Materiāl
(lat.), die zu einer Arbeit nötigen Stoffe und Hilfsmittel (Kriegs-, Bau-, Schreibmaterial);
in der Technik die Substanz (Rohstoff), aus welcher eine andre hergestellt wird;
auch Stoff (Notizen, vorhandene Litteratur) zu einer Schrift.
(lat.), die zu einer Arbeit nötigen Stoffe und Hilfsmittel (Kriegs-, Bau-, Schreibmaterial);
in der Technik die Substanz (Rohstoff), aus welcher eine andre hergestellt wird;
auch Stoff (Notizen, vorhandene Litteratur) zu einer Schrift.
delicti (lat.), s. Thatbestand. ^[= (Corpus oder ), im Strafrecht der Inbegriff derjenigen Merkmale, welche den ...]
(lat.) wird sowohl in theoretischem als in praktischem Sinn gebraucht. In ersterm bezeichnet Materialismus denjenigen metaphysischen Realismus (vgl. Metaphysik), welcher als letzte Grundlage der gesamten Erscheinungswelt die »Materie« (s. d.), sei es als kontinuierliche körperliche Masse (monistischer Materialismus), sei es als Aggregat diskreter, durch leere Zwischenräume getrennter Körperteilchen (Korpuskel, Moleküle, Atome: atomistischer Materialismus), betrachtet.
Durch die materielle Beschaffenheit der realen Grundlage aller Erscheinungen ist der Materialismus vom Spiritualismus und Dualismus, durch den Realismus vom Nihilismus und Idealismus, durch den Umstand, daß diese (materielle) Grundlage der sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen selbst als solche (Materie, Atom) nicht sinnlich wahrgenommen wird, vom Positivismus und Empirismus (dem die sinnlichen Erscheinungen [Bewegungen ohne Bewegtes] für das letzte gelten) verschieden.
Folgerichtig schließt der Materialismus die Ewigkeit und Ungeschaffenheit seiner realen letzten Grundlage (Materie, Atome) ein und die qualitative Unterschiedenheit der geistigen (psychischen) von den körperlichen (physischen) Phänomenen (also auch die Existenz eines abgesonderten Seelenwesens) aus (Geist als Phänomen der Materie, Gehirnphänomen). Psychologie verwandelt sich in Physiologie und die gesetzliche Weltordnung in die ausschließliche Herrschaft der (physikalischen, chemischen und biologischen) Naturgesetze, mit welcher nicht nur die zwecksetzende und durchführende Thätigkeit einer von außen in den Gang [* 2] der Naturordnung eingreifenden (transcendenten) oder den Dingen selbst innewohnenden (immanenten) Intelligenz (Teleologie), sondern nicht weniger die Freiheit und Selbständigkeit des menschlichen Willens (transcendentale Freiheit) unvereinbar ist. - Im praktischen Sinn bezeichnet Materialismus diejenige moralische Denkungsart, welche den Wert (Unwert) des menschlichen Wollens und Handelns, dessen Erlaubtheit oder Unerlaubtheit, Sittlichkeit oder Unsittlichkeit lediglich von den Folgen desselben für den Wollenden und Handelnden in diesem Leben abhängig macht.
Letzterer Umstand unterscheidet die »materialistische« von der »materialen« Ethik, welche zwar gleichfalls den Wert des Wollens und Thuns von den Folgen (statt, wie die »formale« Ethik [z. B. Kants], von der »gesetzlichen« oder [wie Herbart] von der »wohlgefälligen« Form) desselben abhängig macht, dieselben jedoch nicht auf dieses (irdische) Leben beschränkt, sondern (wie die indische, christliche, mohammedanische Ethik) ausdrücklich auf ein künftiges (Lohn und Strafe im Jenseits, das für den Materialismus nicht existiert) Leben nach dem Tod ausdehnt.
Der praktische ist daher nicht nur aus dem Grund verwerflich, weil er sich nicht durch die Vorstellung des unbedingten Werts oder Unwerts der Handlungsweise, sondern durch die Vorstellung der vorteilhaften oder nachteiligen Folgen derselben für die eigne Person (Hoffnung auf Belohnung, Furcht vor Strafe), und noch ganz besonders darum, weil er sich nur durch die Rücksichtnahme auf die materiellen Folgen (Vermehrung oder Verminderung des eignen physischen Wohlseins) bestimmen läßt.
Der theoretische Materialismus, der als Ergebnis philosophischen Nachdenkens auftritt, kann sowenig als eine andre auf rein wissenschaftlichem Wege gewonnene Überzeugung einem andern als einem aus rein wissenschaftlichen Gründen abgeleiteten Tadel unterliegen. Derselbe ist die natürliche Folge des Vertrauens in die ausschließliche Geltung und Berechtigung der Erfahrung als Erkenntnisquelle, daher Epochen hervorragenden Aufschwungs der Erfahrungs- (insbesondere der Natur-) Wissenschaften (im 18. Jahrh. in Frankreich, in der Gegenwart in Deutschland) [* 3] von einer entsprechenden Verbreitung des theoretischen Materialismus begleitet zu sein pflegen. Da der theoretische Materialismus durch seine Verneinung eines künftigen Lebens derjenigen Ethik, welche die Sittlichkeit durch die Aussicht auf Belohnung oder Bestrafung im Jenseits zu fördern sucht, den Boden entzieht, kann derselbe (aber er muß nicht) den praktischen Materialismus im Gefolge haben. Da jedoch der sittliche Wert menschlichen Wollens nicht von den Folgen (weder in jenem noch in diesem Leben), sondern allein von der Erfüllung der Pflicht um der Pflicht willen abhängt, so müssen theoretischer und praktischer Idealismus einander nicht unbedingt ausschließen. - Was die Geschichte des theoretischen Materialismus betrifft, so findet sich derselbe schon bei den Indern in dem atomistischen System der Waiseschika des Kânâdâ, in der Geschichte der griechischen Philosophie in den (gleichfalls) atomistischen Systemen des Leukippos und Demokritos, in dem durch Lukrez nach Rom [* 4] verpflanzten Atomismus Epikurs und in der neuern Zeit bei dem Wiedererwecker desselben, Gassendi, bei dem Engländer Hobbes, bei den französischen Encyklopädisten (Diderot, Holbach, d'Alembert, Helvetius) und Ärzten (Cabanis), endlich nach dem Schiffbruch der Schellingschen Natur- und der spekulativen Philosophie bei deutschen Philosophen (Feuerbach, Strauß) [* 5] und Naturforschern (Vogt, Moleschott). Die konsequentesten Darstellungen desselben haben im Altertum Lukrez, im 18. Jahrh. Holbachs (s. d.) »Système de la nature«, die in der Gegenwart verbreitetste hat Louis Büchner (»Kraft [* 6] und Stoff«, Frankf. 1855; 15. Aufl., Leipz. 1883) geliefert.
Der praktische ist als gemeine und niedrige Denkungsart zu allen Zeiten häufig gewesen und durch den oft und mit Recht beklagten ausschweifenden »Kultus der materiellen Interessen« nicht sowohl herbeigeführt, als dieser vielmehr umgekehrt durch denselben veranlaßt worden. Der theoretische ist von Theologen um seiner religiösen, von den Philosophen andrer Schulen hauptsächlich um seiner psychologischen Konsequenzen willen nicht immer wissenschaftlich kritisiert, der praktische Materialismus von echten Moralphilosophen stets nach Gebühr verurteilt, dagegen von Weltleuten, Nationalökonomen und Interessenpolitikern oft höchst unverdienterweise gepriesen worden.
Vgl. Lange, Geschichte des Materialismus (neueste Ausg., Iserl. 1887);
D. F. Strauß, Der alte und der neue Glaube (11. Aufl., Bonn [* 7] 1881).
(lat.), Anhänger des Materialismus (s. d.);
Detailhändler, Spezereihändler, welcher mit Materialwaren (s. d.) oder Spezereien handelt, auch s. v. w. Droguist (s. Droguen).
(lat.), Körperlichkeit, Stofflichkeit;
das Bestehen aus bloßer Materie.
(lat.), dem Stoff nach, auf ihn bezüglich, Gegensatz von formaliter, der Form nach.
die Prüfung von Materialien verschiedener Art, bezweckt die Feststellung der Eigenschaften sowohl in qualitativer als quantitativer Beziehung, von welchen die Brauchbarkeit, Anwendbarkeit, Dauer und Haltbarkeit sowohl als der Gebrauchswert in gesundheitlicher und ökonomischer Hinsicht ¶
abhängt. Hiernach ist die eine mechanische, chemische und unter Umständen auch eine mikroskopische. Sehr häufig handelt es sich um Nachweisung von Verunreinigungen, welche der Ware von ihrer Bereitung her anhängen, oft aber auch um direkte Verfälschungen, die in ausgedehntem Maß betrieben werden. Gibt es doch Fabriken, welche nur geeignete Verfälschungsmittel herstellen: gesiebten und gefärbten Sand zur Verfälschung von Sämereien (besonders Kleesaat) und wertlose Mischungen verschiedener Art zur Verfälschung von Gewürzen (s. Matta). In weitaus den meisten Fällen gelingt es dem erfahrenen Chemiker und Mikroskopiker leicht, solche Verfälschungen und Verunreinigungen nachzuweisen und ihre Menge zu bestimmen.
Mit dem Ergebnis der chemischen und mikroskopischen Analyse ist aber nicht immer ohne weiteres ein Maßstab [* 9] zur Beurteilung der Ware geliefert, denn häufig kommen noch Verhältnisse in Betracht, welche sich jener Untersuchung entziehen und besser durch Auge, [* 10] Zunge, Nase [* 11] festgestellt werden, und anderseits bedarf es genauer Kenntnisse der Geschäftsverhältnisse, um die Bedeutung der Untersuchungsergebnisse richtig zu beurteilen. Es ist zuzugeben, daß die Unredlichkeit im geschäftlichen Verkehr eine bedenkliche Höhe erreicht hat, anderseits aber stellt auch häufig das Publikum unberechtigte Anforderungen an die Ware, welche der Sachverständige auf das richtige Maß zurückzuführen hat.
Zur größern Sicherung des Verkehrs sind daher auch durch Gesetze, Verordnungen und Vereinbarungen in den Interessentenkreisen bestimmte Normen aufgestellt worden, nach welchen die verschiedenen Waren zu beurteilen sind (Nahrungsmittelgesetz, Verordnung über den Petroleumhandel, Vereinbarungen der Zementtechniker, der bayrischen Chemiker etc.); auch wurden Prüfungsanstalten errichtet; in welchen von autoritativer Seite Untersuchungen bestimmter Materialien vorgenommen werden: mechanisch-technisches Laboratorium [* 12] der königlich technischen Hochschule in München [* 13] seit 1871. In Berlin [* 14] bestehen seit 1880 die mechanisch-technische Versuchsanstalt zur Prüfung der Festigkeit [* 15] von Eisen, [* 16] andern Metallen u. Materialien, in Verbindung mit der technischen Hochschule, sodann die chemisch-technische Versuchsanstalt zur Untersuchung von Eisen, andern Metallen u. Materialien an der Bergakademie, ferner die Prüfungsstation zur Untersuchung der Festigkeit und andrer Eigenschaften von gebrannten und ungebrannten künstlichen Steinen sowie Bruchsteinen, Zementen, Kalken, Gipsen, Röhren [* 17] etc., verbunden mit der technischen Hochschule zu Berlin.
Diese Anstalten haben die Aufgabe, Versuche im allgemeinen wissenschaftlichen und öffentlichen Interesse anzustellen und auf Grund von Aufträgen der Behörden und Privaten Prüfungen vorzunehmen; die Beziehungen zwischen ihnen werden durch eine besondere Aufsichtskommission vermittelt. Außerdem existiert noch in Dresden [* 18] am dortigen Polytechnikum eine mechanisch-technologische Versuchsanstalt. Ebenda und in Chemnitz [* 19] bestehen staatlich organisierte Anstalten zur Prüfung von Baumaterialien; auch in Stuttgart, [* 20] Wien, [* 21] Budapest, [* 22] Prag, [* 23] Petersburg [* 24] und Zürich [* 25] sind solche Anstalten errichtet worden. Papierprüfungen werden vorgenommen in der mechanisch-technischen Versuchsanstalt zu Berlin (technische Hochschule) und im technologischen Institut zu München (Hochschule).
Die mechanische Untersuchung der Materialien hat es wesentlich mit Festigkeitsprüfungen zu thun, die denn auch zu einer hohen Vollkommenheit ausgebildet worden sind. Die größte Wichtigkeit hat die Materialprüfung im Bauwesen, und hier ist Grundsatz, die Materialien in dem Maßstab und unter den Umständen zu prüfen, unter welchen sie verwendet werden, oder wenigstens diesen Verhältnissen möglichst nahezurücken. Da es hierbei also darauf ankommt, das Material künstlich so zu belasten und zu beanspruchen, wie es in der Praxis stattfindet, und diese Beanspruchung bis zum Bruch zu treiben, um die alleräußerste Grenze der Belastung etc. in Erfahrung zu bringen, so bedingt die Materialprüfung oft den Aufwand kolossaler Kräfte, welche in den sogen. Prüfungsapparaten und Festigkeitsmaschinen zur Wirkung gebracht werden.
Diese Maschinen zerfallen, soweit es sich nur um Hervorbringung ruhender Belastungen handelt und die Prüfung durch einfach angehängte Gewichte ausgeschlossen wird, in drei Klassen. Bei der ersten Klasse erfolgt die Hervorbringung der Druckkräfte durch Hebel [* 26] und Hebelverbindungen, bei der zweiten Klasse durch Kraftschrauben und bei der dritten durch hydraulischen Druck. Bei der Anwendung von Hebeln kommen sowohl ein- als zweiarmige Hebel, in der Regel aber in großen Übersetzungsverhältnissen und in Konstruktionen vor, welche denjenigen der Dezimal- und Zentesimalwagen entnommen und daher auch sehr ähnlich sind. An Stelle der Brücke [* 27] befinden sich hier nur Werkzeuge [* 28] zur Aufnahme der Untersuchungsobjekte, gewöhnlich aus Bügeln oder zangenartigen Teilen bestehend, welche die ∞-geformten Gegenstände fassen, wenn sie zerrissen werden sollen. Neuerdings werden diese Festigkeitsmaschinen mit drei übereinander angebrachten Hebeln ausgestattet, welche eine 600fache Übersetzung und einen Zug von 100 Ton. oder 100,000 kg zulassen.
Den in Deutschland vielfach verwendeten Frühlingschen Hebelzerreißapparat zeigt [* 8] Fig. 1. Derselbe besteht im wesentlichen aus zwei Hebeln l und m, welche gehörig auf Schneiden gestützt und mittels der Zugstange g verbunden sind und so eine Wage [* 29] mit 50facher Übersetzung bilden. Das passend geformte Probestück A wird von der durch die Schraube c richtig einzustellenden Klaue [* 30] d festgehalten und mittels der Klaue d¹ an den Hebel m angehängt. Zur Aufnahme des Zerreißgewichts dient der an den Hebel l gehängte Eimer e, in welchen man so lange aus dem Behälter s durch den Trichter h Bleischrot einlaufen läßt, bis der Bruch von A erfolgt. Das Gewicht des Bleischrots wird dann dadurch ermittelt, daß man den Schroteimer an den Haken a hängt und