mehr
3) Kaukasier (Weiße): Hellfarbene Haut, obgleich dieselbe bei einzelnen Abarten so schwarz wie beim Neger sein kann, helles oder dunkles Haar, weich, schlicht oder wellig, mit einem Querschnitt, der die Mitte zwischen dem runden und flachen hält, entwickelter Bart. Schädelform wechselnd, meist mesokephal, Wangenbeine zurückweichend, schmales, in der Mittellinie hervorspringendes (prosopisches) Gesicht, mäßig große Augenhöhlen, schmale, hervorstehende Nase (leptorrhin), senkrechte Kiefer (orthognath), kleine Zähne (mikrodont), breites Becken, kurzer Vorderarm (Index 74). Die Bezeichnung Kaukasier, von Blumenbach stammend, ist keine glückliche, weil sie von irrigen Voraussetzungen ausging. Peschel hat statt ihrer die der »mittelländischen Rasse« eingeführt, welche nach ihm sämtliche Europäer, soweit sie nicht mongolenartig sind, alle Nordafrikaner, alle Vorderasiaten und die Hindu, letztere schon als Mischvölker, umfaßt. Der Begriff deckt sich nicht ganz mit dem von Flower, da letzterer noch andre Völkerstämme, z. B. die Drawida (s. unten), den Kaukasiern zurechnet. Zur weitern Einteilung dienen nun neben den bisher ausschließlich benutzten anatomischen Merkmalen auch andre, unter denen die geographische Verteilung und die Sprache obenan stehen.
I. Äthiopischer Typus.
A. Afrikanische oder typische Neger. Sie bewohnen den zentralen Teil Afrikas von der Ost- zur Westküste, sind aber überall im Norden stark mit hamitischen und semitischen Melanochroi ^[richtig: Melanochrooi] (s. unten) gemischt (Sudânstämme). Ein Zweig der Neger sind die Bantuvölker, die sich hauptsächlich durch ihren Sprachbau unterscheiden. Die südlichen Bantu (Kaffern) sind hellfarbener, weniger prognath, mit größerer Schädelkapazität und kleinern Zähnen (Mischungen mit Hottentoten?).
B. Hottentoten und Buschmänner. Sie bewohnten früher ein bedeutend größeres Gebiet, ehe sie nördlich von den Bantustämmen, südlich von den Holländern und Briten verdrängt wurden. Die Hottentoten haben durch Mischung viel von ihren charakteristischen Zügen eingebüßt. Wenn rein, besitzen sie eine mittlere Gestalt, eine gelbbraune Hautfarbe, sehr krauses Haar, weniger reichlich als beim Neger und scheinbar in Büscheln wachsend. Schmale Stirn und Kinn, breite Backenknochen, sehr flache Nase, hervorragende Lippen. Die Buschmänner gleichen in den meisten Zügen den Hottentoten; sie sind äußerst plattnasig (platyrrhin), während der Prognathismus, nach Flower, fast fehlt (dies ist jedenfalls, wie die Schilderungen von Fritsch, Hahn u. a. ergeben und die im J. 1886 in Deutschland vorgeführten Buschmänner zeigten, nicht richtig; dieselben waren stark prognath). Ihre Körpergröße ist sehr gering, kleiner als die der Hottentoten, von denen sie als ein ausgestoßener, verwilderter und verkommener Zweig anzusehen sind. Die Hände und Füße sind sehr zierlich und klein. Vielleicht gehören Hamys Negrillos, gewisse zwerghafte Völker Zentral- und Westäquatorialafrikas, auch hierher. (Akka Schweinfurths.)
C. Ozeanische Neger oder Melanesier. Sie umfassen die Papua (vom malaiischen papuwah, »kraushaarig«) von Neuguinea und die Mehrzahl der Bewohner der westlichen Inseln des Stillen Meers (Fidschi, Bismarck-Archipel, Salomoninseln, Neue Hebriden, Neukaledonien), haben sich aber durch Mischungen weit über ihren jetzigen Wohnbezirk verbreitet. Der Körperbau ist kräftig, von mittlerer Größe. In ihren reinen Formen sind sie extrem dolichokephal und hypsisthenokephal, d. h. am langen Schädel überwiegt die Höhe die Breite. Hauptsächlich unterscheiden sie sich vom afrikanischen Neger durch die gute (bei den Bismarckinsulanern u. a. sogar sehr starke) Entwickelung der Glabella und der Augenbrauenbogen beim männlichen Geschlecht. Die Nasenwurzel erscheint stark eingesenkt, so daß ein mehr oder weniger mächtiger Stirnwulst entsteht. Die Form der Nase scheint sehr zu wechseln, man findet nicht selten gerade oder adlerartig gebogene, hervorspringende Nasen mit überhängender Spitze, die dem Gesicht einen mehr europäischen, unter Umständen jüdischen Ausdruck verleihen, während anderseits eine flache, am Ende stumpf abgerundete Nase mit breiten, stark gewölbten Flügeln und großen Nüstern beobachtet wird (Finsch). Der Mund ist groß, mit aufgeworfenen Lippen, der Kieferbau prognath, doch nicht schnauzenartig wie beim Neger. Starke Bärte sind nicht selten. Das Haar, gleichmäßig auf dem Haarboden verteilt, dreht sich in korkzieherartigen Spiralen und bildet einen mächtigen, perückenartigen Pelz. Oft starke Körperbehaarung. Vielfach finden sich Mischungen mit Negrito, Malaien und Polynesien.
Eigentümlich ist die Auffassung Flowers über die Australier, die ebenfalls in diese Gruppe gehören. Dieselben unterscheiden sich durch ihr schlichtes Haar von den Melanesiern, tragen aber sonst in Farbe, Zügen und Gestalt die Kennzeichen der Negroiden an sich. Er hält dieselben für eine Mischrasse, entstanden aus der Verbindung von Melanesiern mit einem schlichthaarigen, niedern Stamm kaukasischer Melanochroi ^[richtig: Melanochrooi], wie sie noch den Süden Indiens bewohnen.
D. Die Negrito, negerartige Völker, welche, als Aeta bezeichnet, die Philippinen, als Minkopie die Andamanen und Nikobaren (?) bewohnen, kurz alle jene asiatischen Neger, die sich nördlich vom Äquator finden. Sie sind von kleiner, schmächtiger Gestalt, ausgesprochen kurzköpfig, höchst prognath, mit kleinen, platten Nasen und kurzem, wolligem Haar. Sie bildeten die Urbevölkerung vieler Inseln des Indomalaiischen Archipels und wurden von den Malaien verdrängt und aufgesogen. Vielleicht finden sie sich auch, mit den Papua vermischt, in Neuguinea vor.
II. Mongolischer Typus.
A. Die Eskimo, ein Zweig der typischen nordasiatischen Mongolen, der, im hohen Norden isoliert entwickelt, die typischen Eigenschaften der Rasse besonders ausgeprägt hat. Sie bewohnen beide Ufer der Beringsstraße und Grönland und besitzen eine kleine, breitschulterige Gestalt mit kleinen Händen und Füßen, lange, schmale, große Schädel, straffes, tiefschwarzes, langes Haar, der Bart ist sehr spärlich; die Hautfarbe ist an den bedeckten Teilen dunkelgrau, im Gesicht dunkelbraun, mit einem Stich ins Rötliche.
B. Die typischen Mongolen. Sie bewohnen Nord- und Südasien und zerfallen demnach: a) in die mongolisch-altaische Gruppe und b) in die Südmongolen. Erstere, deren Wiege auf den großen Hochebenen Mittelasiens stand, und die durch Sprachverwandtschaft verbunden sind, haben sich als Hunnen, Magyaren, Türken wiederholt über das östliche Europa ergossen und stellenweise daselbst niedergelassen, wobei sie durch Mischung mit andern Rassen wesentliche Veränderungen ihrer Charaktere erfuhren. Selbst die im Norden Europas wohnenden, ihnen wahrscheinlich zuzurechnenden Lappen zeigen derartige Wandlungen. Die Japaner sind wohl auch hierher zu rechnen, doch tragen auch sie das Gepräge einer aus mindestens noch zwei andern Elementen (Aino, Malaien) zusammengesetzten Mischrasse. Die südmongolische Gruppe, von ersterer hauptsächlich durch die Sprache und
mehr
Lebensweise geschieden, umfaßt den größern Teil Chinas, Tibets, Birmas und Siams. Peschel bezeichnet die Hinterindien bewohnenden Völker dieser Gruppe als Malaiochinesen, ein jedenfalls dem Ausdruck Indochinesen vorzuziehendes Wort.
C. Die Malaien. Sie bilden einen Hauptbestandteil der Bevölkerung von den Philippinen, der Halbinsel Malakka, Sumatra, Java, den Sundainseln, Celebes und Borneo; nach Formosa, Ceylon und Madagaskar versprengt. In ihren Charakteren schließen sie sich durchaus den mongolischen Stämmen an.
D. Die (braunen) Polynesier (Malaiopolynesier, Maori Neuseelands, Kanaken), d. h. alle jene Völker, welche die Inselgruppen des Stillen Ozeans bewohnen, soweit sie nicht von Melanesiern eingenommen sind. Sie haben sich augenscheinlich frühzeitig vom malaiischen Hauptstamm geschieden und mehr oder weniger mit melanesischem Blut gemischt. Die typischen mongolischen Charaktere dieser oft schönen Rasse treten sehr zurück; stellenweise nähern sie sich in ihrer Erscheinung den Kaukasiern, obgleich eine Vermischung mit den letztern nicht nachweisbar ist.
E. Die ursprüngliche amerikanische Rasse. Sie bewohnte ganz Amerika mit Ausnahme des von den Eskimo eingenommenen nordöstlichen Teils und zeichnet sich, trotz der verschiedensten klimatischen Lebensverhältnisse, durch eine merkwürdige Übereinstimmung der somatischen Charaktere aus. Ebenso haben die zahllosen Sprachen Amerikas (man hat bis 1200 derselben unterschieden) sämtlich eine nur ihnen zukommende Eigentümlichkeit: sie sind polysynthetisch (einverleibende, W. v. Humboldt), d. h. es läßt sich ein verwickelter Gedanke in ein einziges Wort zusammenfassen. Von der typischen mongolischen Rasse weichen gewisse amerikanische Stämme freilich bedeutend ab, namentlich durch die Nasenbildung (Adlernase), die fliehende Stirn und die entwickelten Augenbrauenbogen, während bei andern die große Ähnlichkeit mit den Mongolen in den wichtigsten Merkmalen äußerst schlagend hervortritt. Somit erscheint es kaum gerechtfertigt, einen besondern amerikanischen Typus aufzustellen.
III. Der kaukasische Typus.
Derselbe umfaßt zwei getrennte Gruppen, welche Huxley als »Xanthochrooi« (Hellfarbene, bez. Blonde) und »Melanochrooi« (Schwarzfarbene, bez. Brünette) bezeichnete. Trotz der großen Verschiedenheit ihrer Hautfarbe, der Haare und Augen stimmen alle hierher gehörigen Völker so außerordentlich überein, daß man sie zu einem Typus rechnen muß. Beide Gruppen haben sich vielfach innig gemischt, und aus dem wechselnden Mischungsverhältnis unter sich und mit allophylen Elementen (Mongolen, Äthiopiern) erklären sich die großen Unterschiede der Völker.
A. Xanthochrooi (von xánthos, »blond«, chrós, »Hautfarbe«), der blonde Typus mit hellem Haar, blauen Augen, heller Hautfarbe, bewohnt hauptsächlich Nordeuropa, Skandinavien, Schottland, Norddeutschland, breitet sich aber, vielfach gemischt mit dem zweiten, über das übrige Europa bis nach Nordafrika und Afghanistan aus. Im ganzen würde sich also diese Gruppe mit der der Germanen (und Slawen?) decken. Aus Mischungen mit Mongoloiden entstanden die Lappen, Finnen und deren Abkömmlinge.
B. Melanochrooi (mélas, »schwarz, dunkel«), der schwarzhaarige, dunkeläugige Typus mit einer Hautfarbe, die fast alle Schattierungen bis zum wirklichen Schwarz aufweisen kann. Sie umfassen die Mehrzahl der Bewohner Südeuropas, Nordafrikas, Südwestasiens und zerfallen in drei Familien: 1) Hamiten, nordafrikanische Völker, wie Berber (mit den Guanchen, d. h. den Ureinwohnern der Kanarischen Inseln), Altägypter (mit ihren Nachkommen, den Kopten und Fellahs, d. h. der Bauernbevölkerung am untern Nil), Ostafrikaner (Bedschavölker, Galla, Somal, mit meist starker äthiopischer Beimischung). 2) Semiten, in Vorderasien und Teilen Ostafrikas. Dazu gehörten die alten Chaldäer, Hebräer, Kanaaniter (Phöniker), Assyrer und Babylonier. Eine südliche Gruppe bilden die Ismaeliten (Araber) und die Abessinier (?). Viele nubische Stämme, die jetzt arabisch reden, schreiben sich deshalb fälschlich, statt einer hamitischen, eine semitische Abstammung zu. 3) Arier (im engern Sinn), d. h. die Inder, die alten Eranier, die Meder, Perser, Afghanen, Belutschen, Kurden, Armenier, Osseten. Man kann diese Völker auch als den asiatischen Stamm der sogen. Indogermanen bezeichnen. Die Arier sind zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. vom Nordwesten her in Indien eingewandert und haben die drawidische Urbevölkerung zurückgedrängt und unterjocht. Die heutigen Inder sind ein Produkt der Rassenmischung mit diesen Elementen. Den Ariern in dieser engern Begrenzung, d. h. als brünette Indogermanen, würden sich zudem noch alle jene südeuropäischen Völker zuzählen lassen, die man als Thrakoillyrier, Gräkoitaliker etc. bezeichnet (europäische Indogermanen). Flower rechnet, abweichend von den meisten übrigen Ethnologen, auch die Drawida, d. h. die schwarzhäutigen, sonst aber vielfach in Gesichtsbildung, Behaarungsform etc. den Kaukasiern ähnelnden Urstämme Vorderindiens, zu den Melanochrooi, ebenso die Weda auf Ceylon, wahrscheinlich die Aino Japans und die Miaotse, d. h. die roh gebliebenen Urbewohner der hoch gelegenen Teile Südchinas (noch fraglich!). In Südindien sollen die Drawida sich mit den Negrito gemischt und auch den Australiern ihren von den Melanesiern abweichenden Typus verliehen haben, eine bisher nicht beweisbare Hypothese.
Es läßt sich nicht leugnen, daß diese scharfe Sonderung der Flowerschen Kaukasier in Hell- und Dunkelhäutige insofern unbequem ist, als sie die große indogermanische Familie auseinander reißt, trotzdem ihre Sprache so bestimmt auf einen gemeinsamen Ursprung hinweist. Die von Peschel gegebene Einteilung der Indoeuropäer, als der dritten Gruppe der »mittelländischen Rasse« neben den Hamiten und Semiten, in asiatische (Eranier, Inder etc.) und europäische Arier verdient daher den Vorzug. Letztere zerfallen dann wieder in Nordeuropäer (Germanen, Lettoslawen, Kelten [?]) und Südeuropäer (Altgriechen, Italiker, Thrakoillyrier mit ihren Nachkommen, den heutigen Albanesen, etc.). Unbestimmt bleibt immerhin noch die Stellung einzelner Völker, wie die der alten Iberer, deren Reste die heutigen Basken sind, der alten Etrusker und Rätier, der Ligurer. Daß ein blonder und ein brünetter Stamm, die Kollmann geradezu als Rassen bezeichnet, in wechselnder Menge gemischt, die heutigen Völker Europas zusammensetzt, ist sicher, wenn auch vorerst nur für einen beschränkten Teil Mitteleuropas durch Zahlen bewiesen. Die in Deutschland auf Anregung R. Virchows durchgeführte statistische Erhebung der Haar-, Augen- und Hautfarbe von 6,758,827 Schulkindern ergab, daß die rein Blonden in ganz Norddeutschland am stärksten vertreten sind (43,35-33,56 Proz.), während sie nach S. und W. progressiv abnehmen (Mitteldeutschland 32,50-25,29 Proz., Süddeutschland 24,46-18,44 Proz.). Der brünette Typus ist in Norddeutschland mit 6,95-11,17 Proz., in Mitteldeutschland mit