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Menge Schüler hatte, Domenichino (1581-1641), Guercino da Cento (1590-1666), Lanfranco (1581-1647), Sassoferrato. Annibale Carracci pflegte auch die Landschaftsmalerei in großem Stil, und Gaspard Dughet, genannt Poussin (1613-1675), ist wesentlich durch ihn bestimmt; noch berühmter ist Claude Lorrain (1600-1682), dessen Landschaften sich durch ideale Stimmung auszeichnen. Beide sind die Begründer der sogen. historischen Landschaft. Eine besondere, süßliche Richtung verfolgte Carlo Dolci (1616-86) mit seiner Tochter Agnese.
Der Naturalismus entsprang zunächst aus einer Reaktion gegen die aus dem Eklektizismus erwachsene Charakterlosigkeit und Verflachung und kehrte sich sowohl gegen die nur auf das Technische in den verschiedenen Teilen gerichtete Auswählerei als gegen die Schwächlichkeit in der Darstellung der Natur. So wurde er durch diese Opposition zum Gewaltsamen in der Auffassung und, was die Gegenstände und die Auffassung betrifft, zur rohen Naturnachahmung getrieben.
Michelangelo Caravaggio (Amerighi, 1569-1609) steht an der Spitze der Naturalisten, welche in ihrer Einseitigkeit ebenso weit gingen wie die römischen Manieristen, die das Ideale in schwächlicher Nachbildung der alten Formen suchten. Unter den Anhängern und Nachfolgern Caravaggios sind zu nennen: Simon Vouet aus Paris [* 2] (1590-1649), Carlo Sarazeno (1585-1625), vorzüglich aber Giuseppe Ribera, genannt Spagnoletto, aus Valencia [* 3] (1588-1656), welcher der Führer der neapolitanischen Naturalisten wurde.
Bedeutende Naturalisten sind ferner der Schlachtenmaler Jacques Courtois, genannt Bourguignon (1621-76), und Salvator Rosa (1615-73), dessen Landschaften, voll poetischer Wildheit und Größe, bedeutender als seine Historiengemälde sind. Auch in Bologna wurde der Naturalismus durch den schon genannten Guercino da Cento einheimisch. Unter den anderweitigen Richtungen der italienischen ist auch die Genremalerei zu erwähnen, welche in den römischen Bambocciaden, begründet durch Peter Laar, genannt il Bamboccio, in Rom [* 4] zur Geltung gelangte; ferner nahm die dekorative Ausmalung großer Räume überhand, worin namentlich Lanfranco, Pietro da Cortona u. a. sich hervorthaten; der genialste dieser Schnellmaler ist Luca Giordano, gen. Fa Presto (1632-1705). Die venezianische Schule war bereits ebenfalls auf einen niedrigen Standpunkt herabgekommen. In Frankreich war die Schule von Fontainebleau verschwunden, geschulte Korrektheit und etwas nüchterne Stilstrenge bildeten sich allmählich heraus.
Hervorragend hierunter ist Nicolas Poussin (1594-1665). Einen bedeutenden Anstoß erhielt die französische Malerei durch die Gemälde, welche Rubens (1620) für den Luxembourgpalast ausführte. Ludwig XIV., welcher die Kunst als ein notwendiges Attribut seines Herrscherglanzes betrachtete und auch eine Akademie begründete, ließ großartige Werke ausführen. Unter ihm arbeiteten Charles Lebrun (1619-90), das Haupt der sogen. Versailler Schule, sodann Nicolas Mignard (1608-68) mit seinem Bruder Pierre, genannt le Romain (1612-95), denen sich noch eine Reihe mehr oder weniger bedeutender Maler anschloß, welche alle eine gewisse heroische Manier zur Schau trugen. In Spanien [* 5] dagegen feierte während dieser Periode die Malerei ihre großartigsten Triumphe.
Man unterscheidet drei Schulen, die von Madrid, [* 6] von Sevilla [* 7] und von Valencia, denen ein eigentümlich tiefes und kraftvolles Kolorit, Kühnheit der Komposition und edle naturalistische Auffassung gemeinsam sind. Bei äußerer scheinbarer Düsterheit besitzen die spanischen Meister doch einen großen Schmelz der Farbe und wirkungsvolle Effekte im Helldunkel. Zur Schule von Sevilla gehören Juan de las Roelas (1558-1625), Herrera der ältere (1576-1656) und der jüngere (1622-85), Francisco Zurbaran (1598-1662), besonders aber Diego Velazquez (1599-1660), später als Hofmaler auch von wesentlichem Einfluß auf die Schule von Madrid, Alonso Cano (1601-67), endlich der Großmeister der spanischen Malerei, Bartolomé Esteban Murillo (1617-82). Die Schule von Madrid hat weniger hervorragende Meister aufzuweisen. Zu nennen sind: Navarrete, Tristan, Antonio Pereda (1599-1669), Miranda, Coello u. a. In der Schule von Valencia zeichnet sich besonders aus Francisco Ribalta (1551-1628), dessen Schüler Ribera in Neapel [* 8] war.
Nach der Berufung des Luca Giordano (s. oben) ging die spanische Schule gegen Ende des 17. Jahrh. ebenfalls rasch ihrem Verfall entgegen. In den Niederlanden tritt der Gegensatz zwischen der holländischen und brabantischen Schule jetzt schärfer hervor, indem die Meister der erstern sich hauptsächlich auf das Genre, das Porträt und die Landschaft beschränken, wogegen die zweite durch Rubens eine zeitweilige Erneuerung des großen historisch-kirchlichen Stils herbeiführte.
Die brabantische (oder vlämische) Schule, durch Peter Paul Rubens (1577-1640), nicht nur einen der fruchtbarsten Maler, sondern auch der gewaltigsten Kompositeure aller Zeiten, begründet, zählt eine große Reihe ausgezeichneter Maler, worunter besonders der geistvolle Schüler Rubens', Ant. van Dyck (1599-1641), durch Feinheit, Tiefe und Noblesse des Kolorits hervorleuchtet. In der derbern, farbeglühendern Manier des Rubens versuchten sich J. ^[Jakob] Jordaens (1593-1678), van Diepenbeeck u. a., während G. Zeghers (1591-1651), de Crayer (1584-1669) u. a. sich mehr den Italienern anschließen.
Auch auf die andern Fächer [* 9] der Malerei übte Rubens Einfluß: Adriaen Brouwer (1605-38), welcher derbe, dramatisch belebte Szenen aus dem Bauern- und Soldatenleben zu malen pflegte, bildete sich nach seinem Kolorit. Das niedere Genre pflegte weiter David Teniers (1610-90) in zahlreichen liebenswürdigen Bildern, ferner Tilborch, Ryckaert, Craesbeeck u. a. Als Feinmaler in der Landschaft und Meister des Stilllebens ist Jan Brueghel (1568-1625) bemerkenswert; die breite Rubenssche Manier verraten dagegen Wildens, J. ^[Jacques] d'Arthois.
Die Tiermalerei wurde namentlich von dem dramatisch veranlagten Frans Snyders (1579-1657) und Jan Fyt (1611-61) unter Rubens' Einfluß gepflegt. Dieselben malten auch Früchte. Ein bedeutender Blumenmaler ist D. Zeghers (1590-1661). Gegen das Ende des 17. Jahrh. hatte die durch Rubens erweckte Blüte [* 10] der Kunst wieder ihr Ende erreicht. Lebenskräftiger und vielseitiger war die holländische Schule und zwar nicht nur in der Landschafts- und Stilllebenmalerei, sondern auch in der Darstellung.
Viel verdankt sie Abraham Bloemaert (1564 bis um 1658); epochemachend aber wurde Frans Hals (1584-1666), der, vorzugsweise als Porträtmaler thätig, eine blühende Schule begründete (Dirk Hals, Codde, Palamedes, Duck u. a.). Zu nennen im Bildnis sind noch: Malerei Mierevelt, Moreelse, Ravestyn, J. ^[Cornelis Jonson] van Ceulen, B. van der Helst (1613-70). Der Hauptmeister ist Rembrandt van Ryn (1607-69), welcher durch das Element des Helldunkels die gesamte nordische ¶
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Malerei seiner Zeit beeinflußte und bis auf den heutigen Tag in der Malerei bestimmend nachwirkt. Zu seinen Schülern sind zu rechnen: Gerbrandt van den Eeckhout (1621-74), Flink, Ferd. Bol (1616-80), Koninck, Lievens, B. Fabritius, Maes u. a. Nach einer andern Richtung hin, besonders im kleinern Genre, zeichneten sich aus Gerhard Dou (1613-75) u. Terborch (1617-81), denen sich anschließen Metsu (1630-67), Kaspar Netscher (1639-84), Schalcken (1643-1706), Pieter de Hooch, J. ^[Jan] van der Meer, Fr. van Mieris u. a. Mit satirisch-humoristischer Tendenz, aber zum Teil in vulgärer Form kultivierte das niedere Genre Jan Steen (1626-79). Bedeutend sind die Brüder Isaak und Adrian van Ostade (1610-85). Schlachten- und Jägerszenen malten Palamedes (1607-38), Huchtenburg, Ph. Wouwerman, während Honthorst (1590-1656) in der Manier des Caravaggio arbeitete. Die holländische Landschaftsmalerei wurde besonders angebahnt durch J. ^[Jan] van Goyen (1596-1656), der auf die einfache Natur hinwies; Sal. van Ruisdael war sein Schüler, während Jacob van Ruisdael (gest. 1682) zugleich auf poetische Stimmung, die meist ins Melancholische fällt, Gewicht legte. In Wiedergabe des Sonnenglanzes exzelliert M. ^[Meindert] Hobbema (1638-1709). Neben ihnen arbeiteten in derselben oder doch in ähnlicher Richtung J. ^[Jan] Wynants (1610-80), Artus van der Neer (1619 bis nach 1692), der sich besonders in der Mondscheinlandschaft auszeichnete, Ant. Waterloo [* 12] (gest. 1679), der mehr radierte als malte, besonders aber Aldert ^[richtig: Allart] van Everdingen (1621-75). Die zweite, durch das Studium der italienischen Landschaft bedingte Richtung, die sich an Claude Lorrain und Poussin anschließt, wird vertreten durch H. Sachtleven (1610-85), Jan Both, H. Swanevelt (ca. 1605-56), N. Berchem (1620-83), Pynacker, Peter Molyn, Jan Hackaert, Joh. Glauber (1646-1726) u. a. Eine wichtige Stelle in der holländischen Landschaftsmalerei nimmt die Marinemalerei ein. Hier sind zu nennen: Simon de Vlieger (gest. 1660) mit seinem Schüler Willem van de Velde (1633-1707), der namentlich die ruhige See meisterhaft behandelte, ferner J. ^[Jacob] van Ruisdael, L. Bakhuisen (1631-1708), welcher besonders Seestürme malte.
In der Architekturmalerei sind hervorragend: Steenwijk (1550-1603), Peter Neefs (1577 bis nach 1655), Jan van der Heyden (1637-1712);
Em. de Witte, Vliet. Die Tiermalerei, meist mit Landschaft verbunden, gelangte zu hoher Blüte durch A. Cuyp (1605-91), N. Berchem, K. Dujardin (gest. 1678), A. van de Velde (1635-72), Paul Potter (1625-54), den berühmtesten dieser Maler, J. H. ^[Johann Heinrich] Roos (1631-85) mit seinen Söhnen Phil. Peter, genannt Rosa di Tivoli (1651-1705), und J. ^[Johann] Melchior Roos (1659-1731).
Totes Wild und zahmes Geflügel in stilllebenartiger Manier malten Malerei de Hondecoeter (1636-95) und J. ^[Jan] Weenix (1640-1719), Stillleben und Blumenstücke J. D. ^[Jan Davidsz.] de Heem, W. van Aelst, Heda, J. ^[Jan] van Huysum (1682-1749), Rachel Ruysch (1664-1754), A. Mignon, W. Kalf. Die deutsche Schule dieser Zeit ahmt die Niederländer oder Italiener nach. Zu nennen sind Karl Loth und J. ^[Joachim oder Jacob] v. Sandrart, während Roos, Mignon, Netscher zu den Holländern gezählt werden müssen.
Sechste Periode (1670-1780).
Schon gegen Ende des 17. Jahrh. ist eine Abnahme an Kraft [* 13] und Originalität überall zu spüren. Die große Malerei verschwand bald ganz, und an ihre Stelle trat ein kleinliches Spiel mit Arabesken und die weichliche Pastellmalerei. In den Vordergrund trat die Vorliebe für das Schäferspiel und galante Gesellschaftsszenen sowie für gefällige Dekoration von Schlössern und Privathäusern. Das bedeutendste dekorative Talent dieser Periode war in Frankreich Boucher (1703-70). An Genialität überlegen war ihm jedoch der geistreiche A. Watteau (1684-1721), der französische Hauptmeister dieser Epoche.
Neben ihm sind A. Coypel (1661-1722), Vanloo (1684-1745), Lancret (1690-1743), J. B. ^[Jean Baptiste] Chardin (1698-1779), J. B. ^[Jean Baptiste] Greuze (1725-1805), der Landschafter J. ^[Joseph] Vernet (1712-89) zu nennen. Deutschland [* 14] hat auch in dieser Periode keine selbständige Kunst. Hervorzuheben ist Balthasar Denner (1685-1747), der seinen Ruhm als Porträtist in peinlichster Kleinmalerei suchte. Chr. W. E. Dietrich (1712-74) ahmte besonders Rembrandt nach. Am besten sind seine Landschaften und Radierungen. Ferner ist zu nennen der Porträtmaler J. ^[Johann/Jan] Kupetzki (1667-1740).
Von den italienischen Malern dieser Periode sind die Venezianer Giov. Batt. Tiepolo (1696-1770), die Architektur- und Landschaftsmaler Antonio Canaletto in Venedig [* 15] (1697-1768) und sein Schüler Bellotto, genannt Canaletto (gest. 1780), Gius. Nogari (1699-1763) die hervorragendsten. England war lange arm an künstlerischen Talenten gewesen, zumeist waren es Fremde (Holbein, [* 16] van Dyck, Lely etc.), welche das künstlerische Bedürfnis befriedigten, das sich vorzugsweise auf das Porträt erstreckte.
Die eingebornen englischen Maler des 17. Jahrh. (Dobson, Jameson, Gibson etc.) waren fast nur Porträtmaler. Der tüchtige Kneller (1646-1723) war ein Deutscher. Im Beginn des 18. Jahrh. treten auf: J. ^[John] Richardson, Thornhill, J. ^[Joseph] Highmore. Der erste originelle Künstler Englands ist in dieser Zeit Hogarth (1697-1764), dessen Humor freilich in seinen satirischen Karikaturen so viel moralische Tendenz zur Schau trägt, daß das künstlerische Element darin fast erstickt wird.
Siebente Periode 1780-1840).
Der Beginn der siebenten Periode fällt mit dem Auftreten der neuen Ideen zusammen, welche in Frankreich die Revolution hervorriefen. Die klassizistische Strömung, welche bereits seit Mitte des 18. Jahrh. fühlbar wurde, hätte den Umschwung allein nicht bewirkt. Es sind daher auch von den Meistern der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts diejenigen, welche sich nicht ganz und gar in der Rokokokunst bewegten, nicht als die Begründer, sondern nur als die Vorläufer der neuen Epoche zu betrachten. So stand vor allen Raphael Anton Mengs (1728-1779) trotz des besten Willens, auf Vorbilder wie Raffael, Correggio und die Antike zurückzugehen, noch zu sehr unter dem Einfluß seiner Zeit und der manieristischen Tradition, um der Kunst einen neuen Weg zu zeigen.
Ebensowenig gelang es Angelika Kauffmann (1741-1807) und J. H. W. ^[Johann Heinrich Wilhelm] Tischbein (1751-1829), sich über Eklektizismus oder leeren Klassizismus aufzuschwingen, während an den von F. K. Füger, J. V. ^[Julius Victor] Berger, P. F. v. Hetsch, J. P. ^[Johann Peter] v. Langer und F. G. Weitsch geleiteten Kunstschulen zu Wien, [* 17] Prag, [* 18] Stuttgart, [* 19] Düsseldorf, [* 20] München [* 21] und Berlin [* 22] nicht einmal der Versuch hierzu gemacht wurde. Selbst Winckelmann und Goethe waren in den Kunstanschauungen dieser Maler so befangen, daß sie von ihnen das Heil für eine neue Ära erwarteten. Eine erfreulichere Thätigkeit entfalteten Ferd. Kobell (1740-99) als Landschafter, Elias Ridinger (1695-1767) als Tiermaler und Dan. Chodowiecki (1726-1801) als Illustrator, welcher als der Vorläufer des modernen Realismus anzusehen ist. Ein neuer Aufschwung der Malerei, im engen Anschluß an die ¶