des 14. Jahrh. die Burg, besonders auch für den Hofstaat des Hochmeisters, eines der mächtigsten und angesehensten Fürsten
seiner Zeit, sich zu klein erwies, wurde auf der Stelle der alten Vorburg das Mittelschloß vorzugsweise als Residenz des Hochmeisters
erbaut, die neue Vorburg weiter nach N. verlegt und dieses Mittelschloß dann unter der Regierung des
Hochmeisters Winrich von Kniprode (1351-82) mit großem Kunstsinn ausgeführt. 1457 wurde die Ordensburg von den Söldnern an den
König von Polen verkauft, auch die Stadt mußte sich ergeben, und der Bürgermeister Bartholomäus Blume endete auf dem Schafott.
Fast ganz Westpreußen, und mit ihm Marienburg, wurde 1466 polnische Provinz und Marienburg auf lange Zeit Sitz polnischer
Starosten. Während des schwedisch-polnischen Kriegs schloß hier der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm mit dem König Karl X.
Gustav von Schweden einen Vertrag, durch welchen jener vier polnische Woiwodschaften als souveränen Besitz erhielt
und beide sich zu gegenseitiger Unterstützung gegen Polen verpflichteten (s. Labiau). 1708 hielt König
Stanislaus Leszczynski mit großem Gefolge vier Monate lang in Marienburg Hof, später August II. mit der Gräfin Cosel.
Während des Siebenjährigen Kriegs hausten die Russen in Marienburg 1772 fiel an die Krone Preußen. Das Schloß hatte durch Mißbrauch
und Vernachlässigung arg gelitten und war sehr verunstaltet worden; schließlich sollte es 1803 ganz
abgebrochen werden. Da machte ein Zeitungsartikel des Dichters Max v. Schenkendorf auf den hohen historischen und künstlerischen
Wert des Schlosses aufmerksam und veranlaßte schließlich eine in den Jahren 1817-42 gründlich ausgeführte und im allgemeinen
würdige Restauration desselben, deren Seele der Oberpräsident v. Schön war. Im Hochschloß ist nur die
Kirche restauriert, die andern Räume dienen als Magazine.
Unter der Schloß- oder Marienkirche befindet sich die Annakapelle mit der Gruft der Hochmeister. In einer Nische der Kirche
steht die 6,50 m hohe Statue der Mutter Gottes mit dem Kind, in Hochrelief mit Glasmosaik auf Goldgrund farbig
ausgeführt, ein Meisterwerk musivischer Auslegung plastischer Form aus dem J. 1340. Neben der Kirche steht der hohe Glockenturm,
der zugleich zur Ausschau in die Umgebung der Burg diente. Im Mittelschloß sind besonders sehenswert der Konventsremter,
der große und der kleine Remter und die Kapelle. In diesen herrlichen gotischen Palasträumen feierte
die Provinz Westpreußen 12. und in Gegenwart Kaiser Wilhelms I. das 100jährige Jubelfest ihrer Wiedervereinigung
mit Preußen.
Damals legte auch der Kaiser den Grundstein zu dem auf der Esplanade zwischen Schloß und Eisenbahn zu errichtenden Denkmal Friedrichs
II., welches von Siemering in Erz ausgeführt und 1877 enthüllt wurde. Den Sockel umgeben die Statuen der
vier Hochmeister: Hermann von Salza, Siegfried von Feuchtwangen, Winrich von Kniprode und Albrecht von Hohenzollern. Die besten
Abbildungen des Schlosses Marienburg enthält das Kupferwerk von Frick: »Schloß Marienburg« (Berl. 1803); eine kritische Untersuchung in betreff
der Baugeschichte lieferte v. Quast in den »Preußischen Provinzialblättern« (1851); eine genaue
Beschreibung des Vorhandenen Büsching (»Schloß der Deutschen Ritter zu Marienburg«, Berl. 1828) und Witt ( Marienburg«, Königsb.
1854).
Vgl. außerdem J. ^[Johannes] Voigt, Geschichte Marienburgs (Königsb. 1824);
v. Eichendorff, Wiederherstellung des Schlosses
Marienburg (das. 1841);
Bergau, Das Ordenshaupthaus Marienburg (Berl. 1871).
2) Schloß im
preuß. Regierungsbezirk Hannover, Kreis Springe, an der Leine und unweit des Bahnhofs Nordstemmen (an der Linie Hannover-Kassel
der Preußischen Staatsbahn), erbaut von Hase und Oppler. - 3) Schloß im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, 4 km südöstlich
von Hildesheim, nach welchem der Kreis Marienburg benannt ist.
Werder, die größere Hälfte der fruchtbaren Niederung an den Weichselarmen in der
Provinz Westpreußen und zwar vorzugsweise in dem Umfang des Kreises Marienburg. Der Große Marienburger liegt zwischen Weichsel und Nogat
und hat zu seinem Mittelpunkt die Stadt Neuteich, der Kleine Marienburger zwischen Nogat und Drausensee. Jenen entwässert vorzüglich die
Schwente, die als Tiege in das Frische Haff geht, diesen die Thiene, die dem Elbing zufließt. Die Meereshöhe
steigt von N. nach S. von 1 m bis auf 9 m (in vereinzelten Anhöhen auf 12-13 m). Zum Schutz gegen das Hochwasser sind an der
Weichsel und Nogat großartige Dämme errichtet.
die in der katholischen Kirche zu Ehren der Mutter Jesu angeordneten Feste, welche ihr Motiv in der seit dem
Nestorianischen Streit siegreich gebliebenen Ansicht von der Maria als Gottesgebärerin haben (vgl. Maria, S. 234). Man unterscheidet
zwischen größern Marienfesten, welche in der ganzen Kirche gefeiert, und kleinern, die nur an einzelnen
Orten oder in einzelnen Ländern festlich begangen werden. Zu den größern gehören folgende: Das Fest der unbefleckten Empfängnis
(conceptio beatae Mariae virginis, festum immaculatae conceptionis) ward im 12. Jahrh. von Kanonikern zu Lyon eingeführt, bald
aber der Gegenstand eines heftigen Streits, vorzüglich zwischen den Franziskanern und Dominikanern, indem
letztere die unbefleckte Empfängnis, d. h. die Annahme, daß Maria selbst ohne Erbsünde empfangen worden sei, verwarfen, bis
es endlich durch das Konzil zu Basel
1439 in der ganzen Kirche vorgeschrieben, durch mehrere päpstliche Bullen, vorzüglich durch
die Konstitutionen Sixtus' IV. 1476 und 1483, bestätigt und durch die Verordnungen von Innocenz XII. (1693)
und Clemens XI. (1708) zu einem Festum duplex secundae classis erhoben wurde. Es gewann an Bedeutung, seit die Lehre von der
unbefleckten Empfängnis auf Grund von
1. Mos. 3, 15,. Hoheslied 4, 7. 12,
Luk. 1, 28. am von Papst Pius IX. zum Dogma
erhoben worden war.
Die römische Kirche feiert es 8. Dez., die griechische 9. Dez. Das Fest Maria Geburt (nativitas Mariae), 8. Sept., scheint erst seit dem 7. Jahrh.
aufgekommen zu sein. Das Fest Mariä Verkündigung (annunciatio Mariae), 25. März, in England wie in Skandinavien vorzugsweise als
Unsrer Frauen Tag bekannt, entstand schon in der alten Reichskirche zum Andenken an die Botschaft des Engels,
Luk. 1, 26. f. Das Fest Mariä Heimsuchung (festum visitationis Mariae), 2. Juli, vom heil. Bonaventura, dem General des Franziskanerordens, 1263 aus
dem kirchlichen Gebrauch aufgenommen, von Papst Urban VI. 1389 eingeführt und vom Baseler Konzil 1441 zum
allgemeinen kirchlichen Fest erhoben, ist dem Besuch der Maria bei Elisabeth nach
Luk. 1, 39. f. gewidmet (s.
auch Lostage). Das Fest Mariä Reinigung oder Lichtmeß (festum purificationis Mariae), 2. Febr., entstand im 6. Jahrh. und ist dem
Andenken an die Erscheinung der Maria im Tempel gewidmet. An diesem Tag werden zugleich die zum kirchlichen
Gebrauch für das nächste Jahr bestimmten Kerzen geweiht (daher und mit Beziehung auf
Luk. 2, 32.
mehr
der Name Lichtmeß). Das Fest Mariä Himmelfahrt (festum assumtionis Mariae, dormitio, pausatio Mariae), 15. Aug., ursprünglich als
Fest Mariä Schlaf (d. h. Tod) 18. Jan. gefeiert, wird in vielen Gegenden ausschließlich der große Marientag genannt und feiert
die leibliche Aufnahme der Maria in das himmlische Reich. - Kleinere Marienfeste sind die folgenden: Mariä Namensfest
(festum nominis Mariae), in Spanien entstanden und zum Andenken an die Befreiung Wiens von den Türken 1683 auch in Deutschland
eingeführt, wird am Sonntag nach Mariä Geburt gefeiert.
Das Fest Mariä Darstellung oder Opferung (festum praesentationis Mariae), 21. Nov., war schon mehrere Jahrhunderte in der griechischen
Kirche üblich, bevor es Papst Gregor XI. 1374 in Frankreich einführte, um den Glauben zu fördern, daß
Maria in ihrem dritten Jahr zu ewiger Jungfrauschaft geweiht worden sei; Sixtus V. ordnete 1585 die allgemeine Feier desselben
an. Das Fest der Verlöbnis Mariä oder der Vermählung Mariä mit Joseph (desponsatio beatae Mariae virginis)
wurde von den Franziskanern eingeführt und anfangs an verschiedenen Tagen begangen, bis Papst Benedikt XIII. 1725 den 23. Januar zur
allgemeinen Feier desselben festsetzte.
Das Fest Mariä Erwartung der Geburt Jesu (festum exspectationis partus beatae Mariae virginis, exspectatio Mariae), entstanden
in Spanien, wurde von Gregor XIII. 1573 bestätigt und 18. Dez. gefeiert. Das Fest der sieben Schmerzen (Ohnmachtfeier)
Mariä (festum compassionis, spasmi, septem dolorum Mariae), zu Anfang des 15. Jahrh. in der Diözese Köln aufgekommen und
von Benedikt XIII. 1717 auf die ganze Kirche ausgedehnt, soll an das Leid erinnern, welches die Mutter Gottes siebenmal um ihres
Sohns willen zu erdulden hatte, wird am Freitag vor dem Palmsonntag (dem »Schmerzensfreitag«) begangen.
Im Gegensatz dazu hat die römische Kirche auch ein Fest der sieben Freuden Mariä (Menschwerdung des Logos, Heimsuchung Elisabeths,
Geburt Jesu, Darstellung im Tempel, Wiederfinden des Knaben, Wiedersehen des Auferstandenen, eigne Krönung), das 23. Sept. gefeiert
wird und 1628 in Sitten entstand.
Das Fest Mariä Schneefeier (festum Mariae ad nives), 5. Aug., ist eigentlich der Kirchweihtag der schon aus dem 4. Jahrh. stammenden
Kirche Maria Maggiore in Rom und feiert das Gedächtnis des wunderbaren Schneefalles, der in der Nacht zum 5. Aug. den Ort zum Bau dieser
Kirche bezeichnet haben soll. Erst seit dem 14. Jahrh. ward dieses Fest in Rom selbst allgemeiner. Das Fest
Mariä vom Berg Karmel (festum beatae Mariae virginis de monte Carmelo), 16. Juli, heißt auch das Skapulierfest (s. Skapulier) und
ist das Hauptfest des Karmeliterordens.
Das Fest Mariä vom Verdienst oder von der Erlösung der Gefangenen (festum beatae Mariae virginis de mercede)
ward anfangs nur in dem 1223 gestifteten Orden zur Erlösung gefangener Christen aus den Händen der Ungläubigen, später aber
nach einer Bulle Innocenz' XII. in der ganzen Kirche 24. Sept. gefeiert. Das Fest Mariä Hilfe (festum Mariae auxilii Christianorum)
ward von Papst Pius VII. nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft zum Dank für die Befreiung,
die er der Mutter Gottes zuschrieb, eingesetzt.
Das Fest Mariä Rosenkranz (Rosenkranzfest, festum rosarii Mariae, solemnitas ss. rosarii beatae Mariae virginis) ist aus dem
Fest Unsrer Frau vom Sieg (festum Mariae de victoria) hervorgegangen, welches Papst Pius
V. 1571 zum Andenken
an die Schlacht bei Lepanto stiftete, welche Juan d'Austria auf die Fürbitte der heiligen Jungfrau gewonnen haben soll. Es ward 7. Okt., dem
Jahrestag des Siegs, gefeiert, aber schon 1573 unter seiner heutigen Benennung von Gregor XIII. auf den ersten Sonntag im
Oktober verlegt und mit dem an diesem Tag üblichen Feste der Dominikaner zu Ehren des Rosenkranzes vereinigt.
Das Fest Mariä Schutz (festum patrocinii Mariae), ein Hauptfest der griechischen Kirche, welche es 1. Okt. feiert, ward in der
abendländischen erst 1725 von Benedikt XIII. allgemein eingeführt. Es fällt auf den 3. November, kann aber auf
einen beliebigen Sonntag im November verlegt werden. Das sogen. Fest Mariä am Sonnabend ist kein besonderes Kirchenfest, sondern
beruht bloß darauf, daß schon im 11. Jahrh. der Sonnabend der Verehrung Mariä gewidmet war und man an diesem Tag die Messe
der heiligen Jungfrau zu lesen pflegte.
Luther behielt von sämtlichen Marienfesten nur die bei, welche eine Beziehung auf Christus zuließen, nämlich Mariä Reinigung,
Verkündigung und Heimsuchung; allmählich aber kamen auch diese ab. In der griechischen Kirche feiert man außer Mariä Verkündigung
(25. März), Himmelfahrt (15. Aug.), Geburt (8. Sept.), Schutz (1. Okt.), Eintritt in den Tempel (21. Nov.) und Empfängnis (9. Dez.) allgemein
noch die Niederlegung des Kleides der Gottesgebärerin in den Blachernen (2. Juli), die Niederlegung des Gürtels der Gottesgebärerin
(31. Aug.) und ein Gesamtfest (Synaxis) der Gottesgebärerin (26. Dez.).