Der Ferdinandsbrunnen ist reicher an den genannten
Bestandteilen, enthält 0,082Eisen und 1,850
Kohlensäure.
Der Ambrosiusbrunnen ist sehr reich an doppeltkohlensaurem
Eisenoxydul (0,166 in 1000 Teilen
Wasser). Die glaubersalzhaltigen
Quellen von Marienbad (am meisten benutzt werden der
Kreuz- und der Ferdinandsbrunnen) erweisen sich als heilsam namentlich bei Leberanschwellung,
Hämorrhoiden, chronischen
Katarrhen des
Magens, des
Darms und der Gallenwege, bei
Gallensteinen, chronischen
Katarrhen der
Respirationsorgane, chronischer Gebärmutterentzündung, Menstruationsstörungen,
Zuckerharnruhr und
Gicht, die
Rudolfsquelle bei chronischen
Leiden
[* 3] der Harnorgane.
Der Ambrosiusbrunnen hat die gewöhnlichen
Wirkungen der Eisenquellen. Die mittlere
Temperatur von Marienbad beträgt 7,5° C., die
Zahl der jährlichen Kurgäste durchschnittlich 14,000 (nächst
Karlsbad die stärkste Frequenz unter
den österreichischen
Bädern). Vom
Kreuz- und Ferdinandsbrunnen werden jährlich
ca. 1 Mill.
Flaschen, dann namhafte
Quantitäten
durch
Abdampfen gewonnenen Brunnensalzes und Brunnensalzzeltchen versendet; auch die Rudolfsquelle und den Ambrosiusbrunnen
gebraucht
man in der
Ferne. Marienbad besitzt in der Umgebung eine
Reihe schöner Spaziergänge und Aussichtspunkte, unter welchen
die
Friedrich-Wilhelmshöhe, der Mecserytempel, die Carolahöhe,
Bellevue, der Kaiserturm und die Hohendorfer
Höhe zu den beliebtesten gehören. In weiterer
Entfernung liegen: 4 km östlich der basaltische, in zwei Gipfel gespaltene, 840 m
hohe Podhorn mit schöner Aussicht;
1) Amtshauptstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau,
[* 6] an der
LinieFlöha-Reitzenhain der
Sächsischen Staatsbahn, 605 m ü. M., hat eine schöne Hauptkirche, ein
Amtsgericht,
eine Oberforstmeisterei, ein
Hauptzollamt, ein Bergrevier, eine
Unteroffizierschule, ein Waisenhaus, ein bergmännisches
Museum,
Spitzenklöppelei, Baumwollspinnerei, Holzschleiferei, eine Flachsbereitungsanstalt, Fabrikation von
Spielwaren und
Zigarren,
Bergbau
[* 7] auf
Silber,
Zinn,
Kupfer
[* 8] und
Eisen und (1885) 6139 meist evang. Einwohner.
Marienberg ward 1521 durch
HerzogHeinrich den
Frommen des
Bergbaues wegen gegründet. - 2) Kaltwasserheilanstalt, s.
Boppard. - 3) Hauptort
für
den Oberwesterwaldkreis im preuß. Regierungsbezirk
Wiesbaden,
[* 9] hat eine evang.
Kirche, ein
Amtsgericht, eine Agentur der
Nassauischen Landesbank, eine
Lohmühle, eine Braunkohlengrube und (1885) 707 Einw.
[* 1] 1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Danzig,
[* 13] liegt in fruchtbarer Gegend an der
Nogat, über welche
hier eine mit schönen Portalbauten ausgestattete eiserne Gitterbrücke auf betürmten
Pfeilern und eine Pontonbrücke
führen, im
Knotenpunkt der
LinienDirschau-Seepothen und
Thorn-Marienburg der Preußischen Staatsbahn wie der
Eisenbahn Marienburg-Mlawka, 15 m ü. M.
Sehenswert ist der
Markt, dessen
Häuser an ihren schmalen Giebelfassaden nach italienischer Art mit bedeckten
Gängen
(Lauben)
versehen sind. Am
Markt steht auch das
Rathaus, ein würdiger
Bau aus dem 15. Jahrh. Gottesdienstlichen
Zwecken dienen eine evangelische und 2 kath.
Kirchen (unter letztern die Schloßkirche).
Das
Schloß Marienburg wurde durch den Landmeister des
DeutschenRitterordens,
Konrad von Thierberg, um 1274 (1276
wird es bereits urkundlich erwähnt) gegründet und vielleicht noch gegen Ende des 13. Jahrh.
der Massivbau des heutigen Hochschlosses und zwar zunächst der Nordflügel mit der
Kirche und dem Kapitelsaal begonnen. 1309 wurde
die Marienburg Ordenshaupthaus und Sitz des
Hochmeisters, und nun wurde, besonders unter den
HochmeisternWerner von Orseln
(1324-30) und
Dietrich vonAltenburg
[* 16] (1335-41), an dem weitern
Ausbau des Hochschlosses eifrig gearbeitet. Es bestand schließlich
aus vier einen quadratischen
Hof
[* 17] umschließenden, drei
Stockwerke hohen
Flügeln, in welchen außer den genannten
Räumen die
gemeinsamen
Schlaf- und Speisesäle der
Ritter, die Vorratsräume etc. sich befanden.
Alleswar in einem
edlen
Baustil aus Ziegelsteinen erbaut und künstlerisch reich ausgebildet. Um das
Schloß zogen sich
Gräben,
Mauern und feste
Türme. Nördlich von der
Burg selbst lag die Vorburg mit den
Pferde- und Viehställen und den Gebäuden zur
Aufnahme der Vorräte
und des Kriegsmaterials. Als um die Mitte
des 14. Jahrh. die Burg, besonders auch für den Hofstaat des Hochmeisters, eines der mächtigsten und angesehensten Fürsten
seiner Zeit, sich zu klein erwies, wurde auf der Stelle der alten Vorburg das Mittelschloß vorzugsweise als Residenz des Hochmeisters
erbaut, die neue Vorburg weiter nach N. verlegt und dieses Mittelschloß dann unter der Regierung des
Hochmeisters Winrich von Kniprode (1351-82) mit großem Kunstsinn ausgeführt. 1457 wurde die Ordensburg von den Söldnern an den
König von Polen verkauft, auch die Stadt mußte sich ergeben, und der BürgermeisterBartholomäusBlume endete auf dem Schafott.
Während des Siebenjährigen Kriegs hausten die Russen in Marienburg 1772 fiel an die KronePreußen.
[* 23] Das Schloß hatte durch Mißbrauch
und Vernachlässigung arg gelitten und war sehr verunstaltet worden; schließlich sollte es 1803 ganz
abgebrochen werden. Da machte ein Zeitungsartikel des Dichters Max v. Schenkendorf auf den hohen historischen und künstlerischen
Wert des Schlosses aufmerksam und veranlaßte schließlich eine in den Jahren 1817-42 gründlich ausgeführte und im allgemeinen
würdige Restauration desselben, deren Seele der Oberpräsident v. Schön war. Im Hochschloß ist nur die
Kirche restauriert, die andern Räume dienen als Magazine.
Unter der Schloß- oder Marienkirche befindet sich die Annakapelle mit der Gruft der Hochmeister. In einer Nische der Kirche
steht die 6,50 m hohe Statue der MutterGottes mit dem Kind, in Hochrelief mit Glasmosaik auf Goldgrund farbig
ausgeführt, ein Meisterwerk musivischer Auslegung plastischer Form aus dem J. 1340. Neben der Kirche steht der hohe Glockenturm,
der zugleich zur Ausschau in die Umgebung der Burg diente. Im Mittelschloß sind besonders sehenswert der Konventsremter,
der große und der kleine Remter und die Kapelle. In diesen herrlichen gotischen Palasträumen feierte
die ProvinzWestpreußen 12. und in Gegenwart KaiserWilhelmsI. das 100jährige Jubelfest ihrer Wiedervereinigung
mit Preußen.