Hafenstadt im russ.
GouvernementJekaterinoslaw, am
AsowschenMeer, unfern der Mündung
des Kalmius und an der
Donez-Eisenbahn, besteht aus der eigentlichen Stadt und zwei Vorstädten, Marinska und Karassu, hat 6 griechisch-katholische
und eine römisch-kath.
Kirche, ein
Theater,
[* 14]
Gymnasium,
Zollamt, Militärlazarett und (1882) 14,980 Einw., außer einer
geringen Zahl
Juden fast ausschließlich Griechen, welche lebhafte Gewerbthätigkeit (Fischsalzerei,
Gerberei, Talgsiederei
etc.) und bedeutenden
Handel treiben. Die Ausfuhr (hauptsächlich
Weizen und Leinsaat) belief sich 1886 auf
4,322,000
Rubel, die Einfuhr auf 1000
Rub. Hier soll im
Altertum die Stadt Adamacha gestanden haben; die jetzige Stadt entstand
Ende des 18. Jahrh., als 18,000 Griechen aus der
Krim
[* 15] nach Rußland übersiedelten und das Land um Mariupol erhielten
(1779).
Gajus, röm.
Feldherr, war der Sohn eines Landmanns und 157
v. Chr. in dem Dorf Cereatä bei Arpinum im Volskerland
geboren. Er trat früh in römischen
Kriegsdienst und zeichnete sich zuerst 134 im numantinischen
Krieg unter
ScipioAfricanus
aus. 119 zum
Volkstribun erwählt, setzte er ein
Gesetz (die
LexMaria) zur Verhinderung des Einflusses durch,
den derAdel bei den
Abstimmungen in den
Komitien auszuüben pflegte. Bei der Bewerbung um die
Ädilität fiel er durch; dagegen
erlangte er 114 die Prätur, jedoch nicht ohne den
Verdacht der
Bestechung, und verwaltete dann als
Proprätor die Statthalterschaft
des jenseitigen
Spanien.
[* 16] Um diese Zeit heiratete er
Julia, eine
Schwester von
CäsarsVater.
SeinenRuhm begründete er 109 und 108 im Jugurthinischen
Krieg als
Legat des
Konsuls Q.
CäciliusMetellus. Die
Gunst, die er sich
durch seine ausgezeichneten Kriegsthaten beim
Heer und dem römischen
Volk erworben hatte, ermutigte ihn, sich
für 107 um das
Konsulat zu bewerben, dessen Erlangung damals für einen Mann, der nicht zur
Nobilität gehörte (für einen
homo novus), fast unerhört war. Nachdem ihm daher der
Urlaub von
Metellus, der auf seinen
Ruhm neidisch war, nicht ohne Widerstreben
und mit höhnischen Bemerkungen erteilt worden war, begab er sich nach
Rom und wurde dort nicht nur zum
Konsul gewählt, sondern ihm auch der Oberbefehl gegen
Jugurthaübertragen. Er hatte dem
Volk unter Schmähungen gegen die
Nobilität
versprochen, den
Jugurtha tot oder lebend in seine
Gewalt zu bringen, und verrichtete nun auch 107 und 106 eine
Reihe glänzender
Thaten, obwohl die
Ergreifung des
Jugurtha nicht ihm, sondern seinemQuästorL.CorneliusSulla gelang, der
sich deshalb rühmte, den
Krieg beendigt zu haben, und sich dadurch den bittersten
Haß des Marius zuzog.
Als ein besonders bemerkenswerter, folgenreicher Umstand ist noch hervorzuheben, daß als
Konsul bei der
Aushebung auch die
ärmsten
Bürger, die bisher vom
Kriegsdienst ausgeschlossen gewesen waren (die
capite censi), in das
Heer aufnahm. Nach seiner
Rückkehr aus
Afrika
[* 17] wurde er für 104 zum zweitenmal zum
Konsul ernannt, um den gefährlichen
Krieg gegen die
Cimbern und
Teutonen
(s. d.) zu führen, die seit 113 mehrere römische
Heere geschlagen hatten, und da die
Entscheidung dieses
Kriegs sich bis 101 hinauszog, so wurde er für 103, 102, 101 zum dritten-, vierten- und fünftenmal und dann zur Belohnung
für die glänzenden
Siege bei Aquä Sextiä
(Aix) 102 und bei Vercellä 101 zum sechstenmal 100 zum
Konsul gewählt. In diesem
Jahr gewährte er anfänglich dem
VolkstribunApulejusSaturninus und dem Prätor
Servilius Glaucia, zwei
aufrührerischen
Führern der
Volkspartei, seine Unterstützung; als dieselben aber in ihren
Gewaltthätigkeiten immer weiter
vorschritten, wagte er es nicht, für sie ferner
Partei zu nehmen; er stellte sich vielmehr selbst an die
Spitze derSenatoren
und einer großen Zahl besserer
Bürger zu einem bewaffneten
Angriff auf sie, in dem sie erschlagen wurden.
Durch diesen
Sieg gewann die Senatspartei auf einige Jahre wieder die Oberhand über die
Volkspartei, deren
Haupt Marius war, und
dieser hielt es daher für ratsam, sich zunächst aus
Rom zu entfernen, und auch nach seiner Rückkehr
vermochte er nicht, sich aus seiner gedrückten, machtlosen
Stellung wieder zu erheben.
In demBundesgenossenkrieg (91-89) leistete
er zwar als
Legat nicht geringe
Dienste,
[* 18] sein
Ruhm wurde aber durch die glänzenden Kriegsthaten
Sullas weit überstrahlt. 88 suchte
er darauf
Sulla, der in diesem Jahr das
Konsulat bekleidete, den ihm übertragenen Oberbefehl gegen
Mithridates
zu entreißen; auf seine Veranlassung oder wenigstens mit seiner Zustimmung gab daher der
Tribun P.
SulpiciusRufus ein
Gesetz,
durch welches dieser Oberbefehl auf Marius
übertragen wurde, und dieser schickte nun zwei
Militärtribunen nach
Nola in
Kampanien,
wo das
Heer stand, um dasselbe für ihn inEid und
Pflicht zu nehmen. Allein
Sulla zog an der
Spitze desselben
nach
Rom und lieferte und
Sulpicius auf dem Esquilinischen
Hügel eine förmliche
Schlacht, in welcher diese völlig geschlagen
wurden. Es wurden hierauf zwölf
Häupter der Gegenpartei von
Sulla geächtet
¶
mehr
unter ihnen selbstverständlich auch Marius, der sich unter den größten Gefahren und mancherlei Abenteuern nach Afrika flüchtete.
Als aber der KonsulCinna (s. d.) 87 einen Aufstand gegen die von Sulla eingesetzte Regierung machte und mit einem Heer gegen Rom
zog, eilte auch Marius herbei, sammelte in Etrurien eine Menge zuchtlosen Volkes und belagerte mit Cinna die
Hauptstadt, die endlich ihren erbitterten Feinden die Thore zu öffnen genötigt war. Nun folgte ein furchtbares Morden, in
welchem eine große Anzahl der angesehensten Männer den Tod fand. Marius hatte seinen Begleitern den Befehl gegeben, jeden niederzustoßen,
dessen Gruß er nicht erwidern würde, und auch außerdem mordete diese blutdürstige Bande auf eigne Hand,
[* 20] bis sie endlich von Cinna selbst oder von Sertorius umzingelt und niedergemacht wurde. Cinna und Marius herrschten jetzt unumschränkt
in Rom und konnten sich daher selbst für 86 zu Konsuln ernennen. So erlangte Marius das ihm einst von einer Wahrsagerin verheißene
siebente Konsulat, starb aber schon am 18. Tag desselben. SeinLeben ist von Plutarch beschrieben.
thor Straten, Rettungen des Marius (Meldorf 1869);
Votsch, C. als Reformator des römischen Heerwesens (Berl. 1886). -
Marius' Sohn Gajus Marius (der jüngere Marius), geb. 109, war 82 mit
PapiriusCarboKonsul, wurde bei Sacriportus von Sulla geschlagen und warf sich hierauf in das feste Präneste, wo er eine lange
Belagerung aushielt und, als die Stadt sich Sulla ergab, sich selbst tötete.