Schon 178 aber drangen die Markomannen wieder in
Pannonien ein und erschienen mit einem Teil des
Heers selbst vor
Aquileja, doch errang
des
Marcus AureliusFeldherr Paternus einen vollständigen
Sieg über sie.
KaiserCommodus schloß 180
Frieden mit ihnen. Sie mußten
Hilfstruppen stellen, bekamen dafür Jahrgelder und behielten ihre
Wohnsitze an der
Donau. Um 270 überschritten die Markomannen abermals
die römische
Grenze und bedrohten
Ancona;
[* 2] doch gelang es
Kaiser Aurelian, sie wieder über die
Donau zurückzuwerfen.
Mit dem 4. Jahrh. verschwindet ihr
Name; die Reste des
Volkes sind vermutlich in den
Bayern
[* 3] aufgegangen.
Vgl.
Wittmann, Die älteste
Geschichte der Markomannen
(Münch. 1855);
Dettmer, Geschichte des markomannischen
Kriegs (»Forschungen«, Bd.
12,
Götting. 1870).
von dem altdeutschen
WortMark
(Grenze) und scheiden (trennen), der Teil der
Feldmeßkunst, welcher
sich mit
Vermessung (Abziehen) und bildlicherDarstellung der Grubenräume (Zulegen, Mappierung) auf sogen.
Grubenrissen beschäftigt. Dabei hat der Markscheider noch mancherlei andre Aufgaben zu lösen, z. B.
behufs Herstellung von
Schächten die Bestimmung der Angriffspunkte derselben in verschiedenen
Niveaus
(Sohlen), zum Betrieb
eines langen
Stollens oder
Tunnels die Angabe der
Richtung, in welcher derselbe von zwei weit auseinander
liegenden Betriebspunkten ab auszuhauen ist, die Bestimmung der
Grenze (Markscheide) benachbarter
Gruben, unterirdisch durch
ein in
Gestein,
Mauerwerk etc. gehauenes Zeichen (Stuffe), auf der Erdoberfläche durch einen
Stein
(Mark- oder
Lochstein) bezeichnet,
u. a. Um bei der markscheiderischen
Aufnahme von unterirdischen Grubenräumen dieselben demnächst bildlich darstellen zu
können, kommt es auf das
Messen von durch eine
Schnur hergestellten
Linien in denselben, auf die Ermittelung
der
Richtung derselben gegen eine Normallinie, also auf Winkelmessung, und der
Neigung
(Fallen
[* 6] oder Steigen) derselben gegen
die Horizontalebene an. Hierbei spannt man nach der alten Markscheidekunst von einem unwandelbaren
Punkt im
Gestein, an der Zimmerung etc.
aus ein dünnes Messingdrahtseil von 5-6
LachterLänge, die
Lachterkette (Markscheiderschnur), straff aus und befestigt das
andre Ende derselben in einer Gebirgsspalte, an der Zimmerung, an einem eingekeilten Querholz (Spreize) oder auf einem tragbaren
Holzgerüst (Ziehbock, Ziehschemel).
Man mißt die
Länge der ausgespannten
Kette, bestimmt mittels des in ihrer Mitte
oder an beiden Seiten
aufgehängten
Gradbogens das Auf- oder Abwärtssteigen (Steigen oder
Fallen) der
Schnur in
Graden und
Minuten und hängt in ähnlicher
Weise den Hängekompaß so an die
Schnur, daß
die Nordsüdlinie seiner in
Grade oder
Stunden eingeteilten Kreisscheibe (Kompaßnapf)
den verlangten Streichwinkel angibt, d. h. die
Abweichung derRichtung (das
Streichen) der
Schnur von dem
magnetischen
Meridian, der vorläufig als eine unverrückbare
Linie gilt.
Nachdem noch die
Weltgegend des
Streichens beobachtet und die vier zusammen mit dem
Namen Markscheiderwinkel belegten
Stücke:
Länge der
Schnur,
Neigung, Streichwinkel und
Weltgegend in das
Zug- oder Observationsbuch eingetragen worden sind, macht man
die
Schnur los, spannt sie von ihrem Endpunkt ab nach vorwärts weiter aus und wiederholt dieselbe Prozedur
bis zum
Schluß des mehrere Markscheiderwinkel umfassenden Markscheiderzugs. Behufs des
Kartierens oder
Mappierens berechnet
man den Markscheiderzug, indem man aus der gemessenen
Länge der
Schnur als
Hypotenuse und dem vermittelst des
Gradbogens gefundenen
Neigungswinkel ein rechtwinkeliges
Dreieck
[* 7] konstruiert, in welchem dann die durch den tiefern Endpunkt
der
Schnur gelegte horizontale
Kathete die
Sohle darstellt, d. h. die wahre
Länge der durch die verschieden geneigte
Schnur dargestellten
flachen
Linie.
Die vertikale
Kathete, die Seigerteufe, entspricht der
Höhe des einen Endpunktes der
Schnur über dem andern. Mit
Hilfe dieser beiden
Linien, für deren rasche Ermittelung man Markscheidertabellen hat, sowie des Streichwinkels und der
Weltgegend
werden dann die Grubenräume in einem verkleinerten
Maßstab
[* 8] auf einem Grubenriß bildlich dargestellt, indem man den für
jede
Schnur mit dem
Zirkel aufzutragenden Sohllängen vermittelst des Zulegekompasses die
Richtung gibt, welche in derGrube
beobachtet worden ist, und von den so erhaltenen
Linien aus behufs Entwerfung eines
Grundrisses nach beiden Seiten hin die
Maße für die Weite der
Strecken,
Stollen etc. aufträgt. Zur Herstellung eines Profilrisses müssen die Seigerteufen mit
in Rücksicht gezogen werden.
Dieses
Verfahren der alten Markscheidekunst kann für gewisseZwecke, namentlich zur Angabe naheliegender
Punkte zur
Aufnahme des
kleinen
Details, besonders in beschränktem
Raum, und bei
Abwesenheit von Eisenmassen oder magnetischem
Gebirge gute
Resultate
geben. Dagegen gewähren die
Instrumente für größere
Aufnahmen nicht die genügende Sicherheit, und man wendet daher bei
der neuen Markscheidekunst den
Theodolit
[* 9] und ein Luftblasenniveau an, deren Genauigkeit mindestens 30mal so groß als
die des
Kompasses und
Gradbogens ist.
Man mißt mittels eines Meßgestänges größere Stationslängen, dann mittels des
Theodolits von einem festen
Punkt aus die
Horizontalwinkel, welche die sich aneinander reihenden
Linien der Stationslängen an ihren
Scheitelpunkten miteinander einschließen,
und mißt schließlich immer nach dem Anfangspunkt zurück
(Methode des Peripherisierens). Das Luftblasenniveau
enthält oberhalb eines auf einem
Dreifuß befindlichen
Fernrohrs eine
Libelle (s. d.) mit Luftblase.
Der
Dreifuß wird in der Mitte von zwei
Punkten aufgestellt, an denen sich mit
Einteilungen versehene
Maße (Nivellierlatten)
in senkrechter
Stellung erheben. Gegen diese wird das mittels der
Libelle horizontal gestellte
Fernrohr
[* 10] erst nach der einen, dann nach der andern Seite hin gerichtet. Man findet
so den Höhenunterschied der beiden
Punkte durch
einfache
Subtraktion der an den Nivellierlatten abgelesenen
Höhen. Schließlich ist noch die von Borchers angewendete
Methode
zu erwähnen, mittels eines kräftigen
Magnets die Durchschlagsrichtung zweier
Gegenörter zu ermittteln
^[richtig: ermitteln].
¶
mehr
Das erste Werk über die Markscheidekunst schrieb 1556 Agricola. 1835 lieferte Breithaupt in Kassel
[* 12] die ersten vollkommnern Grubentheodolite,
nachdem für markscheiderische Zwecke bereits 1798 H. C. W. Breithaupt eine Bussole, Giuliani in Klagenfurt
[* 13] einen Grubentheodolit
von minderer Vollkommenheit angewandt hatte. Lehrbücher der Markscheidekunst schrieben unter andern: Hecht (Freiberg
[* 14] 1829), Beer
(Prag
[* 15] 1856), Adriany (2. Aufl., Wien
[* 16] 1861), Weisbach (»Die neue Markscheidekunst«, Braunschw.
1851-59, 2 Bde., und »Abriß
der Markscheidekunst«, Freiberg 1873),
Borchers (»Die praktische Markscheidekunst unter Anwendung des Luftblasenniveaus
und des Theodoliten«, Hannov. 1870), Liebenam (Leipz. 1876), Brathuhn
(das. 1884).