begreift unter Meineid im allgemeinen den vorsätzlich falschen Parteieid im Zivilprozeß (Meineid im engern Sinn, Strafe Zuchthaus von
1-10 Jahren, § 153) und das vorsätzlich falsche beschworne Zeugnis und Gutachten (gleiche Strafe, bei schwerem Erfolg noch
erhöht, § 154). Wissentlich falsche Versicherung an Eides Statt, d. h. falsches Handgelübde u. dgl.,
ist mit Gefängnis von 1-3 Jahren bedroht (§ 156). Während andre Gesetzgebungen (richtiger) immer Vorsätzlichkeit und Wissentlichkeit
voraussetzen, kennt das Reichsstrafgesetzbuch auch den fahrlässigen Falscheid (§ 163, Gefängnis von einem Tag bis zu einem
Jahr).
Wohl zu scheiden von »Versicherung an Eides Statt« ist es, wenn gewisse Religionsgesetze die Ablegung eines
Eides verbieten und die Gesetze den Religionsgenossen statt des Eides eine feierliche Beteurungsformel gestatten. Diese Beteurungen
gelten dem Eid gleich, und ihre Falschheit wird als oder fahrlässiger Falscheid bestraft. Mit Recht hat das Reichsstrafgesetzbuch
die Verleitung zum und Falscheid als besonderes Vergehen behandelt (§ 159, 160), ebenso den Bruch einer
eidlichen Sicherheitsgelobung u. dgl.: »Eidesbruch«
(§ 162). Das österreichische Strafgesetzbuch (§ 199a, 204) behandelt den als eine Art Betrug und bestraft denselben unter
besonderer Berücksichtigung der rechtlichen Interessen, die durch den Meineid geschädigt wurden.
August, ausgezeichneter Philolog, geb. zu Soest in Westfalen, vorgebildet zu Schulpforta,
studierte seit 1810 in Leipzig, besonders unter Hermann, wurde 1811 Lehrer am Conradinum zu Jenkau (bei Danzig), 1815 Professor
am Danziger Gymnasium, 1817 Rektor desselben, 1826 Direktor des Joachimsthalschen Gymnasiums zu Berlin, 1830 Mitglied der Akademie,
trat 1857 mit dem Titel eines Geheimen Regierungsrats in den Ruhestand und starb in Berlin Meineke war
Meister der Konjekturalkritik.
Sein Hauptwerk sind die »Poetarum comicorum graecorum fragmenta« (Berl.
1839-57, 5 Bde.; kleinere Ausg., das.
1847, 2 Bde.). Vorstudien dazu waren die »Curae criticae in comicorum fragmenta ab Athenaeo servata« (Berl.
1814),
»Quaestiones Menandreae« (das. 1818),
»Menandri et Philemonis reliquiae« (das. 1823),
»Quaestiones scenicae« (das. 1826-30, 3 Tle.); damit verbindet sich die Textrezension des Aristophanes (Leipz. 1860, 2 Bde.;
dazu »Vindiciae Aristophaneae«, das. 1865).
Sodann hat Meineke hervorragende Verdienste um die alexandrinischen Dichter. Hierher gehören: »Analecta alexandrina« mit den Fragmenten
des Euphorion, Rhianos, Alexandros Ätolos, Parthenios (Berl. 1843) und die Ausgabe des Kallimachos (das. 1861);
auch veröffentlichte
er: »Delectus poëtarum anthologiae graecae« (das.
1842) und »Choliambica poësis Graecorum« (hinter dem Babrios von Lachmann, das. 1845).
Sonst edierte er von den Geographen
»Scymni Chii et Dionysii descriptio Graeciae« (Berl. 1846),
Stephanos von Byzanz (das. 1850, Bd.
1) und Strabon (Leipz. 1852-53, 3 Bde.;
dazu »Vindiciae Strabonianae«, Berl. 1852);
von spätern Prosaikern noch Alkiphron (Leipz. 1853),
Stobäos (das. 1855-63, 6 Bde.),
Athenäos (das. 1858-67, 4 Bde.;
dazu »Exercitationes in Athenaei Deipnosophistas«, Berl.
1843-46, 2 Tle.);
von griechischen Dichtern Theokrit, Bion und Moschos (das. 1825, 1836 u. 1856),
des Äschylos
»Perser« (das. 1853) und »Prometheus« (das. 1853),
des Sophokles »Antigone« (das. 1861) und »Ödipus Koloneus« (das. 1863);
von
Lateinern den Horaz (das. 1834, 1844 u. 1854).
Vgl. F. Ranke, Aug. Meineke (Leipz. 1871);
Sauppe, Zur Erinnerung an und Bekker (Götting.
1872).
Christoph, Geschichtschreiber, geb. zu Warstede bei Otterndorf im Land Hadeln, ward 1772 außerordentlicher, 1775 ordentlicher
Professor der Philosophie in Göttingen;
starb daselbst Von seinen Werken, meist philosophisch-geschichtlichen Inhalts,
sind hervorzuheben: »Geschichte des Ursprungs, Fortgangs und Verfalls der Wissenschaften in Griechenland und Rom« (Lemgo 1781-82, 2 Bde.);
»Vergleichung der Sitten des Mittelalters mit denen des 18. Jahrhunderts« (Hannov. 1793-94, 3 Bde.);
»Geschichte des weiblichen Geschlechts« (Zürich
1798-1800, 4 Bde.);
»Über die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten« (1801);
»Geschichte der Entstehung und Entwickelung der hohen Schulen« (Zürich
1802-1805, 4 Bde.).
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, Kreis Gifhorn, an der Oker und der Linie Berlin-Lehrte
der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, eine Ackerbauschule, ein Amtsgericht und (1885) 752 Einw.
Marktflecken im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Altena, an der Volme, 360 m ü. M., hat ein Amtsgericht,
Gelbgießerei, Papier-, Eisen- und Stahlwarenfabrikation, Branntweinbrennerei und (1885) 2567 meist evang.
Einwohner.
Tante,deineTante, Hasardspiel mit Karte, unterscheidet sich vom Landsknecht oder Kümmelblättchen (s. d.) nur dadurch,
daß der Bankier nicht Ein in die Mitte zu legendes Blatt abzieht, sondern zwei, wovon eins auf seine, eins auf die Karte der
Pointeurs zu liegen kommt.
Der Teil gewinnt, dessen Blatt zuerst erscheint.
Fallen beide gleichzeitig, so
ist das Spiel nach Abmachung unentschieden oder für die Bank gewonnen.
Johann Wilhelm, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Netzelkow auf der Insel Usedom, studierte zu
Greifswald, ward sodann Rektor in Usedom, bald darauf Pfarrer in Koserow auf Usedom, 1826 zu Krummin bei Wolgast, 1844 zu
Rehwinkel bei Stargard. Seit 1850 im Ruhestand, starb er in Charlottenburg. Meinhold trat zuerst mit »Gedichten« auf (2.
Aufl., Leipz. 1835),
die von kräftiger Gesinnung zeugen; später zeigte er eine Hinneigung zum Katholizismus, die schon aus
seinem romantisch-religiösen Epos »Otto, Bischof von Bamberg« (Greifsw. 1836) ersichtlich ward. Am bekanntesten
machte er sich durch den angeblich aus alten Kirchenbüchern entnommenen, in Wirklichkeit aber von ihm erfundenen und mit
künstlichem Archaismus in der Sprache des 17. Jahrh. gehaltenen Roman »Maria Schweidler, die Bernsteinhexe« (3. Aufl., Leipz.
1872),
dessen Stoff H. Laube dramatisch bearbeitete. Das Gegenstück dazu: »Sidonia
von Bork, die Klosterhexe« (Leipz. 1847, 3 Bde.)
fand weniger Beifall. Die Bewegung von 1848 veranlaßte Meinhold zu der sehr konservativen Schrift »Die babylonische Sprachen- und
Ideenverwirrung der modernen Presse« (Leipz. 1848). Seine »Gesammelten
Schriften« (Leipz. 1846-47, 7 Bde.)
enthalten auch einige Schauspiele und die »Humoristischen Reisebilder von Usedom«. Als Band 8 und 9 erschien
der von seinem 1852 zum Katholizismus übergetretenen Sohn Aurel Emanuel (gestorben als Pfarrer zu Hochkirch vollendete
Roman »Der getreue Ritter oder Sigismund Hager und die Reformation« (Regensb. 1858) und als Supplement eine Ausgabe der Lehninschen
Weissagung (Leipz. 1849) mit Übersetzung und wunderlicher Erklärung.