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Marmor in der Propontis, der arabische Marmor, welcher den parischen Marmor noch übertraf, der Marmor von Chios und der stark durchscheinende kappadokische Marmor, den man in dünnen Platten nach Art des Fensterglases benutzte. Fast alle diese Marmorarten kennen wir nur aus den Kunstwerken (antiker Marmor), während der moderne Marmor größtenteils aus Italien [* 2] stammt. Dort gibt es bei Carrara 600, bei Seravezza gegen 100, bei Massa gegen 180 Marmorbrüche, und der geschätzteste Stein ist der Statuario de Falcovaja (Monte altissimo).
Auch die Umgegend von Padua, [* 3] Pisa, [* 4] Verona [* 5] und Florenz [* 6] sowie Sizilien, [* 7] Corsica [* 8] und Elba liefern verschiedene Marmorarten. Der weiße Marmor wird an der Luft allmählich gelblich, selbst braun, indem sich in geringer Menge darin enthaltenes farbloses Eisenoxydul höher oxydiert und in gelbes Eisenoxyd verwandelt. Er unterliegt ferner der Verwitterung, zum Teil veranlaßt durch diesen Eisengehalt, noch mehr durch die Kohlensäure der Luft und durch Flechten [* 9] und Moose, [* 10] welche sich auf dem Marmor ansiedeln.
In der Technik nennt man außer dem körnigen Kalkstein auch alle diejenigen Kalksteine Marmor, welche schön gefärbt sind und bei gleichförmigem Korn sich gut schneiden und polieren lassen. Sie sind weiß, häufiger rot oder gelb durch Eisenoxyd und Eisenhydroxyd, blau oder schwarz durch bituminöse oder kohlige Substanzen, bald einfarbig, bald bunt, mit wolkigen, flammigen, äderigen, anders gefärbten Zeichnungen, daher der Ausdruck marmoriert. Die Schönheit wird nicht selten dadurch erhöht, daß sich Adern von Kalkspat, [* 11] auch Chalcedon oder Quarz, oder Versteinerungen durch ihre verschiedene, meist lichtere, oft rein weiße Färbung vom anders gefärbten Grund abheben.
Manche von
Adern durchtrümmerte
Gesteine
[* 12] erscheinen breccienartig; andre sind wirkliche
Breccien, entstanden
durch Verkittung eckiger Bruchstücke, andre Puddingmarmore
, bei denen die Bruchstücke abgerundet sind. Der geschätzte
Pfauenmarmor
(Pavonazetto) ist ein weißer Marmor mit dunkelvioletten
Adern und
Flecken. Cipollino und
Verde antico wurden schon
erwähnt. Viel Anwendung finden die dunkelgrauen, blauen und blauschwarzen Marmore
, die als schwarze
zusammengefaßt werden: der rein schwarze
(nero antico aus Oberäygpten), weil ihn
Lucullus vor allem liebte,
Lukullan genannt;
der Bianco in nero der Italiener, schwarz mit weißen Adern;
der prachtvolle Port' or oder Marmor von Porto Venere bei Spezia, [* 13] mit leuchtenden, gelben Adern auf schwarzblauem Grunde.
Der Marmo africano, schwarz mit weißen und roten
Flecken,
hat oft schon breccienartiges Ansehen. Die roten Marmore
von mannigfacher Nüancierung der
Farbe, oft prachtvoll marmoriert,
auch ins Breccienartige übergehend, wurden schon im
Altertum vielfach verwendet und dienten im
Mittelalter bis auf unsre Zeit
vorzugsweise zu
Altären und Grabdenkmälern. Hierher gehören: der einfarbige dunkelrote
Rosso antico
aus Oberägypten, der
Campaner aus den französischen
Pyrenäen, der Mandelmarmor (marmo mandolato) von Lugezzana bei
Verona,
mit weißen
Flecken auf hellrotem
Grunde, der sogen. sizilische
Jaspis (marmo
Jaspis) von
Sizilien, hellrot mit breiten, bandförmigen,
weißen und grünen Zickzackstreifen.
Sie gehören zu den mannigfachsten
Formationen vom silurischen
Übergangsgebirge an; reich daran ist vor
allem der
Lias der
Alpen
[* 14] und
Apenninen. Selten sind einfache echte grüne Marmore
, denn der Marmo carystium vom
Berg Ocha bei
Karystos, halb grün mit weißen
Streifen, gehört zu dem Cipollino,
und die meisten übrigen sind grüne
Porphyre u. dgl.,
so der grüne tänarische vom
Taygetos in der
Maina. Ungemein mannigfaltig in ihren
Farben sind die
Breccien,
echte, aus verkitteten Bruchstücken entstandene sowohl als scheinbare, dichte
Kalksteine, von zahlreichen
Adern durchsetzt
(Breccie von Seravezza, s.
oben).
In dem dichten
Kalk häufen sich die
Versteinerungen oft derart an, daß sie zu Muschelmarmoren
werden, so besonders
Schnecken
[* 15] und
Muscheln
[* 16] im Muschelmarmor im engern
Sinn, darunter Klymenien und
Goniatiten,
Orthoceratiten im nordischen silurischen roten
Übergangskalk,
Ammoniten
[* 17] in schwarzen und roten
Trias- und Liaskalken
(Altdorf in
Franken, Adneth bei
Salzburg).
[* 18] Auch der durch
den prachtvollen Perlmutterglanz seiner Schneckenschalen berühmte opalisierende Muschelmarmor
(Helmintholith) von
Bleiberg
in
Kärnten und vom Lavetscher
Joch bei
Hall
[* 19] in
Tirol
[* 20] gehört hierher.
Der
Hippuritenkalk liefert ebenfalls schwarzen, mit weißen
Muscheln durchsetzten Marmor (Leichentuchmarmor). Auch der geschätzte
Pfauenaugenmarmor gehört hierher. Erfüllt von kleinen Resten von
Bryozoen
[* 21] sind die schönen grauen, granitähnlichen Marmore
,
der
Granitello di Mosciano aus
Toscana, der
Granitmarmor (s. d.) von Neubeuern in
Oberbayern. In
Deutschland
[* 22] ist besonders
Bayern
[* 23] nach Marmor erforscht und ausgebeutet worden, und es haben die Umgegend von Schlanders,
Füssen,
Tegernsee,
Neubeuern bei
Rosenheim,
Untersberg,
Kelheim sowie der
Frankenjura und das
Fichtelgebirge einen
Reichtum schöner
Gesteine geliefert;
die größten Werkstücke für die
Walhalla der
Bruch auf eine kleinkörnige, weiße
Breccie der Hippuritenkreide
am
Untersberg.
Das
Fichtelgebirge liefert bei
Wunsiedel schönen salinischen Marmor, bei
Hof
[* 24] dichte, schwarze devonische Marmore.
Der sächsische
Marmor vom
Fürstenberg bei Gräfenhein ist dem Wunsiedler ähnlich.
Schlesien
[* 25] besitzt salinische und dichte Marmore
, grauen, körnigen
Marmor zu Prieborn bei
Brieg,
[* 26] schwarzen zu
Greifenberg, roten bei
Jauer.
[* 27] Der
Reichtum
Österreichs an Marmor wird
wenig ausgebeutet; doch sind wichtige
Brüche in
Kärnten,
Vorarlberg,
Istrien,
[* 28]
Salzburg und im
Küstenland bei Tolmein vorhanden.
Auch die
Schweiz
[* 29] ist marmorreich. Das
Übergangsgebirge des
Thüringer
Waldes (Döschnitz), des
Harzes
(Rübeland) und am
Niederrhein
liefert schöne schwarze und rote Marmore.
Ausgezeichnete rote Marmore hat der skandinavische
Norden
[* 30] (Osterzyllen,
Öland), aus dem auch die viel über Norddeutschland verbreiteten und hier verarbeiteten erratischen Kalkblöcke stammen.
England hat, vorzüglich in seinem
Kohlenkalk, ausgedehnte
Brüche auf schwarze, schwarze weiß gefleckte und geäderte, auch
bunte Marmore.
Der Schildkrötenmarmor (Turtlemarble) von Weymouth besteht aus großen Septarien, die im Oxfordthon liegen und zu schönen Platten verarbeitet werden. In Schottland bildet bei Assynt in Sutherlandshire ein sehr schöner weißer Marmor außerordentlich ausgedehnte Lager. [* 31] Sehr schön ist der hell blutrote oder fleischrote oder rötlichweiße, mit dunkelgrünen Hornblendeteilchen eingesprengte Marmor von Tirne, einer der Hebrideninseln. Aus Irland ist am bekanntesten der Kilkennymarmor von schwarzer Farbe mit weißen oder grünlichen Petrefakten. [* 32] Ein ungemein schöner schwarzer Marmor kommt bei Crayleath vor, und Louthlougher in Tipperary liefert einen schönen purpurfarbigen Marmor. Unter den zahlreichen französischen Marmorsorten sind die bekanntesten die von Charleville, Lavelle, Antibes, ¶
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Campan etc. Auch Belgien [* 34] liefert viele, oft sehr schöne Marmorsorten, die sämtlich dem Kohlenkalk angehören und meist durch inliegende Korallen [* 35] sehr gefällige Farbenzeichnungen tragen. Spanien [* 36] führt seinen schönen Broccaletto, rot mit gelben Flecken und einigen weißen Adern, aus.
Vgl. Bäumer, und Mosaik in der Architektur (Wien [* 37] 1875);
Pugnot, La marbrerie moderne (Par. 1878);
Blümner, Technologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, Bd. 3 (Leipz. 1884).