unter den
Schrauben
[* 2] aller Maschinenwerkstätten Gleichartigkeit herzustellen, so daß ein
Ersatz dieser am häufigsten gebrauchten
Maschinenteile noch mehr erleichtert wird. Die durch die
Arbeitsteilung erfolgte Zersplitterung im Maschinenhandel wird ausgeglichen
durch permanente
Industrieausstellungen,
Musterlager für und Agenturen, wie sie bereits in den
Mittelpunkten der industriellen
Kreise
[* 3] bestehen. Maschinenfabrikation findet sich fast in allen
Ländern, in denen überhaupt eine Industriethätigkeit
rege ist, und besonders da, wo vorhandene
Schätze an
Eisen
[* 4] und
Kohlen auf diesen Gewerbszweig fördernd einwirkten, wie in
England,
Nordamerika,
[* 5]
Deutschland
[* 6] und nächstdem
Frankreich und
Belgien.
[* 7] In
Großbritannien,
[* 8] wo die Maschinenfabrikation zuerst
zur
Blüte
[* 9] gelangte, gibt es etwa 2000 Maschinenfabriken mit 178,000 Arbeitern und einer Jahresproduktion
im Wert von 1-1½
MilliardenMark.
In denVereinigten Staaten
[* 10] von
Nordamerika sind etwa 7000
Gießereien und Maschinenfabriken
mit 180,000 Arbeitern in Thätigkeit, deren Jahresprodukte einen Wert von
ca. 1,203,000,000 Mk. repräsentieren. In
Deutschland
gibt es etwa 3000 Maschinenfabriken mit 145,000 Arbeitern und 750 Mill. Mk. Jahresproduktion.
Frankreich hat etwa 80,000,
Belgien 50,000,
Österreich-Ungarn
[* 11] 50,000, die
Schweiz
[* 12] 20-30,000 in der Maschinenindustrie beschäftigte
Arbeiter. Die übrigen
Länder haben eine verhältnismäßig beschränkte Maschinenindustrie und decken ihren
Bedarf an Maschinen mehr
oder weniger durch Einfuhr.ImAufschwung begriffen sind jedoch Rußland mit 50,000 Arbeitern und 200 Mill.
Mk. Jahresproduktion,
Schweden
[* 13] mit 12,000 Arbeitern und 40 Mill. Mk. Jahresproduktion sowie die australischen
Kolonien.
Der Exporthandel mit Maschinen wird zur Zeit immer noch von
England beherrscht. Wenn auch die Maschinen andrer
Länder, besonders von
Deutschland,
Nordamerika und
Frankreich, dem
Material und der
Konstruktion nach den englischen Maschinen vielfach ebenbürtig
sind, so ist doch ein
Vorurteil zu gunsten der englischen
Ware vorhanden, welches zum Teil in der langjährigen
Gewohnheit von der
Zeit her begründet ist, in welcher der Maschinenbau in den andern
Ländern erst in der
Entwickelung begriffen war, zu einem
andern Teil auch in gewissem
Grade dadurch berechtigt ist, daß die
Engländer infolge ihrer jahrhundertelangen
Bedeutung als erste Kolonial- und Handelsmacht und der dadurch herbeigeführten vielfachen Berührung mit
Ländern und Verhältnissen
fremder
Zonen schon früh eine genauere Kenntnis von den speziellen Anforderungen und Bedürfnissen derselben erworben und
ihre Maschinen denselben anzupassen verstanden haben. In der folgenden
Tabelle sind die wichtigsten
Ziffern über
die Aus- und Einfuhr von Maschinen zusammengestellt:
alle diejenigen, welche sich mit der Herstellung, dem
Bau vonMaschinen beschäftigen, im engern
Sinn
die Maschinenschlosser und
Monteure und die
Besitzer von Maschinenbauanstalten.
Lehre
[* 21] von der Anwendung der mathematischen, physikalischen und mechanischen
Lehrsätze auf das Maschinenwesen.
Bereits im 15. und 16. Jahrh. brachten einzelne Werke
Beschreibungen und Anleitungen zur Verfertigung
von
Apparaten oder
Maschinen für einzelne
Zwecke. Insbesondere über die Benutzung der Wasserkräfte und über die
Pumpen
[* 22] für
Bergwerksbetrieb existieren seit drei
Jahrhunderten Abhandlungen, welche aber nur historischen Wert besitzen, indem bei der
unklaren Kenntnis der
Naturgesetze und den mangelnden Hilfswissenschaften von einer geordneten Maschinenlehre keine
Rede sein konnte; die damaligen Abhandlungen brachten daher entweder
Beschreibungen von bestehenden
Apparaten, oder enthielten
Gedanken und
Vorschläge über neue
Mittel, die alten
Zwecke zu erreichen.
Ein
Vergleich in betreff der Zweckmäßigkeit verschiedener
Systeme derselben
Maschine
[* 23] konnte selbstverständlich nicht vorgenommen
werden; jeder Ausführung fehlte die rechnungsmäßige Grundlage, und manches Wunderprojekt fand sich
neben der
Beschreibung ganz rationeller
Apparate vor. Hierin mußte eine Wendung zum
Bessern eintreten, als durch die
Erfindung
der
Dampfmaschine
[* 24] das Maschinenwesen so mächtigen Aufschwung nahm und besonders die vorgeschrittene
Physik und
Mathematik die
Möglichkeit der Vorberechnung einer
Wirkung, die darstellende
Geometrie aber die
Vorzeichnung einer bestimmt
gedachten Form gestattete, mit Einem
Wort, als sich die
Bedingungen zusammenfanden, den
Bau derMaschinen wissenschaftlich und
nicht mehr, wie bisher, bloß handwerksmäßig zu betreiben.
Insbesondere war es hier
Redtenbacher (s. d.), der die
Methode erfand und durch seine »Prinzipien der
Mechanik«, seinen »Maschinenbau«
und dann durch eine
Reihe von Spezialabhandlungen über den
»Bau der
Wasserräder«,
[* 25] »der
Turbinen«, den »Lokomotivbau«
u. a. praktisch lehrte, nach welchen Prinzipien die
Maschinen und deren Teile angeordnet und geformt werden müssen, um ihrem
Zweck am besten zu entsprechen. Er zeigte, wie der
Plan der gezwungenen
Bewegungen und die dabei auftretenden
Kräfte zu erhalten
sind, und wie die dazu nötigen
Formen und Abmessungen der Teile durch
¶
mehr
Benutzung der Lehren
[* 27] der Physik, der Mathematik, der »Festigkeitslehre« und der neuen Lehre von den Bewegungen: der »Mechanik«,
etc. sowie mit Berücksichtigung der Erfahrung an bestehenden Maschinen mit dem Minimum an Material und mit dem bestimmten Wissen
der künftigen Wirkungsweise vorher festgestellt werden können, und gründete mit Einem Worte die »Maschinenlehre«. Alles,
was im Deutschen nach ihm kam, fußt auf Redtenbachers Grundlage, wobei es selbstverständlich ist, daß seinen Nachfolgern
bei dem schnellen Wachsen der Erkenntnis der Naturgesetze und den neuen, den Maschinen erschlossenen großen Gebieten ein selbsterfindendes,
originales, verdienstliches Schaffen nachgerühmt werden muß.
Neue, bessere Methoden verdrängten teilweise die von Redtenbacher gekannten und benutzten Rechnungsweisen,
wie es beispielsweise die graphische Methode in vielen Fällen gethan hat, welche lediglich durch Konstruktion mit Zirkel und
Lineal den Kräfteplan eines Mechanismus schneller, leichter und übersichtlicher darlegt, als es der alten Methode durch Rechnung
allein möglich war. Ein erschöpfendes Sammelwerk über das Ganze des Maschinenwesens existiert bei
dem großen Umfang desselben nicht, indem es keinen Fachmann geben kann, der in jeder Einzelheit des ungeheuern und noch immer
anwachsenden Gebiets der Maschinenlehre zugleich auf der Höhe der Zeit stände.
Doch sind Weisbachs »Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinenmechanik« (5. Aufl., Braunschw. 1872 ff., 3 Tle.) und
Rühlmanns »Allgemeine Maschinenlehre« (2. Aufl.,
das. 1875-85, 4 Bde.) solche Werke,
welche einen großen Teil derselben umfassen. Aber die Spezialfächer sind wohlgepflegt und fast jedes derselben von vielen
Seiten beleuchtet. Über die rechnungsmäßige Bestimmung der Kräfte in den Maschinen handeln: Burg, Ritter, Rebhann, Grashof,
Schlömilch;
über landwirtschaftliche Maschinen: Eichmann, Fritz, Hartig, Perels, Weber, Wüst. So ist kein
Fach des ganzen Gebiets, welches nicht bis zu genügender Tiefe durchgearbeitet wäre, wenn auch nicht verhehlt werden
soll, daß noch jedes seine dunkeln Partien besitzt und die auch heute noch nichts weniger als eine abgeschlossene Wissenschaft
ist.
Vgl. Rühlmann, Vorträge über Geschichte der theoretischen Maschinenlehre (Braunschw. 1881 ff.).