welcher die
Welt nicht eigentlich von einer
Gottheit willkürlich regiert werden, sondern in ihrem
Gang
[* 2] einer unabänderlichen
und gesetzmäßigen
Vorherbestimmung folgen sollte. Da nun alle
Dinge der
Welt untereinander und insbesondere mit dem
Menschen
in unmittelbarster
Harmonie und
Wechselwirkung stehen sollten, so durfte man mit
Umgehung der
Gottheit aus dem
Stand und
Wechsel der Naturdinge unmittelbar zu ersehen hoffen, welchen
Gang das
Welt- und Menschenschicksal nehmen würde.
Die meisten der vom
Altertum bis auf die Neuzeit gekommenen
Methoden der Mantik waren bereits im alten
Chaldäa völlig ausgebildet,
und wie die neuern Keilschriftforschungen erwiesen haben, hatten die Griechen und
Römer
[* 3] vollkommen recht,
diese trügerische
Wissenschaft als eine spezifisch chaldäische zu betrachten.
Vgl.
Fr.
Lenormant, La divination chez les Chaldéens
(Par. 1875);
Allerdings berühren sich die hierher gehörigen
Methoden ziemlich unmittelbar mit der Deutung des Vogelflugs, der
Blitze,
der
Eingeweide
[* 4] geschlachteter Opfertiere (s.
Augurn und
Hieroskopie), in welchen man göttliche Fingerzeige
voraussetzte, sowie mit der
Traumdeutung, die noch unmittelbarer auf der
Annahme göttlicher
Eingebung fußte. Über die verschiedenen
Gattungen der Mantik hat am eingehendsten
KasparPeucer, der Schwiegersohn
Melanchthons, geschrieben (Wittenb. 1553 u. öfter). Von
den unzähligen
Methoden der Mantik sind heute fast nur noch
Punktierkunst,
Chiromantie (s. d.), vor allem aber
Karten- und Kaffeesatz-Wahrsagung im Schwange. Vgl.
Weissagung und
Orakel.
eine der bedeutendsten
Städte des alten
Arkadien, an der
Grenze von
Argolis und der
Straße von
Argos und
Korinth
[* 5] nach dem fruchtbaren
Westen der
Halbinsel gelegen, erst nach den
Perserkriegen erbaut, 385
v. Chr. von den Spartanern wieder
zerstört, nach derSchlacht von
Leuktra wieder aufgebaut, ward besonders berühmt durch den
Sieg der Spartaner
über die
Argeier 418 und durch die 362 vor seinen
Mauern gelieferte
Schlacht, in welcher
Epameinondas siegreich im
Kampf gegen
die Spartaner fiel. Die spartanisch gesinnte Stadt wurde 222 von den
Makedonien erobert, ihre Bewohner wurden in die
Sklaverei verkauft. Von da an führte sie, von
Achäern neu bevölkert, eine Zeitlang den
Namen Antigoneia; erst
KaiserHadrian
gab der schon halb verfallenen Stadt ihren alten
Namen wieder. Die Reste der
Mauern und eines
Theaters heißen jetzt Paleopoli.
Die Werke der eigentlichen Stadt, schon von
Natur durch das
Wasser gesichert, bestehen in einer bastionierten Umfassungsmauer.
In den westlichen
Sümpfen liegt das vorgeschobene
Hornwerk
[* 13] Pradella, an der Südseite ein verschanztes
Lager
[* 14] und das starke Außenfort Pietole. Jenseit des
Sees liegen an der
Nord- und an der Ostseite je ein starkes
Fort, welche
durch befestigte
Dämme
(Ponte dei Molini und
PonteSan Giorgio) mit der Stadt verbunden sind. Ein Nachteil der starken
Festung
[* 15] ist, daß ebenso wie die Belagerer auch die Belagerten im
Sommer durch
Malaria furchtbar zu leiden haben.
Im Innern ist die Stadt geräumig, voll großer
Paläste, aber ohne
Leben und wegen ihrer tiefen, sumpfigen
Lage kein angenehmer
Aufenthalt.
Unter den öffentlichen
Plätzen zeichnen sich aus: die mit
Bäumen bepflanzte
Piazza Virgiliana, dem Andenken
des Dichters Vergil geweiht, welcher in der Vorstadt Pietole (früher
Andes) geboren sein soll;
die
Piazza Sordello, von dem
Dom und dem Herzogspalast eingeschlossen, mit dem Denkmal der
Märtyrer von 1851;
Bemerkenswerte
Gebäude sind: der umfangreiche herzogliche
Palast
(Corte reale), 1302 erbaut, im 16. Jahrh. von
Giulio Romano
im Innern ausgeschmückt, mit schönen
Sälen, prächtigen
Decken, Fresken etc.;
Mantua soll 600 v. Chr. von Etruskern erbaut worden sein und sich von den um 400 einwandernden Kelten unabhängig
erhalten haben. Unter der römischen Herrschaft blühten hier namentlich die schönen Künste (bekanntlich
war in der Nähe [Andes] die Heimat des Vergil), doch litt es in den Bürgerkriegen sehr. Nach der Auflösung des weströmischen
Reichs kam an die Ostgoten, darauf an die Langobarden, von diesen an Karl d. Gr., der die Stadt befestigt haben
soll, und 951 unter Otto I. an die deutschen Könige.
Diese belehnten Theobald von Canossa und später dessen Sohn Bonifacius damit, worauf 1052 die Stadt und ihr Gebiet an dessen
Tochter Mathilde, Markgräfin von Toscana, fielen. Nach MathildensTod (1115) wurde Mantua unter der Oberhoheit des ReichsFreie Stadt
und trat 1167 dem lombardischen Städtebund bei. Seit dem KonstanzerFrieden 1183 wurde es durch eigne
Konsuln und Älteste (Anziani) regiert. 1220 geriet Mantua in die Gewalt des Sardello de' Visconti, und 1234 wurde hier der lombardische
Städtebund erneuert. 1237 wurde es von Friedrich II. erobert, verteidigte sich aber 1248 mit Erfolg gegen
Ezzelino.
Nach Sardellos Tod (1247) wurde die Stadt durch zwei gewählte Konsuln regiert. Einer derselben, Pinamonte Buonacolsi, warf
sich zum unumschränkten Herrn auf und behauptete diese Gewalt bis 1293, wo er von seinem eignen Sohn Bardillone Buonacolsi,
dem Haupte der Guelfen, abgesetzt und gefangen genommen wurde. Dieser mußte aber selbst wieder seinem
NeffenGuido Buonacolsi, mit dem Beinamen Bottigella, einem Parteigänger der Ghibellinen, 1299 den Platz räumen.
Dessen BruderRinaldo Buonacolsi, mit dem Beinamen Passerino (Spätzlein), erhielt vom KaiserHeinrich VII. den Titel eines kaiserlichen
Vikars und eroberte 1313 auch Modena. Er herrschte gewaltthätig und grausam. Nachdem er 1328 bei einem
Aufstand gefallen und seine Söhne gefangen genommen waren, übernahm Aloisio Gonzaga mit dem Titel eines Capitano die Regierung
der Stadt und erhielt 1329 auch die Belehnung durch KaiserLudwig. Er wurde Stifter der berühmten Dynastie Gonzaga und des Fürstentums
Mantua, welches ein ansehnliches Gebiet umfaßte.