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oder weniger das direkte Seebad, welches, wie die Seeluft, zu den gepriesensten Heilmitteln zählt. Das dem Brom so nahe verwandte Jod wird aus der Asche von Tangen (Kelp, Varech) gewonnen, welche auch Kalisalze liefert. Andre Tangarten dienen der Küstenbevölkerung vieler Länder als Nahrungsmittel; [* 2] einige werden auch als Viehfutter und Dünger benutzt, und manche sind geschätzte Heilmittel und für die Technik wichtig. Auch der Bernstein [* 3] und das als Polstermaterial benutzte Seegras verdienen Erwähnung.
Ungleich größer ist der Nutzen, welchen das Tierreich gewährt. Die Jagd auf die Waltiere beschäftigt viele Flotten und ist für die Ausbildung der Schiffahrt von hohem Belang gewesen; sie liefert Fischbein und Thran als hauptsächlichste Produkte. In noch höherm Grad beeinflußt die Großfischerei die Wohlfahrt der Völker, sie liefert bis ins Binnenland hinein beliebte Nahrungsmittel und wird besonders durch den Schellfisch- und Heringsfang nationalökonomisch wichtig.
Neben den zahlreichen Fischen spielen die Schildkröten, [* 4] die Krustentiere (Hummern, Langusten, Garneelen), die Mollusken [* 5] (Austern, Miesmuschel, Kammmuschel etc.), die Kopffüßer, Seeigel und Holothurien [* 6] eine untergeordnete Rolle, obwohl sie meist als Luxusnahrungsmittel für den Handel wichtig genug sind. Will man die Vögel [* 7] zu den Seetieren rechnen, so ist der Daunen, der Eier, [* 8] der eßbaren Nester und des Fleisches derselben, aber auch des Guanos zu gedenken. Seehunde liefern Leder, mehrere Seesäugetiere geben eine Art Elfenbein, der Pottwal das Walrat und die Ambra; wichtiger sind die Perlen und die Edelkorallen, noch mehr die Badeschwämme. Auch Perlmutter und ähnliche Schalen von Seemuscheln finden Verwendung, während die massenhaft am Strand aufzulesenden und hier und da Korallen [* 9] wie Kalkstein gebrannt werden.
Vgl. Maury, Physische Geographie des Meers (deutsch von Böttger, 2. Aufl., Leipz. 1859);
Schleiden, Das Meer (3. Aufl. von Voges, das. 1886);
Gareis u. Becker, Zur Physiographie des Meers (Triest [* 10] 1867);
Kayser, Physik des Meers (Paderb. 1873);
Hartwig, Leben des Meers (5. Aufl., Glogau [* 11] 1862);
Krümmel, Versuch einer vergleichenden Morphologie der Meeresräume (Leipz. 1879);
Derselbe, Der Ozean (das. 1886);
v. Boguslawski, Handbuch der Ozeanographie (Stuttg. 1884; Bd. 2 von Krümmel, 1887);
»Handbuch der Ozeanographie und maritimen Meteorologie«, im Auftrag des k. k. Reichskriegsministeriums verfaßt von den Professoren der k. k. Marineakademie (Wien [* 12] 1883);
Süß, Das Antlitz der Erde, Bd. 2: Das Meer (Prag [* 13] 1888);
Häckel, Das Leben in den größten Meerestiefen (Berl. 1870);
Möbius, Das Tierleben am Boden der deutschen Ost- und Nordsee (das. 1871);
Kny, Das Pflanzenleben des Meers (das. 1875);
Schmitz, Die Vegetation des Meers (Bonn [* 14] 1883).
Für die einzelnen Ozeane enthalten die englischen, amerikanischen etc. Segelhandbücher von Findlay, Rosser-Imray, Kerhollet u. a. eine große Anzahl von Angaben und Darstellungen der physikalischen Verhältnisse der betreffenden Ozeane, ebenso auch für die Tiefseeforschungen die amtlichen Publikationen der britischen, amerikanischen und deutschen Admiralität. Die der letztern, die »Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie«, bringen auch noch Abhandlungen und Beobachtungen über alle Zweige der Physik der Ozeane. Für die Ost- und Nordsee geben besonders die amtlichen Berichte der Kieler Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere (Berl., seit 1873) sowie die monatlich erscheinenden Beobachtungsresultate von 15 Stationen an der Ost- und Nordsee vielfache und wertvolle Aufschlüsse über die physikalischen Verhältnisse und das Tier- und Pflanzenleben in diesen Meeren.