(früher
Ile oder
Isle de France), eine englische, zu den
Maskarenen (s. d.) gehörende
Insel im
IndischenOzean, 880 km
östlich von
Madagaskar,
[* 6] unter 20° südl.
Br., 74° östl. L. v. Gr., hat ein
Areal von 1914 qkm (34,7 QM.) einschließlich
der administrativ ihm zugehörenden
Dependenzen:
Rodriguez,
Diego Garcia und
Seschellen von 2655 qkm (48 QM.) mit (1885) 361,404
Einw. Die
Insel Mauritius wird mit Ausnahme von zwei bis drei
Stellen mit senkrechtem Küstenabfall von einem Saumriff umgeben, das
sich jedem
Fluß gegenüber ziemlich weit öffnet.
Die stark zerschnittenen
Küsten bilden zwei gute Häfen: an der Westküste
Port Louis, an der Ostküste
PortBourbon. Die vielen Inselchen und
Riffe machen eine
Annäherung an die
Küste gefährlich, und die dadurch bedingte Verteidigungsfähigkeit
der
Insel ist durch errichtete Werke noch erhöht worden. Unfern der
Küste steigen die
Berge schroff empor und bilden ein
das ganze
Innere bedeckendes, 500 m hohes, bewaldetes
Plateau, über welches mehrere
Berge emporragen: Pouce (807 m), Pieter
Botte (815 m), mit dem 30 m hohen, abgerundeten
Block auf dem halsähnlich verjüngten Bergkegel eine weithin den
Schiffern
sichtbare
Landmarke, und
Montagne de la
RivièreNoire (815 m). Die
Insel ist durchaus vulkanischer
Formation,
Basalte und Laven wechseln mit erhobenem
Korallenkalk ab, und der größte
See, das 667 m ü. M. gelegene
GrandBassin, ist wahrscheinlich
eine alte Kraterfüllung.
Ihm entströmen nach allen Seiten abstürzende
Bäche, doch sind die Wasserläufe der
Insel seit ihrer Entwaldung bald trockne
Rinnsale, bald gewaltige Sturzbäche. DasKlima
[* 7] ist auf den
Hochebenen, wo das
Thermometer
[* 8] nicht über 27°
C. zeigt, gesund; die Küstenebenen sind intermittierenden und galligen
Fiebern ausgesetzt. Die
Cholera vernichtete 1854 an
17,000, das malarische
Fieber 1867 an 30,000
Personen.
Port Louis hat eine Durchschnittstemperatur von 25,9° C.
FurchtbareOrkane
richten zuweilen großen
Schaden auf den Zuckerplantagen und unter den
Schiffen an. Der Regenfall (1016
mm im Jahr) ist durch die Verwüstung der früher sehr schönen
Wälder sehr unregelmäßig geworden.
Alle Waldungen zeichnen sich durch ihr schattiges
Wesen, geringfügiges Unterholz und Seltenheit von
Palmen aus; eine große
Zierde sind die herrlichen
Baumfarne. Angebaut werden, aber in ungenügender
Menge,
Mais,
Reis und andre
Cerealien;
Kaffee, die frühere
Hauptkultur, ist jetzt durch
Zuckerrohr ersetzt worden. Man berechnet die Jahresproduktion auf
1,300,000 metr. Ztr. Die ausgesaugten
Felder der
Küste nimmt die
Aloe in
Besitz, deren
Faser jetzt von mehreren
Gesellschaften
verarbeitet wird.
Die vorhandenen Eisengruben werden heute nicht mehr bearbeitet. Die
Bevölkerung
[* 18] ist eine sehr gemischte und hat sich trotz
wiederholter verheerender
Epidemien außerordentlich schnell vermehrt, vornehmlich durch Einführung indischer
Kulis, deren
es 1881: 248,993 gab; von
Chinesen wurden 3558, von
Franzosen 2370, von Engländern nur 548 gezählt; alle
europäischen und viele andre
Nationen sind vertreten. Die
französische Sprache ist die herrschende; das
Englische
[* 19] wird nur
in den Bekanntmachungen der
Regierung, vor
Gericht und in den englischen
Familien gebraucht.
Hauptorte und Häfen sind: die Hauptstadt
Port Louis an der Westküste mit 66,100 Einw. und
Mahébourg an der Ostküste. - Die
Insel Mauritius wurde wahrscheinlich 1507 mit
Bourbon und
Rodriguez von dem Portugiesen
Mascarenhas
entdeckt, aber wenig beachtet;
1598 wurde sie von demAdmiral van Nek für
Holland in
Besitz genommen und
Mauritius benannt, aber erst 1640 kolonisiert und schon 1710 wieder aufgegeben. 1712 nahmen die
Franzosen von
Bourbon aus
Besitz, 1810 aber
mußte die
Insel nach tapferer
Verteidigung sich den Briten ergeben.
Vgl.
Anderson, Descriptive account of Mauritius (Mauritius 1858);
Flemyng, Mauritius or the isle of
France (Lond. 1863);
Ryan, und Madagascar (das. 1864);
Baker,
Flora of Mauritius and
the Seychelles (das. 1877).