Rheinarmee, die Ordonnanz. Im Salon von 1874 erschien die Wache, 1875 Napoleon I. in der Schlacht von Friedland, »1807« betitelt.
Meissoniers Bilder pflegen sehr hohe Preise zu erzielen (so wurde das letztgenannte Bild für 300,000 Frank verkauft). Nicht
auf gleicher Höhe mit seiner scharfen Zeichnung und pikanten Malerei steht das geistige Element in seinen
Bildern; seine Figuren zeigen keineswegs den Ausdruck tiefer, seelenvoller Empfindung, der den bessern Holländern eigen zu sein
pflegt. Meissonier malt fast nur männliche Figuren; das weibliche Element tritt ganz zurück. Er hat auch meisterhafte Radierungen
und Lithographien geliefert. Von seinen Schülern sind sein Sohn Jean Charles Meissonier (geb. 1848 zu Paris), welcher
ganz in der Weise seines Vaters malt, und E. Detaille zu nennen.
Vgl. Claretie, Ernest Meissonier (Par. 1881).
früher jemand, der ein Handwerk zunftmäßig betrieb (Handwerksmeister); um Meister zu werden, mußte der Nachweis
der Befähigung durch Anfertigung einer Probearbeit (Meisterstück) geliefert werden. Die deutsche Gewerbeordnung
hat den von der ehemaligen Zunft ausgeübten Prüfungszwang beseitigt. Eine solche Prüfung ist nur in bestimmten Ausnahmefällen
(vgl. Gewerbegesetzgebung, S. 293) im öffentlichen Interesse vorgeschrieben. Zwar können die neuen Innungen (s. d.) durch
Statut die Meisterprüfung unter ihre Aufnahmebedingungen stellen.
Doch ist diese Prüfung keine allgemein obligatorische, da der Eintritt in eine Innung nicht Bedingung für
die Befugnis zum Gewerbebetrieb ist. Solange die Innungen nicht obligatorisch sind, könnte die Meisterprüfung mittelbar und
thatsächlich nur dadurch zu einer allgemeinen werden, daß den Innungen weitergehende Rechte verliehen werden, welche den
außerhalb der Innung stehenden Gewerbtreibenden den Wettbewerb erschweren oder unmöglich machen.
Vgl.
Handwerk u. Zunftwesen. - In der Kunstgeschichte gebraucht man das Wort Meister in verschiedenem Sinn.
Einmal bezeichnet man damit
Künstler der ältesten Zeit, von denen man nur den Vornamen weiß (Meister Wilhelm).
Dann braucht man es von Künstlern, deren Namen uns entweder ganz unbekannt, oder nur in einem Monogramm
erhalten sind, und die man nach ihren Hauptwerken bezeichnet, so: der Meister der Lyversbergschen Passion, kölnischer Maler um
1463-80, der Meister vom Tode Mariä, kölnischer Meister um 1515-30, der Meister der Hirscherschen Sammlung (jetzt als Bernhard Strigel [s. d.]
ermittelt);
von den Kupferstechern: der E. S. von 1466, der Meister mit den Bandrollen, der Meister mit dem Würfel,
italienischer Stecher um 1520-40, etc. Im weitern Sinn nennt man Meister jeden Künstler, welcher es zu hervorragender Bedeutung
gebracht hat. S. auch Kleinmeister.
Simon, Maler, geb. 1803 zu Koblenz, bildete sich in Paris unter Horace Vernet in der Pferde-
und Schlachtenmalerei aus und starb 29. Febr. 1844 in Köln, wo er in der letztern Zeit gelebt hatte. Seine hervorragendsten Bilder
sind: eine Löwenjagd, ein großes Bild des Kronprinzen (nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm IV.) von Preußen zu Pferd, umgeben
von seinem Stab, mehrere Szenen aus dem griechischen Befreiungskrieg u. die Schlacht bei Ligny. 1840 schuf
Meister mit seinem Bruder Nikolaus Meister ein kolossales Panorama, welches den Rheinübergang des Generals Hoche bei Neuwied darstellt.
die aus dem mittelalterlichen Minnegesang in Deutschland hervorgegangene Lyrik, welche im 14., 15. und 16. Jahrh.
und zwar fast ausschließlich in
den Kreisen des Handwerkerstands eifrig gepflegt wurde. Die immer höher
gesteigerte Künstlichkeit der Minnepoesie machte ein förmliches Erlernen ihrer formellen Regeln notwendig, und als die höfischen
und ritterlichen Kreise die Übung der Dichtkunst aufgaben und diese mehr und mehr in der bürgerlichen Sphäre heimisch wurde,
ward hier die handwerksmäßige Behandlung der Poesie, die regelrechte Verskünstelei, in noch bei weitem
höherm Maß herrschend als bei den letzten Vertretern der höfischen Minnedichtung.
Anfangs bestand zwischen den Lehrenden und Lernenden eine Art freien Verhältnisses, die einzelnen Meister des Gesanges bildeten
einzelne Schüler. Dann entstanden (wie z. B. um 1450 in Augsburg) geschlossene Gesellschaften, in denen die Dichtkunst in
zünftiger Gesetzmäßigkeit geübt wurde, wenn auch nicht gerade erwiesen ist, daß die Meistersänger streng geschlossene
Zünfte gebildet haben. Die Heimat des Meistergesangs ist die Gegend des Oberrheins. Es ging unter den Meistersängern die Sage
von der Stiftung ihrer Genossenschaften durch Kaiser Otto d. Gr. Auf zwölf Dichter des 13. Jahrh. führten
sie ihre Kunst zurück, unter denen wir Wolfram von Eschenbach, Konrad von Würzburg, Reinmar von Zweter, Klingsor, Ofterdingen
und Heinrich Frauenlob genannt finden.
Historisch scheint, daß der Letztgenannte im Anfang des 14. Jahrh. zu Mainz eine Dichtergenossenschaft gegründet hat, wie
denn der Mainzer Schmied Bartel Regenbogen, der Zeitgenosse Frauenlobs, schon als eigentlicher Meistersänger
auftritt und uns in seinen auf fliegenden Blättern gedruckten Liedern die ältesten Denkmäler des handwerksmäßigen Meistergesangs
hinterlassen hat. Im 14. Jahrh. stand dieser in reichstem Flor zu Mainz, Straßburg, Frankfurt, Würzburg, Zwickau, Prag; im 15. zu
Augsburg und Nürnberg, das bei Lebzeiten des Hans Sachs über 250 Meistersänger aufzuweisen hatte; im 16. zu
Kolmar, Regensburg, Ulm, München, in Steiermark und Mähren. Ausläufer des genossenschaftlichen Verbandes waren in Mitteldeutschland
bis Magdeburg und ins Hessische, im Nordosten bis Danzig anzutreffen.
Die Vereinigungen der »Liebhaber des deutschen Meistergesangs«, wie sich die Genossen nannten, bildeten in sich fest gegliederte
Körperschaften, die in aufsteigender Linie die Stufen der Schüler, Schulfreunde, Sänger, Dichter und Meister
umfaßten. Strengen Regeln unterlag die Kunst des Gesanges; eine Art Gesetzbuch, worin dieselben aufgestellt waren, hieß die
Tabulatur. Das Lied selbst führte den Namen Bar oder Gesetz, die Melodie wurde Ton oder Weise genannt. Zu den überlieferten Tönen
älterer Sänger wurden fortwährend neue erfunden, und nur wer eine neue Weise erfunden und fehlerfrei vorgetragen hatte,
erfreute sich der Ernennung zum Meister.
Alle Meisterlieder wurden singend, jedoch ohne Musikbegleitung vorgetragen, daher die ältern Formen des Leichs und Spruchs
allmählich vor den sangbareren des Liedes schwanden. Die Übungen hießen das »Schulesingen«,
sie fanden auf dem Rathaus, an Sonntagen in der Kirche statt; drei große »Festschulen« wurden zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten
abgehalten, hierbei aber nur biblische Stoffe gewählt, während bei minder feierlichen Gelegenheiten auch Gegenstände weltlicher
Art, wohl auch in ehrbar scherzhafter Weise, hier und da in Dichterwettkämpfen, behandelt werden durften.
Den Vorsitz der Schule hatte das sogen. Gemerk, bestehend aus dem Büchsenmeister (Kassierer), Schlüsselmeister (Verwalter),
Werkmeister und Kronmeister.
mehr
In den festlich geschmückten Kirchen oder Rathaussälen begann vor zahlreicher Zuhörerschaft das Schulesingen. Die Meister
bestiegen der Reihe nach den Singestuhl; den Singenden wurde von den drei Merkern scharf aufgepaßt, ob sie sich kein »Versingen«,
d. h. keinen Verstoß gegen die Regeln der Tabulatur, zu schulden kommen ließen. Solche Fehler konnten
begangen werden durch Abweichungen von der strengen Verslehre, durch sprachliche Inkorrektheiten (wobei die Bibelübersetzung
Luthers maßgebendes Vorbild war), durch Verstöße gegen die hergebrachte Sitte etc. Wer »versungen« hatte, mußte den Stuhl
verlassen, während derjenige, der »in der Kunst glatt« war, von dem Kronmeister gekrönt wurde, wobei der erste Preis, der
sogen. Davidsgewinner, in einem silbernen Gehänge mit einer Schaumünze, auf der König David, die Harfe spielend, abgebildet
war, der zweite Preis in einem Kranz von seidenen Blumen bestand.
Beide Auszeichnungen wurden jedoch nur für den einen Tag des Schulesingens verteilt. Zahllos waren die aus dreiteiligen Strophen
gebildeten Töne, die zum Teil nach ihren Erfindern, zum Teil aber auch mit frei gewählten, unglaublich
wundersamen und meist überaus lächerlichen Namen bezeichnet wurden. So gab es einen Marners Hofton, einen Hofton des Tannhäusers,
den roten Ton Peter Zwingers, den Blütenton Frauenlobs, den abgeschiedenen Ton Lienhard Nunnenbecks, eine Hans Sachsens Spruchweis
etc., daneben eine Gestreiftsafranblümleinweis, eine Fettdachsweis, Vielfraßweis,
Cliusposaunenweis, Offenehelmweis, geblümte Paradiesweis, Schwarztintenweis u. a. Es versteht
sich von selbst, daß der Meistergesang seiner ganzen Entstehung und Übung nach nicht dazu angethan war, wirkliche
Poesie ins Leben zu rufen.
Schon daß die Erfindung neuer Töne, und was damit zusammenhing, neuer Strophenformen eine Hauptsache bei der
Kunst des Meistersingens war, brachte Überkünstelung, mühseliges Reimezusammenschweißen, gänzliches Vorwalten formeller
Handwerksmäßigkeit mit sich. Durchgängig ist den Meisterliedern lehrhaft hausbackenes Wesen eigentümlich, Fabeln und Gleichnisse
bieten sich als beliebteste Stoffe. Um neue Verse zu bilden, häufte man Vers auf Vers zu abenteuerlicher Unförmlichkeit der
Strophengebäude; kurz, ein ästhetischer Gehalt ist im M. so gut wie gar nicht vorhanden.
Um so erfreulicher ist die kulturhistorische Seite dieser merkwürdigen Erscheinung der deutschen Geistesgeschichte. Ein Kind
des kräftig aufblühenden Städtewesens, trägt der Meistergesang in seinen Übungen und Erzeugnissen durchweg die
Merkmale ehrsam bürgerlicher Tüchtigkeit, Sittenstrenge und frommer Anhänglichkeit an das von den Vätern
Überlieferte. Mitten in einem sittlich versunkenen Zeitalter erhebt sich in ihm ein zwar poesieloses, künstlerisch dürftiges,
aber von wackerstem, treuherzig biederm Sinn erfülltes Streben nach edlem geistigen Thun. Es ist dabei charakteristisch, daß
die Pfleger des Meistersingens zumeist der neuen reformatorischen Kirchenlehre zugethan waren.
Das geistige Leben des Meistergesangs hat sogar das Reformationszeitalter nicht überdauert, wenn auch
einzelne Schulen ihre Thätigkeit still und treu bis tief ins 18. Jahrh. und später fortgesetzt
haben, wie denn z. B. in Ulm noch 1830 zwölf alte Singmeister vorhanden waren, von denen 21. Okt. 1839 die vier zuletzt Übriggebliebenen
den alten Meistergesang feierlich beschlossen und ihr Inventar dem Ulmer Liederkranz vermacht haben. Unter den ältern
Meistersingern galten für besonders kunstfertig: Heinrich von Müglin, Muskatblüt, Michael Behaim,
Hans Rosenplüt, Hans Folz, Hans
Sachs und Adam Puschmann.
Von den in Handschriften überaus zahlreich vorhandenen Meistergesängen sind ihres geringen poetischen Wertes wegen nur wenige
durch den Druck veröffentlicht. Proben derselben enthalten: Görres, Altdeutsche Volks- und Meisterlieder
(aus der Heidelberger Handschrift, Frankf. 1817), und Bartsch, Meisterlieder der Kolmarer Handschrift (Stuttg. 1862). Von den
ältern Schriften und Berichten über den Meistergesang sind hervorzuheben: Adam Puschmann, Gründlicher Bericht des deutschen Meistergesangs
zusamt der Tabulatur etc. (Görlitz 1571), und Wagenseil, Buch von der Meistersinger holdseliger Kunst (Altd.
1697).
Vgl. J. Grimm, Über den altdeutschen Meistergesang (Götting. 1811);
Schnorr v. Carolsfeld, Zur Geschichte des deutschen Meistergesangs
(Berl. 1872);
Liliencron, Über den Inhalt der allgemeinen Bildung in der Zeit der Scholastik (Münch. 1876);
Jacobsthal, Die
musikalische Bildung der Meistersinger (in der »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 20);
Lyon, Minne-
und Meistersang (Leipz. 1882).
Eine künstlerische Darstellung erfuhr der Meistergesang durch R. Wagner in seinem Musikdrama »Die Meistersinger zu Nürnberg« (1868).