mehrerer großer
Provinzen, der Stadt
Paris,
[* 2] des
Hofs und der
Marine umfaßte. Er war schnell im Auffassen, liebenswürdig im
Umgang und witzig im Gespräch und, obwohl selbst ohne tüchtige Kenntnisse, voll
Anteil für die
Entwickelung der
Wissenschaften,
welche er durch Aussendung von Expeditionen, wie der berühmten nach dem
Äquator und ins
NördlicheEismeer
zur Messung von zwei
Meridianen u. a., zu fördern suchte. Auch verschönerte er
Paris. Jedoch fehlte ihm sittlicher
Ernst,
und die wichtigsten Staatsangelegenheiten behandelte er mit spöttischer Frivolität.
Durch die
Pompadour, welche er durch ein beißendes
Epigramm beleidigt hatte, 1749 vom
Hofe verbannt, lebte er anfangs zuBourges,
später in
Pontchartrain und wurde erst bei der Thronbesteigung
Ludwigs XVI. (1774) wieder an den
Hof
[* 3] gerufen und zum ersten
Minister ernannt. Er berief tüchtige
Männer in das
Kabinett, unter andern
Turgot,
MalesherbesundNecker; aber um die
Gunst des
Volkes zu gewinnen, bestimmte
er den König, die alten aufgehobenen
Parlamente wiederherzustellen, schuf
hierdurch nur eine beständige
Opposition gegen alle Maßregeln seiner
Kollegen und führte dadurch selbst deren
Sturz herbei.
Nachdem
er denVertrag mit den aufständischen nordamerikanischen
Kolonien zu stande gebracht hatte, starb er SeinSekretär
[* 4] Sallé hat unter seinem
Namen
»Mémoires« (1790-1792, 4 Bde.) herausgegeben.
schweizer. Glasmalerfamilie des 16. und 17. Jahrh.,
aus welcher sich besonders
Josias aus Zürich
[* 5] (1530-80) und
Christoph Maurer (1558-1661) bekannt gemacht haben.
Letzterer war nicht bloß
auf dem Gebiet der
Kabinettsmalerei (s.
Glasmalerei,
[* 6] S. 404), sondern auch als Freskomaler an Häuserfassaden, als Radierer
und Zeichner für denHolzschnitt thätig. Er hatte sich in
Straßburg
[* 7] bei
TobiasStimmer gebildet, mit welchem
er auch verschiedene
Arbeiten gemeinschaftlich ausgeführt hat. Seine
Radierungen und
Holzschnitte sind gewandt in der
Technik,
aber manieriert und gehaltlos.
Zur
Rechtfertigung seiner Thätigkeit in
Griechenland schrieb er: »Das griechische
Volk in öffentlicher, kirchlicher und privatrechtlicher
Beziehung vor und nach dem Freiheitskampf bis zum 31. Juli 1834« (Heidelb. 1835-36, 3 Bde.).
Nach dem
Sturz des
MinisteriumsAbel im
Februar 1847 ward Maurer
Minister des Äußern und der
Justiz; doch mußte
auch dieses
Kabinett, das sogen.
Ministerium der
»Morgenröte«, schon 30. Nov. d. J. wieder abtreten. Bis an sein Lebensende
Staatsrat
in außerordentlichen
Diensten, starb Maurer Sein Hauptwerk ist eine zwölfbändige historische
Darstellung der deutschen
Gemeindeverfassung, welche er in mehreren sich aneinander schließenden Werken niedergelegt hat: »Einleitung
zur Geschichte der
Mark-,
Hof-, Dorf- und Stadtverfassung«
(Münch. 1854);
»Zur politischen Geschichte
Islands« (Leipz. 1880).
Außerdem lieferte er zahlreiche
Aufsätze für die Abhandlungen
der königlich bayrischen
Akademie, unter denen als besonders wertvoll zu nennen sind: Ȇber die
Ausdrücke: altnordische,
altnorwegische und
isländischeSprache«
[* 23] (1867),
»Quellenzeugnisse über das erste
Landrecht und über die
Ordnung der Bezirksverfassung
des isländischen
Freistaats« (1869),
im
Altertum ursprünglich der nordwestlichste, etwa dem jetzigen
Marokko
[* 26] entsprechende
Teil
Afrikas, benannt nach dem dort wohnenden
Volk der Mauri oder Maurusii. Den
Römern wurden dieselben erst im Jugurthinischen
Krieg näher bekannt, wo ihr König
Bocchus 106
v. Chr. seinen Schwiegersohn
Jugurtha an
Rom
[* 27] auslieferte, wofür er das an Mauretanien angrenzende
Westnumidien oder das Gebiet der Massäsylier ostwärts bis zum Küstenfluß Nasavath (Wed Sahil), also
den größten Teil des jetzigen
Algerien, erhielt. Nach dem
Tode des letzten
Bocchus (32) gab
Augustus an
Juba II.;
Claudius machte
(42
n. Chr.) es zur römischen
Provinz, deren
Grenze ostwärts vorgerückt wurde bis zum Ampsaga
(Wed elKebir). Nach Unterdrückung eines
¶
mehr
Aufstandes im W. unter dem Freigelassenen Ädemon teilte Claudius Mauretanien in zwei durch den Muluchat (Muluja) getrennte Provinzen:
Mauretania Tingitana im W., etwa das jetzige Marokko, mit der Hauptstadt Tingis (jetzt Tanger), und Mauretanien Caesariensis im O., den
größten Teil des jetzigen Algerien, mit der Hauptstadt Jol Cäsarea (jetzt Scherschel). Die letztere wurde
später wieder geteilt in Mauretanien Caesariensis, den größern westlichen Teil, und Mauretanien Sitifensis,
den östlichen Teil vom Hafen Saldä (jetzt Budschia) bis zum Ampsaga, mit der Hauptstadt Sitifi (jetzt Setif), Mauretanien Tingitana
aber zu Hispania geschlagen. 429 kam Mauretanien mit Nordafrika in die Gewalt derVandalen, wurde aber 534 von den
Byzantinern und Ende des 7. Jahrh. von den Arabern erobert (weiteres s.
Marokko, Geschichte).
Die Bewohner Mauretaniens (Mauri) zerfielen in eine große Anzahl von Stämmen und führen nach Strabon trotz ihres vortrefflichen
Ackerbodens bis auf seine Zeit noch größtenteils ein Nomadenleben. Häufig dienten sie als Söldner,
am liebsten als Reiter, in den Heeren der Karthager, ihrer einheimischen Könige oder der Römer.
[* 29] Aber auch gegen die Karthager
und gegen die Römer versuchten sie sich in wiederholten Kämpfen. Nach Strabon liebten sie denPutz und pflegten besonders das
Haar
[* 30] sorgfältig. An der Küste und auch im Innern des Landes besaßen sie Städte, die mit der Ausdehnung
[* 31] der römischen Herrschaft über Mauretanien durch eine Anzahl Kolonien und Munizipien vermehrt wurden. Das Christentum breitete sich
im 3. oder 4. Jahrh. in aus. Noch 484 bestanden trotz der Verfolgungen des arianischen Vandalenkönigs Hunnerich in Mauretanien 170 katholische
Bischofsitze.