[* 1]
Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums
Sachsen-Meiningen und
Terrainkurort, liegt größtenteils am rechten
Ufer der
Werra, in einem engen, aber anmutigen
Thal,
[* 8] an den
LinienEisenach-Lichtenfels der Werraeisenbahn
und
Oberndorf-Meiningen der
Bayrischen Staatsbahn, 298 m ü. M. Der ältere Teil der Stadt, zum
großen Teil niedergebrannt, ist gegenwärtig in einen durch breite Straßenzüge und geschmackvoll erbaute
Häuser sich vorteilhaft
auszeichnenden, vollständig neuen Stadtteil umgewandelt.
Die schon früher neu angelegten Stadtteile
(Bernhards-, Marien- u. Charlottenstraße) machen einen großstädtischen
Eindruck. Erwähnenswert ist zunächst die alte, jetzt restaurierte Stadtkirche mit ihren beiden
Türmen, deren
Erbauung mit
KaiserHeinrich. II. in
Verbindung zu bringen ist, daher die
Statue dieses
Kaisers auf dem schönen Marktbrunnen. Das hervorragendste
Gebäude der Stadt ist das herzogliche
Schloß Elisabethenburg mit einem Rundbau, welcher die Lokalitäten
des herzoglichen
Staatsministeriums und verschiedener
Archive, namentlich des hennebergischen
Archivs, enthält. Im Residenzschloß
selbst befinden sich die Schloßkirche, die
Gemäldegalerie, das
Münzkabinett, die herzogliche
Privat- und öffentliche
Bibliothek
etc. Hauptgebäude sind ferner: das
Theater
[* 9] (dessen
Personal durch seine vorzüglichen Leistungen bekannt ist), zwei herzogliche
Palais, die neue
Kaserne, das Militärlazarett, das Amtsgebäude etc. Neben ihnen bildender
Englische
[* 10]
Garten
[* 11] mit seinen schönen Baumgruppen,
Bowlinggreens (auf einem derselben eine
BüsteJeanPauls, der hier an seinem
»Titan« schrieb)
und der Fürstengruftkapelle sowie der kleine
Palais- und Schloßgarten eine vorzügliche Zierde der Stadt. Am geräumigen
Marktplatz steht das neue
Rathaus. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der
Garnison(2Bat.
Infanterie Nr. 32) auf 11,448
Seelen, meist evangelisch.
vulgäre Bezeichnung der durch ihre zahlreichen Gastspiele im In- und
Ausland rühmlichst bekannt gewordenen
Hoftheatergesellschaft des regierendenHerzogs von
Meiningen. Dieselbe verdankt ihre Bedeutung für das
deutsche
Theater dem lebhaften
InteresseHerzogGeorgs, der die
Oper seiner
Residenz auflöste, um alle zu
Gebote stehenden
Mittel
auf die
Hebung
[* 28] des
Schauspiels zu verwenden, und auch hier wiederum nur das Bedeutende und Dauernde zur
Darstellung brachte.
Die Vorzüge der Aufführungen der Meininger, wie sie sich unter der Leitung des
Herzogs und seines Mitarbeiters
Chronegk gestalteten, bestehen im wesentlichen einerseits darin, daß die äußere
Ausstattung der
Stücke bis ins kleinste
stilvoll und echt ist, d. h. dem betreffenden
Stück nach Zeit und Art vollständig entspricht, anderseits in der harmonischen
Gesamtwirkung derDarstellungen, bewirkt dadurch, daß sich alle
Spieler als Teile des Ganzen betrachten
und diesem unterordnen, so daß ein unbefugtes virtuoses Hervordrängen Einzelner ganz ausgeschlossen bleibt.