Kälber können in einigen
Wochen fett sein, erwachsene
Rinder
[* 4] brauchen einige
Monate,
Schafe
[* 5] die ganze Weidezeit,
Schweine je nach dem
Alter mehrere
Wochen oder
Monate, und Geflügel kann in wenigen
Wochen vollkommen fett sein.
Frankreich leistet
hierin das
Beste.
Bedingungen zu guter Mast sind
Ruhe, gedämpftes
Licht,
[* 6] höchste Reinlichkeit, öfterer Futterwechsel, größte
Regelmäßigkeit, fleißiges Tränken mit klarem
Wasser. Den
Grad der erlangten Fettigkeit beurteilt der
Fleischer nach den sogen.
»Griffen«, d. h.
Stellen am
Körper des
Tiers, an welchen sich Fettpolster so bilden, daß man sie mit
der
Hand
[* 7] fassen und in Bezug auf
Umfang und Kernigkeit des
Fettes prüfen kann. Man rechnet bei hochfettem Zustand 61-70 Proz.
des
LebendgewichtsFleisch, über 10 Proz.
Talg und pro 50 kg
Lebendgewicht bis höchstens 3 kg
Haut; im magern
Zustand resp. 43-46 Proz., 3-7 Proz.
und 3,5 kg beim
Rindvieh.
(Hernia intestini recti, Archocele), seltene Lagenveränderung der
Eingeweide,
[* 12] bei welcher der
Mastdarm
einen
Vorfall durch den
After erleidet und in dem vorgefallenen Teil Dünndarmschlingen wie in einer
Tasche enthalten sind.
Sobald sich der Afterschließer krampfhaft kontrahiert und die unter ihm liegenden Darmschlingen abschnürt,
tritt, wenn nicht schnelle
Hilfe geschafft wird,
Entzündung und
Brand desMastdarmbruchs ein. Die Behandlung besteht in der
Reposition des
Bruches und, wenn diese gelingt, in der Verhütung des Wiedervorfalls; beides gelingt nur durch kunstgeübte
Hände.
Oft ist Kotverhaltung, oft aber auch und zwar gleichzeitig mit letzterer ein häufiger
Abgang von glasigem,
mit
Blut gemischtem oder eiterig trübem
Schleim vorhanden, so daß die
KrankheitÄhnlichkeit
[* 13] mit der
Ruhr bekommt. Das Abgehen
des
Stuhls verursacht heftigen
Schmerz, so daß der Kranke den
Stuhl möglichst lange zurückhält.
LetzteresSymptom tritt besonders
bei schmerzhaft entzündeten
Geschwüren und Einrissen in der Schleimhaut des
Afters hervor. Bei der chronischen
Mastdarmentzündung sind die
Symptome milder und versteckter und ähneln denen der
Hämorrhoiden, mit denen sie ohnedies meist zusammen vorkommt.
Von den
Ursachen der Mastdarmentzündung sind zu nennen das Vorhandensein von
Hämorrhoidalknoten,
Geschwüren und Einrissen der Schleimhaut,
der
Durchgang von
Splittern, harten Speiseresten und sehr festen Kotmassen, Reizung durch
Würmer,
[* 14] besonders
durch die bei
Kindern so häufig vorkommenden
Maden- oder
Springwürmer (Oxyuriden),
Erkältung durch Sitzen auf kaltem und nassem
Boden. Die Mastdarmentzündung geht, wenn sie nicht schnell gehoben wird, leicht in Geschwürsbildung auf der
Innenfläche über, hat auch nicht selten
Mastdarmfisteln (s. d.) im
Gefolge. Die Behandlung besteht wesentlich
in der
Entfernung der
Ursachen, Anwendung von
Blutegeln,
Eis
[* 15] und
Ätzung der zugänglichen Schleimhautpartie mit
Höllenstein in
Substanz.
(Fissura ani), kleines, spaltenförmiges
Geschwür der Afterschleimhaut, ist sehr schmerzhaft, namentlich
bei Kotentleerung, und wird durch
Ätzung oder
Spaltung mit dem
Messer
[* 16] geheilt.
(Fistula ani), jeder fistulöse eiternde
Gang
[* 17] in der
Nähe des
Mastdarms, wobei entweder nur das
Zellgewebe,
welches die äußere Wand des
Mastdarms umgibt, zerstört ist, oder der fistulöse
Gang mit der
Höhle des
Mastdarms selbst in
Verbindung steht. Die
Ursachen der Mastdarmfistel sind entzündliche oder geschwürige Erkrankungen des
Mastdarms oder seiner
Umgebung, überstandene
Ruhr, syphilitische oder tuberkulöse
Geschwüre. Der Kranke hat längere Zeit
Jucken am
After, und es
entsteht im
Umfang desselben eine knotige Geschwulst, welche sich oft nur durch eine kleine Öffnung entleert. Ist die eine
unvollständige, so kommt aus der äußern Öffnung nur spärlicher
Eiter hervor; ist sie aber vollständig,
so können auch Kotmassen oder Darmgase durch dieselbe abgehen. Die
Heilung der Mastdarmfistel erfordert stets operativen
Eingriff mit
dem
Messer oder
Unterbindung. Vgl.
After.
(Carcinoma recti) kommt besonders im höhern
Alter vor und ist bald primär, bald von den Nachbarorganen,
zumal der
Blase und der
Gebärmutter, auf den
Mastdarm fortgesetzt. Der Mastdarmkrebs tritt sowohl als
Markschwamm,
Epithelialkrebs, wie auch als
Gallertkrebs auf und bildet gewöhnlich eine ringförmige Geschwulst mit
Verengerung der
Höhle
des
Mastdarms. Die wichtigsten
Symptome sind heftige
Blutungen, Drängen zum Stuhlgang,
Schmerzen im
Mastdarm, die besonders beim
Stuhlgang auftreten, Erschwerung des
Stuhls in den verschiedensten
Graden bis zur völligen Unterdrückung
desselben,
Störungen der Nachbarteile, besonders der
Blase und
Genitalien,
Abmagerung und schmutzig gelbgraue Hautfarbe, manchmal
auch Fieberbewegungen. Die einzig rationelle Behandlung des Mastdarmkrebses, solange derselbe sich nicht über 5-8
cm in die
Höhe erstreckt, ist die operative. Geht die krebsige
Entartung¶
mehr
höher hinauf, so kommt durch eine Operation das Bauchfell in Gefahr. Gleichwohl operiert man, wo es nur irgend angeht; denn
die Erleichterungen, die man den Kranken dadurch gewährt, sind so beträchtlich, daß selbst ein gewagteres Unternehmen
dadurch gerechtfertigt wird. Ist wegen zu ausgedehnter Entartung an eine Operation nicht mehr zu denken,
so sucht man den Kranken durch konzentrierte und wenig Kot machende Nahrung, Fleisch, Eier,
[* 19] Wein, bei Kräften zu erhalten und
sorgt durch milde Abführmittel für weichen Stuhlgang. Die Schmerzen sind durch Morphium zu mäßigen.