Generalstabschef,
General v.
Zach, die Verfolgung des Feindes überließ. In diesem
Augenblick (3
Uhr
[* 2] nachmittags) erschien
Desaix
auf dem Schlachtfeld, der auf den Kanonendonner seinen
Marsch auf
Novi unterbrochen hatte und nach
San Giuliano geeilt war.
Sofort warf er sich mit seinen 5000 Mann den Feinden entgegen, während
Marmont das
Geschütz sammelte
und auf die vorderste
Kolonne der
Österreicher richtete, welche
Zach selbst befehligte. Einen
Augenblick hemmte
Desaix deren
Vormarsch; aber bald fiel er, durch eine
Kugel tödlich getroffen, und die
Österreicher drangen unaufhaltsam vor. Da griff
Kellermann mit seinen
Dragonern die feindliche
Flanke mit solchem Ungestüm an, daß er sie durchbrach und
Zach, mit 2000 Mann abgeschnitten, sich kriegsgefangen ergeben mußte.
Nun trat ein völliger
Umschlag ein. Während die
Franzosen sich sammelten und wieder zum
Angriff vorgingen, wichen die
Österreicher
erschreckt zurück; die
Reiterei ergriff offen die
Flucht und riß auch das
Fußvolk mit fort, so daß zuletzt eine
wahre
Panik ausbrach und alles in wirrem Knäuel sich über die
Bormida zu retten suchte.
Fast die ganze
Artillerie blieb in
den
Händen der
Franzosen. Außerdem verloren die
Österreicher 6400 Mann an
Toten und Verwundeten und 3000 Gefangene, die
Franzosen 7000 Mann
im ganzen.
Aber der unerwartete
Sieg derselben war entscheidend: die allgemeine Niedergeschlagenheit ergriff auch
den Oberbefehlshaber, welcher bereits 15. Juni mit
Bonaparte einen
Vertrag schloß, worin er sich verpflichtete,
Genua,
[* 3]
Piemont
und die
Lombardei zu räumen und sich hinter den
Mincio zurückzuziehen. So rettete
Desaix' und
KellermannsTapferkeitBonaparte
vor dem
Untergang. Im
Gefühl der Beschämung über seinen geringen
Anteil am Erfolg haben
Bonaparte selbst
und seine Anhänger die Vorgänge der
Schlacht möglichst zu verwirren und zu fälschen gesucht, und da
Bonaparte sich nicht
selbst das ausschließliche
Verdienst beimessen konnte, so ließ er bloß dem toten
Desaix einen Teil des Ruhms zukommen. Erst
neuerdings ist der wirkliche Sachverhalt aufgeklärt worden.
Luca,
Komponist, geboren um 1550 zu Coccaglio bei
Brescia, erhielt seine
Ausbildung durch den Kirchenkapellmeister
der letztern Stadt, Contini, trat schon 1580 mit einer zu
Venedig
[* 6] erschienenen Sammlung von
Madrigalen
als
Komponist an die
Öffentlichkeit, weilte um dieselbe Zeit am
Hof
[* 7] des
Königs von
Polen, kehrte jedoch 1581 wieder nach
Italien
[* 8] zurück und fand in
Rom,
[* 9] zuerst in Privatkapellen, seit 1595 aber in der päpstlichen
Kapelle, einen Wirkungskreis. Er starb ist
namentlich durch seineMadrigale bekannt geworden, welche ihm den Beinamen des »più dolce cigno
d'Italia« einbrachten, hat sich jedoch auch als Kirchenkomponist glänzend bewährt. Durch die Kühnheit seiner
Modulation
und den freien
Gebrauch der
Chromatik erscheint er als
Vorläufer der bald nach seinem
Tod zur Herrschaft gelangten dramatischen
Musik, wiewohl ein 1585 aufgeführtes, von
ihm komponiertes
Festspiel (intermedio): »Il combattimento d'Apolline
col serpente«, noch ganz im herkömmlichen Madrigalstil gehalten ist.
Während der
Hundert Tage übernahm er wieder das Staatssekretariat. Deshalb bei den
Bourbonen in
Ungnade gefallen und aus
Frankreich
verbannt, ging er nach der
Schweiz,
[* 15] ward aber dort 1816 von den Österreichern auf kurze Zeit verhaftet.
Darauf lebte er erst in
Linz
[* 16] und
Graz,
[* 17] bis er 1819 die Erlaubnis zur Rückkehr nach
Frankreich erhielt. Unter der Dynastie
Orléans
[* 18] wurde Maret zum Pair und zumPräsidenten eines
Ministeriums der Mittelpartei ernannt,
nahm aber schon 18. Nov. seine Entlassung und zog sich seitdem von den Staatsgeschäften zurück; in der Pairskammer hielt er
sich zur gemäßigten
Opposition. Er starb in
Paris. Maret war ein fein gebildeter, ehrenhafter Mann, dessen versöhnliche
Milde ihm allgemeine
Achtung gewann.
Vgl.
Ernouf, Maret, duc de
Bassano (2. Aufl., Par. 1884).