Ihr wurde 217
v. Chr. nach der durch Unverstand
verlornen
Schlacht am Trasimenischen
See auf dem
Kapitol ein
Tempel
[* 4] errichtet, dessen Stiftungsfest alljährlich am 8. Juli gefeiert
wurde.
großer Strandsee in Unterägypten, zwischen
Damiette und
Port Said, nur durch eine schmale
sandige
Nehrung vom
MittelländischenMeer getrennt, mit
dem er aber durch mehrere Mündungen verbunden wird, ist 1200 qkm (21,8
QM.) groß, aber durchschnittlich nur 1 m tief. Das
Wasser ist nur während der
Überschwemmung des
Nils süß, sonst brackig.
Bei Niedrigwasser ist die Zahl und
Ausdehnung
[* 5] der
Sandbänke und
Inseln so groß, daß die
Schiffahrt für
die in Dörfern teils am
Ufer, teils auf den
Inseln wohnenden
Fischer schwierig wird. Der Fischreichtum ist ein so ungeheurer,
daß die
Regierung aus der
Verpachtung der
Fischerei
[* 6] 1½ Mill.
Frank jährlich löst. Der
Suezkanal hat einen Teil im O. abgeschnitten,
der jetzt ganz trocken ist. Auch an der Austrocknung des übrigen Teils, der einst zu den fruchtbarsten
LandschaftenÄgyptens
gehörte, wird jetzt gearbeitet.
(HomosapiensL.), das höchst entwickelte organisierte
Wesen, unterscheidet sich in seiner körperlichen
Organisation
in keiner
Weise von einem
Tier, er besitzt kein einziges
Organ, das nicht auch bei diesem sich fände. Ebensowenig bestehen
fundamentale Unterschiede der äußern Gestaltung zwischen ihm und den ihm zunächst stehenden sogen.
anthropoiden (d. h. menschenähnlichen)
Affen,
[* 7] dem
Gorilla,
Schimpanse und
Orang. Mit
Recht reiht man daher den Menschen dem
Tierreich
ein, statt ihn, wie dies namentlich de
Quatrefages thut, auf
Grund gewisser
Qualitäten der
Intelligenz
(Vorstellung von
Gut und
Böse,
Glaube an höhere Mächte, an die Fortdauer nach dem
Tod) als Vertreter eines besondern Schöpfungsreichs
aufzustellen.
Nur in betreff seiner
Stellung im
Tierreich finden sich Meinungsverschiedenheiten.
Cuvier,
Owen u. a. stellten für den Menschen
eine besondere
Ordnung der
Säugetiere, die
Zweihänder (Bimana), auf, während
Häckel,
Darwin u. a., wie dies bereits
Linné
that, den Menschen mit denAffen zu der
Ordnung der
Primates, der »Hochtiere«
(Brehm), vereinigen, in welcher
er nur eine besondere
Familie bilden soll. Der Mensch teilt mit den schmalnasigen
Affen der
Alten Welt
(Simiae catarrhinae) die wichtigsten
Merkmale: Zahl und Art der
Zähne,
[* 8] Schwanzlosigkeit, Grundcharakter
der hintern
Gliedmaßen als echter
Füße.
Ebenso ist der Grundplan des
Gehirns der gleiche. Die Unterschiede zwischen und
Affe
[* 9] liegen zunächst in der
Bildung des
Gesichts- und
Hirnschädels, in dem Überwiegen des letztern über erstern beim Menschen, wodurch das
Gesicht
[* 10] nicht
vor, wie bei den
Affen, sondern fast senkrecht unter die geräumige Schädelkapsel zu liegen kommt. Eine
Annäherung an
die tierische Schnauzenbildung findet sich indessen als Prognathie (d. h. Vorspringen des Kieferteils
des
Gesichts) bei niedern
Menschenrassen.
[* 11]
Bedingt wird jenes Überwiegen des
Schädels beim Menschen durch die mächtige
Entwickelung seines
Inhalts, des
Gehirns, namentlich
des Großhirns in seinen Vorder- und Hinterlappen. Die Hirnwindungen und
-Furchen sind ferner reichlicher ausgebildet und
bewirken so eine bedeutende Oberflächenvergrößerung des
Organs (besonders die als Sitz des Sprachsinns beim Menschen angesehene
dritte Hirnwindung, welche bei
Affen und Mikrokephalen nur rudimentär ist; vgl.
Rüdinger, Ein Beitrag zur
Anatomie des Sprachzentrums,
Stuttg. 1882). In der Gesichtsbildung ist es außer der fehlenden Schnauzenbildung, die durch
die Kleinheit des Kieferapparats bedingt wird, besonders die Form der
Nase
[* 12] und Nasenöffnung sowie das
Hervorragen des untern Teils des
Unterkiefers als
Kinn, ebenso die geschlossene, nicht durch
Lücken unterbrochene Zahnreihe,
welche den Menschen von den nächstverwandten
Affen unterscheiden.
Dazu kommt noch die besondere
Konfiguration des
Kehlkopfes, dessen
Ausbildung den Menschen zu den ihm eigentümlichen
sprachlichen und gesanglichen Leistungen befähigt.
BeimAffen ist der
Arm immer länger als das
Bein (namentlich Vorderarm und
Hand);
[* 13] beim Menschen überwiegt die mächtige
Entwickelung der
Beine als säulenartige
Träger
[* 14] des lediglich von ihnen gestützten,
aufrecht gestellten
Körpers. Mit diesem aufrechten
Gang,
[* 15] der das
Charakteristische der menschlichen Körperhaltung
ist und der selbst von den höchstgestellten
Affen nur ganz vorübergehend ausgeführt werden kann (vgl.
Brehm, Tierleben,
Bd. 1, S. 47 und Abbildung), geht nun
Hand in
Hand eine weitere
Reihe von Verschiedenheiten im
Bau und der
Entwickelung der
Knochen
[* 16] und
Muskeln
[* 17] beider Lebewesen, so namentlich die schaufelförmige
Bildung des
Beckens, die mehrfache
Krümmung
der
Wirbelsäule, die stark entwickelte
Gesäß- und Wadenmuskulatur des Menschen.
Der
Fuß des Menschen ist nach demselben
Plan wie der Affenfuß gebaut, so daß letzterer mit Unrecht als
Hand, vielmehr als
Greiffuß zu bezeichnen ist. Der wesentliche Unterschied beruht darin, daß die Innenzehe beim Menschen nicht
daumenartig wie bei den
Affen den übrigen
Zehen entgegengestellt werden kann, daß die Fußwurzel- und Mittelfußknochen zu
einem
Gewölbe
[* 18] verbunden sind, und daß die
Sohle dem
Boden horizontal zugewendet ist; die einzelnen
Knochen und
Muskeln sind
aber im
Grund bei beiden dieselben.
Auch in der
Hand finden sich Unterschiede, die in der bedeutend geringern
Ausbildung des
Daumens bei den
Affen ihren Hauptgrund haben. Derselbe ist auffallend klein, schwach und kurz. Ebensowenig wie im gröbern Körperbau
unterscheidet sich der Mensch fundamental von den
Tieren in der mikroskopischen
Struktur der seinen
Körper aufbauenden
Gewebe
[* 19] und
in den Leistungen seiner verschiedenen
Organe, also in physiologischer Beziehung. Es kommt somit wesentlich
darauf an, ob die geistige
Entwickelung des Menschen, der
Besitz der
Vernunft und von moralischen und religiösen
Begriffen sowie
¶
mehr
die artikulierte Sprache
[* 21] genügen, um ihn als außerhalb des Tierreichs stehend anzusehen. Vom rein naturwissenschaftlichen
Standpunkt muß diese Frage verneint werden.
Die Naturauffassung Darwins wirft ihr Licht
[* 22] auch auf die Frage der Stellung des Menschen zu den Tieren. In folgerichtiger Durchführung
des Entwickelungsprinzips sieht sie in ihm nur das Endglied einer unendlichen Reihe von Ahnen; in der gegenwärtigen
Schöpfungsperiode sind die sogen. anthropoiden (menschenähnlichen) Affen seine nächsten Verwandten, und beide, und Anthropoiden,
führen auf einen gemeinsamen Urtypus zurück. Nach Häckel bestand noch eine Zwischenstufe beider, die er als Affenmenschen
(Pithecanthropi) oder sprachlose Urmenschen (Alali) bezeichnet.
Ihnen soll noch die wichtigste menschliche Eigenschaft, die artikulierte Wortsprache, und damit die höhere
Begriffsbildung gefehlt haben. Darwin entwirft folgendes Bild des »Urmenschen«: allgemeine Behaarung des Körpers, Bartbildung
bei beiden Geschlechtern, beim Mann große Hundszähne als Waffe, bewegliche, zugespitzte Ohren, Fuß mehr zum Greifen eingerichtet.
»Die Ahnen des Menschen lebten ohne Zweifel für gewöhnlich auf Bäumen in einem mit Wäldern bedeckten
heißen Land.« Man stellt sogar als Ursprungsstätte desselben einen jetzt unter die Fläche des IndischenMeers versunkenen
frühern großen Kontinent, Lemuria (s. d.), hin, der von Ostafrika bis nach Ostasien gereicht haben soll.
Wenn auch in dieser hypothetischen Abstammung des Menschen von den Tieren für die naturforschende Betrachtung
nichts Erniedrigendes liegt (ebensowenig wie für die dogmatische in der Formung aus einem Erdenkloß), so muß doch gesagt
werden, daß thatsächliche Belege für dieselbe noch ausstehen. Nur so viel steht fest, daß im Skelettbau des Menschen gelegentlich
sich Abweichungen vorfinden, die man als Wiederauftauchen affenartiger Bildungen und somit als pithekoide
bezeichnen muß, und die im Sinn des Darwinismus als Rückschläge in die frühere niedere Ahnenstufe angesehen werden.
Dahin gehört z. B. der sogen. Stirnfortsatz der Schläfenschuppe,
eine abnorme Verbindung, welche das Stirn- und Schläfenbein durch Bildung eines Fortsatzes eingehen, während sonst beim Menschen
beide Knochen getrennt erscheinen. Dieselbe bedingt, ebenso wie die abnorme Schmalheit der normalen Nahtverbindung
zwischen Keil- und Scheitelbein an dieser Stelle, eine Verkümmerung der Stirngegend (Stenokrotaphie nach Virchow). Die anthropoiden
AffenGorilla und Schimpanse besitzen ausnahmslos diesen Fortsatz, während er beim Orang-Utan wenigstens bisweilen vorkommt.
Diese tierartige Bildung (Theromorphie) findet sich namentlich bei gewissen niedrig stehenden Menschenrassen.
Eine andre hierher gehörige Bildung ist die eigentümliche Gestaltung der Nasenöffnung (Apertura pyriformis), deren unterer
Saum nicht, wie sonst, scharfrandig erscheint und so scharf den Nasenboden von der Oberkieferaußenfläche absetzt. Es
findet vielmehr ein allmählicher Übergang beider statt, indem statt des Saums eine schiefe Ebene mit grubenartiger
Einsenkung besteht (Fossae praenasales).
Auch die Verkümmerung der Nasenbeine gehört hierher, die an die Bildung der katarrhinen Affen streift (daher von Virchow Katarrhinie
genannt). Die mächtige Entwickelung der Augenbrauenbogen gemahnt, in Verbindung mit einer starken Hebung
[* 23] des mittlern, die
Sagittalnaht tragenden Teils des Scheitels, an die Kammbildung bei anthropoiden Affen. Dahin gehört auch
der sogen. Torus occipitalis transversus (Schaaffhausen,
Ecker, Joseph, Waldeyer), eine im Bereich der Nackenlinien der Hinterhauptschuppe
auftretende, bei niedern Rassen häufige pithekoide Bildung. (Vgl. Anthropologie, S. 630.) Auch was bisher von fossilen Menschenresten
gefunden ist, spricht nicht für die Annahme einer niedern, den Affen nahestehenden Bildung, und die Hypothese,
daß der Vorfahr des Menschen sich von ausgestorbenen Affenarten abgezweigt habe, würde erst dann in der Wissenschaft anerkannt
werden können, wenn Zwischenformen und Übergänge von jenen Affen der eocänen Zeit zu den heutigen Menschen irgendwo entdeckt
würden.
Was das mutmaßliche Alter des Menschengeschlechts betrifft, so haben die anthropologischen Forschungen
ergeben, daß dasselbe bedeutend höher anzunehmen ist, als die biblische Überlieferung lehrt (vgl. Anthropologie, S. 629).
Die Berechnungen begründen sich meist auf die Dicke von Anschwemmungsschichten, unter denen man Spuren menschlicher Thätigkeit
(Topfscherben, Steinwaffen etc.) fand, unter Zugrundelegung einer bestimmten Ablagerungsdauer
derselben, und sind daher höchst unsicher und schwankend. Ebenso unbestimmt lautet die Antwort nach
der Abstammung von einem oder mehreren Menschenpaaren (Mono- oder Polyphylie). Während Agassiz, dem auch Nott und Gliddon
folgen, die einheitliche Schöpfung des Menschen aus dem Grund bestreitet, weil der an bestimmte Faunen- und Florengebiete gebunden
sei, halten andre, wie Peschel und Quatrefages, für wahrscheinlich, daß der Mensch nur von einem einzigen
Schöpfungsherd aus die Erde bevölkert hat.
Das Leben des Urmenschen kann nur ein höchst kümmerliches gewesen sein, denn vielleicht jahrtausendelang vermochte er sich
lediglich aus Stein, Knochen und Horn ganz rohe Werkzeuge
[* 24] herzustellen. Erst allmählich schritt er zur Fabrikation besserer,
d. h. feiner behauener und polierter, Steinwerkzeuge fort (s.
Steinzeit).
[* 25] Auch diese Periode, aus welcher die Kjökkenmöddinger (s. d.), die Hünengräber (s. d.), die Pfahlbauten
[* 26] (s. d.)
etc. stammen, war eine ungemein lange; als dann der Mensch mit der Verarbeitung der Metalle, insbesondere der Bronze
[* 27] und des Eisens,
bekannt wurde (s. Metallzeit),
[* 28] schritt er zu einer höhern Kulturstufe empor.
Diese Entwickelung ist zweifellos von örtlichen Verhältnissen abhängig gewesen und hat sich demgemäß an verschiedenen
Gebieten des Erdballes zeitlich sehr verschieden verhalten. So kommt es, daß noch jetzt bei gewissen Völkern, die man als
Naturvölker bezeichnet, vielfach Zustände sich vorfinden, die denen der rohen Urzeit entsprechen. Auch
eine wenigstens örtliche rückläufige Entwickelung, ein Zurückverfallen in tiefere Barbarei aus verhältnismäßig höhern
Kulturstufen, ist nicht ausgeschlossen, ohne daß jedesmal an eine Verdrängung eines höhern Kulturträgers durch ein kräftigeres,
roheres Volk zu denken wäre.