zusetzt und den
Rosoglio abdestilliert. Nach Versüßung mit
Raffinade wird der Maraschino endlich durch
Baumwolle
[* 2] sorgfältig filtriert.
Die berühmteste
Fabrik ist die von Drioli in
Zara;
[* 3] doch kommt jetzt auch guter aus
Triest,
[* 4]
Wien,
[* 5]
Pest und
Graz.
[* 6] Nachgeahmt wird
der Maraschino durch eine mit
Zucker
[* 7] und
Spiritus
[* 8] versetzte Mischung von Himbeerwasser,
Bittermandelwasser und Orangenblütenwasser.
(spr. -rá),Jean Paul, eins der berüchtigtsten
Häupter der französischen
Revolution, geb. zu
Boudry
bei
Neuchâtel von protestantischen Eltern, studierte
Medizin und erwarb sich sodann, meist auf
Reisen befindlich,
die
Mittel zu seiner
Existenz durch Schriftstellerei und bei einem längern Aufenthalt in
Edinburg
[* 9] 1774 durch
Unterricht in der
französischen
Sprache.
[* 10] In dieser Zeit erschien von ihm die revolutionäre
Schrift »The chains of slavery« (Edinb.
1774; franz., Par. 1792). Die philosophische
Schrift
»De l'homme, ou des principes et des lois de l'influence
de l'âme sur le corps et du corps sur l'âme« (Amsterd. 1775, 3 Bde.)
wurde die Veranlassung zu einem Streit mit
Voltaire, der sie in der
»Gazette littéraire« besprach. In seinen an paradoxen
Behauptungen reichen physikalischen
Schriften aus dieser Zeit: »Découvertes sur le feu, l'électricité
et la lumière« (1779),
SeinOrgan war seit der »Publiciste parisien«, später der
»Ami du peuple«, endlich das
»Journal de la République«,
welche die ungereimtesten Gerüchte brachten und sich namentlich durch
Denunziationen auszeichneten, aber beim niedern
Volk
alsOrakel galten.
Danton führte ihn in den
Klub der
Cordeliers, und bei ihnen fand er
Schutz, als Malouet
ihn wegen seiner
Aufforderung, 800
Deputierte, vorab
Mirabeau, an den
Bäumen des Tuileriengartens aufzuknüpfen, in
Anklagestand
versetzte und der
Stadtrat von
Paris ihn darauf verfolgen ließ Marat verbarg sich in den
Kellern
der
Cordeliers und wagte sich erst nach dem Fluchtversuch des
Königs wieder an die
Öffentlichkeit, um von neuem die maßlosesten
Artikel gegen die
Girondisten zu schleudern. Er war einer der Haupturheber der Septembermorde und setzte auch unter dem
Eindruck
derselben 1792 in
Paris seine
Wahl zum Mitglied des
Konvents durch. Er wurde hier allgemein verabscheut;
so oft er das
Wort ergriff, übertäubte ein
wilder
Tumult seine
Stimme, während ihm die
Tribünen Beifall zujauchzten.
Seine
Leiche wurde mit
Pomp im
Garten
[* 16] derCordeliers begraben und sein von
David gemaltes
Bild auf einem
Altar
[* 17] im
Hof
[* 18] des
Louvre erst öffentlich ausgestellt, dann im
Konvent aufgehängt. Marats Mätresse wurde aus Staatsmitteln ernährt.
Der
Konvent ließ durch einen Beschluß den Überresten Marats die
Ehre des
Panthéons zuerkennen aber schon im
Februar 1795 wurde die
Leiche wieder hinausgeworfen und gleichzeitig sein
Bild aus dem
Konvent entfernt.
(Maratha,Mahratten),
Volk in
Britisch-Indien, welches die Gegenden östlich von den Westghats, von der
Tapti
im N. bis zum Oberlauf der
Kistna im
S. und westlich bis zu den
Grenzen
[* 19] der Besitzungen des
Nizam von
Haidarabad bewohnt,
also außer dem letztgenannten
Staat vornehmlich
Indor und den mittlern Teil der
PräsidentschaftBombay.
[* 20] Die ethnologische
Stellung
der Marathen läßt sich mit Sicherheit nicht bestimmen; nach ihrer
Sprache (s.
Marathi) und
Überlieferung sind sie
Arier, nach ihrem
Äußern aber weit mehr
Drawida (s. d.); jedenfalls hat sich hier eine Mischung vollzogen.
Die
Traditionen der Marathen vermögen uns über diesen
Punkt nicht aufzuklären. Frühzeitig zum
Brahmanismus bekehrt, betrachten
sie sich selber als zu den
Hindu gehörig und haben keine andern
Überlieferungen als die Mythenbildungen der
Brahmanen. Indessen
beweist die niedrige
Stellung, welche den Marathen in der
Hierarchie der indischen
Kasten angewiesen ist, zur
Genüge, daß sie zu den Bekehrten oder Unterworfenen gehören. Dennoch kann die Herrschaft der
Arier nur eine nominelle gewesen
sein; sie erhoben zwar
Abgaben, rührten aber nicht an der politischen
Organisation der Marathen, die eine durchaus republikanische,
also von dem arischen Staatssystem völlig verschiedene war, und die auch unter der britischen
Regierung
bestehen geblieben ist.
Das Land hatte keine einheitliche
Regierung, bestand vielmehr aus einer Kollektivgenossenschaft von
Gemeinden, regiert von
erwählten Oberhäuptern (Patel) und einer Gemeindeversammlung (Pantschajet). Man hat danach die auch für
Dschat angesehen,
beeinflußt durch eine längere Berührung mit
Ariern,
Bhil,
Drawida. Wie jene haben sie trotz aller
Wandlungen
ihre politischen
Institutionen aufrecht zu erhalten gewußt, das
Joch der Eroberer abgeschüttelt, das Mongolenreich gestürzt
und die Macht der
Radschputen gebrochen.
¶
mehr
Die Marathen sind heute Ackerbauer und fallen mit der Kaste der Kunbi zusammen, sind also Sudra. Ihrem Äußern nach sind sie von
mittlerer Statur, durchschnittlich 1,6 m groß, mit mehr drawidischer Gesichtsformation, massig hervortretenden
Backenknochen, kleinen Augen und oftmals aufgestülpter Nase,
[* 22] brauner Hautfarbe in vielen Schattierungen; die sehr kleinen Frauen
sind besonders hell, aber keineswegs schön. Die Marathen sind stärker gebaut als die Bewohner Nordindiens, von großer
Ausdauer und haben daher immer gute Soldaten abgegeben. Von großem Unabhängigkeitssinn beseelt, haben sie sich immer thatkräftig,
aber wenig verlegen in der Wahl der Mittel zur Erreichung ihrer Zwecke gezeigt. Die Zahl aller Marathen beträgt,
wenn man die Sprache, das Marathi (s. d.), zur Richtschnur nimmt, nach dem Zensus von 1881: 16,966,665 Seelen, wovon 9 Mill.
auf die PräsidentschaftBombay, über 3 Mill. auf Haidarabad und etwa je 2 Mill. auf Berar und die Zentralprovinzen kommen. -
In der Geschichte werden die Marathen zuerst 640 v. Chr. genannt;
unter König Asoka (246 v. Chr.) machte ihre
Bekehrung zum Buddhismus große Fortschritte, ihre Unabhängigkeit verloren sie aber seit den ersten mohammedanischen Einfällen
(1294) mehr und mehr.
Indes konnte die Herrschaft der Mogulkaiser nie fest unter ihnen aufgerichtet werden, und 1648 schüttelten
sie unter Siwadschis Führung das Joch völlig ab und begannen ihre Eroberungszüge. Allein innere Zwistigkeiten
untergruben bald die Macht der und als 1714 die Würde des Vorstandes (Peischwa) in einer Familie erblich wurde, führte deren
Herrschsucht zum Bürgerkrieg. Die unglückliche Schlacht von Panipat gegen Ahmed Schah in welcher 200,000 Marathen fielen,
gab der Macht des Peischwa einen Stoß, von dem sie sich nie wieder erholte. Fortan waren es einzelne Große,
welche gesondert die Führung übernahmen, und als in den Kriegen gegen die OstindischeKompanie die Marathen 1818 endlich politisch
gänzlich vernichtet waren, blieben als Trümmer des alten Reichs nur die von Marathen regierten Vasallenstaaten
Baroda, Gwalior, Indor und einige kleinere übrig.