auf
Mauern,
Felsen und an feuchten
Stellen grüne Überzüge bildet und mit langen
Wurzelhaaren im
Boden befestigt ist. Aus den
Einbuchtungen des
Laubes erheben sich die männlichen
Sprosse als scheibenförmige, am
Rand lappige
Körper mit stielförmigem
Träger,
[* 2] auf dessen
Scheibe (dem Rezeptakulum) oberseits die Antheridien in flaschenförmigen Höhlungen eingesenkt liegen.
Die weiblichen, getrennt von den männlichen auf besondern
Pflanzen auftretenden
Sprosse erscheinen in Form einer achtstrahlig
gelappten, später langgestielten
Scheibe (dem weiblichen Rezeptakulum), zwischen deren
Lappen unterseits zarthäutige, am
Rand gefranste
Deckblätter (perichaetia) acht
Fächer
[* 3] mit ebenso vielen Doppelreihen von Archegonien bilden.
Letztere richten anfangs ihren Halsteil nach unten, krümmen ihn aber dann um den
Rand der
Scheibe nach
oben hin. Bei Gegenwart von
Wasser auf der
Scheibe des männlichen Rezeptakulums treten aus den Antheridien desselben zugespitzte,
mit zwei peitschenförmigen
Wimpern versehene
Spermatozoiden aus. Fällt nun ein mit
Spermatozoiden erfüllter Wassertropfen
auf ein weibliches Rezeptakulum, wie solche auf demLaub weiblicher Pflänzchen in dichter Nachbarschaft
der männlichen zu stehen pflegen, so kann
Befruchtung
[* 4] stattfinden.
Später streckt sich der Stiel der weiblichen
Sprosse, und die
Befruchtung würde verhindert sein, wenn dann nicht die
Deckblätter
einen auffallenden
Tropfen festhalten und zu den Archegonien leiten würden. Enthält der
TropfenSpermatozoiden, so ist auch
dann die
Befruchtung gesichert. Ungeschlechtlich vermehrt sich die
Gattung Marchantia durch eigentümliche, dem
Laub aufsitzende, am
Rand gezackte Brutbecher, welche zahlreiche
Brutknospen enthalten; auch können sich einzelne Teile des
Laubes loslösen und
selbständig weiterwachsen. Die einzige deutsche
Art istMarchantia polymorphaL. Das etwas scharfe
Laub derselben wurde gegenLeberkrankheiten
angewendet und die
Pflanze nebst ihren Verwandten als
»Lebermoos« bezeichnet.
Bezirkshauptmannschaft
Groß-Enzersdorf, an der
March und der
LinieWien-Budapest
der
Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn, in welche hier die
Linie Gänserndorf-Marchegg der Nordbahn einmündet, ist Sitz eines
Bezirksgerichts, hat ein fürstlich Pálffysches
Schloß, Obstbau, eine
Fabrik für Sprengpräparate und (1880) 1531 Einw.
diejenige Unterart der epischen
Poesie, welche nicht nur (wie das
Epos, im
Gegensatz zur
Erzählung und zum
Roman) das Wunderbare wirklich zuläßt, sondern (im
Gegensatz zum
Epos, welches dasselbe als wunderbar darstellt) auch den
Schein dieser Wunderbarkeit vermeidet (das Wunderbare als nicht wunderbar, das Übernatürliche als natürlich darstellt).
Da nun das Wunderbare darin besteht, daß in demselben der gewohnte Naturzusammenhang der
Dinge aufgehoben
erscheint, so bewegt sich das Märchen (seinem
Begriff gemäß) in einer phantastischen
Welt, die es (wie
Kinder und gläubige
Gemüter
die ihrige) als eine natürliche ansieht.
Dasselbe kann daher (nach dem treffenden
Ausdruck der
BrüderGrimm) »überall zu
Hause sein« und ist weder
(wie die Geschichte) an die
Bedingungen der wirklichen noch (wie die übrige
Epik) an die einer möglichen
Welt geknüpft, sondern
in zeitlicher, räumlicher und kausaler Beziehung ganz ungebunden. Die Märchendichtung ist in poetischer wie in epischer
Hinsicht der reinste
Ausdruck der erzählenden
Dichtung, indem sie nicht nur dasjenige, was sie als geschehen
berichtet, völlig frei erfindet (schafft), sondern auch in der
Verbindung desselben nur an die (zeitliche) Auf-, keineswegs
aber (wie das
Drama und die dem Dramatischen sich nähernden epischen
Formen der
Novelle und des
Romans) an die (kausale) Aufeinanderfolge
des Erzählten gebunden ist.
Dieselbe setzt, da ihre für natürlich ausgegebene
Welt allen
Bedingungen der Natürlichkeit widerspricht, von seiten des
Erzählers und Hörers einen Gemütszustand voraus, in welchem die
Gesetze der letztern entweder noch wirklich unbekannt (wie
bei
Kindern und auf einer tiefen Bildungsstufe stehenden Völkern und Volksschichten) oder künstlich beiseite gesetzt sind,
um sich, frei vom
Zwang des
Wissens, dem ungehemmten
Spiel der
Phantasie hinzugeben. Jenem verdankt das als
Volksdichtung
(Kinder- und Volksmärchen, orientalisches Märchen), diesem als (selten gelingende) Kunstdichtung
(Tiecks
»Elfen«;
Chamissos
»PeterSchlemihl«;
Brentanos »Gockel, Hinkel und Gakeleia« etc.)
seine Entstehung.
Sprachlich stammt das
Wort Märchen von dem altdeutschen maere, das zuerst die gewöhnlichste Benennung für
erzählende
Poesien überhaupt war, während der
Begriff unsers Märchens im
Mittelalter gewöhnlich mit dem
Ausdruck spel bezeichnet
wurde. Als die
Heimat der Märchen kann man den
Orient ansehen; Volkscharakter und Lebensweise der
Völker im
Osten bringen es mit
sich, daß das Märchen bei ihnen noch heute besonders gepflegt wird. Irrtümlich hat man lange
gemeint,
¶
mehr
ins Abendland sei das Märchen erst durch die Kreuzzüge gelangt; vielmehr treffen wir Spuren von ihm im Occident in weit früherer
Zeit. Das klassische Altertum schon besaß Märchenhaftes oder Anklänge an das Märchen in Hülle und Fülle (von der Homerischen
Kirke an bis zum Ring des Gyges bei Platon), wenn auch noch nicht das Märchen selbst als Kunstgattung. Dagegen
taucht in der Zeit des Neuplatonismus, welcher als ein Übergang des antiken Bewußtseins zur Romantik bezeichnet werden kann,
eine Dichtung des Altertums auf, welche technisch ein Märchen genannt werden kann, die reizvolle Episode von »Amor und Psyche« in Apulejus'
»Goldenem Esel«.
Gleicherweise deuten Stellen in der altdeutschen Heldensage auf das Vorhandensein von Märchen bei den Germanen in uralter Zeit. Gesammelt
begegnen uns Märchen am frühsten in den »Tredeci piacevoli notti«
des Straparola (Vened. 1550),
in den »Gesta Romanorum«
(Mitte des 14. Jahrh.) etc. In Frankreich beginnen die eigentlichen Märchensammlungen erst zu Ende des 17. Jahrh.;
Perrault eröffnete sie mit den als echte Volksmärchen zu betrachtenden »Contesde ma mère l'Oye«; 1704 folgte Gallands gute
Übersetzung von »Tausendundeine Nacht« (s. d.), jener berühmten, in der Mitte des 16. Jahrh.
im Orient zusammengestellten Sammlung arabischer Märchen. Besondern Märchenreichtum haben England, Schottland
und Irland aufzuweisen, vorzüglich die dortigen Nachkommen der keltischen Urbewohner.