zuerst dargestellt wurde, und wo noch jetzt ein Hauptsitz der Fabrikation ist. In England heißen diese Stoffe Velvets, Velverets,
Velveteens. Gestreifter Manchester entsteht entweder dadurch, daß man die Pole streifenweise unaufgeschnitten läßt, oder dadurch,
daß zufolge eigentümlicher Anordnung der flott liegenden Polschußteile auch nach vollständigem Reißen ein streifenartiges
Ansehen sich ergibt. Zu den Geweben dieser Art gehört der Kord, bei welchem die samtartigen Streifen von
geringer Breite, die furchenartigen Säume zwischen denselben äußerst schmal sind, sowie eine andre mit breitern Streifen.
[* ] (spr. männtschestr), 1) Stadt in Lancashire (England), liegt am Fuß des südlichen Abhangs einer Hügelkette,
die sich von Oldham her zwischen die Thäler des Irwell und des Medlock drängt, und deren letzte Spitze,
Kersall-Moor, die Rennbahn der Stadt bildet. Das eigentliche Manchester dehnt sich auf dem linken Ufer des Irwell aus, zwischen diesem
Fluß und den beiden kleinern Ick und Medlock, die sich hier in jenen ergießen. Auf dem rechten
Irwellufer und eingefaßt von einer starken Biegung des Flusses, liegt Salford, weiter westlich Pendleton; nördlich vom Irwell
Higher und Lower Broughton, nördlich vom Ick Cheetham Hill, südlich vom Medlock Hulme, weiter östlich Chorlton on Medlock,
noch weiter Ardwick. In etwas größerer Entfernung liegen Crumpsall, Moßside, Bradford, Newton Heath und
Failsworth, Openshaw, Gorton, Levenshulme, Rusholme, Withington, Chorlton und Stretford.
Dieser ganze Häuserkomplex wird im gewöhnlichen Leben Manchester genannt und zählt (1881) 697,000 Einw.,
wovon 341,508 auf das eigentliche Manchester kommen. Nächst London ist Manchester demnach die volkreichste Stadt von England. Die Straßen
sind im allgemeinen unregelmäßig, eng und unbequem; in neuerer Zeit wurde jedoch viel zu ihrer Verschönerung
gethan. Das Zentrum mit seinen Hauptstraßen, wie Market Street, enthält den ausgedehnten kaufmännischen Bezirk, fast nur aus
Kontoren und Warenhäusern bestehend und mit den brillantesten Läden geziert; die Vorstädte, größtenteils von Arbeitern
bewohnt, dehnen sich nach allen Richtungen aus und haben viele schöne Häuser, große Gärten der reichen
Kaufleute und Fabrikanten, besonders in Chorlton und Ardwick und auf den Höhen von Cheetham Hill, Broughton und Pendleton.
Vier öffentliche Parke liegen an den äußern Grenzen der Stadt. Eine 1857 vollendete Wasserleitung versieht die Stadt täglich
mit 85½ Mill. Lit. Wasser aus dem 25 km entfernten Longdendale; da aber bei den zahlreichen Fabriken diese
Quantität den Bedürfnissen nicht genügt, so hat die Stadt das Thirlemere in Cumberland erworben, welches sie in ein Reservoir
verwandeln läßt. Von den zahlreichen Kirchen ist die protestantische Kathedrale mehr ihres Alters wegen (sie stammt aus dem 15. Jahrh.)
als aus sonstigen Gründen merkwürdig und wird an Stattlichkeit bei weitem von der neuen katholischen
Kathedrale in Salford übertroffen.
Dem Reichtum der Stadt entspricht die Pracht einiger ihrer öffentlichen Bauten. Das 1866-75 in gotischem Stil erbaute neue
Rathaus, mit 73 m hohem Uhrturm, ist wohl das schönste Gebäude dieser Art in England. Ihm steht ebenbürtig
zur Seite der von demselben Architekten A. Waterhouse errichtete Gerichtshof (Assize Court). Auch die neue Börse, im klassischen
Stil, die im lombardo-venezianischen Stil erbaute Free trade Hall (Freihandelshalle), an Stelle der kleinen Halle errichtet, in der
einst Cobden und Bright ihre freihändlerischen Ansichten
verfochten, und das neuerrichtete Owen's College
in Oxford Street sind stattliche Bauten.
Denkmäler sind zahlreich. Prinz Alberts Statue steht am Rathaus, diejenige Cobdens an der Börse, während vor dem großen Krankenhaus
(Infirmary) die Bildsäulen von Wellington, Peel, Dalton und Watt aufgestellt sind. ist mehr Handels- als Fabrikstadt, doch ist
auch die Zahl der Fabriken, namentlich in den Vorstädten, eine recht bedeutende. In Manchester (mit Salford) arbeiteten
1881: 27,156 Menschen in Baumwollfabriken, 2303 in Seidenfabriken, 6235 in Kattundruckereien, Bleichen und Appreturwerken, 7006 in
Eisen- und Stahlwerken, 5669 in Maschinenbaustätten, 1651 in Glashütten, 622 in Papiermühlen, 500 in Gummifabriken, 255 in
chemischen Fabriken.
Unter den dem Handel gewidmeten Anstalten sind zu nennen: die Börse, die Kornbörse, das Zollamt, zehn bedeckte Markthallen
und ein Viehmarkt. Auch hat Manchester bereits seinen kleinen Hafen, aber nach Vollendung des großen Schiffskanals nach Liverpool
hofft es einen hervorragenden Platz unter den Seehäfen Englands einzunehmen. ist Sitz eines deutschen
Konsuls. Unter den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten nimmt das bereits erwähnte Infirmary den ersten Rang ein.
Ferner gibt es kleinere Krankenhäuser, ein Irrenhaus, eine Blindenanstalt, ein Taubstummeninstitut, Waisenhäuser, mehrere Versorgungshäuser,
öffentliche Badeanstalten etc. Seit 1882 ist Manchester Sitz der Victoria University, deren einziges College das von dem Freidenker
R. Owen 1845 gegründete Owen's College ist. Ihr schließen sich an eine medizinische Schule, theologische
Schulen der Methodisten, Independenten, Baptisten und Katholiken; ferner eine Kunstschule, eine technische Schule, eine 1515 gestiftete
Lateinschule, das 1651 gegründete Cheetham College (eine Knabenschule mit wertvoller Bibliothek) und zahlreiche Arbeiterbildungsvereine.
Manchester war eine der ersten Städte Englands, die Freibibliotheken ins Leben riefen, und zählt deren jetzt sieben
mit 185,000 Bänden.
Ein städtisches Museum liegt im Peel Park bei Salford, ein Gewerbemuseum im Queen's Park; Kunstsammlungen befinden sich in der ehemaligen
Royal Institution und in Ancoat's Hall. Ferner bestehen hier botanische und zoologische Gärten. Unter den Vereinen verdienen Erwähnung
der Physikalische Verein (1781 gegründet), die Gesellschaft für Naturgeschichte (mit Museum), geologische, geographische und
statistische Gesellschaften, ein Kunstverein und zahlreiche Klubs, unter denen das »Athenäum« das größte Ansehen genießt.
Die deutsche Kolonie (2000 Seelen stark) unterhält eine blühende Schilleranstalt. Öffentlicher Unterhaltung dienen ferner 3 Theater,
die Pomonagärten (wo auch Pferde- und Viehausstellungen stattfinden) und der Alexandrapark mit Aquarium.
- Manchester, das Mancunium oder Mancenium der Römer, das im Lauf der Zeiten von Pikten, Skoten, Sachsen und Dänen in Besitz genommen wurde,
kommt im Domesdaybuch Wilhelms des Eroberers als Mancestre vor, woraus dann Manchester ward.
Das Schloß zu Manchester war damals Mittelpunkt einer Baronie, die bis 1347 der Familie Gredley oder Gresley gehörte
und dann auf die Familie Delaware vererbte. 1626 erhielt Henry Montagu den Titel eines Grafen, 1719 sein Urenkel Charles Montagu
den eines Herzogs von Manchester erhielt 1301 städtische Rechte und wird im 14. und 15. Jahrh. als eine gewerbfleißige
Stadt geschildert, wo Leinen- und Wollzeuge mit großer Emsigkeit gefertigt wurden. Die Zahl der Einwohner betrug 1719 nur
8000,
mehr
1759 bereits 20,000 und 1841: 353,390 Seelen.
Vgl. Whitacker, The history of Manchester (2. Aufl., Lond. 1773, 2 Bde.);
Reilly, History of Manchester (das. 1861);
Proctor, Memorials of byegone Manchester (das. 1879).
2) Fabrikstadt im nordamerikan. Staat New Hampshire, am Merrimak, der von fünf Brücken überjocht wird. Wichtig sind namentlich
die Baumwoll- und Wollmanufaktur und der Bau von Dampfwagen und Feuerspritzen. Manchester wurde 1838 angelegt, erhielt 1846 städtische
Rechte und zählt (1880) 32,630 Einw.
[* ] (spr. männtschestr), Grafen und Herzöge von, Peers von England, leiten ihre Herkunft von Drogo de Montacuto
ab, der mit Wilhelm dem Eroberer aus der Normandie kam, und dessen Nachkommen 1337 zu Grafen von Salisbury
erhoben wurden. Der unmittelbare Stammvater der ist Sir Edward Montagu, der unter Heinrich VIII. Sprecher des Unterhauses und
seit 1537 Oberrichter der King's Bench war und 1557 starb. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:
1) Sir Henry Montagu, Viscount Mandeville, Enkel des eben Genannten, geb. 1563 zu Boughton, Parlamentsmitglied
für London, ward 1616 Lord-Oberrichter der King's Bench und 1620 Lord-Schatzmeister und zugleich als Lord Montagu von Kimbolton
und Viscount Mandeville zum Peer und im Februar 1626 zum Grafen von Manchester erhoben. Unter Karl I. war er Geheimsiegelbewahrer und starb
2) Edward, Lord Kimbolton, Viscount Mandeville, Sohn des vorigen, geb. 1602, ward noch bei Lebzeiten seines Vaters mit dem Titel
Lord Kimbolton ins Oberhaus berufen, war hier einer der thätigsten Führer der Opposition u. gehörte im Januar 1642 zu den sechs
Parlamentsmitgliedern, deren Verhaftung Karl I. beantragen ließ. Im November folgte er seinem Vater als
Graf von und wurde, nachdem der Kampf mit dem König zum Ausbruch gekommen war, Befehlshaber einer der Armeen des Parlaments.
Er hatte großen Anteil an der Niederlage des Prinzen Rupert bei Marston-Moor (1644), zerfiel aber nach der Schlacht bei Newbury
mit Cromwell und wurde durch diesen von seinem Kommando entfernt. Ein Gegner der Hinrichtung des Königs,
zog sich Manchester nach derselben vom öffentlichen Leben zurück, stimmte aber 1660 in der Versammlung der Peers für die Restauration
Karls II. und trat in dessen Staatsrat ein. Er starb
3) Charles, vierter Graf von, Enkel des vorigen, war einer der ersten, welche sich bei der Revolution von 1688 dem
Prinzen von Oranien anschlossen. Er nahm Anteil an der Schlacht am Boynefluß und an der Belagerung von Limerick, wurde 1696 zum
Gesandten in Venedig, 1699 zum Botschafter in Paris und 1701 zum Staatssekretär ernannt. Er unterstützte
mit Eifer die Thronbesteigung des Hauses Hannover, weshalb ihn Georg I. 1719 zum Herzog von Manchester erhob. Er starb
4) George Montagu, sechster Herzog von, geb. diente in seiner Jugend in der Marine, erhielt 1822 den Rang eines Commanders,
war hierauf bis 1837 Mitglied des Unterhauses und starb Er hat mehrere theologische Schriften
herausgegeben.
5) William Drogo Montagu, siebenter Herzog von, Sohn des vorigen, geb. trat 1841 in die Armee, diente 1843-46 im
Kapland, ward dann Hauptmann im Gardegrenadierregiment, nahm aber 1850 seinen Abschied. Von 1848 bis 1855 gehörte
er dem Unterhaus, seitdem dem Oberhaus an; er stimmt mit der konservativen Partei, hat aber nie eine hervorragende
Stellung eingenommen.