Kriegsereignisse und die edle Aufopferung
Hohenlohes unterbrochen wurde, und lebte dann zurückgezogen auf seinem
Landgut Bialokosz
im Posenschen, das ihm der König geschenkt hatte. Am
Befreiungskrieg nahm er nicht teil.
Später ging er nach
Württemberg
[* 2] und wurde eins der eifrigsten Mitglieder der ständischen
Opposition. Gegen die öffentlichen
Anklagen über sein
Verhalten in dem unglücklichen
Krieg 1806 schrieb er seine »Betrachtungen und Aufschlüsse über die Ereignisse
der Jahre 1805 und 1806«, denen die »Rückerinnerungen an große
Männer« (Amsterd. 1808),
(spr. mässi), 1)
WilliamNathaniel, engl. Geschichtschreiber, geb. 1809, war seit 1844
Advokat in
London,
[* 8] ward 1852 ins
Parlament gewählt, wo er zu den
Liberalen zählte, und 1855 zum
Unterstaatssekretär im
Ministerium des Innern ernannt. 1865 Finanzminister
für
Indien geworden, gab er seinen Parlamentssitz auf, trat aber, als er 1872 nach
England zurückkehrte,
wieder ins
Unterhaus. Er starb in
London. Massey schrieb unter anderm: »History of
England during the reign of
George
III.« (Lond. 1860, 4 Bde.; 2. Aufl.
1865-66).
2) Gerald, engl. Dichter und Litterarhistoriker, geb. zu
Tring in
Hertfordshire von armen Eltern, arbeitete zuerst in einer Seidenspinnerei, dann als Strohflechter und wandte sich
mit 15
Jahren nach
London, wo er mit äußerster Anstrengung seine geistige
Ausbildung förderte und zunächst die Gedichtsammlungen:
»Poems and songs« (1846) und »Voices
of freedom and lyrics of love« (1849) veröffentlichte. Als reifere Erzeugnisse folgten: »The ballad
of babe Christabel« (1854),
»Havelock's march« (1861) und
»A tale of eternity« (1869). Die großen und tiefen
Ideen der letzten Sammlung haben Massey einen weiten
Kreis von Lesern verschafft.
Schon 1863 erhielt er einen Jahrgehalt aus der
Zivilliste. Ein Ergebnis langjähriger
Studien ist sein Werk
»Shakespeare's sonnets«
(1866, 2. erweiterte Aufl. 1872), worin er eine neue
Theorie aufstellte, die auch von neuern Übersetzern der
Sonette, Gelbcke
(1867) und
Krauß (1872),
aufgenommen worden ist. ist Anhänger des
Spiritismus, für den er durch Vorlesungen
(1872 auch in
Amerika)
[* 9] wirkte. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind die mystisch-philosophischen Werke: »Book
of the beginning« (1881, 2 Bde.) und
»Natural genesis« (1883, 2 Bde.).
(Temperanzgesellschaften),
Vereine, deren Mitglieder sich des Genusses geistiger
Getränke (namentlich
des
Branntweins) gänzlich und für immer oder bis auf einen gewissen
Grad zu enthalten verpflichten und
zugleich der
Trunksucht im allgemeinen entgegenzuarbeiten suchen. Der älteste
Verein dieser Art war der 1517 von
Sigismund
v.
Dietrichstein zu
Graz in
[* 11]
Steiermark
[* 12] gegründete St. Christophsorden. In der Neuzeit ging der Anstoß zur
Bildung von Mäßigkeitsvereinen
von
Nordamerika
[* 13] aus, wo die
Trunksucht zu Anfang des 19. Jahrh. jährlich mehr als 30,000
Opfer forderte. 1803 entstand
in
Boston
[* 14] der erste
Verein zur Unterdrückung der Unmäßigkeit, und 1830 befanden sich in den
Vereinigten Staaten
[* 15] schon 18
Staats-
oder Zentralvereine und im ganzen 2200
Gesellschaften mit 170,000 Mitgliedern.
In den folgenden Jahrzehnten gewannen die Mäßigkeitsvereine immer
weitere
Ausdehnung, und vielfach erhob man ihre
Grundsätze zu Staatsgesetzen. Im
StaatMaine wurde 1851 jeder
Handel mit geistigen
Getränken polizeilich verboten. Indessen hatte dieses
Gesetz, das unter dem
NamenMaine liquor law von vielen
andern
Bundesstaaten nachgeahmt wurde und noch jetzt zu
Recht besteht, so wenig Erfolg, daß man bald wieder auf die Privatthätigkeit
¶
mehr
der Mäßigkeitsvereine zurückging. Als die bedeutendste der jetzt wirkenden Organisationen ist die »National temperance Society« anzuführen,
die Staatsvereine in New York, Pennsylvanien, den Neuenglandstaaten, Indiana, Ohio etc. organisiert hat und durch Wort und Schrift
(sie gibt die Zeitschriften: »Advocate« und »Banner« heraus) wirkt. Andre größere Vereine sind die »Good Templors«
(mit ca. 500,000 Mitgliedern) und die »Sons of temperance« (mit über 200,000 Mitgliedern).
Von Amerika aus ging die Temperanzbewegung zunächst nach Großbritannien
[* 17] über, wo sie bedeutende Fortschritte machte, namentlich
durch die Bemühungen des PaterMathew (s. d.),
in Holland, Schweden,
[* 19] Rußland, in der Schweiz
[* 20] etc. Übrigens hat es auch nicht an Reaktionen gegen die Bestrebungen der Mäßigkeitsvereine gefehlt, namentlich wo
sich Übertreibung und religiöse Parteisucht mit denselben verknüpften. Dies war besonders der Fall,
als 1874 die Temperanzbestrebungen bei amerikanischen Frauen zu Ausschreitungen führten, indem sie singend und betend in
Prozession die Wirtshäuser heimsuchten und, wo sie nicht mit Güte die Leerung und Schließung derselben erreichten, zur Zerstörung
des Inventars übergingen.
»Centennial temperance volume. Memorial of the Internat. Temp. Conference«
(Philad. 1877);
Böttcher, Geschichte der Mäßigkeitsvereine in den norddeutschen Bundesstaaten (Hannov. 1847);
Derselbe, Generalbericht über
den Zustand der Mäßigkeitsreform (Leipz. 1855).
Abweichend von den genannten, verlangen die jetzt in Deutschland
[* 21] in der Organisation begriffenen Vereine
nicht Enthaltung, sondern bekämpfen nur den übermäßigen, schädlichen Genuß, während das einzelne Vereinsmitglied bestimmte
Verpflichtung in Bezug auf den Genuß geistiger Getränke für seine eigne Person nicht übernimmt. - Der 1883 ins Leben getretene
»Deutsche
[* 22] Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke« (Sitz in Bremen)
[* 23] gibt außer den monatlichen »Mitteilungen«
und Flugschriften »Wissenschaftliche Beiträge zum Kampf gegen den Alkoholismus« (Bonn
[* 24] 1885 ff.) heraus.
Vgl. Lammers, Die Mäßigkeitsgesetzgebung
in ihrer Wirksamkeit (Bonn 1885);