gemäßigten konstitutionellen Opposition. Gleichwohl war er 1857 für kurze Zeit erster Staatssekretär im Ministerium Armero-Mon,
ward 10. Aug. 1858 von der Königin mit Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt und zum Präsidenten des Staatsrats ernannt.
Daneben war er Vorsitzender des Universitätsrats. Er starb 7. Febr. 1862. Als Dichter hat er sich fast in
allen Gattungen der Poesie versucht. Seine besten Werke sind: die Tragödie »Edipo«, das Drama »La conjuracion de Venecia« und
das Lustspiel »La hija en casa y la madre en la mascara«. Sein didaktisches Gedicht »El arte poetica« zeichnet sich durch Eleganz
und Präzision aus, hat aber seinen Hauptwert in den beigegebenen litterarhistorischen Anmerkungen und
Exkursen. Auch in seinen lyrischen Gedichten (Madr. 1833, 2. Aufl. 1847) liegt die Hauptstärke in der Diktion und dem Wohllaut.
Schwächer sind seine prosaischen Schriften: »Hernan Perez del Pulgar« (Madr. 1834);
»Isabel de Solis«, Roman (das. 1837-40, 3 Bde.;
neue Ausg. 1845),
und »Espiritu del siglo« (das. 1835-51, 10 Bde.),
eine Geschichte der französischen Revolution, in Wirklichkeit aber nur eine Umarbeitung des Werkes von Thiers hierüber.
Eine
Sammlung seiner Werke erschien zu Paris 1844-46, 5 Bde.; die Dramen besonders Madrid 1884; eine Übersetzung ausgewählter Werke
lieferte Schäfer (Heidelb. 1835-36, 2 Bde.).
Martinez hat sich entschieden die französischen Dichter zum Muster genommen und sich deren glänzende Darstellung
angeeignet. Das große litterarische Museum in Madrid verdankt ihm seine Entstehung.
(spr. martäng-söjeh), Felix, franz. Politiker, geb. 25. Nov. 1830 zu Rennes, studierte an der Rechtsfakultät
daselbst die Rechte, erwarb 1854 mit einer These: »De l'action Paulienne«, den Doktorgrad, ließ sich darauf
in seiner Vaterstadt als Advokat nieder und erlangte großes Ansehen. 1870 trat er in die Mobilgarde des Departements ein, nahm
an der Verteidigung von Paris teil und erhielt den Orden der Ehrenlegion. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer für seine
Vaterstadt, schloß er sich der republikanischen Linken an, ward im März 1879 unter Lepère Unterstaatssekretär
im Ministerium des Innern, im Dezember in dem der Justiz, trat 1882 zurück, übernahm aber 21. Febr. 1883 im Kabinett Ferry selbst
das Ministerium der Justiz, das er bis zum Rücktritt Ferrys (30. März 1885) verwaltete. Er führte die Reinigung des
Richterstandes von monarchistischen Mitgliedern durch.
1) Giambattista, gewöhnlich Padre Martini genannt, Musikgelehrter, geb. 25. April 1706 zu Bologna, trat im 15. Jahr
in den Minoritenorden, unternahm zu seiner Ausbildung große Reisen und widmete sich dann ausschließlich der Musik. 1725 zum
Kapellmeister des Franziskanerklosters zu Bologna ernannt, gründete er hier eine Musikschule, die nach seinem Tod von seinem
Schüler Mattei bis in unser Jahrhundert fortgeführt wurde und viele namhafte Künstler Italiens und des
Auslandes gebildet hat. Er starb 3. Okt. 1784 in Bologna, hochgeehrt in ganz Europa sowohl wegen seiner Fähigkeiten als Tonsetzer
wie seiner Kenntnisse als Musikhistoriker. Die erstern bewährte er in seinem Lehrbuch »Saggio
fondamentale pratico di contrapunto sopra il canto fermo« (Bologna 1774, 2 Bde.),
die letztern in seiner
berühmten »Storia della musica« (das. 1757-81, 3 Bde.),
welche, wenn auch unvollendet geblieben und einer systematischen Anordnung ermangelnd, doch allen spätern musikhistorischen
Werken als Ausgangspunkt gedient hat.
2) Ferdinando, ital. Dichter und Schriftsteller, geb. 30. Juli 1841 zu
Monsummano als Sohn des zu seiner Zeit geschätzten Lustspieldichters Vincenzo Martini, schrieb
bereits 1862 eine Komödie: »L'uomo propone e Dio dispone«, die gut aufgenommen wurde, und errang mit seinem zweiten Versuch:
»I nuovi Ricchi«, einen Staatspreis. Seine nächsten Leistungen für die
Bühne zeichneten sich durch glänzende Einzelheiten aus, hatten aber nur zum Teil Erfolg. Seit 1869 bekleidete Martini Lehrerstellen,
erst in Vercelli, später zu Pisa, bis er sich 1872, ermutigt durch den Erfolg seines Proverbs »Chi sa
il gioco, non lo insegni« (1871),
ganz der Schriftstellerei widmete. Weitere Werke von ihm sind: »Il peggior passo è quel
del uscio«, Proverb (1873);
»Peccato e penitenza« (1872) und »La
Marchesa« (1876),
Erzählungen, in denen er sich auf realistischem Boden bewegt;
»Fra un sigaro e l'altro«
(1877),
eine Auswahl von Zeitungsartikeln, u. a. Nachdem er mehrere Jahre hindurch das Sonntagsblatt
des »Fanfulla« (»Il Fanfulla
della Domenica«) geleitet, gründete er ein selbständiges Blatt: »La Gazetta della Domenica«.
Auch in die Kammer wurde Martini in
den letzten Jahren gewählt.
(spr. -nīk),
eine der Kleinen Antillen (s. Karte »Westindien etc.«),
nächst Guadeloupe die wichtigste Besitzung
der Franzosen in Westindien, liegt zwischen Santa Lucia und Dominica. Das Innere derselben ist hohes Felsengebirge mit dem 1350 m
hohen Mont Pelée und den drei Gipfeln Pitons du Carbet von 1207 m Höhe. Ausläufer davon treten bis ans
Meer und machen die Küste äußerst unregelmäßig. Mehrere Berggipfel enthalten erloschene Krater. Das Klima ist überaus feucht,
es fallen jährlich 2170 mm Regen an 230 Regentagen. Die mittlere Temperatur am Meer beträgt 26° C., die Extreme sind 20 und
35°. Orkane richten zuweilen große Verheerungen an, Erdbeben sind selten; das gelbe Fieber ist ein häufiger
Gast.
Der Pflanzenwuchs ist üppig, und nur die höchsten Bergspitzen sind kahl. Das Tierreich bietet Wild (Aguti), Schildkröten,
Krabben, Schlangen, darunter die sehr giftige Lanzenschlange (Trigonocephalus lanceolatus), unzählige und sehr beschwerliche
Ameisen etc. Martinique hat ein Areal von 988 qkm (17,9 QM.) mit (1884)
167,679 Einw., wovon etwa 10,000 Weiße, 27,000 Kulis und Chinesen und der Rest Neger und Mulatten. Von der Oberfläche sind 34 Proz.
angebaut, 19 Proz. Weide, 18 Proz. Wald.
Bau- und Nutzhölzer der edelsten Art wachsen in den dichten Waldungen, und Kampescheholz bildet einen Gegenstand
der Ausfuhr. Die Zuckerkultur, seit 1647 eingeführt, ist der Hauptgegenstand des Ackerbaues; denn von 42,490 überhaupt angebauten
Hektar sind ihr allein 25,795 Hektar gewidmet, während Kaffee (seit 1720), Kakao (seit 1664), Baumwolle und Tabak insgesamt nur 1035 Hektar,
Lebensmittel 15,652 Hektar einnehmen. An Nahrungspflanzen baut man namentlich Maniok, Yams, Bataten und karibischen
Kohl. Der Orleanbaum, Cassia- und Orangenbaum sind von jeher gepflegt worden, und alle Südfrüchte gedeihen. Für Vanille- und
Kochenillezucht scheint indes das Klima zu feucht zu sein. An Vieh zählte man 1883: 4875 Pferde, 4480 Esel und Maultiere, 21,210
Rinder, 21,290 Schafe, 5545
mehr
Ziegen und 19,185 Schweine. Die Industrie beschränkt sich auf Töpferei und Kalkbrennerei, und auch der Fischfang ist ohne Bedeutung.
Der Handel findet hauptsächlich mit Frankreich statt. Es wurden 1883 für 36½ Mill. Frank Waren ausgeführt, eingeführt für 33 1/5
Mill. Fr. (namentlich Lebensmittel und Manufakturen). Eine Eisenbahn von 194 km Länge ist in Betrieb. Martinique wird
von einem Gouverneur regiert, dem ein Geheimer Rat von 9 Beamten und ein Allgemeiner Rat von 12 vom Gouverneur und 12 von den
Gemeinderäten ernannten Mitgliedern zur Seite stehen. Einkünfte (1884) 4,593,000 Fr. Hauptort ist Fort de France, Mittelpunkt
des Handels St.-Pierre, beide an der Westseite. - Die Insel wurde 1493 von Kolumbus entdeckt, aber nicht
in Besitz genommen.
Erst 1635 ließen sich etwa 150 französische Kolonisten von der Insel St.-Christoph im südwestlichen Teil von Martinique nieder. Colbert
kaufte die Insel 1664 den Kolonisten für 60,000 Livres ab. Admiral Ruyter griff Martinique vergebens mit einer holländischen
Flotte an, und auch die Engländer versuchten 1693 umsonst, die Insel zu nehmen. Nachdem sie 1761 glücklicher gewesen, gaben
sie die Insel im Frieden von 1763 zurück, eroberten sie jedoch 1794 von neuem. Die Franzosen erhielten sie 1802 durch den Frieden
von Amiens zurück, verloren sie 1809 nach tapferer Gegenwehr des französischen Generals Hugues durch Kapitulation
abermals und erhielten sie 1814 durch den Pariser Frieden wieder. Die Negersklaven wurden 1848 freigegeben.
Vgl. Pardon, La
Martinique depuis sa découverte (Par. 1877);
Huc, La Martinique, études sur certaines questions coloniales (das. 1877);
H. Rey, Étude sur
la colonie de la Martinique (Nancy 1881);
Aube, La Martinique, son présent et son avenir (Par. 1882);
Basset, Les Antillen
françaises.
Observations sur la Martinique (das. 1886).