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Bayern [* 2] eroberte und auch nach Böhmen [* 3] vordrang, wo zwei französische Heere unter zwieträchtigen Anführern standen. Damit diese nicht einen Hinterhalt an den Preußen [* 4] hätten, willigte Maria Theresia, obwohl mit großem Schmerz, nach der Niederlage ihres Schwagers Karl von Lothringen bei Chotusitz (17. Mai) in den Frieden von Breslau, [* 5] worin beinahe ganz Schlesien [* 6] an Preußen abgetreten wurde (Juni 1742). In kurzem war der größte Teil von Böhmen wieder in den Händen der Österreicher, und im Frühjahr 1743 wurde Maria Theresia in Prag [* 7] gekrönt. Zu gleicher Zeit erlangte sie einen mächtigen Bundesgenossen an Georg II. von England.
In der Folge waren die österreichischen Waffen [* 8] in Italien [* 9] und Deutschland [* 10] meist glücklich. Am schloß Karl Alberts Nachfolger Maximilian III. Joseph mit Maria Theresia den Frieden zu Füssen. Friedrich II. nahm zwar den Krieg von neuem auf und schlug die Österreicher bei Hohenfriedberg und Soor, doch bestätigte der durch englische Vermittelung zu stande gekommene Friede zu Dresden [* 11] die Bestimmungen des Breslauer Traktats. Aber erst der Friede von Aachen [* 12] beendete den Erbfolgekrieg vollständig. Maria Theresia mußte in demselben dem spanisch-bourbonischen Prinzen Philipp das Herzogtum Parma [* 13] mit Piacenza und Guastalla abtreten und an Sardinien [* 14] einige zum Herzogtum Mailand [* 15] gehörende Länderstrecken überlassen, wurde dagegen allgemein als Erbin der ganzen väterlichen Monarchie anerkannt.
Schon während des Kriegs, war ihr Gemahl unter dem Namen Franz I. zum Kaiser gekrönt worden. Die nun folgenden Friedensjahre wurden von der jungen Kaiserin, welche sich, von ihrem angebornen Herrschertalent unterstützt, durch energische Arbeitskraft in die Details der Staatsverwaltung vertieft hatte, ohne den Blick für das Große und Ganze einzubüßen, zur Abstellung vieler Mißbräuche in der Verwaltung, zur Ordnung und Verbesserung der Finanzen, zur Herstellung einer tüchtigen Kriegsmacht und zur Abschließung folgenreicher Bündnisse benutzt.
Nachdem sie schon bei ihrem Regierungsantritt das Verschwendungssystem ihres Vaters in der Hofhaltung abgestellt, gründete sie jetzt Normalschulen und Erziehungsanstalten und förderte den Handel und den Ackerbau, den letztern namentlich auch durch die Minderung der Frondienste. Die Staatslasten wurden durch die neue Kameraleinrichtung auf alle Staatsbürger möglichst gleich verteilt. Durch diese Maßregeln erreichte sie, daß ohne Erhöhung der Steuern die Einnahmen, die in den letzten Jahren Karls VI. 30 Mill. Gulden betragen hatten, 1756 auf 57 Mill. stiegen.
Das ganze Kriegswesen ward unter Dauns Leitung neu organisiert, die Stärke [* 16] des Heers auf 108,000 Mann erhöht; es wurden Kadettenhäuser gegründet und von Zeit zu Zeit größere Manöver abgehalten. Außer ihrem Gemahl standen der Kaiserin, die sich übrigens nicht gern leiten ließ, in den innern Angelegenheiten Graf Friedrich Wilhelm von Haugwitz, in den äußern hauptsächlich der Graf Wenzel Kaunitz (s. d.) als Geheimer Haus-, Hof- und Staatskanzler zur Seite.
Seinem Einfluß ist es namentlich zuzuschreiben, daß Maria Theresia, um Schlesien wiederzugewinnen, sich um ein Bündnis mit Frankreich, Österreichs Erbfeind, bewarb, welches im Mai 1756 wirklich zu stande kam und Österreich [* 17] vor einem französischen Angriff im Fall eines Kriegs mit Preußen sicherte. Letztere Macht wollte Maria Theresia im Bund mit Rußland vernichten und 1757 den Krieg beginnen; jedoch Friedrich II. kam ihr bereits 1756 durch den Einfall in Sachsen [* 18] zuvor, und so begann der Siebenjährige Krieg (s. d.), in welchem Maria Theresia zwar 1757 eine große europäische Koalition zu stande brachte, um Friedrich zu zermalmen, und trotz aller Wechselfälle des Kriegsglücks standhaft ihr Ziel verfolgte, endlich aber nach ungeheuern Opfern an Geld und Menschen den Hubertusburger Frieden schließen und darin ihren großen Gegner im Besitz Schlesiens anerkennen mußte.
Nach dem Mißlingen ihrer ehrgeizigen Hoffnungen und nach dem Tod ihres zärtlich, wenn auch mit etwas Eifersucht geliebten Gemahls beschloß sie, in Frieden nur dem Wohl ihres Staats zu leben, und widmete sich wieder mit allem Eifer der innern Verwaltung. Sie hatte zwar ihren ältesten Sohn, Joseph, der 1764 zum römischen König gewählt und gekrönt worden war, zum Mitregenten ernannt; aber sie gestattete ihm wenig Anteil an der innern Regierung, nur das Heerwesen blieb ganz seiner Leitung überlassen.
Josephs Ungeduld veranlaßte daher manche Mißhelligkeiten zwischen Mutter und Sohn. Mit unermüdlicher Thätigkeit sorgte die Kaiserin für Verminderung der Staatsschulden, förderte die Landwirtschaft durch Erleichterung der Leibeigenschaft, unterstützte die Gewerbe, vermehrte und verbesserte die Unterrichts- und Wohlthätigkeitsanstalten, schuf die Volksschule in Österreich, gründete Akademien und beseitigte die Tortur und die grausamen Todesstrafen.
Obgleich fromm, der katholischen Kirche ganz ergeben und intolerant gegen Andersgläubige, zeigte sie doch nie tyrannische Härte, sondern Gerechtigkeit und Milde, aber auch Festigkeit, [* 19] wo es galt, die Eingriffe des Papsttums in ihre Kronrechte zurückzuweisen und bestehende Mißbräuche der Kirche und Übergriffe des Klerus abzustellen. Die Leitung der auswärtigen Politik überließ sie Kaunitz und ihrem Sohn, und nur mit dem größten Widerstreben willigte sie 1772 in die Beteiligung Österreichs an der ersten Teilung Polens, da ihr kein andrer Ausweg blieb.
Die Aussicht, 1777 einen Teil Bayerns zu erwerben, erfüllte sie mit Freude; aber nur ungern wich sie dem ungestümen Drängen ihres Sohns und entschloß sich zum Krieg, der jedoch hauptsächlich mit der Feder geführt wurde, und den schon 1779 unter Vermittelung Frankreichs und Rußlands der Friede von Teschen beilegte, worin dem österreichischen Haus das Innviertel mit Braunau zuerkannt wurde. Maria Theresia starb und hinterließ das österreichische Kaiserreich, welches bei ihrem Regierungsantritt dem Zerfallen nahe war, geachtet und nach außen durch eine Armee von 260,000 Mann geschützt.
Sie ist die Begründerin des österreichischen Gesamtstaats, der unter ihrer bewußten Mitwirkung den Übergang vom mittelalterlichen zum modernen Staat vollzog. Sie war eine geborne Herrscherin und widmete sich mit allen Kräften dem Staat. Ihre Gestalt war majestätisch, ihre Züge schön, ihr Wesen liebenswürdig und bezaubernd. Liebevoll und dankbar, gewann sie sich die Herzen aller, die sie umgaben. Sie hatte 16 Kinder geboren, von denen 10 sie überlebten. Ihre Söhne waren, außer ihrem Nachfolger, dem Kaiser Joseph II.: Leopold, Großherzog von Toscana und nach seines Bruders Tod Kaiser;
Ferdinand, Schwiegersohn des Herzogs von Modena und dessen Nachfolger, und Maximilian, Kurfürst von Köln [* 20] und Münster. [* 21]
Von ihren sechs Töchtern war Anna Äbtissin zu Prag und Klagenfurt, [* 22] Marie Christine Gemahlin des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen, des Sohns König Augusts III. von Polen, Elisabeth Äbtissin zu Innsbruck, [* 23] Maria Amalie Gemahlin des ¶
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Herzogs von Parma, Maria Antoinette Königin von Frankreich, Karoline Maria Gemahlin König Ferdinands IV. von Sizilien. [* 25] 1887 wurde ihr großartiges Denkmal (von Zumbusch) in Wien [* 26] enthüllt.
Vgl. Duller, Maria Theresia und ihre Zeit (Wiesb. 1844, 2 Bde.);
Ramshorn, Maria Theresia und ihre Zeit (Leipz. 1859-60, 2 Bde.);
Arneth, Geschichte Maria Theresias (Wien 1863-79, 10 Bde.);
A. Wolf, Österreich unter Maria Theresia (das. 1855);
Derselbe, Aus dem Hofleben Maria Theresias (das. 1858);
Arneth, Maria Theresia und Joseph II., ihre Korrespondenz (das. 1867, 3 Bde.);
»Marie-Antoinette, correspondance secrète entre Marie-Thérèse et le comte de Mercy-Argenteau, avec les lettres de Marie-Thérèse et de Marie-Antoinette« (hrsg. von Arneth und Geffroy, Par. 1871, 3 Bde.);
»Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde« (hrsg. von Arneth, Wien 1881, 4 Bde.);
A. Beer im »Neuen Plutarch«, Bd. 2 (Leipz. 1875).
[Bayern.]
2) Maria Friederike Franziska Auguste Hedwig, Königin von Bayern, geb. Tochter des Prinzen Wilhelm von Preußen, vermählt mit dem damaligen Kronprinzen, nachherigen König Maximilian II. Joseph, seit Witwe, trat, nachdem sie seit dem Tod ihres Gemahls in gänzlicher Zurückgezogenheit gelebt hatte, zur katholischen Kirche über und wohnt seitdem in Elbigenalp im Lechthal. Sie erlebte noch das schreckliche Ende ihres Sohns, König Ludwigs II. (1886); auch ihr zweiter Sohn, König Otto, ist geisteskrank.
[Burgund.]
3) Herzogin von Burgund, einzige Tochter Karls des Kühnen von Burgund und der Isabella von Bourbon, geb. zu Brüssel, [* 27] ward 1477 Erbin ihres in der Schlacht bei Nancy [* 28] gefallenen Vaters. Als Ludwig XI. von Frankreich darauf nicht nur das Herzogtum Burgund als ein frei gewordenes Lehen der Krone Frankreich einzog, sondern sich auch der an der Somme gelegenen Städte bemächtigte, die er dem verstorbenen Herzog hatte abtreten müssen, berief Maria die Stände der Niederlande [* 29] und suchte ihre Hilfe durch Bewilligung der größten Privilegien zu erkaufen.
Auch von den flandrischen Ständen bedrängt, vermählte sie sich zu Gent [* 30] mit Erzherzog Maximilian, Sohn des Kaisers Friedrich III. Obwohl die jungen Gatten nur durch einen Dolmetsch sich verständigen konnten, da Maria kein Deutsch, Maximilian kein Französisch sprach, war die Ehe doch glücklich, aber nur von kurzer Dauer. Von einem Sturz mit dem Pferde [* 31] trug eine Verletzung davon, deren Verheimlichung ihren Tod herbeiführte. Maria war eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, von festem Charakter und großer Herzensgüte, dabei eine Freundin und Beschützerin der schönen Künste. Sie hinterließ zwei Kinder, Philipp den Schönen von Burgund (geb. 1478) und Margarete (s. Margarete 6).
Vgl. Gaillard, Histoire de Marie de Bourgogne (Par. 1757);
Münch, Maria von Burgund (Leipz. 1832, 2 Bde.);
Delepierre, Vile de Marie de Bourgogne (Brüssel 1841).
[England.]
4) Maria I., die Blutige, Königin von England, Tochter Heinrichs VIII. von England und der Katharina von Aragonien, geb. ward, 1518 zur Prinzessin von Wales erhoben, 1533, als ihr Vater Katharina verstieß und sich mit Anna Boleyn vermählte, für illegitim erklärt, jedoch durch die Successionsakte von 1544 wieder für den Fall, daß Eduard VI. unbeerbt sterbe, zur Thronfolge bestimmt. Eduard jedoch ernannte, um die Sache des Protestantismus zu retten, in seinem Testament Johanna Gray, Enkelin einer Schwester Heinrichs VIII., zur Thronerbin. Maria erkannte nach Eduards Tod dies Testament nicht an, forderte den englischen Adel zur Verteidigung seiner rechtmäßigen Königin auf und sah sich in kurzem an der Spitze einer bedeutenden Macht. Am zog sie in London [* 32] ein und begann alsbald eine entschiedene Reaktion.
Mehrere protestantische Bischöfe wurden eingekerkert und zahlreiche verheiratete Geistliche ihrer Stellen entsetzt. Die erste Parlamentsversammlung ward mit einer lateinischen Messe eröffnet, und das eingeschüchterte Parlament hob selbst fast alle kirchlichen Gesetze Eduards VI. wieder auf. Die Unzufriedenheit des Volkes brach endlich in offene Empörung aus, doch ward dieselbe von den königlichen Truppen gedämpft und nun ein schreckliches Blutgericht gehalten.
Unter denen, welche das verunglückte Unternehmen mit dem Leben büßten, waren auch der Herzog von Suffolk und Johanna Gray mit ihrem Gemahl. Gesteigert wurde die allgemeine Unzufriedenheit, als sich Maria im Juli 1554 mit Philipp II. von Spanien, [* 33] dem Sohn Kaiser Karls V., vermählte, in den sie leidenschaftlich verliebt war. Durch Strenge und Grausamkeit suchte sie nun den Protestantismus auszurotten und die Herrschaft der katholischen Kirche herzustellen. Nicht weniger als 300 Protestanten starben in den nächsten drei Jahren auf dem Scheiterhaufen; ein päpstlicher Legat nahm in London seinen Sitz; Klöster und Bistümer wurden wiederhergestellt.
Philipp war inzwischen schon 1555 nach Brüssel zurückgekehrt und besuchte Maria erst 1557 wieder, um sie zum Kriege gegen Frankreich zu bewegen, der aber zum Verlust von Calais [* 34] führte. Die Vernachlässigung von seiten ihres Gemahls, die schmerzliche Enttäuschung ihrer Hoffnung, Mutter zu werden, stürzten sie in tiefe Melancholie und steigerten ihre Krankheit. Sie starb Ihre Nachfolgerin war ihre Schwester Elisabeth.
Vgl. Griffet, Nouveaux éclaircissements sur l'histoire de Marie (Amsterd. u. Par. 1766);
Turner, History of the reign of Edward VI., Mary and Elizabeth (2. Aufl., Lond. 1854);
Tytler, England under Edward VI. and Mary (das. 1839);
Madden, Household book of the Queen Mary (das. 1830).
5) Maria Stuart, Tochter Jakobs II. und der Anna Hyde, geb. wurde in der anglikanischen Konfession erzogen, heiratete im November 1677 ihren Vetter Wilhelm III. von Oranien, Statthalter der Vereinigten [* 35] Niederlande, und schloß sich ganz dessen Ansichten und Plänen an. Sie war einverstanden damit, daß ihr Gemahl in Wahrung ihres Erbrechts 1688 die Expedition gegen England und ihren Vater unternahm und nach Jakobs Flucht neben ihr zum König ernannt und mit der Regierung betraut wurde. Nur die kirchlichen Angelegenheiten unterlagen wesentlich ihrer Leitung, und sie führte auch die Herrschaft, wenn Wilhelm von England abwesend war. Sie starb an den Blattern. Auf ihren Wunsch errichtete ihr Gemahl das Marine-Invalidenhospital in Greenwich.
Vgl. »Lettres et mémoires de la reine Marie« (hrsg. von der Gräfin Marie Bentinck, Haag [* 36] 1880);
»Memoiren der Königin von England 1689-93« (hrsg. von Döbner, Leipz. 1886).
[Etrurien.]
6) Maria Luise, Königin von Etrurien, Tochter des Königs Karl IV. von Spanien und der Maria Luise von Parma, geb. zu Madrid, [* 37] ward 1795 mit dem Infanten Ludwig von Bourbon vermählt, der 1801 zum König des neuen Reichs Etrurien erhoben wurde. Nach dessen Tod ¶