dem
Dromedar keine eigentümliche
Erscheinung; das
Meer aber ist außerordentlich reich an
Fischen, welche nach
Indien und
Afrika
[* 2] exportiert werden, sowie an
Perlen. Die
Bevölkerung
[* 3] zerfällt in
Beduinen und in
Städte- und Oasenbewohner. Zu letztern zählen
namentlich die Bewohner von
Sur und Maskat; diese haben noch den
Stolz, dieTapferkeit und die bis zur Rachsucht
gesteigerte Ehrliebe der nomadisierenden
Beduinen, während man den Städtebewohnern
Feigheit vorwirft. In religiöser Beziehung
herrscht vollkommene
Duldsamkeit, sogar den
Fremden gegenüber, was den
Handel wesentlich begünstigt.
Die weltliche Oberherrschaft des
Sultans oder
Imams von Máskat (jetzt Sakad Thuryi) über das ganze Land besteht nur dem
Namen nach. Die
Küste wird durch seine
Seemacht beherrscht; die
Beduinen aber und die
Ackerbau treibenden
Stämme des Innern bezeigen
ihm wohl
Ehrfurcht, zahlen aber fast keine
Steuern. Das jetzige regierende
Haus hat sich durch seine Staatsklugheit auch den
europäischen Handelsstaaten gegenüber zur bedeutendsten inländischen Macht an der
Nord- und Westküste
des
IndischenOzeans erhoben. Bis zum
Tod von Sejjid
Said (1856) gehörten zu auch
Sansibar
[* 4] und einige
Inseln und
Striche an der
Ostküste
Afrikas, die seitdem ein eignes
Reich bilden.
Die Stadt Máskat, seit 1808 Sitz des
Sultans, liegt an der
Küste, im
Hintergrund einer von Felswänden eingeschlossenen
Bucht, mit Ankergrund für die größten
Schiffe,
[* 5] und ist eine der bedeutendsten
StädteArabiens. Sie wird von einer 4½ m hohen
Mauer umzogen, durch welche nur zwei
Thore führen, und ist, ebenso wie der
Hafen, noch durch
Forts,
Türme und
Schanzen geschützt.
Das
Innere enthält enge, krumme und schmutzigeStraßen; aus der Portugiesenzeit (1508-1658) haben sich
einige jetzt als
Speicher benutzte
Kirchen erhalten. ist Sitz eines bedeutenden
Seehandels.
(v. mittellat. masca,
Hexe), ein künstliches hohles
Gesicht,
[* 11] mit dem man das eigne
Angesicht bedeckt, um sich
unkenntlich zu machen, andre zu schrecken etc. Über den Ursprung und die zu
Grunde liegenden
Ideen des Maskentragens, das
uralt ist und besonders bei den religiösen
Zeremonien und theatralischen Aufführungen der Alten eine große
Rolle spielte,
sind wir erst in der Neuzeit durch anthropologische und ethnologische
Studien zu einigem Verständnis
gelangt.
Hiernach verdanken die Masken oder
Larven (v. lat. larva, Gespenst) im wesentlichen religiösen
Ideen ihre Entstehung, und zwar erscheinen sie ursprünglich nur als scheußliche Schreckbilder, womit man die bösen
Dämonen und
Elementargeister, denen alle Widerwärtigkeiten des
Lebens zugeschrieben wurden, zu verscheuchen suchte, ähnlich
wie man noch heute inItalien
[* 12] und
Griechenland
[* 13] z. B. die
Wirkung des sogen. bösen Blicks durch Fratzenschneiden
abzulenken sucht.
Dieser ehemals über die ganze
Welt verbreitete Abschreckungskultus hat sich in primitiver Form noch bis heute auf den
Inseln
des
StillenOzeans, z. B. auf
Neubritannien
[* 1]
(Fig. 1 u. 2),
Neuirland,
Neuhannover, erhalten, wo, wenn irgend ein Landesunglück,
Seuchen, Mißwachs u. dgl., eintritt, ein sogen.
Duk-Duk abgehalten wird, d. h. eine in
Laub gekleidete und mit einer grell bemalten Maske versehene
Person in
Begleitung ähnlich
Kostümierter durch das Land zieht,
Tänze aufführt und dadurch den
Dämon, welcher angeblich die Landeskalamität verursacht
hat, zu vertreiben sucht.
Ähnlich veranstalteten dieChinesen am Silvesterabend einen Maskenaufzug, um den Blatterndämon, der
sich am letzten
Tag des
Jahrs seine
Opfer für das nächste aussuche, zu verscheuchen.
AndreZeremonien dieser Art hat man ferner
bei nordamerikanischen, australischen und afrikanischen Naturvölkern angetroffen, und auch in dem alten
Europa
[* 14] waren nachweislich
Maskenaufzüge und
Tänze zur Abwendung von Unglücksfällen in Übung: man denke nur an die Früh-
lingsfeste der alten Germanen und Kelten (zur Vertreibung des Winters und der Krankheiten), die noch heute in vielen Gegenden
als kaum mehr verstandener Volksgebrauch fortleben. Auch den altmexikanischen Götterbildern legte man bei Landestrauer, Seuchen
etc. Steinmasken an, und selbst in dem klassischen Gorgonenmythus zeigt sich der alte Sinn der Abwendung
noch unverkennbar: das schlangenumzüngelte Gorgonenhaupt der Athener war nichts andres als eine besonders furchtbare Maske,
der jeder Feind erlag, dem sie entgegengehalten ward.
Eine ähnliche Bedeutung muß man dann auch dem ehemals weitverbreiteten Gebrauch der Totenmasken zuschreiben. Die Bewohner
der Alëuten erzählten nach Pinard ausdrücklich, daß sie ihre Toten mit Gesichtsmasken versähen, damit
sie auf dem Weg nach dem Jenseits nicht durch die begegnenden Dämonen geschädigt werden könnten. Ähnliche Schutzlarven
(Anubismasken) gaben die alten Ägypter den Toten mit, und die Goldmasken der Gräber von Mykenä (Fig. 3 u. 4, S. 313), von
Kertsch und Kujundschik, die silbernen und hölzernen Masken der Toten von Peru,
[* 19] die polychromen Thonmasken
der Gräber von Karthago,
[* 20] die kupfernen und hölzernen von Mexiko
[* 21] etc. verdanken offenbar ähnlichen Ideen ihren Ursprung.
Anderseits dienten die Masken auch umgekehrt den Lebenden zum Verscheuchen der Toten, von denen man annahm, daß sie nach der
ehemaligen Wohnung als Gespenster zurückkehrten, um die neuen Bewohner zu ängstigen. Wie aber die Schreckmaske
zur Vertreibung der bösen Dämonen angewandt wurde, so fand der Gebrauch der Larven bald auch in die höhern, der Verehrung
des guten Prinzips gewidmeten Kultusformen als zeremonieller Bestandteil Eingang. Die gegen die Dämonen kämpfenden Maskenträger
fühlten sich als Vertreter der guten Götter; sie dachten sich von ihrer Macht erfüllt und mußten sich
dazu durch Weihen heiligen, um mit den Göttern, die als persönliche Feinde der bösen Dämonen gedacht wurden, denselben guten
Kampf zu kämpfen.
Durch diesen Gedankengang wird es verständlich, warum die Gottheiten verschiedener Völker (z. B. der alten Inder und Ägypter)
selbst mit Tiermasken versehen dargestellt wurden, die in dem widderköpfigen JupiterAmmon
[* 22] der Griechen, in dem stierhäuptigen
Bacchus etc. ihr Nachspiel fanden. Die Tiermasken bilden eine bei Naturvölkern noch heute weitverbreitete Spezialität und spielen
namentlich bei den religiösen Tänzen der nordamerikanischen Indianer und australischen Völker eine Rolle.
Das Haupt oder der ganze Körper wurde mit dem abgezogenen Fell eines bestimmten (meist reißenden) Tiers
bedeckt, dessen Gangart und Sprünge, Stimme und sonstiges Gebaren der Träger
[* 23] bei den religiösen Aufführungen nachzuahmen
hatte. Diese Zeremonien wurden gewöhnlich an geheimen Orten unter Ausschluß von Weibern und Kindern vorgenommen, und man darf
annehmen, daß nach Einführung neuer, geläuterter Religionsformen solche altgeheiligte Zeremonien als
Geheimbündlereien oder sogen. Mysterien fortdauerten; wenigstens ist bekannt, daß in den Dionysosmysterien die
Tiermasken
(Stier- und Bocksgesichter, Pans- und Silensmasken) und die Tierfelle einen hergebrachten Bestandteil bildeten.
Daß aber auch die spätere Anwendung der Maske auf dem altgriechischen Theater
[* 24] aus diesen religiösen Zeremonien
hervorgegangen, wird allgemein zugestanden. Aus den Bocksspielen der Dionysien entwickelte sich die Tragödie; das Mysterium
vom Tod und der Auferstehung des Dionysos
[* 25] Zagreus war das erste griechische Drama, dem bald die Komödie oder das Satyrspiel folgte.
Da die religiösen Mummereien durchweg von Männern ausgeführt wurden und diese Sitte der Ausschließung
der Frauen auch auf das griechische Theater überging, so war die Beibehaltung der altgeheiligten auch für die szenische Darstellung
unvermeidlich.
Verfertigt wurden die Masken bei den Griechen aus Baumrinde, Leder, zuletzt aus Holz,
[* 26] und zwar bedeckten sie den ganzen Kopf und
hatten gewöhnlich große, trichterförmige Mundöffnungen, um der Stimme einen durchdringenden Schall
[* 27] zu verschaffen (daher lat. persona, von personare, hindurchtönen). Man unterschied tragische,
komische, Satyr- und orchestische Masken; die letztern, für Tänzer bestimmt, hatten schöne und regelmäßige Gesichtszüge,
während die tragischen
[* 18]
(Fig. 5-7) ein ernstes und imposantes Aussehen gewährten, die komischen
[* 18]
(Fig. 8-10) und Satyrmasken einen burlesken und drolligen Ausdruck erhielten.
Vgl. Altmann, Die
Maske des Schauspielers (2. Aufl., Berl. 1875).
Nach andrer Richtung sind von den religiösen Maskenaufzügen der Naturvölker endlich die kirchlichen
Maskenfeste und Tänze des Mittelalters herzuleiten, die sich in spätern Zeiten mehr und mehr zu einem bloßen Mittel gesellschaftlicher
Unterhaltung, den