunst abgelernt, im Wald Brecilian in einen Hagedornbusch gebannt wird, aus dem fortan nur noch
seine Stimme erklingt.
worin auch die »Prophetia« Gottfrieds und die »Vita Merlini«
sowie die beiden oben erwähnten Gedichte mitgeteilt und erläutert sind; de la Villemarqué, Myrdhinn ou l'enchanteur Merlin (Par.
1861);