Auch redigierte er seit 1830 mit Kämtz, seit 1842 allein die 3. und seit 1852 auch die 1. Sektion der Ersch und Gruberschen
»Allgemeinen Encyklopädie«. Seine »Opuscula academica« wurden von Eckstein und Haase (Halle 1861-63, 2 Bde.) herausgegeben.
2) Hermann Hinrich, Großkaufmann und Politiker, geb. 16. Okt. 1809 zu Bremen, erhielt hier und in Stuttgart
seine Schulbildung, bereitete sich in der Schweiz, England und Amerika für den Großkaufmannsstand vor und kehrte dann nach
Bremen zurück, wo er ein Geschäft begründete, zugleich aber sich den öffentlichen Angelegenheiten widmete. Er wurde Mitglied
der Bremer Bürgerschaft und 1848 in das Frankfurter Parlament gewählt. Er entfaltete sodann als Mitbegründer
und Präsident des Bremer Lloyd und der Bremer Bank eine unermüdliche und erfolgreiche Thätigkeit.
Auch die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger half er begründen und übernahm ihr Präsidium. Als Mitglied der
Bremer Handelskammer und des deutschen Handelstags, welchem er wiederholt präsidierte, vertrat er mit Geschick
und Erfolg seine freihändlerischen Anschauungen, obwohl er, nicht bloß Reeder, sondern auch Bergwerks- und Hüttenbesitzer,
mit den Bedürfnissen der Industrie ebenfalls wohlvertraut war. 1867 ward er von seiner Vaterstadt zu ihrem Vertreter im Reichstag
gewählt, in welchem er sich der nationalliberalen Partei anschloß; 1877 lehnte er eine Wiederwahl ab, wurde
aber 1878 in Bückeburg, 1881 und 1884 wieder in Bremen gewählt.
3) Ernst Heinrich, Orientalist, geb. 17. Mai 1813 zu Rusbendt in Schaumburg-Lippe, ward 1841 Privatdozent und 1848 Professor der
semitischen Sprachen und Litteraturen zu Tübingen; starb 2. März 1866 daselbst. Seine Hauptwerke, der Erforschung des Hebräischen
und Phönikischen gewidmet, sind: »Hebräisches Wurzelwörterbuch« (Mannh. 1845);
»Die Form der hebräischen
Poesie« (Tübing. 1853);
»Geschichte der poetischen Nationallitteratur der Hebräer« (Leipz. 1856);
»Erklärung phönikischer
Sprachdenkmäler« (das. 1860) und Kommentare zu Joel, Jesaias und dem Hohen Lied.
Außerdem war er auf dem Gebiet schwäbischer
Sagenkunde thätig, wovon verschiedene Sammelwerke, als: »Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben«
(Stuttg. 1852),
»Deutsche Volksmärchen aus Schwaben« (3. Aufl., das. 1864) u. a.,
zeugen. Seiner Wohlthäterin, der 1846 verstorbenen Prinzessin Karoline von Schaumburg-Lippe, setzte er ein biographisches Denkmal:
»Karoline, Prinzessin zu Schaumburg-Lippe« (Gotha 1865). Auch gab er unter dem Namen E. Minneburg eine Sammlung eigner »Gedichte«
(Tübing. 1852) heraus und veröffentlichte verschiedene Übertragungen, besonders aus dem Sanskrit: »Nal
und Damajanti« (Stuttg. 1849); »Indisches Liederbuch« (das. 1854); »Sakuntala« (das. 1854; metrisch, Hildburgh. 1867)
und »Morgenländische Anthologie« (das. 1868).
Johann Wilhelm, Entomolog, geb. 3. Mai 1764 zu Meigen bei Solingen, widmete sich dem Lehrfach,
lebte seit 1784 in Aachen, dann als Sprachlehrer in Solingen, seit 1792 in Burtscheid und seit 1795 in Stollberg. Später wurde
er Sekretär des Handlungsausschusses und der Handelskammer und starb 11. Juli 1845. Meigen hat sich besonders um die Klassifikation
der Dipteren verdient gemacht und für diese die Hauptwerke: »Klassifikation und Beschreibung der europäischen
zweiflügeligen Insekten«
(Braunschw. 1804, unvollendet) und »Systematische
Beschreibung der bekannten europäischen zweiflügeligen Insekten« (Hamm 1818-38, 7 Bde. mit 74 Tafeln; Bd. 1 u.
2, 2. Aufl., Halle 1851) bearbeitet. Außerdem lieferte er die Abbildungen zu Wiedemanns Werk über die
außereuropäischen Zweiflügler und schrieb noch: »Systematische Beschreibung der europäischen Schmetterlinge« (Aach. 1827-32, 3 Bde.
mit 125 Tafeln);
»Deutschlands Flora« (Essen 1836-1842, 3 Bde. mit 144 Tafeln).
Auch lieferte er die Zeichnungen zu andern Werken
und einen Atlas des gestirnten Himmels.
Johann Wilhelm, Zeichner und Kupferstecher, geb. 23. Okt. 1733 zu Altenburg, trieb erst wissenschaftliche
Studien und besuchte die Universitäten Leipzig und Berlin, widmete sich aber seit 1752 der Kunst und radierte Blätter, meist
Bücherillustrationen und Vignetten, mit großer Zierlichkeit.
Besonders hervorzuheben sind seine physiognomischen Darstellungen
zu Engels »Mimik«, »Sebaldus Nothanker« und Gellerts »Fabeln«. Er starb 2. Febr. 1805 als Vizedirektor der Akademie
der Künste in Berlin.
Wegmaß, bei den alten Römern (milia passuum, viel später miliarium) = 1000 Schritt à 5 römische Fuß = 1478,7
m, von den römischen Schriftstellern = 8 Stadien gerechnet. Im Abendland kam neben diesem in verschiedenen Ländern mannigfach
schwankenden Wegmaß noch die größere altgallische Leuca (leuga, span. und provençal. legua, portug.
legoa, ital. lega, franz. lieue, engl.
league) auf, welche (in England, Frankreich, Spanien und Portugal) = 3 Meilen gerechnet wurde.
Für besondere Zwecke unterschied man hier und da Postmeilen, Polizeimeilen etc., und in einigen Staaten galt die Wegstunde als
Einheit des Wegmaßes. Die deutsche geographische Meile, von welcher 15 auf einen Grad des Äquators gehen,
ist = 7420,438 m. Neben derselben hatte man in Deutschland die preußische Meile = 24,000 Fuß = 7532,484 m (ebenso groß ist die
dänische Miil), die hannöversche Meile = 7419 m, die sächsische Postmeile = 7500 m, die bayrische Meile =
7420,438 m, die württembergische Meile = 7448,748 m, die badische Meile = 8900 m.
Im Norddeutschen Bund galt eine Meile von 7500 m, im Deutschen Reich aber ist seit 1873 das Kilometer alleiniges Wegmaß.
Die österreichische Postmeile, à 4000 Klafter oder 24,000 Fuß, ist = 7585,937 m, das neue Wegmaß ist
das Myriameter (10,000 m). In Frankreich war die alte Lieue (25 auf 1 Grad) = 4451,9 m; außerdem benutzte man die Lieue moyenne
= 5008,4 m, die Lieue marine = 5564,9 m u. a. Jetzt ist das Kilometer Wegmaß. Die gewöhnliche englische Mile (London mile) ist
= 5000 Fuß = 1523,986 m; die gesetzmäßige britische Meile (statute mile, British mile) = 5280 Fuß = 1609,3295 m; die Seemeile
(sea mile, englische geographical mile), das Seemaß aller zivilisierten Nationen, = 6085,898 Fuß = 1854,965 m (60 auf einen
Grad).
Von jedem dieser drei Maße bilden drei eine League. In den Vereinigten Staaten gilt die englische Statute
mile. In Spanien war die Legua regular antigua = 5572,7 m, dieL. nueva = 6687,24 m, dieL.maritima oderL. legal = 5565,329
m, letztere = 3 span. Seemeilen. Die portugiesische Milha war = 2065,653 m, 3 Milhas = 1 Legoa; gegenwärtig
ist das Kilometer Wegmaß. Von den ältern italienischen Meilen war das Miglio von Venedig = 1738,675 m, das lombardische = 1784,808
m, das piemontesische = 2466,0768 m, das römische = 1487,934 m, das neapolitanische = 1855,110 m; gegenwärtig ist das
mehr
Kilometer im Gebrauch. Dies gilt auch in den Niederlanden (Kilometer heißt Mijl), Belgien, der Schweiz und Griechenland (Kilometer
heißt Stadion). Das russische Wegmaß ist die Werst (s. d.) Die schwedische Mil ist = 36,000 Fuß = 10,688,436 m; die norwegische
= 36,000 Fuß = 11,295,48 m. Von Flächenmaßen ist die deutsche geographische Quadratmeile = 55,0629
qkm, die französische Quadratlieue = 19,823 qkm, die englische Square mile, Mile of land (Quadrierung der statute mile) = 2,5893
qkm.