der Mäßigkeitsvereine zurückging. Als die bedeutendste der jetzt wirkenden
Organisationen ist die
»National temperance Society« anzuführen,
die Staatsvereine in
New York,
Pennsylvanien, den Neuenglandstaaten,
Indiana,
Ohio etc. organisiert hat und durch
Wort und
Schrift
(sie gibt die
Zeitschriften: »Advocate« und
»Banner« heraus) wirkt.
Andre größere
Vereine sind die
»Good Templors«
(mit
ca. 500,000 Mitgliedern) und die
»Sons of temperance« (mit über 200,000 Mitgliedern).
Von
Amerika
[* 2] aus ging die Temperanzbewegung zunächst nach
Großbritannien
[* 3] über, wo sie bedeutende Fortschritte machte, namentlich
durch die Bemühungen des
PaterMathew (s. d.),
in
Holland,
Schweden,
[* 5] Rußland, in der
Schweiz
[* 6] etc. Übrigens hat es auch nicht an
Reaktionen gegen die Bestrebungen der Mäßigkeitsvereine gefehlt, namentlich wo
sich Übertreibung und religiöse Parteisucht mit denselben verknüpften. Dies war besonders der
Fall,
als 1874 die Temperanzbestrebungen bei amerikanischen
Frauen zu Ausschreitungen führten, indem sie singend und betend in
Prozession die Wirtshäuser heimsuchten und, wo sie nicht mit
Güte die Leerung und Schließung derselben erreichten, zur Zerstörung
des Inventars übergingen.
»Centennial temperance volume.
Memorial of the
Internat.
Temp. Conference«
(Philad. 1877);
Böttcher, Geschichte der Mäßigkeitsvereine in den norddeutschen
Bundesstaaten (Hannov. 1847);
Derselbe, Generalbericht über
den Zustand der Mäßigkeitsreform (Leipz. 1855).
Abweichend von den genannten, verlangen die jetzt in
Deutschland
[* 8] in der
Organisation begriffenen
Vereine
nicht Enthaltung, sondern bekämpfen nur den übermäßigen, schädlichen
Genuß, während das einzelne Vereinsmitglied bestimmte
Verpflichtung in Bezug auf den
Genuß geistiger
Getränke für seine eigne
Person nicht übernimmt. - Der 1883 ins
Leben getretene
»Deutsche
[* 9]
Verein gegen den
Mißbrauch geistigerGetränke« (Sitz in
Bremen)
[* 10] gibt außer den monatlichen »Mitteilungen«
und
Flugschriften »Wissenschaftliche Beiträge zum
Kampf gegen den
Alkoholismus«
(Bonn
[* 11] 1885 ff.) heraus.
Vgl.
Lammers, Die Mäßigkeitsgesetzgebung
in ihrer Wirksamkeit
(Bonn 1885);
(lat.), s. v. w.
Semipelagianer, ^[= ("halbe Pelagianer"), Name einiger Kirchenlehrer in Südfrankreich, wie des Cassianus ...] nach ihrem Hauptsitz
Massilia.
(spr. mássiljön),Stadt im nordamerikan.
StaatOhio, am Tuscarawas, 80 km südlich von
Cleveland, mit (1880) 6836 Einw. Dabei Kohlengruben und Kalksteinbrüche.
Palazzo, ein in der
Via de' Massimi zu
Rom
[* 16] belegener
Palast, welcher seit 1535 von Baldassare
Peruzzi in antikem
Stil erbaut wurde und zu den edelsten Baudenkmälern der Renaissancezeit in
Rom gehört. In demselben findet sich eine treffliche
antike
Kopie des Diskuswerfers von
Myron Nördlich vom Lateranpalast liegt dieVilla Massimi,, deren
Kasino 1821-28
von
Overbeck,
Veit,
Koch,
Schnorr v. Carolsfeld und
Führich mit Fresken aus Ariost,
Dante und
Tasso geschmückt wurde.
(spr. mässindscher),Philip, engl. dramatischer Dichter, einer der bedeutendsten der jüngern Zeitgenossen
Shakespeares, geb. 1584 zu
Wilton, wurde 1602
Student zu St.
Alban'sHall
[* 19] in
Oxford,
[* 20] wo er zur römischen
Kirche übertrat. 1606 verließ
er die
Universität und ging nach
London,
[* 21] um sich dort durch Bühnenschriftstellerei zu ernähren. Zunächst arbeitete er hier
nach der
Sitte der Zeit seine
Stücke mit andern Schriftstellern gemeinsam.
Sein erstes
Drama: »The virgin martyr« (wohl bald
nach 1606 verfaßt, gedruckt 1622), zeigt bereits die kraftvolle, gedrungeneSprache
[* 22] des immer mehr an
BenJonson sich anlehnenden realistischen Dramatikers;
indes ist die Behandlung des
Stoffes, die Verherrlichung der siegreichen
christlichen
Kirche gegenüber der
Vielgötterei des
Heidentums, oft noch plump und unkünstlerisch.
Von den übrigen 17 uns
erhaltenen
Dramen Massingers sind hervorzuheben: »The
GreatDuke ofFlorence« (1630: deutsch von
Prölß in
»Altenglisches
Theater«,
[* 23] Bd. 2, Leipz.
1881);
»The city madam« (1632; deutsch von
GrafBaudissin: »Die Bürgersfrau als
Dame«, in
»BenJonson und seine
Schule«, Leipz.
1836, 2 Bde.) und »A
new way to pay old debts« (1633; deutsch von Gätschenberger, Leipz. 1874).
Das erstgenannte
Stück erregt
Interesse, weil
es unserm modernen feinen Konversationslustspiel auffallend nahekommt. Das andre ist für die
Kultur- und Sittengeschichte
der Zeit von höchster Bedeutung. Die
Sucht des reich gewordenen
Bürgers, sich dem
Adel gleichzustellen, wird hier mit der
Massinger eignen
Wucht und
Schwere zu geißelnder Schilderung gebracht; auch führt das
Stück mit der
¶
mehr
Genauigkeit eines holländischen Genregemäldes die Moden und den Luxus der Zeit vor Augen. Das dritte Lustspiel hat die schnöde,
um des Geldes willen auch das eheliche Glück der Tochter opfernde Habsucht zum Gegenstand und hielt sich verdientermaßen länger
auf der Bühne als irgend ein andres aus derselbenEpoche. Nicht gering ist auch das sprachliche Verdienst
Massingers. Seine gründliche Durcharbeitung und sein gediegener künstlerischer Ernst treten besonders vorteilhaft hervor
gegenüber der Flüchtigkeit und Handwerksmäßigkeit, mit der Beaumont-Fletcher und andre Vertreter der sogen. Ben Jonsonschen
Schule nur zu oft sich abfanden. Minder bedeutend sind die Dramen: »The duke ofMilan«, worin das Tragische
an das Grausige und Entsetzliche sich anlehnt, »Unnatural combat«, »Fatal dowry« und »The bondman«, letzteres merkwürdig
als einer der frühsten Versuche, die soziale Arbeiterfrage dramatisch zu behandeln. Massinger starb im März 1638 in London. Ausgaben
seiner Werke wurden von Gifford (Lond. 1856, mit Kommentar),
Cunningham (3. Aufl., das. 1872) und von Symons
(1886) besorgt.