Anwendung brachte, welcher aus einer Häufung schwülstiger
Ausdrücke, weit hergeholter und unnatürlicher
Bilder und
Metaphern,
frostiger
Antithesen und zugespitzter
Wortspiele (bei den Italienern concetti) besteht und nach ihm stil marinesco oder
Marinismus
genannt wird. Außerdem hat das Gedicht wesentliche Fehler in der
Anlage und Ausführung, aber unbestreitbare
Schönheiten
im einzelnen. Von den Zeitgenossen wurde es mit großem Beifall aufgenommen und hat auf den italienischen
Geschmack in der
Dichtkunst längere Zeit sehr nachteilig eingewirkt, da der neue
Stil zahlreiche Nachahmer fand (vgl.
Euphuismus
und
Gongora). Auch kam der »Adone« wegen der darin enthaltenen schlüpfrigen
Schilderungen auf den
Index der verbotenenBücher. Marinis übrige Werke bestehen in dem erzählenden
Gedicht »La strage degli innocenti«
(Rom
[* 2] 1633),
einer Anzahl vermischter Gedichte: »La
Lira« und »La Zampogna«, und
Briefen.
Eine Auswahl seiner Werke gab Zirardini heraus unter dem
Titel:
»Opere di G. Marini«
(Neapel
[* 3] 1862).
(das alte Castrimönium), Stadt in der ital.
ProvinzRom, 20 km südöstlich von
Rom auf einer Anhöhe des
Albanergebirges
malerisch gelegen, durch Dampftramway mit der
EisenbahnRom-Neapel verbunden, hat mehrere
Kirchen mit bemerkenswerten Gemälden,
einen
Palast der
Colonna, (1881) 6071 Einw., Weinbau,
Seifen-,
Leder- und Metallindustrie.
Giuseppe Mario,
Marquis von
Candia, Opernsänger
(Tenor), geb. 1808 zu
Cagliari, trat 1830 als
Offizier in die piemontesische
Armee ein, verließ aber, nachdem man ihm den erbetenen
Abschied verweigert, sein Vaterland und flüchtete nach
Paris,
[* 7] wo seine
bewunderungswürdige Tenorstimme in den
Salons solches Aufsehen machte, daß ihm der
Direktor der
GroßenOper ein erstes
Engagement mit monatlich 1500
Frank anbot. Nach zweijährigen
Studien im
Konservatorium unter Ponchard und
Bordogni
trat er als
Robert der
Teufel auf und zwar mit so günstigem Erfolg, daß er schon im folgenden Jahr für dieItalienischeOper neben
Rubini gewonnen wurde, den er nach dessen
Abgang bereits zu ersetzen im stande war.
Marios Glanzepoche begann 1842, wo er in
Dublin
[* 8] mit
Tamburini, der
Grisi und
Lablache auftrat; in der
Folge wirkte er,
Reisen nach
Rußland (1849) und
Amerika
[* 9] (1854) ausgenommen, ununterbrochen an den italienischen
Opern in
Paris und
London
[* 10] mit dem größten Erfolg bis 1869, wo er nach einem letzten Auftreten in
Petersburg,
[* 11] durch den
Tod seiner
Gattin, der Sängerin
Giulia
Grisi (s. d.), wie auch durch Abnahme seiner
Stimme veranlaßt, die
Bühne verließ. In sein Vaterland zurückgekehrt,
wo er merkwürdigerweise niemals als
Sänger aufgetreten ist, fand er in
Rom eine
Anstellung im
Ministerium
der schönen
Künste. Er starb daselbst.
(franz.
Marionnettes, ital. Marionette,Burattini,
Fantoccini), künstlich angefertigte bewegliche, mit
Gelenken versehene
Puppen, durch welche vermittelst mechanischer
Vorrichtungen, z. B.
Fäden etc., menschliche
Bewegungen nachgeahmt werden können. Man führt auf kleinen dazu erbautenTheaternMarionettenspiele auf, wo die
Puppen lebendige
Personen darstellen und die hinter den
Kulissen befindlichen
Personen die
Worte
dazu sprechen.
Können die
Puppen verwandelt werden, so heißen sie
Metamorphosen. Man hatte dergleichen
Puppen schon bei den Griechen und
Römern, und in
China
[* 12] sind
Darstellungen mit eine Hauptbeschäftigung der
Gaukler. In
Deutschland
[* 13] bildeten
früher die Marionettenspiele eine sehr beliebte Unterhaltung (es sei nur an den
»DoktorFaust« erinnert); jetzt sind sie hier
zur niedrigsten Volksbelustigung herabgesunken, während sie sich in
Italien
[* 14] noch gegenwärtig der
Gunst auch der bessern
Stände
erfreuen. Eine Sammlung alter deutscher Marionettenspiele hat
Engel (»Deutsche
[* 15] Puppenkomödien«, Oldenb.
1874-79, 2 Bde.) veranstaltet; auch
Mahlmann gab ein »Marionettentheater« (Leipz.
1806) heraus.
Vgl.
Magnin,
Histoire des marionnettes (2. Aufl., Par. 1862).
Das häufig nach ihm benannte
Gesetz, daß die Volumina einer und derselben
MengeLuft in umgekehrtem
Verhältnis zu dem auf
sie wirkenden
Druck stehen, welches er 1679 an der
Spitze seiner Abhandlung
»De la nature de l'air« veröffentlicht
hat, ist indessen schon 17 Jahre vorher durch den englischen
PhysikerBoyle entdeckt worden. Die
Mechanik der festen
Körper
bereicherte Mariotte durch eine vollständigere
Entwickelung der von
Chr.
Wren aufgestellten
Lehre
[* 18] vom
Stoß. Eine Gesamtausgabe seiner
Werke erschien
Leiden
[* 19] 1717, 2 Bde.
[* 1]Flasche,
[* 20] eine unten mit einer seitlichen Ausflußmündung versehene,
oben mit einem
Kork
[* 21] luftdicht verschlossene
Flasche, durch welchen eine an beiden
Enden offene Glasröhre hineinragt (s. Figur). Fließt etwas
Wasser aus der
Flasche, so dehnt sich die im obern Teil befindliche
Luft aus, und ihr
Druck wird geringer, bis der in die Glasröhre
hereinwirkende äußere
Luftdruck den innern samt dem
Druck der vom untern Ende der
Röhre bis zum Wasserspiegel
stehenden Wassersäule überwinden kann und Luftblasen aus dem untern Röhrenende emporsteigen. Alsdann herrscht im
Niveau
b des untern Röhrenendes, solange der Wasserspiegel c nicht unter b sinkt, der äußere
Luftdruck; und der Ausfluß
[* 22] des
Wassers
erfolgt nur unter dem
Druck der Wassersäule
a b, welche von der Ausflußmündung bis zum
Niveau des untern
Röhrenendes reicht. Man kann daher das
Wasser mittels der Mariotteschen Flasche, obgleich der Wasserspiegel sinkt, unter
gleichbleibendem
Druck
und daher mit gleichbleibender Geschwindigkeit ausfließen lassen. Je tiefer man die Röhre hineinschiebt, desto langsamer
wird der Ausfluß und hört ganz auf, wenn man das Röhrenende ins Niveau der Mündung stellt. In der Chemie benutzt man die
Mariottesche in andrer Anordnung, um ein Filter gleichmäßig gefüllt zu erhalten. Die Vorrichtung besteht aus einer
großen zweihalsigen Flasche, deren eine Öffnung eine gerade und deren andre eine zweimal rechtwinkelig gebogene, wie ein
Heber
[* 24] wirkende Röhre aufnimmt. Beide Röhren reichen bis fast auf den Boden der Flasche, das freie Ende des Heberrohrs taucht
in die Flüssigkeit auf dem Filter, und die Flasche steht in gleicher Höhe mit dem Rande des Filters im Trichter.
Man verschiebt nun die gerade Röhre, bis Luftblasen durch dieselbe eintreten und mithin Wasser aus dem Heber abfließt, sobald
die Flüssigkeit im Trichter sinkt.