das populäre Werk »Die
Götter der deutschen und nordischen
Völker« (das. 1860)
und »Weihnachtsblüten in
Sitte und
Sage« (das. 1864).
Aus Gesundheitsrücksichten zog er sich 1863 nach
Danzig
[* 3] zurück
und widmete sich hier nach Abfassung einer größern
Denkschrift: »Die Wehrfreiheit der altpreußischen
Mennoniten« (Marienb.
1863), gänzlich dem
Plan, zur Grundlegung des streng wissenschaftlichen
Aufbaues zunächst der germanischen
Mythologie ein
Urkundenbuch der Volksüberlieferung ins
Leben zu rufen. Als Proben und Beiläufer dieses Unternehmens erschienen: »Roggenwolf
und
Roggenhund«
(Danz. 1865, 2. Aufl. 1866);
»Korndämonen« (Berl. 1868);
»Lasitii de diis Somagitorum
libellus«
(Mitau
[* 4] 1868);
In der eigentlichen in Kreisform angelegten Stadt münden die unter rechtem
Winkel
[* 8] sich schneidenden
Straßen sämtlich auf
den die Stadt umschließenden Ringdamm, welcher in einen 5,4 m breiten
Boulevard umgebaut ist. Zur Stadt gehören noch die
drei Vorstädte:
Neckar- und Schwetzingergärten-Vorstadt und der Lindenhof. Unter den 14 freien
Plätzen
der Stadt sind zu erwähnen: der Paradeplatz mit schönem Marmorbassin und Erzgruppe, der Marktplatz mit einer steinernen
Merkurstatue, der Schloßplatz und der
Theater- oder Schillerplatz mit den auf Granitpiedestalen aufgestellten Kolossalstatuen
Ifflands und
Dalbergs (beide von
Widnmann) und
Schillers (von K.
Cauer).
Von den sechs vorhandenen
Kirchen (vier katholischen und zwei evangelischen) sind nur bemerkenswert die
Kirche des ehemaligen
Jesuitenkollegiums (1733-56 erbaut, im Innern prachtvoll mit
Marmor dekoriert und die
Decke
[* 9] mit
Freskomalereien geschmückt)
und die Schloßkirche mit geschmackvoller
innerer Einrichtung. Die Israeliten haben eine im maurischenStil
erbaute
Synagoge. Das große ehemalige kurfürstliche Residenzschloß (1720-29 erbaut) nimmt mit seinen
Höfen,
Stallungen,
Remisen etc. einen Flächeninhalt von 6
Hektar ein, hat eine Frontlänge von 530 m, 5. hübsche
Portale, 4
Höfe, 1500
Fenster,
eine
Kirche, eine
Gemäldegalerie,
Antiquitäten- und Naturaliensammlung und enthielt vor dem
Bombardement 1795, bei welchem
ein
Flügel abbrannte, der gegenwärtig, neu restauriert, einen prachtvollen
Ball- und Konzertsaal enthält, über 500Zimmer.
An das
Schloß reiht sich der umfangreiche, dem
Publikum geöffnete Schloßgarten mit seinen herrlichen Baumgruppen an. Von
Bauwerken sind noch erwähnenswert: die
Sternwarte,
[* 10] das
Theater,
[* 11] Kaufhaus,
Rathaus und das
Zeughaus;
ferner das neue Bahnhofsgebäude
(im italienischen Renaissancestil), die stehende
Brücke
[* 12] mit
Eisen- und
Straßenbahn über den
Rhein und die
Kettenbrücke über
den
Neckar sowie mehrere neue
Schulhäuser und eine
Reihe prachtvoller Privatbauten aus der neuesten Zeit.
Doppelzentner) und Kolonialwaren; indessen sind nebenher auch die meisten andern Geschäftszweige hier in ziemlichem Umfang
vertreten. Getreide wurde in den letzten Jahren im Mittel bis zu 3 Mill. Doppelzentner, Ruhrkohlen auf dem Rhein ungefähr 6 Mill.
Doppelzentner eingeführt, während noch eine große Menge mittels Eisenbahn aus den Saarwerken bezogen wird.
Der Umschlag in Hopfen betrug 1885 über 20,000, derjenige von Petroleum, wofür Mannheim der Hauptstapelplatz Süddeutschlands ist,
über 220,000 Doppelzentner.
Für Einlagerung des letztern sind sehr ausgedehnte und zweckmäßig eingerichtete Magazine erbaut. Auch in Wein finden bedeutende
Umsätze statt. Die vom Hafenkommissariat Mannheim nach Gattung und Tragfähigkeit der Fahrzeuge für 1885 aufgestellte
Übersicht weist 9884 hier angekommene Schiffe
[* 23] nach, darunter auf dem Rhein 745 Personendampfschiffe, 818 Schlepper, 382 Dampfgüterschiffe, 4135 Segelschiffe,
auf dem Neckar 497 Dampfkettenschlepper und 3001 Segelschiffe, zusammen mit einer Ladung von 11¾ Mill. Doppelzentner.
Der Gesamthafenverkehr (An- und Abfuhr) in Mannheim, einschließlich des Floßverkehrs, betrug 1885: 17,160,568
Doppelzentner gegen 6,711,953 im J. 1874. Nicht minder bedeutend ist der Güterverkehr (Empfang und Versand) auf der Eisenbahnstation,
welcher 1885: 7,550,898 Doppelzentner betrug. Diese namhaften Güterumsätze werden ermöglicht namentlich durch den in den
letzten 20 Jahren mit einem Kostenaufwand von über 24 Mill. Mk. erbauten neuen Hafen, den Zentralgüter-, Rangier-
und Personenbahnhof, die zusammen einen Raum von 150 Hektar einnehmen.
Der Hafen, welcher, 1875 eröffnet, bereits Mitte der 80er Jahre die Anlage eines neuen Hafenbassins nötig machte, hat eine
Länge von 2100 m bei 190 m Breite,
[* 24] ist der größte BinnenhafenDeutschlands und spielt im Handel gleichsam die Rolle eines
Seehafens im Binnenland. Ebenso groß und zweckmäßig ist der für den bedeutenden Holzhandel hochwichtige Floßhafen angelegt.
Bedeckte Lagerräume sind auf den Güterbahnhöfen über 2,2 Hektar vorhanden, und das Verladen aus Schiffen in dieselben oder
in die Eisenbahnwaggons wird an einer 1250 m langen Kaimauer durch 13 Dampfkräne, Dampfschiebebühnen
etc. leicht und schnell bewirkt. Der Verkehr in der Stadt und mit den Orten der Umgegend wird durch eine Pferdebahn und mehrere
Straßendampfbahnen vermittelt. An Bildungsinstituten und andern ähnlichen Anstalten besitzt Mannheim ein Gymnasium, ein Realgymnasium,
eine Realschule, ein Fräuleininstitut, mehrere Privat-Knaben- und Mädchenschulen, eine öffentliche Bibliothek,
ein großherzogliches Hof- und Nationaltheater (weiteres über dasselbe s. unten), ein Hofantiquarium, ein Naturalienkabinett,
eine Gemäldegalerie, einen Kunstverein etc., ferner ein Waisenhaus, mehrere große Krankenhäuser, viele Armenstiftungen und
Wohlthätigkeitsinstitute etc. Die städtischen Behörden setzen sich zusammen aus 21 Magistratsmitgliedern
und 96 Stadtverordneten.
Sonst ist Mannheim Sitz eines großherzoglichen Landeskommissariats, eines Bezirksamtes, eines
Landgerichts, eines Hauptzollamtes und eines erzbischöflichen Dekanats. In der nächsten Umgegend ist der Friedhof jenseit des
Neckar bemerkenswert. Auf ihm schöne Denkmäler, die Gräber von v. Dalberg, v. Kotzebue, von K.L.Sand, der hier verstorbenen
Krieger von 1870/71 mit einem herrlichen Standbild der Germania
[* 25] etc. -
Geschichte. Mannheim erscheint zuerst 765 urkundlich als Villa und wuchs später zu einem Dorf an, das zur Burg Rheinhausen gehörte. 1606 legte
der KurfürstFriedrich IV. von der Pfalz den Grund zu den Festungswerken Mannheims (Friedrichsburg), und
da gleichzeitig viele Auswanderer, besonders aus den Niederlanden, sich hier niederließen, gewann der Ort so rasch an Ausdehnung,
[* 27] daß er 1607 Stadtrechte erhielt. Am nahmen die Kaiserlichen unter Tilly die Stadt mit Sturm und behielten sie, bis
der HerzogBernhard vonWeimar
[* 28] sich 1631 der Stadt bemächtigte. 1635 ward sie wieder von den Kaiserlichen, 1644 von
den Franzosen besetzt, fiel aber nach einem blutigen Kampf in die Hände der Bayern,
[* 29] die erst 1649 wieder abzogen.
Die Blüte
[* 30] der Stadt begann aber nur zu bald wieder zu welken, als der Kurfürst 1777 Bayern erbte und seine Residenz nach München
[* 31] verlegte, wohin er auch die meisten Kunstschätze mitnahm. Im Revolutionskrieg bemächtigten sich die
Franzosen im Dezember 1794 der Rheinschanze, und mußte sich ihnen die Stadt ergeben. Indessen erschienen schon 18. Okt. die
Kaiserlichen vor Mannheim, dessen französische Besatzung nach einem heftigen Bombardement23. Nov. kapitulierte.
Infolge der durch den Lüneviller Frieden veranlaßten Entschädigungsverträge kam Mannheim durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 an
Baden. Am wurde hier Kotzebue von Sand ermordet. Während der badischen Revolution (1849) war Mannheim längere Zeit in
den Händen der Volkstruppen. Infolgedessen ward Mannheim von den Preußen
[* 32] beschossen, bis 22. Juni durch eine in der Stadt
eingetretene Konterrevolution die Übergabe Mannheims an die Preußen erfolgte.