die
Glorie in Form eines stumpfen, später
oben und unten zugespitzten
Ovals, in welcher
auf mittelalterlichen Bildern der
Heiland, die
Madonna und einige
Heilige erscheinen.
Juss.
(Alraun),
Gattung aus der
Familie der
Solanaceen, perennierende, fast stengellose
Kräuter mit fleischiger, oft gespaltener
Wurzel,
[* 5] großen, ganzen, ovalen oder lanzettförmigen, welligen oder buchtig gezahnten
Blättern in kompakten
Rosetten, einzeln grundständigen, langgestielten, ansehnlichen, violetten oder gelblichen
Blüten und
einfächerigen, vielsamigen
Beeren.
Drei oder vier
Arten im östlichen Südeuropa und im
Orient. Mandragora officinarumL.
hat grünlichgelbe
Blüten und gelbe
Beeren von 1,5cmDurchmesser.
Letztere werden von den Arabern gegessen; sie wirken einschläfernd, und schon Maherbal soll sich dieser
Wirkung gegen die
Feinde bedient haben. Auch sollen die
Früchte zur Wollust reizen und fruchtbar machen, weshalb man sie seit dem
Altertum vielfach
zuLiebestränken benutzte. Die
Blätter legt man als schmerzstillend auf
Wunden, auch werden sie von einigen
orientalischen Völkern wie
Tabak
[* 6] geraucht. Die
Wurzel wirkt narkotisch betäubend, und man gab sie daher im
Altertum vor schweren
Operationen.
Namentlich aber hat die
Wurzel als Zaubermittel eine große
Rolle gespielt.
SchonPythagoras sprach von ihrer
Ähnlichkeit
[* 7] mit einem
Menschen; man glaubte sich mit derselben unsichtbar machen zu können und trug sie als
Amulett gegen
Hexerei. Um sie zu erhalten, waren bestimmte Vorsichtsmaßregeln nötig, weil sie entweder verschwand, oder so entsetzlich
schrie, daß der Grabende vor
Schreck sterben mußte
(Shakespeare). Das
Mittelalter bildete diesen
Aberglauben weiter
aus.
Man schnitzte aus der
Wurzel Männchen
(Gold-,
Hecke-,
Galgen-,
Erd- oder Alraunmännchen,
[* 8] Alruniken), die unter dem
Galgen aus
dem
Samen
[* 9] eines unschuldig Gehenkten entstanden sein sollten, putzte sie verschiedenartig heraus und stellte sie, in einem
Kasten verwahrt, an einen geheimen
Ort des
Hauses, von wo man sie zu magischem
Gebrauch (um
Schätze zu heben,
wahrzusagen etc.) hervorholte. Man setzte ihnen auch wohl von jeder
Mahlzeit etwas zu essen und zu trinken vor, wusch sie
Sonnabends in
Wein und
Wasser, zog ihnen an
Neumonden frische
Kleider an etc. Sie galten als
Talismane gegen
Krankheiten, brachten
Glück in
Prozessen, denFrauenFruchtbarkeit und leichte Niederkünfte etc.
Daherward ein ordentlicher
Handel
mit solchen
Wurzeln getrieben und das
Stück bisweilen mit 60 Thlr. bezahlt. Statt der Mandragorawurzel wurde zu gleichem
Zweck
auch die
Wurzel der
Bryonia und von
Allium
[* 10] victorialis benutzt. Ob das Dudaim des Alten
Testaments (1. Mos. 30, 14). auf
Mandragora zu beziehen ist, dürfte fraglich sein.
(Mandschusprache), eine dem tungusischen
Zweig des uralaltaischen
Stammes angehörige
Sprache,
[* 11] die verbreitetste,
anscheinend aber auch abgeschliffenste unter ihren
Schwestern sowie die einzige, die es zu einer gewissen
Litteratur gebracht hat. Das Gepräge ihres
Stammes trägt sie in vollem
Maß:
1) die
Vokalharmonie, insofern die
Vokale in zwei
Reihen zerfallen, nämlich harte: a,
o, ô; und weiche: e und u, während i
neutral ist, und
Gesetze bestehen, nach welchen im Wortstamm, oft im ganzen
Worte, der erste
Vokal für
die folgenden bestimmend ist;
2) die bald ein-, bald zweisilbigen Wortstämme sind unveränderlich;
Agglutination und zwar durch
Suffixe ist das einzige
Mittel der
Wort- und Formenbildung;
3) im
Satz nimmt das
Verbum die letzte
Stelle, das
Objekt die zwischen
Subjekt und
Verbum ein, und jedes
Wort,
das die nähere Bestimmung eines andern enthält, tritt vor dieses letztere. Dank der Bildsamkeit der
Sprache ist deren Wortschatz
kein geringer, und ein gesunder
Purismus hat den größten Teil der seiner Zeit aufgenommenen chinesischen
Fremdwörter wiederum
ausgemerzt. Das Substantivum hat kein grammatischesGenus; das natürliche
Geschlecht wird bald durch Vokalgegensätze
(wie ama,
Vater, eme,
Mutter), bald durch selbständige
Wörter des
Sinnes »männlich, weiblich« ausgedrückt; der
Plural bleibt
oft unbezeichnet.
Das Adjektiv entbehrt der Steigerungsformen. Das
Verbum ist der weitaus bildsamste
Redeteil, z. B.: tuwa, sehen, tuabu, sehen
lassen, tuwana, zu sehen gehen, tuwandschi, zu sehen kommen, tuwanu, zusammen sehen, tuwascha, besehen,
tuwaschata, untersuchen, tuwakiya, bewachen, etc.
Person und Zahl werden am
Verbum nicht ausgedrückt, wohl aber die
Tempora,
die Konditionalform, das
Wollen etc. Partizipialkonstruktionen sind sehr gebräuchlich und das Hauptverbindungsmittel
der oft ellenlangen
Sätze.
Die Mandschusprache ist dank ihrer Regelmäßigkeit nicht schwer zu erlernen, und ihr
Studium ist lohnend
und für denjenigen, welcher sich mit der chinesischen Litteratur beschäftigen will, fast unentbehrlich. Denn seit die jetzige
Dynastie über
China
[* 12] herrscht (also seit 1644), sind zahlreiche und gerade die wichtigsten chinesischen Litteraturwerke in
das Mandschu übersetzt worden; diese Übersetzungen dürfen als authentische gelten,
und sie sind weit leichter
zu verstehen als die
Originale. Als
Schrift bedienen sich die Mandschu seit etwa dritthalbhundert
Jahren eines aus dem Mongolischen
weitergebildeten
Alphabets. Wörterbücher des Mandschu lieferten
Amyot (Par. 1789-90),
v. d.
Gabelentz (Leipz. 1864),
Wassiljew (Petersb.
1866) und Zacharow (das. 1875);
Grammatikenv. d.
Gabelentz (Altenb. 1832),
Kaulen (Regensb.1856),L.Adam
(Par. 1873),
Orlow (Petersb. 1873), Zacharow (das. 1879);
ChrestomathienKlaproth (Par. 1828) und
Wassiljew (Petersb. 1863).
eins der Nebenländer des chinesischem
Reichs, zwischen dem
Amur im N., dem
Ussuri im
O.,
¶
mehr
der Mongolei im W., Korea und dem Golf von Petschili im S., umfaßt 982,000 qkm (17,834 QM.) mit 12 Mill. Einw.
Die ist ein Gebirgsland, welches im O. vom SchanAlin, im W. vom Chingan begrenzt wird, und dessen nördlichsten Teil Iljchuri
Alin und Drusge Alin erfüllen. Die höchsten Gipfel im SchanAlin erheben sich zu 3600 m. Hauptfluß ist
der Sungari, als dessen Becken die ganze Mandschurei anzusehen ist. Das Klima
[* 14] bewegt sich in großen Extremen, das Thermometer
[* 15] steigt im
Sommer bis 32° und fällt im Winter zu -24° C. Die Gebirge sind dicht bewaldet; von Mineralien
[* 16] hat man
Kohle, Gold (dessen Ausbeutung verboten ist, aber im geheimen betrieben wird), Eisen und Edelsteine
[* 17] gefunden.
Unter den zahlreichen Vögeln ist besonders bemerkenswert die mandschurische Lerche
[* 25] (Melanocoryphya mongolica), die
in großen Mengen nach Nordchina ausgeführt wird, wo sie wegen ihrer Geschicklichkeit, Stimmen nachzuahmen, sehr gesucht ist.
Die Flüsse
[* 26] sind an Fischen, namentlich Lachsen, außerordentlich reich. Die Bevölkerung
[* 27] besteht aus Chinesen, Mandschu und Tungusen
und Mischlingen dieser drei Völker, welche gegenwärtig die Hauptmasse der Einwohner bilden.
Die Chinesen wohnen vornehmlich in dem südlichen, Schinking genannten Teil, wohin in neuerer Zeit der
Überschuß der Bevölkerung Nordchinas seine Schritte lenkte, so daß derselbe bereits als Teil des eigentlichen China betrachtet
wird. Früher aber wurden in der ganzen Mandschurei von der chinesischen RegierungVerbrecherkolonien angelegt und unruhige Stämme des
innern Reichs hierher verpflanzt. An 100 dunganische Familien (s. Dunganen) wurden hier angesiedelt, die,
Chinesen im Äußern, aber Mohammedaner, gleich den JudenEuropas in nationaler Abgeschlossenheit leben. So kommt es, daß die
frühern Bewohner, die Mandschu, vielleicht nicht mehr den zehnten Teil der Bevölkerung ausmachen.
Diese sind ein schöner, ursprünglich tungusischer Volksstamm, aufgeweckt, kriegerisch und mit großer
Energie begabt, dem es 1644 gelang, sich in den Besitz des Throns von China zu setzen. Sie führten in China die Sitte des Haarschneidens
und Zopftragens ein, wogegen die hierher gewanderten Chinesen manche ihrer Sitten, wie die Verkrüppelung der Füße bei den
Frauen, aufgaben. Die Mandschu zeichnen sich vor allen Stämmen Nordchinas durch ihre guten Manieren sowie
durch ihr zuvorkommendes Benehmen gegen Fremde aus. Von den tungusischen Völkern im N. sind namentlich die Golde (s. Tafel
»AsiatischeVölker«,
[* 28] Fig. 12) hervorzuheben, nächstdem die Manegren, vom mongolischen die Barguburäten.
Administrativ zerfällt die Mandschurei in die Provinzen Liaotung, GirinUla und Tsitsikar. Davon wird die erste mit der Hauptstadt Mukden
(170,000 Einw.) und dem Traktatshafen Niutschuang (60,000 Einw.) als zum eigentlichen China gehörig betrachtet.
In den beiden andern sind Hauptorte Girin (120,000 Einw.), Tsitsikar (60,000 Einw.), Sitz des Oberkommandos
der mandschurischen Truppen und als Verbannungsort bekannt, ferner Aigun (100,000 Einw.). Jede der beiden Provinzen wird von
einem Vizekönig verwaltet; die Organisation ist eine rein militärische.
Die 65 Mandschustämme werden eingeteilt in acht Banner, von denen jedes seine eignen Tribunale, Schulen
und Priester hat. Die Militärmacht besteht aus 67,800 Mann, von denen nur 35,350 wirklich im Sold stehen. Sie sind mit Bogen
[* 31] und Pfeilen bewaffnet und haben jährlich 2400 Hirsche und eine Anzahl Zobelfelle zu liefern. Die Abgaben
der Provinzen bestehen in Geld und Getreide;
[* 32] GirinUla hat 652,800 Mk. in Silber und 22,680 SäckeGetreide, Tsitsikar 12,800 Mk.
in Silber und 8280 SäckeGetreide nebst 5000 Zobelfellen und 1000 Perlen aus dem Sungari zu liefern. Die Mandschurei erstreckte sich vor 1858 nordwärts
bis nahe zum 55.° nördl. Br.; in jenem Jahr wurde das Gebiet bis zum Amur durch den Vertrag von Argun an
Rußland abgetreten und 1860 die Grenze an den Ussuri geschoben und dadurch ein Gebiet von 650,000 qkm (11,800 QM.) von der
Mandschurei abgetrennt (vgl. Amur). S. Karte »China«.
Vgl. Wenjukow, Die russisch-asiatischen Grenzlande (deutsch,
Leipz. 1874).