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der alten Schriftsteller genügenden Anhalt, die verschiedenen Perioden und die Hauptrichtungen der griechischen Malerei sowie die hervorragendsten Vertreter derselben und ihre Schöpfungen wenigstens im Überblick kennen zu lernen. Schon die bessern unter den Vasenbildern, noch mehr aber die pompejanischen Wandgemälde zeigen eine unerschöpfliche Fülle künstlerischer Motive, ein erstaunliches Geschick für Anordnung und Komposition der Figuren und Gruppen, nicht wenige auch den feinsten Sinn für maßvolle Verhältnisse und anmutige Zeichnung, Vorzüge, die wir in noch höherm Grad in den gepriesenen Werken der großen Meister voraussetzen dürfen.
Immerhin scheint aber auch in diesen das spezifisch malerische Element, welches im Helldunkel und in der Wirkung der Luftperspektive liegt, wesentlich zurückgetreten zu sein, so daß die Darstellung sich im allgemeinen der im Reliefstil üblichen Auffassung näherte und auf die Bestimmtheit der Zeichnung, die gleichmäßige Verteilung der Massen und der Beleuchtung den Nachdruck legte, während die Landschaft nur selten zu selbständiger Bedeutung gelangt zu sein scheint.
In technischer Beziehung scheidet sich die antike Malerei in zwei Gattungen, die der Wand- und die der Tafelmalerei. Die Wandgemälde wurden in der Regel auf einem sehr sorgfältig zubereiteten und fein geglätteten Stuck mit einfachen Wasserfarben a fresco ausgeführt. Bei der Tafelmalerei, die seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. vorwiegend gepflegt wurde, trug man die Farben in tempera, d. h. durch eine leimartige Substanz verbunden, auf weiß grundierte Holztafeln auf.
Nicht genügend unterrichtet sind wir über das in der Blütezeit der antiken Kunst aufkommende Verfahren der Enkaustik (s. d.), wobei mit Wachs vermischte Farben verwendet wurden, welche, durch Einwirkung der Hitze ineinander vertrieben, eine große Brillanz der Farbentöne erzielten. Daneben beschränkte sich die Mosaikmalerei, die ihre Darstellungen aus kleinen, verschiedenfarbigen Stiften zusammensetzt, anfänglich auf die Ausschmückung der Fußböden, bis sie allmählich eine größere Verwendung auch zur Ausschmückung der Wände erlangte.
Die geschichtliche Entwickelung der griechisch-römischen Malerei gliedert sich in zwei Hauptperioden, an deren Wendepunkt der Maler Apollodoros steht. Die ersten Erfindungen schrieb die Sage einzelnen Künstlern von Korinth, Sikyon und Athen zu. So sollte Kleanthes von Korinth die ersten Schattenrisse gezeichnet, Aridikes und Telephanes die Linearzeichnung weiter ausgebildet, Ekphantos oder Kraton die einfarbige (monochrome) Malerei eingeführt, Eumaros in seinen Figuren zuerst die Geschlechter unterschieden haben.
Neben diesen noch in das Gebiet der Kunstsage gehörenden Namen werden andre aus historischer Zeit genannt, unter denen die erste wirklich bedeutende Künstlerpersönlichkeit Polygnotos von Thasos ist, der Zeitgenosse des Kimon. In Athen schuf er im Verein mit mehreren Genossen (Panänos, Mikon u. a.) eine Reihe von Gemäldecyklen zur Ausschmückung von Tempeln und öffentlichen Hallen, so in der Bunten Halle (Stoa Poikile) das Treffen zwischen Athenern und Lakedämoniern bei Önoe in Argolis, eine Amazonenschlacht, den Kampf bei Marathon und die Einnahme von Troja. Im Heiligtum der Dioskuren (Anakeion) führte er mit Mikon Darstellungen der Heroensage aus.
Vor allem aber hatten die Gemälde in der Lesche zu Delphi den Ruhm des Meisters weithin getragen. In figurenreichen Darstellungen war auf der einen Seite der Halle der Untergang Trojas und die Einschiffung der siegreichen Hellenen, auf der andern der Besuch des Odysseus in der Unterwelt geschildert. Trotz der noch unentwickelten Technik (die Gemälde waren in einfach kolorierten Umrißzeichnungen ohne alle Perspektive und selbst ohne Schatten und Modellierung ausgeführt) bewunderte man noch in späterer Zeit die fein abgewogene Komposition, den geistigen Gehalt, den würdevollen und ernstreligiösen Charakter dieser Schöpfungen.
Auf weniger idealem Boden stand die auf perspektivische Wirkung ausgehende Bühnenmalerei (Skenographie), als deren Meister Agatharchos von Samos genannt wird. In dieser Richtung fortstrebend, erreichte die Malerei unter Apollodoros die volle Illusion farbiger Darstellung, indem sie durch genaue Beobachtung von Licht und Schatten dazu gelangte, die Gestalten kräftiger zu modellieren, den Schein des Körperlichen hervorzurufen. Mehr indes als dieser Meister waren es zwei seiner jüngern Zeitgenossen, Zeuxis und Parrhasios, welche der neuen Richtung zu allgemeiner Anerkennung verhalfen.
Sie galten als Hauptvertreter der ionischen (d. h. kleinasiatischen) Schule, deren wesentliches Verdienst die Entwickelung des koloristischen Elements ist. Von Zeuxis aus Heraklea rühmte man besonders seine Frauenbilder (Helena, Penelope), von Parrhasios dagegen die männlichen Gestalten, namentlich Heroen (Prometheus, Theseus, Odysseus etc.). Durch sinnige Erfassung des psychologischen Moments fesselten die Gemälde des Timanthes, dessen Opferung der Iphigenia wegen der wohlerwogenen Abstufung der Empfindungen noch in römischer Zeit viel bewundert wurde.
Hatte die griechische Malerei in Athen ihre ersten Triumphe gefeiert, ehe Kleinasien dem Mutterland den Vorrang ablief, so wurde die Hauptstadt von Attika zum zweitenmal der Schauplatz einer Blüte dieser Kunst, als sie die anfänglich in Theben thätige, sogen. thebanisch-attische Schule bei sich aufnahm. Zu ihren Begründern zählte man Aristäos und Aristeides, ihr größter Vertreter war Euphranor. Den ionischen Künstlergruppen trat eine spezifisch dorische in der Schule von Sikyon gegenüber, die, von Eupompos gegründet, durch Pamphilos und Melanthios ausgebreiteten Ruf erlangte.
Aus Pamphilos' Schule gingen bedeutende Künstler hervor, Pausias von Sikyon, ein durch vollendete Behandlung der enkaustischen Manier und kühne Verkürzungen seiner Figuren ausgezeichneter Meister, vor allen aber Apelles, durch den die griechische Malerei den Gipfel der Vollendung erreichte. An seinen zahlreichen Werken, von denen die aus dem Meer auftauchende Aphrodite das berühmteste war, bewunderte man den höchsten Reiz der Zeichnung wie des Kolorits, die sicherste Beherrschung aller Mittel der Kunst, die mit dem feinsten Gefühl für harmonische Wirkung vorgetragen wurden.
Auch Protogenes, ein Zeitgenosse des Apelles, Aetion, Antiphilos und Theon werden mit hohem Lob erwähnt und unter denen, die ihre Stoffe aus dem Alltagsleben schöpften, besonders Peiraikos. Erst in der Zeit des zunehmenden Luxus, als die Kunst auch für den Schmuck des Wohnhauses dienstbar gemacht wurde, scheint die Mosaikmalerei größere Bedeutung erlangt zu haben. Anfänglich lediglich zur Verzierung des Fußbodens verwandt, worin besonders Sosos Hervorragendes leistete, griff sie allmählich auf das Gebiet der selbständig wirkenden Malerei über und wagte sich selbst an die Wiederholung größerer historischer Kompositionen von der Art der berühmten Alexanderschlacht, welche im Museum zu Neapel aufbewahrt wird.
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Die Malerei in Italien scheint sich wesentlich unter griechischem Einfluß entfaltet zu haben. Einzelne aus Griechenland eingewanderte Künstler (Damophilos und Gorgasos) fanden um 493 v. Chr. in Rom Beschäftigung. Daneben wußten sich aber auch einheimische Künstler, wie Fabius Pictor und Marcus Pacuvius, Anerkennung zu erringen, und in der Folgezeit wuchs die Beliebtheit dieser Kunst, da sie der Verherrlichung kriegerischer Großthaten dienstbar gemacht und zum Schmuck der Triumphe verwendet ward.
In der Kaiserzeit lenkte die Malerei durchaus in griechische Bahnen ein und schloß sich nicht bloß in der Dekorationsweise (Einteilung der Wandflächen in Felder, deren Mittelpunkt ein kleineres, ursprünglich besonders gearbeitetes Tafelbild enthielt), sondern auch in der Wahl der Gegenstände und Motive eng an die Schöpfungen der alexandrinischen Zeit an, in welcher die Entwickelung der griechischen Malerei ihren Abschluß erreichte. Von den Erzeugnissen dieser griechisch-römischen Kunst geben uns die in Pompeji, in Rom etc. ausgegrabenen Wandmalereien reichlichste Anschauung.
Die Mehrzahl der Darstellungen ist dem Kreis der griechischen Heroen- und Göttersage entlehnt. Andre Bilder beziehen sich auf den öffentlichen und Hausgottesdienst. Als seltene Ausnahmen finden sich auch Stoffe der römischen Mythologie und Geschichte behandelt. Sehr häufig sind dagegen kleine Genrebilder, die uns einen Einblick in das Volkstreiben der damaligen Zeit thun lassen; Landschaften und Marinestücke kommen gelegentlich vor, vor allem aber ist eine unübersehbare Fülle reizender Einzelfiguren, besonders schwebender Genien, Amoretten etc., in Verbindung mit einer phantastischen Architektur zum Schmuck der Wandflächen verwendet worden.
Einer ältern Epoche gehören die Gemälde der unterirdisch angelegten Grabkammern Etruriens an, in denen der griechische Einfluß meist unmittelbar zu Tage tritt, wenn auch häufig sich Ansätze zu einer eigenartigen lokalen Kunstweise vorfinden. Von diesen Malereien, die nur bei künstlicher Beleuchtung sichtbar sind (worauf die Farbengebung Rücksicht nimmt), sind die bedeutendsten in Corneto (Tarquinii; jetzt zum Teil in Rom, Museo Kircheriano), andere in Chiusi (Clusium), Veji etc. entdeckt worden.
Sie behandeln mit Vorliebe düstere Szenen, welche die Schrecken des Todes und der Unterwelt veranschaulichen. Doch fehlen daneben nicht Schilderungen heiterer Gelage, festlicher Spiele, in denen sich ein lebhafter Sinn für realistisch getreue Behandlung des Alltagslebens bemerkbar macht.
Vgl. Brunn, Geschichte der griechischen Künstler, Bd. 2 (Stuttg. 1859);
Helbig, Untersuchungen über die kampanische Wandmalerei (Leipz. 1873);
Woltmann-Woermann, Geschichte der Malerei, Bd. 1 (das. 1879).
II. Die christliche Malerei.
Das Christentum stellte sich in den ersten Jahrhunderten n. Chr. aus Opposition gegen den mit der Kunst eng verbundenen antiken Kultus durchaus feindlich gegen alle künstlerische Thätigkeit, namentlich auch gegen die Malerei. Bald jedoch machte sich das künstlerische Bedürfnis mehr und mehr geltend, und so findet man in den alten christlichen Katakomben auch malerische Darstellungen aus dem Bereich der christlichen Tradition. Im 4. Jahrh. beginnt die Heiligenbildermalerei für Kirchen und den Privatgebrauch. Hierin liegt der erste Anstoß zu einer Wiedererweckung des Bedürfnisses nach malerischer Anschaulichkeit und zu der spätern mächtigen Entwickelung der Malerei. In dieser Entwickelung lassen sich eine Reihe von Perioden unterscheiden, welche teils durch die Länder, in welchen der jeweilige Schwerpunkt der Kunstthätigkeit lag, teils durch das Vorherrschen von bestimmten künstlerischen Richtungen charakterisiert und abgegrenzt werden.
Erste Periode (ca. 300-600 n. Chr.).
Die frühmittelalterliche Malerei läßt sich bis ins 3. Jahrh. zurückverfolgen und zwar in den Katakombendarstellungen, welche zum Teil symbolisch-konventioneller Art waren, indem die Symbole des Lammes, der Taube, der Weinlese, des Hirten etc. und alttestamentliche Gegenstände dargestellt wurden, sowie in den Heiligenbildern und Mosaiken. Mit der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion wandte man die Malerei auf die Ausschmückung der großen Basiliken an und zwar durch Wandmalereien oder durch Mosaiken an Wänden, Decken und Kuppeln. Wenn nun diese ersten Malereien in Stil und Technik trotz der Verschiedenheit der Motive an die Antike anknüpfen, so macht sich doch bereits ein Unterschied zwischen der abendländischen (römischen) und der morgenländischen (byzantinischen) Malerei geltend. Denkmäler der erstern aus dem 5. Jahrh. finden sich namentlich zu Rom (Santa Maria Maggiore) und Ravenna. Auch die Miniaturmalerei kam bereits in Aufnahme.
Zweite Periode (600-1200).
Die byzantinische Malerei bewahrte den Typus der ältesten christlichen Darstellungen am längsten. Äußerlich unterscheidet sich dieselbe von der römischen dadurch, daß sie meist nur auf Goldgrund malte und durchgängig langgestreckte Figuren zeigte, während die Figuren der italienischen Malerei kurz und untersetzt erscheinen. Unter den Nachfolgern Konstantins d. Gr., besonders unter Justinian II., wurde viel für Beförderung der Malerei gethan, welche freilich bald eine Hinneigung zu äußerlicher Pracht und dadurch zu konventioneller Starrheit zeigte.
Der 726 ausbrechende Bilderstreit bedrohte beinahe die ganze Malerei mit Vernichtung; die Künstler flüchteten nach Italien, bis das Konzil zu Nicäa (787) und die Synode zu Konstantinopel von 842 die Zulässigkeit der malerischen Darstellung heiliger Gegenstände aussprachen. Bis ins 11. Jahrh. bewahrte die byzantinische eine große traditionelle Kunstfertigkeit, verlor sich aber in der Auffassung der Formen zum unnatürlichsten Schematismus. Nach auswärts verpflanzte sich der byzantinische Stil besonders nach Armenien und später nach Rußland, wo noch heute der kirchliche Kultus ganz ähnliche Formen erfordert.
Auch nach Italien drang er vor; besonders finden sich in Sizilien, Unteritalien, Genua und Venedig starke Spuren. Von den übrigen Ländern ist in dieser Periode vorzüglich Irland hervorzuheben, wo sich in den Klöstern die Miniaturmalerei in Manuskripten für den kirchlichen Gebrauch zu einer besondern Kunstgattung entwickelte, die auch in Deutschland (Aachen, wo Karl d. Gr. eine Malerschule gründete), der Schweiz (St. Gallen) und Oberitalien Eingang fand und sich hier, namentlich durch die Einwirkung Alkuins, zu dem sogen. fränkischen Stil ausbildete.
Eine Mischung des fränkischen Stils, antiker Anschauung und byzantinischer Strenge zeigt sich in dem nach 1000 n. Chr. sich entwickelnden romanischen Stil, welcher sich jedoch in der Miniaturmalerei auf Oberitalien beschränkte, während der reine fränkische Stil in England, Frankreich, Deutschland festgehalten wurde und sich nicht nur in den Miniaturen, sondern auch in Mosaiken, Glas- und Emailmalereien, Teppichwirkereien etc. zur Geltung brachte.
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Dritte Periode (1200-1500).
In der dritten Periode zeigt die italienische Malerei anfangs noch einen byzantinischen Charakter. Diejenigen Meister, welche zuerst einen bedeutendern Fortschritt zur Selbständigkeit der italienischen Malerei zeigten, waren Cimabue in Florenz (1240-1302) und der etwas spätere Duccio in Siena, der erstere in einer mehr dem Großartigen und Erhabenen, der andre mehr dem Anmutigen und Lieblichen zugewandten Weise. Noch weiter ging Giotto di Bondone zu Florenz (1276-1337), der eigentliche Gründer der italienischen Malerei, der in Hinsicht der Freiheit und Bewegtheit der Komposition die letzte Schranke des Byzantinismus durchbrach.
Fra Angelico da Fiesole (1387-1455) führte die Malerei durch feines Eingehen in die seelischen Empfindungen weiter. Die sienesische Schule blieb dahinter zurück, und noch mehr war es in andern italienischen Städten der Fall, wo sich bis ins 15. Jahrh. ein starker Einfluß des Byzantinismus erhalten konnte. Was die Malerei in den andern Ländern betrifft, so hatte sich unter den Karolingern fast die ganze Kunstthätigkeit auf die Miniaturmalerei konzentriert, die hauptsächlich in den Klöstern geübt wurde.
Erst unter Heinrich I. und den Ottonen beginnt neben der Miniaturmalerei auch die Wandmalerei a fresco kultiviert zu werden, wofür namentlich die großen Malereien im Bamberger Dom um das Jahr 1000 einen Beleg liefern. Um diese Zeit wird auch die Technik der Malerei durch die Erfindung der Glasmalerei (s. d.) bereichert, welche bald sehr in Aufnahme kam. Hierzu trat die wahrscheinlich in den Anfang des 13. Jahrh. fallende Gründung der Malerzünfte und Bauhütten (s. d.), welche der künstlerischen Disziplin einen segensreichen Vorschub leisteten.
Von den verschiedenen Malerschulen der ersten Zeit sind wenig Spuren zurückgeblieben: in Böhmen die merkwürdigen Wandmalereien auf dem Schloß Karlstein (s. d.) bei Prag, in Niedersachsen die Wandmalereien im Braunschweiger Dom, am Rhein die Wandmalereien in der Kirche zu Schwarzrheinsdorf bei Bonn, in Schwaben einige Überreste im Ulmer Münster u. a. O., am meisten aber in Köln, wo der Bau des Doms eine Menge Künstler vereinigte. Die Kölner Malerschule, deren Hauptrepräsentant Meister Wilhelm (um 1380) ist, zeichnete sich durch Zartheit und Lieblichkeit der Formen, weiche Gewandung, innigen Ausdruck aus, wozu, bereits unter dem Einfluß der van Eyck, sich in dem um 1450 geschaffenen berühmten Dombild des Meisters Stephan Lochener die Vorzüge eines gesättigten Kolorits und größerer Naturwahrheit gesellen. In Nürnberg und Prag blühten tüchtige Malerschulen.
Eine neue Epoche beginnt mit der Vervollkommnung und feinern Ausbildung der Ölmalerei durch die Brüder van Eyck (Hubert, gest. 1426; Jan, gest. 1440), welche die flandrische Malerei (Brügge, Gent etc.) begründen. Umfassendes Naturstudium gibt sich bei ihnen kund, und sie eröffnen nicht bloß dem Historienbild, sondern auch dem Porträt, der Landschaft und dem Genre neue Wege. Feinste Ausführung, eckige Draperien und Bewegungen charakterisieren Jan van Eyck und seine Nachfolger, unter denen Roger van der Weyden (1400-1464), Dirk Bouts und Hans Memling (gest. 1495) hervorragen. Auch die deutsche Malerei kam unter den bestimmenden Einfluß der van Eyck. Martin Schongauer (gest. 1488) und Fr. Herlin bildeten sich unter dem Einfluß Rogers van der Weyden und verpflanzten dessen Stil nach Schwaben. Hier blühten die Schulen von Kolmar, Ulm, Augsburg u. a. O. und gewannen, obwohl sie noch an der alten Eckigkeit und Unbeholfenheit der Erscheinung festhielten, eine große Kraft und Lieblichkeit des Ausdrucks und ein tief gestimmtes Kolorit. Besonders zu nennen sind: Barthol. Zeitblom und Martin Schaffner in Ulm, Hans Holbein der ältere (gest. 1524) in Augsburg.
Derber in der Form, bunter im Kolorit ist die Nürnberger Schule, deren Hauptrepräsentant, Michael Wolgemut (1434-1519), sich ebenfalls von den flandrischen Malern bestimmt zeigt. In der französischen Malerei treten in dieser Zeit (15. Jahrh.) eigentliche Hauptmeister noch nicht hervor; auch besitzt die französische Malerei noch keinen originalen Charakter, lehnt sich vielmehr in ihrer Auffassung an die van Eyck an. Jean Foucquet (geboren um 1420) ist hier zu nennen.
In der Geschichte der italienischen Malerei hat Fiesoles Thätigkeit eine hervorragende Bedeutung. Seine tiefe Empfindung für den idealen Inhalt der christlichen Tradition, die keusche Frömmigkeit und reine Begeisterung, mit der er den Pinsel führte, lösten die konventionelle Starrheit der bisherigen Richtung. Zu der dadurch bewirkten Umwandlung des Stilgefühls trat eine wesentlich läuternde Hinneigung zur Antike und Natur, welche Momente zusammen die Anmut und Empfindungstiefe der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. sich entwickelnden italienischen Malerei bilden und den Grundzug derselben bis ins 16. Jahrh. hinein ausmachen.
Namentlich war es neben Fiesole der Florentiner Masaccio di San Giovanni (1401-28), dessen Darstellungsweise eine Großartigkeit und Naturwahrheit offenbarte, welche lange als Vorbild diente. Ihm strebten nach Gozzoli und Dom. Ghirlandajo (1449-94), von denen der letztere die religiösen Motive in das Gebiet menschlicher Anschauung herabzog und durch eine im Detail nicht selten genrehafte Behandlung die religiöse Malerei volkstümlich zu machen suchte. Mit diesem Streben nach Naturwahrheit und Realwirkung stehen denn auch die wissenschaftlich-technischen Bestrebungen in Verbindung, welche, wie dies von Paolo Uccello geschah, die Gesetze der Perspektive und, wie dies Verrocchio (1435-88) that, die der Anatomie des menschlichen Körpers untersuchten und für die Komposition anwendungsfähig zu machen strebten. An diese schließen sich an: Sandro Botticelli (1446-1510), Filippo Lippi (1406-69) und dessen Sohn Filippino sowie Luca Signorelli (1441-1523), im kompositionellen Stil der Vorläufer Michelangelos.
Noch mehr als in der florentinischen Schule zeigte sich die Hinneigung zur Antike in der Schule von Padua, begründet von Francesco Squarcione (1394-1474). Der Hauptmeister derselben war Andrea Mantegna (1431-1506), welcher sich später in Mantua niederließ, während durch seine Schüler eine neue Schule zu Ferrara gegründet wurde. Zu derselben gehören unter andern Lorenzo Costa, später Dosso Dossi und Garofalo, denen sich die eklektische Schule der Bonone anschloß. In Venedig, wo sich die byzantinische Stiltradition, gemischt mit germanischen Einflüssen, am längsten erhalten hatte, wurde in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. der Geist der paduanischen Schule eingebürgert. Die Malerfamilien der Vivarini und Murano, welche schon vor dem paduanischen Einfluß in Venedig thätig waren, zeigten sich noch streng und herb in der Form. Der eigentliche Gründer der venezianischen Schule ist Giovanni Bellini (1428-1516), der, von Antonello da Messina die Ölmalerei übernehmend, eine heitere Pracht des Kolorits und eine tief beseelte
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Empfindung offenbarte. Von ihm beeinflußt sind Carpaccio und Cima da Conegliano (thätig von 1489-1508). Die Malerei wendete sich allmählich dem wirklichen Leben zu und schöpfte aus ihm die für Entfaltung malerischen Glanzes und plastischer Formenschönheit ausgiebigsten Motive; namentlich kultivierte sie auch das Porträt. Die lombardischen Schulen, besonders die Schule von Mailand, haben einen weniger scharf ausgeprägten Charakter, wogegen die umbrische Schule, deren Hauptsitz zu Perugia sich befand, einen entschiedenen Gegensatz zu den Venezianern bildete.
Sie schilderte die Innigkeit religiöser Empfindung in Schmerz, Sehnsucht, Frömmigkeit und Demut, suchte dabei Reinheit der Form und Lieblichkeit des Ausdrucks, Anmut der Haltung und Einfachheit der Gruppierung zur Anschauung zu bringen. Die Farbe war ernst und maßvoll; die Zeichnung besaß eine gewisse keusche Strenge und Korrektheit, hin und wieder bis zum Starren und Nüchternen übertrieben. Der Hauptmeister war Pietro Perugino (1446-1523), der Lehrer Raffaels. In einer gewissen Verwandtschaft mit der umbrischen Schule stand die Schule von Bologna, welche von Francesco Francia (1450-1518) begründet wurde, der ebenfalls eine große Innigkeit religiöser Empfindung besaß. Zu seinen Schülern gehören Timoteo delle Vite und Innocenzo da Imola, welche sich später Raffael anschlossen.
Vierte Periode (1500-1550).
Während bisher in den verschiedenen Schulen ein fortwährendes Schwanken bald nach der Seite des abstrakten Idealismus, bald nach der einer realistischen Naturnachahmung hin stattfand, konzentrierte sich jetzt nach dem Vorgang einiger epochemachender Meister der künstlerische Gestaltungstrieb auf den ideellen Inhalt der christlichen Tradition, vertiefte sich in die poetische Wahrheit derselben und that allen Schematismus und die letzte Spur konventioneller Typik ab. Diese Vertiefung hatte einen raschen Aufschwung in der Technik zur Folge, welche sich bald zu meisterhafter Vollendung und universeller Fähigkeit ausbildete.
Der Hauptschauplatz dieses großartigen Kunstschaffens war Italien, wo kunstsinnige Päpste und Fürsten die Pflege der Kunst und die Beschäftigung der hervorragenden Künstler als eine Ehrenaufgabe ihres Lebens betrachteten. Zwei Florentiner besonders waren es, welche als die Haupt- und Lehrmeister der ganzen jetzt beginnenden Glanzepoche der italienischen Malerei betrachtet werden können, Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti. Leonardo da Vinci (1452-1519) ist einer der vielseitigsten und gelehrtesten Künstler, der sich namentlich auch um die wissenschaftliche Begründung der Kunsttechnik große Verdienste erworben. In Michelangelo kommt besonders das Element großartiger Formengestaltung und erhabenen Ideenreichtums zur Geltung.
Unter den Schülern Leonardos, deren Werke hauptsächlich in der Brera zu Mailand und in oberitalienischen Kirchen vertreten sind, ragen hervor: Bernardino Luini, Cesare da Sesto, Gaudenzio Ferrari;
von den Schülern und Nachfolgern Michelangelos Daniele da Volterra, Marcello Venusti, Sebastiano del Piombo u. a. Beeinflußt von Leonardo zeigen sich in Florenz Lorenzo di Credi, Fra Bartolommeo (1475-1517) und Andrea del Sarto (1486-1531).
Die spätern Florentiner verfielen der manieristischen Nachahmung Michelangelos. Dazu gehören Vasari (1511-74), Salviati (1510-1563), A. Bronzino u. a. In Rom hatte sich keine selbständige Schule ausgebildet, wenn es auch unter den kunstsinnigen Päpsten Julius II. (1503-13) und Leo X. (1513-22) zu einem fruchtbaren Feld künstlerischer Produktion gemacht wurde. Auf diesem Feld bildete Raffael Santi von Urbino (1483-1520), Schüler Peruginos, den hervorragenden und bestimmenden Mittelpunkt. Er vereinigte in seinen Werken die Vorzüge aller einzelnen Schulen: Strenge und Adel der Zeichnung mit Schönheit der Farbe, Tiefe und Zartheit der Empfindung mit Große und Einfachheit der Anschauung.
Was aber allen diesen großen Eigenschaften erst die wahrhafte künstlerische Weihe verlieh, war die aus ihnen hervorleuchtende ideale Begeisterung. Von seinen Schülern vermochten es nur wenige, einzelne Seiten seiner universellen Meisterschaft sich anzueignen. Sie verfielen bald in eine Nachahmung der bloßen äußern Schönheitsformen, denen die Seele fehlte. Neben Raffael arbeitete auch Michelangelo, welcher, durch Julius II. nach Rom berufen, den Venezianer Sebastiano del Piombo (1485-1547) nach sich zog und zugleich nicht ohne Einfluß auf Raffael blieb.
Jener Manierismus, in den die Schüler Raffaels verfielen, zeigt sich schon in dem talentvollsten derselben, Giulio Romano (1492-1546), welcher bei klassischem Kolorit und großer Formengewandtheit teils in nüchterne Nachahmung, teils in sinnliche Lüsternheit verfiel. Von andern Schülern oder Nachahmern Raffaels im weitern Sinn sind zu nennen: Perino del Vaga, Primaticcio, Andrea Sabattini, Timoteo delle Vite, Bagnacavallo, Giovanni da Udine. Die Schule Leonardos setzte sich inzwischen teils in Mailand, teils in Parma fort und nahm dann als lombardische Schule einen bestimmten Gesamtcharakter gegenüber der venezianischen an. Außer Luini (gestorben nach 1533) sind zu nennen: Boltraffio, il Soddoma und (in Parma) vorzugsweise der Meister des Helldunkels, Antonio Allegri, genannt Correggio (1494-1534), welcher auf den Zauber der Farbe und des Lichts das Hauptgewicht legte.
Unter allen großen Meistern seiner Zeit hat er den bedeutendsten Einfluß geübt, und die Kunst des 17. und 18. Jahrh. ruht wesentlich auf seinen Schultern; namentlich imponierte den Malern der spätern Zeit die Meisterschaft seiner Verkürzungen. Unter seinen Schülern und Nachahmern zeichnen sich aus Parmeggianino, Rondani, Gatti und Barocci, welche jedoch bereits ins Süßliche und Manierierte verfielen. Mehr eklektisch verfuhren später Schidone (gest. 1615) und Procaccini.
Diesen Schulen steht die venezianische Schule gegenüber, welche, begünstigt durch den auf Sinnenreiz und Lebensfreude gerichteten Geschmack des venezianischen Adels, dem Kultus des schönen Fleisches, überhaupt des Stoffes, im üppigsten Farbenglanz huldigte. Einer der ersten und bedeutendsten ist Giorgione (1478-1511); noch höher steht Tiziano Vecellio (1477-1576), in dessen Werken die venezianische Malerei sich zur höchsten Kraft und Schönheit entfaltete.
Aber durch die Entfernung vom idealen Inhalt der Kunst wurde auch der Grund zur spätern Entartung der Malerei gelegt. Neben Tizian und zum Teil als seine Schüler arbeiteten Palma il Vecchio, Lorenzo Lotto, Pordenone (1483-1539), Paris Bordone (1500-1570), besonders aber der glänzende Paolo Veronese (1528-88) und Tintoretto (1519-94), welcher, von Michelangelo beeinflußt, sein bedeutendes Talent durch Effekthascherei und Schnellmalerei schädigte.
In Deutschland nahm die Malerei in dieser Periode eine andre Richtung als in Italien. Vor der Reformation ward die Kunst, namentlich die
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Miniaturmalerei und der Holzschnitt, gewerbsmäßig und zünftig getrieben, und die daraus sich entwickelnde handwerksmäßige Trockenheit und Nüchternheit waren nicht ohne Einfluß auch auf die Malerei geblieben. Zu Beginn des 16. Jahrh. wich der flandrische Einfluß mehr dem der italienischen Renaissance; sie brachte in den Phantasiereichtum der deutschen Schule eine größere Formenschönheit und vielseitigere Anschauung. Auch die große Bewegung der Geister durch die Erfindung des Buchdrucks und beginnende Reformation konnte nur vorteilhaft wirken, und so sehen wir jetzt in Deutschland sich eine hohe Blüte der Malerei entwickeln.
Hervorzuheben sind unter den schwäbischen Malern Hans Burgkmair (1473-1531), der schon genannte Hans Holbein der ältere und besonders dessen großer Sohn Hans Holbein (1497-1543), dessen Madonnen, Bildnisse und Zeichnungen für den Holzschnitt (Totentanz etc.) den Höhepunkt der deutschen Malerei in jener Periode bezeichnen. Der größte Meister der fränkischen Schule ist Wolgemuts Schüler Albrecht Dürer (1471-1528), welcher nicht nur als Maler, sondern auch als Kupferstecher und Zeichner für den Holzschnitt thätig war.
Dürers bedeutendere Schüler und Nachahmer sind Hans v. Kulmbach (gest. 1523), Aldegrever, Schäuffelein (gest. 1540), Barth. Beham (1502-40) und dessen Bruder Hans Sebald Beham (1500-1550), Altdorfer (1480-1538), Georg Pencz (1500-1560) u. a. Einfluß von Dürer erfuhr H. Baldung, gen. Grien (1476-1545). Ein großer Meister ist auch der ziemlich unabhängige Aschaffenburger Matthäus Grünewald. Die obersächsische Schule hat nur einen bedeutenden Namen aufzuweisen, nämlich Lukas Cranach, Vater und Sohn; der erstere 1472-1553, der zweite 1515-86. In den Niederlanden gestaltete sich die Malerei hinsichtlich der Form nach den Traditionen der ältern Schulen, hinsichtlich des Inhalts auf besondere Weise.
Nirgends übte die Reformation einen tiefer gehenden Einfluß auf die Kunstanschauung als hier, namentlich insofern der früher fast allein die Malerei beherrschende Madonnen- und Heiligenkultus aufhörte und an die Stelle der religiösen Motive solche des gewöhnlichen Lebens und der Natur traten. So entwickelten sich allmählich die Porträt-, Genre-, Landschafts- und Stilllebenmalerei und gelangten bald zu hoher Blüte. Die brabantische Schule wurde am Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrh. besonders durch Gerard David und Quintin Massys (1450-1529) vertreten.
Die holländische Schule weist mehr bedeutende Künstler auf, namentlich Lucas van Leiden (1494-1533), der besonders als Kupferstecher hervorragt, Jan Mostaert (1499-1553) u. a. Zu den niederländischen Schulen können auch die niederrheinischen Meister gerechnet werden, weil sich in ihrer Auffassungs- und Behandlungsweise entschieden ein niederländischer Einfluß kundgibt. Namentlich sind zu nennen: der Meister vom Tod Mariä und B. Bruyn in Köln, ferner die Meister der westfälischen Schule, wie Ludger tom Ring in Münster mit seinen Söhnen.
Mehr und mehr gingen die niederländischen Maler nach Italien und gaben durch die Nachahmung der Manieristen daselbst ihren heimischen Stil auf. Zu nennen sind: Jan van Mabuse (1470-1541), B. van Orley (gest. 1541), die früher noch in alter Weise gearbeitet hatten. Ganz dem Manierismus verfallen erscheinen die Meister aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh., wie Malerei van Heemskerk (1498-1574), Frans Floris (1517-70), H. Goltzius (1558-1617), Otto Venius (1558-1629), Malerei de Vos (1531-1603), Malerei van Coxszie (1499-1592), Cornelis Corneli (1562-1638) u. a. Im Porträt jedoch, das mehr auf die Natur hinwies, wurde Vorzügliches geleistet, so von Ant. Moor (gest. 1578). Einen eignen Weg schlug der sich mehr an die Natur haltende Genremaler P. Brueghel (gest. 1569) ein. In Deutschland ging man gleichfalls den Italienern nach; am erträglichsten sind noch die Meister, welche, wie J. ^[Johannes] Rottenhammer (1564-1623) und Chr.
Schwarz (1550-97), die Venezianer nachahmten. Ein Feinmaler ist A. Elsheimer (1578-1620). In Spanien beginnt die Malerei im 15. Jahrh., zuerst besonders durch niederländischen Einfluß, einen Anlauf zu nehmen. Im 16. Jahrh. aber gewann die italienische und besonders die der venezianischen Schule, deren sinnliche Kraft dem Geschmack der Spanier entsprach, einen großen Einfluß. Tiefe und Kraft der Farbe bei schon früh vorwaltender Neigung zu starken Kontrasten in Hell und Dunkel charakterisieren die spanische Malerei um die Mitte des 16. Jahrh. Zu nennen sind: Luis de Morales, dessen Formen noch hart sind, während seine Farbe mild und klar ist;
Luis de Vargas (1502-68), welcher sich der römischen Schule zuneigte;
ferner Alonso Coello (1515-90) und Fernandez Navarrete (1526-79).
Von der französischen Malerei dieser Periode läßt sich nichts bestimmt Charakterisierendes sagen, da sie verschiedene Schulen nachahmte. Die von Leonardo da Vinci am Hofe Franz' I. begründete Schule von Fontainebleau wurde namentlich durch Rosso de' Rossi (1496-1541) und Primaticcio (1504-70) sowie durch deren Schüler weiter gefördert, ihr eigentlicher Aufschwung fand aber erst unter Heinrich II. statt; zu ihr gehört auch der Franzose Jean Cousin (1501-89), während die Familie Clouet teils von den Niederländern, teils von Holbein beeinflußt war.
Fünfte Periode (1550-1670).
Die fünfte Periode der ist eine Zeit einerseits des allmählichen Verfalls oder doch des Stillstandes und anderseits einer Nachblüte oder nordischen Renaissance der Kunst, welche durch die italienischen Akademiker (Carracci) und die niederländischen Koloristen (Rubens, Rembrandt etc.) bewirkt wurde. In Italien zeigte sich der allmähliche Verfall nicht in einer Abnahme an technischer Meisterschaft. Im Gegenteil erhielt diese, namentlich rücksichtlich der Zeichnung, durch die Vermehrung der Bekanntschaft mit der Antike sowie durch den Austausch der Kunstmittel der einzelnen Schulen noch eine größere Bedeutung; aber der innere Begeisterungstrieb der alten Meister war erkaltet und hatte einer doktrinären Behandlung der Kunst Platz gemacht.
Man nennt diese Richtung die akademische. Gegenüber dem bereits stark hervortretenden Manierismus der Italiener um die Mitte des 16. Jahrh. suchten die Carracci: Lodovico (1555-1619) mit seinen beiden Neffen Agostino (1557-1602) und Annibale (1560-1609), in Bologna auf Grund des Studiums der Antike die Stilreinheit der alten Meister wiederherzustellen. Die charakteristischen Unterschiede der einzelnen Schulen hörten mehr und mehr auf, indem man danach strebte, die großen Eigenschaften derselben zu vereinigen. Dies Streben führte zum Eklektizismus, der die Konsequenz des Systems der Carracci war. Als Gegensatz dazu bildete sich nun eine andre Richtung, welche sich lediglich die Natur zum Vorbild nahm und deshalb Naturalismus genannt wird. Zu den bedeutendsten Eklektikern gehören: Guido Reni (1575-1642) und dessen zahlreiche Schüler, Francesco Albani (1578-1660), welcher ebenfalls eine
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Menge Schüler hatte, Domenichino (1581-1641), Guercino da Cento (1590-1666), Lanfranco (1581-1647), Sassoferrato. Annibale Carracci pflegte auch die Landschaftsmalerei in großem Stil, und Gaspard Dughet, genannt Poussin (1613-1675), ist wesentlich durch ihn bestimmt; noch berühmter ist Claude Lorrain (1600-1682), dessen Landschaften sich durch ideale Stimmung auszeichnen. Beide sind die Begründer der sogen. historischen Landschaft. Eine besondere, süßliche Richtung verfolgte Carlo Dolci (1616-86) mit seiner Tochter Agnese.
Der Naturalismus entsprang zunächst aus einer Reaktion gegen die aus dem Eklektizismus erwachsene Charakterlosigkeit und Verflachung und kehrte sich sowohl gegen die nur auf das Technische in den verschiedenen Teilen gerichtete Auswählerei als gegen die Schwächlichkeit in der Darstellung der Natur. So wurde er durch diese Opposition zum Gewaltsamen in der Auffassung und, was die Gegenstände und die Auffassung betrifft, zur rohen Naturnachahmung getrieben.
Michelangelo Caravaggio (Amerighi, 1569-1609) steht an der Spitze der Naturalisten, welche in ihrer Einseitigkeit ebenso weit gingen wie die römischen Manieristen, die das Ideale in schwächlicher Nachbildung der alten Formen suchten. Unter den Anhängern und Nachfolgern Caravaggios sind zu nennen: Simon Vouet aus Paris (1590-1649), Carlo Sarazeno (1585-1625), vorzüglich aber Giuseppe Ribera, genannt Spagnoletto, aus Valencia (1588-1656), welcher der Führer der neapolitanischen Naturalisten wurde.
Bedeutende Naturalisten sind ferner der Schlachtenmaler Jacques Courtois, genannt Bourguignon (1621-76), und Salvator Rosa (1615-73), dessen Landschaften, voll poetischer Wildheit und Größe, bedeutender als seine Historiengemälde sind. Auch in Bologna wurde der Naturalismus durch den schon genannten Guercino da Cento einheimisch. Unter den anderweitigen Richtungen der italienischen ist auch die Genremalerei zu erwähnen, welche in den römischen Bambocciaden, begründet durch Peter Laar, genannt il Bamboccio, in Rom zur Geltung gelangte; ferner nahm die dekorative Ausmalung großer Räume überhand, worin namentlich Lanfranco, Pietro da Cortona u. a. sich hervorthaten; der genialste dieser Schnellmaler ist Luca Giordano, gen. Fa Presto (1632-1705). Die venezianische Schule war bereits ebenfalls auf einen niedrigen Standpunkt herabgekommen. In Frankreich war die Schule von Fontainebleau verschwunden, geschulte Korrektheit und etwas nüchterne Stilstrenge bildeten sich allmählich heraus.
Hervorragend hierunter ist Nicolas Poussin (1594-1665). Einen bedeutenden Anstoß erhielt die französische Malerei durch die Gemälde, welche Rubens (1620) für den Luxembourgpalast ausführte. Ludwig XIV., welcher die Kunst als ein notwendiges Attribut seines Herrscherglanzes betrachtete und auch eine Akademie begründete, ließ großartige Werke ausführen. Unter ihm arbeiteten Charles Lebrun (1619-90), das Haupt der sogen. Versailler Schule, sodann Nicolas Mignard (1608-68) mit seinem Bruder Pierre, genannt le Romain (1612-95), denen sich noch eine Reihe mehr oder weniger bedeutender Maler anschloß, welche alle eine gewisse heroische Manier zur Schau trugen. In Spanien dagegen feierte während dieser Periode die Malerei ihre großartigsten Triumphe.
Man unterscheidet drei Schulen, die von Madrid, von Sevilla und von Valencia, denen ein eigentümlich tiefes und kraftvolles Kolorit, Kühnheit der Komposition und edle naturalistische Auffassung gemeinsam sind. Bei äußerer scheinbarer Düsterheit besitzen die spanischen Meister doch einen großen Schmelz der Farbe und wirkungsvolle Effekte im Helldunkel. Zur Schule von Sevilla gehören Juan de las Roelas (1558-1625), Herrera der ältere (1576-1656) und der jüngere (1622-85), Francisco Zurbaran (1598-1662), besonders aber Diego Velazquez (1599-1660), später als Hofmaler auch von wesentlichem Einfluß auf die Schule von Madrid, Alonso Cano (1601-67), endlich der Großmeister der spanischen Malerei, Bartolomé Esteban Murillo (1617-82). Die Schule von Madrid hat weniger hervorragende Meister aufzuweisen. Zu nennen sind: Navarrete, Tristan, Antonio Pereda (1599-1669), Miranda, Coello u. a. In der Schule von Valencia zeichnet sich besonders aus Francisco Ribalta (1551-1628), dessen Schüler Ribera in Neapel war.
Nach der Berufung des Luca Giordano (s. oben) ging die spanische Schule gegen Ende des 17. Jahrh. ebenfalls rasch ihrem Verfall entgegen. In den Niederlanden tritt der Gegensatz zwischen der holländischen und brabantischen Schule jetzt schärfer hervor, indem die Meister der erstern sich hauptsächlich auf das Genre, das Porträt und die Landschaft beschränken, wogegen die zweite durch Rubens eine zeitweilige Erneuerung des großen historisch-kirchlichen Stils herbeiführte.
Die brabantische (oder vlämische) Schule, durch Peter Paul Rubens (1577-1640), nicht nur einen der fruchtbarsten Maler, sondern auch der gewaltigsten Kompositeure aller Zeiten, begründet, zählt eine große Reihe ausgezeichneter Maler, worunter besonders der geistvolle Schüler Rubens', Ant. van Dyck (1599-1641), durch Feinheit, Tiefe und Noblesse des Kolorits hervorleuchtet. In der derbern, farbeglühendern Manier des Rubens versuchten sich J. ^[Jakob] Jordaens (1593-1678), van Diepenbeeck u. a., während G. Zeghers (1591-1651), de Crayer (1584-1669) u. a. sich mehr den Italienern anschließen.
Auch auf die andern Fächer der Malerei übte Rubens Einfluß: Adriaen Brouwer (1605-38), welcher derbe, dramatisch belebte Szenen aus dem Bauern- und Soldatenleben zu malen pflegte, bildete sich nach seinem Kolorit. Das niedere Genre pflegte weiter David Teniers (1610-90) in zahlreichen liebenswürdigen Bildern, ferner Tilborch, Ryckaert, Craesbeeck u. a. Als Feinmaler in der Landschaft und Meister des Stilllebens ist Jan Brueghel (1568-1625) bemerkenswert; die breite Rubenssche Manier verraten dagegen Wildens, J. ^[Jacques] d'Arthois.
Die Tiermalerei wurde namentlich von dem dramatisch veranlagten Frans Snyders (1579-1657) und Jan Fyt (1611-61) unter Rubens' Einfluß gepflegt. Dieselben malten auch Früchte. Ein bedeutender Blumenmaler ist D. Zeghers (1590-1661). Gegen das Ende des 17. Jahrh. hatte die durch Rubens erweckte Blüte der Kunst wieder ihr Ende erreicht. Lebenskräftiger und vielseitiger war die holländische Schule und zwar nicht nur in der Landschafts- und Stilllebenmalerei, sondern auch in der Darstellung.
Viel verdankt sie Abraham Bloemaert (1564 bis um 1658); epochemachend aber wurde Frans Hals (1584-1666), der, vorzugsweise als Porträtmaler thätig, eine blühende Schule begründete (Dirk Hals, Codde, Palamedes, Duck u. a.). Zu nennen im Bildnis sind noch: Malerei Mierevelt, Moreelse, Ravestyn, J. ^[Cornelis Jonson] van Ceulen, B. van der Helst (1613-70). Der Hauptmeister ist Rembrandt van Ryn (1607-69), welcher durch das Element des Helldunkels die gesamte nordische
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Malerei seiner Zeit beeinflußte und bis auf den heutigen Tag in der Malerei bestimmend nachwirkt. Zu seinen Schülern sind zu rechnen: Gerbrandt van den Eeckhout (1621-74), Flink, Ferd. Bol (1616-80), Koninck, Lievens, B. Fabritius, Maes u. a. Nach einer andern Richtung hin, besonders im kleinern Genre, zeichneten sich aus Gerhard Dou (1613-75) u. Terborch (1617-81), denen sich anschließen Metsu (1630-67), Kaspar Netscher (1639-84), Schalcken (1643-1706), Pieter de Hooch, J. ^[Jan] van der Meer, Fr. van Mieris u. a. Mit satirisch-humoristischer Tendenz, aber zum Teil in vulgärer Form kultivierte das niedere Genre Jan Steen (1626-79). Bedeutend sind die Brüder Isaak und Adrian van Ostade (1610-85). Schlachten- und Jägerszenen malten Palamedes (1607-38), Huchtenburg, Ph. Wouwerman, während Honthorst (1590-1656) in der Manier des Caravaggio arbeitete. Die holländische Landschaftsmalerei wurde besonders angebahnt durch J. ^[Jan] van Goyen (1596-1656), der auf die einfache Natur hinwies; Sal. van Ruisdael war sein Schüler, während Jacob van Ruisdael (gest. 1682) zugleich auf poetische Stimmung, die meist ins Melancholische fällt, Gewicht legte. In Wiedergabe des Sonnenglanzes exzelliert M. ^[Meindert] Hobbema (1638-1709). Neben ihnen arbeiteten in derselben oder doch in ähnlicher Richtung J. ^[Jan] Wynants (1610-80), Artus van der Neer (1619 bis nach 1692), der sich besonders in der Mondscheinlandschaft auszeichnete, Ant. Waterloo (gest. 1679), der mehr radierte als malte, besonders aber Aldert ^[richtig: Allart] van Everdingen (1621-75). Die zweite, durch das Studium der italienischen Landschaft bedingte Richtung, die sich an Claude Lorrain und Poussin anschließt, wird vertreten durch H. Sachtleven (1610-85), Jan Both, H. Swanevelt (ca. 1605-56), N. Berchem (1620-83), Pynacker, Peter Molyn, Jan Hackaert, Joh. Glauber (1646-1726) u. a. Eine wichtige Stelle in der holländischen Landschaftsmalerei nimmt die Marinemalerei ein. Hier sind zu nennen: Simon de Vlieger (gest. 1660) mit seinem Schüler Willem van de Velde (1633-1707), der namentlich die ruhige See meisterhaft behandelte, ferner J. ^[Jacob] van Ruisdael, L. Bakhuisen (1631-1708), welcher besonders Seestürme malte.
In der Architekturmalerei sind hervorragend: Steenwijk (1550-1603), Peter Neefs (1577 bis nach 1655), Jan van der Heyden (1637-1712);
Em. de Witte, Vliet. Die Tiermalerei, meist mit Landschaft verbunden, gelangte zu hoher Blüte durch A. Cuyp (1605-91), N. Berchem, K. Dujardin (gest. 1678), A. van de Velde (1635-72), Paul Potter (1625-54), den berühmtesten dieser Maler, J. H. ^[Johann Heinrich] Roos (1631-85) mit seinen Söhnen Phil. Peter, genannt Rosa di Tivoli (1651-1705), und J. ^[Johann] Melchior Roos (1659-1731).
Totes Wild und zahmes Geflügel in stilllebenartiger Manier malten Malerei de Hondecoeter (1636-95) und J. ^[Jan] Weenix (1640-1719), Stillleben und Blumenstücke J. D. ^[Jan Davidsz.] de Heem, W. van Aelst, Heda, J. ^[Jan] van Huysum (1682-1749), Rachel Ruysch (1664-1754), A. Mignon, W. Kalf. Die deutsche Schule dieser Zeit ahmt die Niederländer oder Italiener nach. Zu nennen sind Karl Loth und J. ^[Joachim oder Jacob] v. Sandrart, während Roos, Mignon, Netscher zu den Holländern gezählt werden müssen.
Sechste Periode (1670-1780).
Schon gegen Ende des 17. Jahrh. ist eine Abnahme an Kraft und Originalität überall zu spüren. Die große Malerei verschwand bald ganz, und an ihre Stelle trat ein kleinliches Spiel mit Arabesken und die weichliche Pastellmalerei. In den Vordergrund trat die Vorliebe für das Schäferspiel und galante Gesellschaftsszenen sowie für gefällige Dekoration von Schlössern und Privathäusern. Das bedeutendste dekorative Talent dieser Periode war in Frankreich Boucher (1703-70). An Genialität überlegen war ihm jedoch der geistreiche A. Watteau (1684-1721), der französische Hauptmeister dieser Epoche.
Neben ihm sind A. Coypel (1661-1722), Vanloo (1684-1745), Lancret (1690-1743), J. B. ^[Jean Baptiste] Chardin (1698-1779), J. B. ^[Jean Baptiste] Greuze (1725-1805), der Landschafter J. ^[Joseph] Vernet (1712-89) zu nennen. Deutschland hat auch in dieser Periode keine selbständige Kunst. Hervorzuheben ist Balthasar Denner (1685-1747), der seinen Ruhm als Porträtist in peinlichster Kleinmalerei suchte. Chr. W. E. Dietrich (1712-74) ahmte besonders Rembrandt nach. Am besten sind seine Landschaften und Radierungen. Ferner ist zu nennen der Porträtmaler J. ^[Johann/Jan] Kupetzki (1667-1740).
Von den italienischen Malern dieser Periode sind die Venezianer Giov. Batt. Tiepolo (1696-1770), die Architektur- und Landschaftsmaler Antonio Canaletto in Venedig (1697-1768) und sein Schüler Bellotto, genannt Canaletto (gest. 1780), Gius. Nogari (1699-1763) die hervorragendsten. England war lange arm an künstlerischen Talenten gewesen, zumeist waren es Fremde (Holbein, van Dyck, Lely etc.), welche das künstlerische Bedürfnis befriedigten, das sich vorzugsweise auf das Porträt erstreckte.
Die eingebornen englischen Maler des 17. Jahrh. (Dobson, Jameson, Gibson etc.) waren fast nur Porträtmaler. Der tüchtige Kneller (1646-1723) war ein Deutscher. Im Beginn des 18. Jahrh. treten auf: J. ^[John] Richardson, Thornhill, J. ^[Joseph] Highmore. Der erste originelle Künstler Englands ist in dieser Zeit Hogarth (1697-1764), dessen Humor freilich in seinen satirischen Karikaturen so viel moralische Tendenz zur Schau trägt, daß das künstlerische Element darin fast erstickt wird.
Siebente Periode 1780-1840).
Der Beginn der siebenten Periode fällt mit dem Auftreten der neuen Ideen zusammen, welche in Frankreich die Revolution hervorriefen. Die klassizistische Strömung, welche bereits seit Mitte des 18. Jahrh. fühlbar wurde, hätte den Umschwung allein nicht bewirkt. Es sind daher auch von den Meistern der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts diejenigen, welche sich nicht ganz und gar in der Rokokokunst bewegten, nicht als die Begründer, sondern nur als die Vorläufer der neuen Epoche zu betrachten. So stand vor allen Raphael Anton Mengs (1728-1779) trotz des besten Willens, auf Vorbilder wie Raffael, Correggio und die Antike zurückzugehen, noch zu sehr unter dem Einfluß seiner Zeit und der manieristischen Tradition, um der Kunst einen neuen Weg zu zeigen.
Ebensowenig gelang es Angelika Kauffmann (1741-1807) und J. H. W. ^[Johann Heinrich Wilhelm] Tischbein (1751-1829), sich über Eklektizismus oder leeren Klassizismus aufzuschwingen, während an den von F. K. Füger, J. V. ^[Julius Victor] Berger, P. F. v. Hetsch, J. P. ^[Johann Peter] v. Langer und F. G. Weitsch geleiteten Kunstschulen zu Wien, Prag, Stuttgart, Düsseldorf, München und Berlin nicht einmal der Versuch hierzu gemacht wurde. Selbst Winckelmann und Goethe waren in den Kunstanschauungen dieser Maler so befangen, daß sie von ihnen das Heil für eine neue Ära erwarteten. Eine erfreulichere Thätigkeit entfalteten Ferd. Kobell (1740-99) als Landschafter, Elias Ridinger (1695-1767) als Tiermaler und Dan. Chodowiecki (1726-1801) als Illustrator, welcher als der Vorläufer des modernen Realismus anzusehen ist. Ein neuer Aufschwung der Malerei, im engen Anschluß an die
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Antike, beginnt mit Carstens (1754-98) in Deutschland und mit David (1748-1825) in Frankreich. Der erstere war der unbeugsame Vertreter einer neuen Richtung, welche an der Großartigkeit der Antike und des Cinquecento sich gebildet hat; doch ist er nicht zu ausgereiften Schöpfungen gekommen. Davids Klassizismus hatte auch einen politischen Beigeschmack, und da er der in der Revolutionszeit herrschenden Tendenz zur Antike und vorab zur Geschichte der römischen Republik in Gegenständen und Form entsprach, so galt er als der erste Künstler der Revolution und folgerichtig auch des französischen Cäsarismus.
Seiner Kunst fehlte jedoch die innere Wahrheit. Der idealern Haltung ihres Vorbildes Carstens entsprechend, hatten die folgenden deutschen Klassizisten sich in Gebieten bewegt, welche mit der nationalen Bewegung in keinem Zusammenhang standen, und blieben daher auch unpopulär. So Eberhard Wächter (1762-1852) und Gottlieb Schick (1779-1812), ferner Jos. Ant. Koch (1768-1839), welcher zugleich der Landschaft durch Anlehnung an Poussin und Cl. Lorrain einen neuen Aufschwung gab.
Unabhängig von diesen Bestrebungen fußten die Münchener Landschafter W. v. Kobell, J. G. ^[Johann Georg] v. Dillis, J. J. ^[Johann Jacob] Dorner und Malerei J. ^[Max Joseph] Wagenbauer auf dem Studium der Holländer. Im entschiedenen Gegensatz gegen die Nachfolger Carstens' schlossen sich die Schüler Davids mehr der Realität an und erzielten neben Darstellungen aus der alten Geschichte und der Mythologie durch Verherrlichung der Thaten der französischen Nation und Napoleons große Erfolge. So besonders Girodet (1767-1824), Gérard (1770-1837) und Gros (1771-1835).
Nach Ablauf der ersten Jahrzehnte unsers Jahrhunderts fand die klassische Auffassung und Behandlung einen mächtigen Gegner in dem neuen Ideal der Romantik, die anfangs in der Litteratur, dann im Sammeln und im Studium von Kunstwerken des Mittelalters und zuletzt in deren künstlerischer Wiederbelebung ihren Ausdruck erhielt. In der Malerei ging Friedrich Overbeck (1789-1869) voran. An die Stelle des Altertums oder der Renaissance sollte das Mittelalter als Vorbild gesetzt und damit eine seelische Vertiefung der Kunst herbeigeführt werden.
Von einer nationalen Auffassung war zunächst keine Rede; dagegen wurde die religiöse, römisch-katholische so sehr betont, daß eine Anzahl der Maler dieser Richtung, Overbeck voran, zum Katholizismus übertraten. Zu größerer Bedeutung gelangten außer ihm nur Wilh. Schadow, Ph. Veit, Jul. Schnorr v. Carolsfeld und H. Heß. Der bahnbrechende Meister war Peter Cornelius (1783-1867). Ein gemeinsames Denkmal hat sich diese Schule in den Fresken der Casa Bartholdy (jetzt in Berlin) und der Villa Massimi in Rom gesetzt.
Doch wurde München der Hauptschauplatz der Thätigkeit für die neuere deutsche Kunst unter Cornelius' Führung. Overbeck blieb in Rom, wo sich J. ^[Joseph] v. Führich an ihn anschloß, welcher in Wien Overbecks Richtung neu belebte. Auch die Landschaft blieb vorerst in schwankender Mitte zwischen Naturstudium und romantischer Idealität, wobei W. Ahlborn und E. Agricola mehr dem erstern, C. Fohr, F. Horny und F. v. Rhoden mehr der letztern sich zuwandten, während K. D. Friedrich (1774-1840) zuerst die eigentliche Stimmungslandschaft (paysage intime) in Dresden kultivierte, gefolgt von K. G. Carus, E. E. Öhme, Ludwig Richter und J. Chr. ^[Johan Christian] Dahl.
In Frankreich wirkte der auch dort mit der Restauration auftauchende Geist der Romantik im Gegensatz zu den deutschen Romantikern in Rom mehr gegenständlich als formal. Darstellungen aus dem Mittelalter oder religiöse und Kirchenbilder wurden wieder populär. Ingres (1781-1867), der Schüler Davids, schloß sich besonders an Raffael und seine Vorgänger, sein Schüler H. Flandrin (1809-64) mehr an die strengern italienischen Meister des 15. Jahrh. an. Den Franzosen erschien indes der romantische Weg weit zusagender, den Th. Géricault (1791 bis 1824) betreten und E. Delacroix (1799-1863) wie Ary Scheffer (1795-1858) hauptsächlich ausgebildet hatten, und der das realistische und koloristische Element in den Dienst der Romantik brachte. Diese setzten an die Stelle der sanften Stimmung der deutschen Romantiker eine leidenschaftliche Erregtheit und statt der Formbestimmtheit der Deutschen eine oft bis zur Formlosigkeit gesteigerte Massen- und Tonwirkung. Dasselbe wurde auch das Ziel der Landschaft, welche durch Bonington, Huet, Cabat, Français, J. ^[Jules] Dupré, Th. Rousseau und andre Meister weiter ausgebildet und schließlich zum modernen Realismus geführt wurde.
Zu einer selbständigen und in Deutschland selbst sich bethätigenden deutschen Kunst war es erst mit der Berufung Cornelius' nach München und Düsseldorf gekommen (1819). Von nah' und fern strömten jetzt Schüler nach Düsseldorf, Gehilfen nach München. W. Kaulbach, K. Stürmer, H. Stilke, K. Schorn, A. Eberle, J. ^[Jakob] Götzenberger, K. Hermann, W. Röckel, H. Anschütz, Chr. Ruhen, E. Förster, Ph. Foltz u. a. versammelten sich schon in den ersten Jahren um den Meister, der ihnen auch am Rhein wie in München monumentale Beschäftigung verschaffte.
Andre vorgerücktere Künstler berief Cornelius selbst, wie J. ^[Joseph] Schlotthauer, Kl. Zimmermann, H. Heß und Jul. Schnorr. In Berlin, wohin Cornelius 1841 übersiedelte, kam er über Entwürfe und Kartons für das projektierte Campo santo nicht hinaus. Auch Jul. Schnorr folgte 1848 einer Berufung nach Dresden. Gleichzeitig verließ ein Teil seiner Schüler München. Dagegen blieb Heinrich Heß, welcher als der Vertreter der nazarenischen Richtung bei den Kirchenbauten des Königs Ludwig anhaltende Beschäftigung fand, und wirkte mit großem Erfolg unter zahlreichen Schülern, worunter J. ^[Johann] Schraudolph hervorragt, bis an seinen Tod in München. An die Spitze der Münchener Malerschule schwang sich W. v. Kaulbach (1800-74) durch seine Hunnenschlacht und die Wandgemälde im Neuen Museum zu Berlin. Selbständige Erscheinungen neben Kaulbach waren in München noch Bonaventura Genelli, der Nachfolger von Carstens (1798-1868), und der Romantiker Moritz v. Schwind (1804-71). Neben letzterm ist noch der Romantiker Eugen Neureuther zu nennen.
An der Spitze der Düsseldorfer Schule steht W. Schadow, bedeutender durch sein Lehrtalent als durch seine Produktivität. Neben ihm wirkten als Lehrer besonders Karl Sohn (1805-67) und Th. Hildebrandt (1804-74), die Hauptvertreter der Düsseldorfer Romantik im Geschichtsbild. Von geringerer Bedeutung sind J. ^[Julius] Hübner (1806-82) und Chr. Köhler (1809-61), Ed. Bendemann (geb. 1811), welcher, 1838 nach Dresden berufen, im dortigen Schlosse seine bedeutendsten Werke schuf und später Direktor der Düsseldorfer Akademie wurde, E. Steinbrück, H. K. A. Mücke, H. Stilke und H. Plüddemann. Von größerm Einfluß als die Genannten wurde K. F. Lessing (1808-80), der in erstaunlicher Universalität dem Geschichtsbild wie der historischen Landschaft neue Bahnen eröffnete. Alfred
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Rethel (1816-59), der Schöpfer der Fresken im Aachener Rathaus, bildete sich mehr nach Veit. Die von W. Schadow bevorzugte religiöse Kunst fand in Düsseldorf in Ernst Deger (1809-85) den hervorragendsten Vertreter. Mit ihm sind seine Gehilfen bei Ausmalung der Kirche auf dem Apollinarisberg und der Kapelle von Stolzenfels, die Gebrüder Karl und Andreas Müller und J. ^[richtig: F. für Franz] Ittenbach, zu nennen. Sonst übte in der religiösen Kunst am Rhein Ph. Veit, lange Zeit hindurch Vorstand der Kunstschule des Städelschen Instituts zu Frankfurt, den meisten Einfluß, welcher sich besonders in Ed. Steinle (1810 bis 1886) darstellt.
In Berlin behauptete lange Zeit der vorzugsweise nach Raffael gebildete Eklektiker Karl Wach (1787-1845) eine dominierende Stellung als Lehrer. Von größerer Bedeutung war K. Begas (1794-1854), der jedoch schließlich in das Fahrwasser der Düsseldorfer Romantik geriet. Neben ihm sind noch A. v. Klöber, W. Herbig, Ed. Magnus, Ed. Däge, A. Henning und A. Hopfgarten zu nennen. Die Thätigkeit von Cornelius und Kaulbach konnte in Berlin keinen Einfluß üben, da seit der Rundreise der Gemälde von Bièfve und Gallait die koloristische und realistische Richtung die ideale, gleichviel ob klassizistisch oder romantisch, verdrängte.
In den deutsch-österreichischen Landen wirkte Chr. Ruben als Direktor der Akademien in Prag und Wien. Jos. Führich (1800-1876) wurde einer der bedeutendsten Vertreter der religiösen Malerei unsers Jahrhunderts. In seinem Geist wirkten auch Leop. Kupelwieser und Leop. Schulz. Sonst hat Wien noch E. Engert, K. Blaas und K. Rahl (1812-65), welcher besonders in seinen Schülern und Gehilfen Ed. Bitterlich, Chr. Griepenkerl, A. Eisenmenger, K. Laufberger, Mor. Than und K. Lotz tüchtige Fortsetzer seiner energischen, nach großen Wirkungen strebenden Richtung fand, unter den Historienmalern zu nennen.
Dresden verband die Richtungen Münchens und Düsseldorfs, indem einerseits J. ^[Julius] Schnorr, anderseits Bendemann und Hübner ihre Wirksamkeit dahin verlegten. In der That fand die Schule in K. Peschel, Herm. Wislicenus (geb. 1825), der später nach Düsseldorf übersiedelte, Joh. Zumpe (1819-64) und namentlich Theod. Große (geb. 1829) tüchtige Vertreter. Leipzig bot damals einen minder günstigen Boden, wenn auch Schnorrs Schüler Gust. Jäger dort als Lehrer wirkte. In Stuttgart waren besonders Ant. Gegenbaur (1800-1876) und Bernh. Neher (1806-86) thätig, der erstere noch aus Langers Schule in München, der letztere ein Schüler von Cornelius.
Bildnis und Genre blühten in dieser Zeit besonders in Düsseldorf. Im erstern haben sich die bereits genannten Th. Hildebrandt und K. Sohn vorwiegend bethätigt. Mit ihnen rivalisierten, zum Teil mit größerer Hinneigung zum Realismus, der Fürstenmaler Jos. Stieler in München, die Berliner Wach, Begas und F. Krüger und die Wiener Malerei Daffinger, J. ^[Josef] Kriehuber und Friedr. Amerling. Im Genre, im humoristischen und ernsten Sittenbild sowie in der Darstellung des ländlichen Lebens, standen die Düsseldorfer obenan.
Die Donquichottiaden Ad. Schrödters, die Jobsiaden P. Hasenclevers, die sozialen Tendenzbilder K. Hübners, die Schiffer- und Fischerszenen R. Jordans und H. Ritters wie die norwegischen Darstellungen A. Tidemands, die Bauernbilder Jak. Beckers, die Kinderbilder E. Geselschaps und die Familienbilder J. G. ^[Johann Georg] Meyers aus Bremen sind in erster Reihe zu nennen. Münchens Genremalerei bewegte sich mit Vorliebe in kriegerischen und militärischen Szenen mit Bevorzugung der Pferdemalerei (Alb. Adam, Pet. Heß, D. Monten, J. ^[Joseph] v. Petzl, K. W. v. Heideck).
Sonst brachte die Nähe Italiens eine stärkere Vertretung italienischer Szenen mit sich, worin H. Bürkel und Th. Weller sich auszeichneten. Endlich bot das benachbarte Hochland malerische Motive in Fülle (F. Moritz Müller, K. Kaltenmoser, J. A. ^[Johann Adam] Klein, K. Spitzweg, der größte Humorist der ältern Münchener Schule, H. Rhomberg, G. F. Bischoff, K. v. Enhuber). Das elegante Genre ward von J. ^[Johann] Geyer und Gisb. Flüggen vertreten. Zwischen Genre und Landschaft stellte sich das Tierbild, worin Seb. Habenschaden, Rob. Eberle, Friedr. Volz hervorragten. In Berlin war F. E. Meyerheim das Haupt der Genremalerei. In Dresden stand A. Ludw. Richter obenan, in Wien F. G. Waldmüller, Friedr. Gauermann und später Friedr. Friedländer.
Die Landschaft war in München durch Karl Rottmann (1798-1850) am glänzendsten vertreten. Seine italienischen Fresken in den Arkaden des Hofgartens wie seine enkaustischen Gemälde aus Griechenland in der Neuen Pinakothek zeigen seine eminente Begabung für die monumentale Landschaft. Nächst ihm sind auf demselben Gebiet der historischen und stilisierten Landschaften A. W. F. Schirmer (Berlin), K. Marko und Jos. Hoffmann (Wien), J. W. ^[Johann Wilhelm] Schirmer (Düsseldorf und Karlsruhe) und Friedr. Preller (Weimar, der Meister der Odysseelandschaften) hervorzuheben. Die Hochgebirgsmalerei wurde um diese Zeit besonders durch E. Kaiser, H. Heinlein, Chr. F. Morgenstern, Malerei Haushofer und J. G. ^[Johann Gottfried] Steffan in München kultiviert. Das skandinavische Hochland und Küstengebirge suchte zuerst A. Achenbach (geb. 1815) auf, der schnell zahlreiche Nachfolger (Gude, Leu u. a.) fand.
Achte Periode (1840 bis auf die Gegenwart).
In Frankreich war das koloristische Element durch Delacroix, Decamps (1803-60), Isabey, Diaz u. a. zu jener höchsten Bedeutung gelangt, wonach der Zauber der Farbe und die malerische Erscheinung Endziel der Kunst wurden. Horace Verne (1789-1863) legte durch seine militärischen Geschichts- und Genrebilder wieder das Hauptgewicht auf den Inhalt. Zwischen der Bedeutsamkeit des Inhalts und der koloristischen Richtung vermittelte Paul Delaroche (1797-1856), welchem es gelang, die koloristischen Vorzüge mit den stofflichen harmonisch zu verschmelzen.
Ihm verwandt ist Léop. Robert mit seinen italienischen Szenen, dessen rein idealer Auffassung seine Nachfolger V. Schnetz, E. Hébert u. a. eine erhöhte koloristische Stimmung verliehen. Die kühle akademische Richtung von Delaroche führten Cogniet, Couture, P. Baudry, A. Cabanel, J. P. ^[Jean-Paul] Laurent ^[richtig: Laurens] u. a. weiter. Neben der idealistischen Malerei entwickelte sich seit etwa 1848 eine realistische, deren Haupt Courbet (1819-77) war, und aus welcher sich schließlich die Impressionisten (s. d.) abzweigten.
Selbständig nebenher ging die Salon- und Kabinettskunst, welche dem weiten Gebiet des Genres die verschiedensten Richtungen entlockten. J. L. ^[Jean-Léon] Gérôme, Boulanger und L. Hamon malten klassische und orientalische, Robert-Fleury und seine Schüler mittelalterliche und Renaissanceszenen, Meissonier und seine Nachahmer Szenen aus der Zeit Ludwigs XIV. und Ludwigs XV. Von Darstellern des modernen Genres zeichneten sich J. A. ^[Jules-Adolphe-Aimé-Louis] Breton, G. Brion und Ch. Marchal im ländlichen, F. Biard und P. Chevallier im kleinstädtischen Genre aus. Als Porträtmaler sind besonders Bonnat,
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Carolus-Duran und Gaillard hervorzuheben. In der Landschaft ward vorzugsweise das Stimmungsbild (paysage intime) kultiviert, und wie früher J. ^[Jules] Dupré und Th. Rousseau, so traten später Corot, Daubigny, Buisson, Ségé u. a. in den Vordergrund. Eine neue Richtung ist durch die Naturalisten (Bastien-Lepage, L'Hermitte u. a.) eröffnet worden, welche auch auf Deutschland Einfluß geübt hat.
Nicht geringere Bedeutung hatte der mit den Unabhängigkeitskämpfen der westlichen Niederlande zusammenfallende Kunstaufschwung Belgiens. Dort wie in Holland hatte vorher nur das Auftreten J. L. ^[Jacques Louis] Davids seit seiner Verbannung aus Frankreich eine Unterbrechung in den lediglich reproduktiven Kunstbetrieb gebracht. Jetzt aber hatte Gust. Wappers (1803-74) mit einem politisch zündenden Geschichtsbild im Befreiungsjahr 1830 selbst einen neuen Ton angeschlagen, der auf gründlichen Studien eines Rubens und van Dyck basierte. An seine Seite stellten sich Ed. de Bièfve (1809-82), L. Gallait (1812-87) und Nic. de Keyser (1813-87). Des ersten Kompromiß von 1566 und des zweiten Thronentsagung Karls V. traten 1843 eine Wanderung durch Deutschland an, wo sie wesentlich zum Umschwung der Malerei mitwirkten und der koloristischen Vollendung und Beherrschung aller künstlerischen Mittel das Übergewicht über Erfindung und Komposition verschafften.
Czermak, Ch. Verlat, Ferd. Pauwels u. a. bildeten die Gallaitsche Richtung weiter aus. Eine selbständige Erscheinung ist Ant. J. ^[Antoine Joseph] Wiertz (1806-65). In der religiösen Kunst zeichneten sich G. Guffens und J. Sweerts aus. Große Erfolge endlich errang Henri Leys (1815-69), welcher von der Nachahmung der niederländischen Meister zu einem eignen archaistischen Stil gelangte. Seiner Richtung folgten J. ^[Joseph] Lies, V. Lagye, Fr. Vinck, in ihrer frühern Zeit auch die Gebrüder A. und J. ^[Julien] de Vriendt u. a. Im Gegensatz gegen solche altertümelnde Tendenz strebte nach krasser Realität Ch. de Groux (1825-70), dem Const. Meunier u. a. folgten. Das Genre, durch F. Braekeleer frühzeitig wieder aufgenommen, wurde glänzend von F. Willems, A. und J. ^[Jozef] Stevens, G. de Jonghe, J. ^[Jean] Verhas gepflegt, ebenso die Landschaft durch J. B. ^[Jean-Baptiste] de Jonghe, J. ^[Jean Baptiste] Kindermans, W. Roelofs, L. V. A. Artan, P. J. ^[Paul Jean] Clays u. a.
Der Umschwung, den die Neuerungen der französischen und belgischen Kunst auch in Deutschland hervorriefen, wirkte in Düsseldorf, Berlin und München gleich nachhaltig. Am leichtesten war der Übergang in Düsseldorf, wo Lessing und Hildebrandt aus früherer Kenntnis der belgischen Meister bereits die Wege gebahnt hatten. Ihre Schüler vermochten daher leicht weiter zu gehen, wie namentlich Jul. Schrader (geb. 1815), W. Camphausen und die in Düsseldorf gebildeten Schlachtenmaler Chr. Sell, E. Hünten, A. Northen und G. Bleibtreu. Paris beeinflußte mehr die Berliner Künstler, wie G. Richter, R. Henneberg, B. Plockhorst, O. Heyden, A. v. Heyden, O. Knille, W. Gentz, G. Spangenberg u. a. Eine selbständige Richtung schlug A. Menzel (geb. 1815) ein, der nach schärfster Naturwahrheit strebt und vornehmlich als Illustrator große Erfolge erzielt hat. In ähnlicher realistischer Richtung sind K. Becker, A. v. Werner, F. Werner, P. Meyerheim, Gussow u. a. thätig. Höheres als das Historienbild erreichte das Genre, das zu Düsseldorf in Ludw. Knaus (geb. 1829) und Benj. Vautier (geb. 1829) eine außerordentliche Höhe erreichte. Neben ihnen verdienen noch unter den Düsseldorfern genannt zu werden: Hub. Salentin, W. Sohn, F. Hiddemann, B. Nordenberg, Lasch, Bokelmann, Kirberg. In der Landschaft stehen die Gebrüder Andreas (geb. 1815) und Oswald Achenbach (geb. 1827) als die ersten Düsseldorfs da. Sonst sind Dücker, Kröner, A. Arnz, H. Deiters, Alb. Bierstadt, Flamm, Normann zu nennen. Das bedeutendste landschaftliche Talent Berlins war Ed. Hildebrandt (1817-68), an welchen sich Ch. Hoguet, H. Eschke, A. Lutteroth, Pape, Douzette, Ockel, Scherres, Körner, Hertel und die Architekturmaler Graeb und Wilberg reihen. In der Tiermalerei Brendels (Weimar) und K. Steffecks (Königsberg) sind französische Einflüsse zur Geltung gekommen.
In München wurde die neue Richtung zunächst durch Karl Schorn aus Düsseldorf (1803-50) vermittelt, welcher seine französische Schule dort importierte. Epochemachend aber vertrat sie erst Karl Piloty (1826-86), das Haupt der neuern Münchener Schule. Seine koloristische Realität äußerte sich zuerst in Genrebildern, von welchen aus er zum Geschichtsbild und geschichtlichen Genre überging. Seine unübertreffliche Behandlung von Kostüm und Beiwerk erstickte jedoch keineswegs seine kompositionelle Begabung.
Neben ihm verfolgte Arthur v. Ramberg (1819-75), mit feinem Formen- und Farbensinn die Fähigkeit gemütvoller Darstellung verbindend, seinen eignen Weg. Von den jüngern Sprößlingen der Münchener Schule sind Hans Makart (1840-84), dessen koloristisches Talent indes nicht selten durch kecke Farbenexperimente verdunkelt und durch eine allzu rege Phantasie auf Abwege geführt wurde, Gabriel Max, W. Lindenschmit (geb. 1829), Viktor Müller (1829-71), der originelle Illustrator des Kaukasus: Th. Horschelt (1829-71), Ferd. Wagner, Ferd. Piloty, A. Liezenmayer, R. Beyschlag, der Porträtmaler Franz Lenbach, Friedr. Kaulbach d. j., der gegenwärtige Direktor der Münchener Akademie, W. Leibl und die Genremaler Defregger, E. Kurzbauer, Matth. Schmid, Gabl, Grützner, Hermann Kaulbach, Ant. Seitz zu nennen.
Die Landschaft hat durch Ed. Schleich und Ad. Lier eine neue Richtung zum Stimmungsbild erhalten. Neben der Schule Pilotys hat sich schnell diejenige von W. Diez zu großer Bedeutung erhoben. L. Löfftz, ebenfalls Lehrer an der Akademie, Holmberg, Klaus Meyer u. v. a. sind aus derselben hervorgegangen. Diese neueste Richtung wird in der Landschaftsmalerei besonders durch Baisch, Wenglein und Schönleber, in der religiösen u. Genremalerei durch F. v. Uhde und Firle vertreten.
In Wien wirkte in neuester Zeit die Schule Rahls oder die Münchener Schule Pilotys. Canon, G. Gaul und H. v. Angeli sind vorzugsweise als Bildnismaler zu nennen. Von den Genremalern reihen sich an K. A. Pettenkofen, Al. Schönn, Eug. Blaas, K. Herbsthofer, J. ^[Jan] Nowopacky, L. Passini. In der Landschaft vertreten unter vielen andern J. ^[Johann] Hoffmann und H. Otto die klassische, A. Hansch und K. Halauska die Gebirgslandschaft, Lichtenfels, Schindler, Ruß u. a. die Stimmungslandschaft. In Wien war Makart in der Hauptepoche seiner Kunst thätig, zeitweilig auch der strenge Klassizist Anselm Feuerbach (1829-80). Die bedeutendsten ungarischen und polnischen Maler der Gegenwart sind der in Paris lebende Munkacsy, Matejko in Krakau und Siemiradzki in Rom. Auch der Böhme Brozik ist hier zu nennen. In Karlsruhe waren und sind Schirmer, K. F. Lessing, Descoudres, F. Dietz, F. Keller, K. Hoff, Riefstahl, Gude, Baisch u. a. thätig. In Weimar wurde 1858 eine Kunstschule gestiftet, an welcher, zum Teil
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freilich nur kurze Zeit, Künstler wie Böcklin, Ferd. Pauwels, A. v. Ramberg, James Marshall, Plockhorst, Paul Thumann, A. Baur, Gussow, Lenbach, Brendel, Linnig wirkten, und wo Genelli sein Leben beschloß. In Hamburg sind die Landschaftsmaler Ruths, Lutteroth und Österley thätig. In Dresden gruppieren sich um die Akademie, an welcher Grosse, Pauwels, L. Pohle, J. ^[Julius] Scholtz, F. Preller der jüngere wirken, H. Hofmann, E. Öhme, P. Kießling, G. Hammer, Leonhardi.
Mit Frankreich, Deutschland und Belgien läßt sich die Kunstthätigkeit der übrigen Länder Europas nicht vergleichen. England hat seit Joshua Reynolds keine ähnliche Kraft mehr besessen, und auch in der Landschaft sind Gainsborough, Bonington und J. M. ^[Joseph Mallord] Turner nicht mehr überboten worden. Doch sind E. Ward, F. Leighton, Ph. Calderon, Goodall, Poynter im Historienfach, E. Nicol, W. P. Frith und Th. Faed im Genre, Thom. Cole, R. Redgrave, P. Graham, D. Roberts, T. S. Cooper und J. ^[Joseph Francis John] Gilbert in der Landschaft, letzterer vorzüglich im Aquarell, welches die Engländer besonders pflegen, und der Tiermaler Landseer rühmenswert. Das Beste leisten die Engländer im Porträt, worin Millais, Ouleß, Richmond und Watts besonders hervorragen. Zwei der besten Maler Englands, Herkomer und Alma-Tadema, sind Ausländer.
Dänemark, Schweden und Norwegen haben keine Malerei von originaler Richtung. Ihre Maler haben ihre Ausbildung in Paris, Düsseldorf oder München erhalten und folgen den dortigen Schulen. Ein Gleiches gilt von Rußland, dessen Maler teils in Paris, teils in Deutschland gelernt haben. Zu erstern gehört der Kriegsmaler und Ethnograph Wereschtschagin. Neben ihm sind noch der Marinemaler Aiwasowski, die Landschaftsmaler Bogolubow ^[richtig: Bogoljubow], J. v. Klerer, Klodt v. Jürgensberg, der Genremaler Perow zu nennen.
Italien, dessen Malerei Ende des 18. Jahrh. ganz in Klassizismus versunken war (Batoni, Appiani, Cammuccini ^[richtig: Camuccini]), geriet gleichfalls unter den Einfluß der Franzosen. Der Schwerpunkt seiner Malerei liegt im Genre, dessen Stoffe teils dem vorigen Jahrhundert, teils dem modernen Volksleben entnommen sind. Elegante, glatte Kostümmalerei geht neben keckem Realismus einher, wobei namentlich die Aquarellmalerei kultiviert wird. Die beiden Induno, P. Joris, Randanini, Cattaneo, Tiratelli, Michetti, Boggiani, Vinea und die nach dem Ausdruck tieferer Empfindung strebenden L. Nono und A. Corelli sind besonders zu nennen.
Die Schweiz besitzt in E. Stückelberg, R. Koller und A. Böcklin hervorragende Maler. Hollands Malerei sucht ihren Ruhm in technischer Geschicklichkeit. Alma-Tadema, J. ^[Jozef] Israels, C. Bischop, H. ten Kate, C. Springer, Mesdag und J. ^[Johannes] Bosboom sind auch auf dem Weltmarkt bekannt. Spanien hat ein hervorragendes Talent in Fr. Goya (1746-1828), ferner Esquivel, Madrazo, Carderera, Perez, Villaamil und den Farbenvirtuosen M. ^[Mariano] Fortuny (1839-74) aufzuweisen. In neuerer Zeit haben Historien- und Genremalerei einen neuen glänzenden Aufschwung durch Pradilla, Vera, Casado, Moreno, Jimenez v. Aranda, Masriera, Palmaroli, Melida u. a. genommen.
[Litteratur.]
Über die Geschichte der Malerei sind viele Detailarbeiten geliefert von Waagen, Rumohr, Hotho, Passavant, Förster, Stirling, Woltmann, Lermolieff etc. Mit Übergehung der veralteten Litteratur (Kugler u. a.) und der allgemeinen kunstgeschichtlichen Werke (s. Kunstwissenschaft) nennen wir an Hauptwerken: Crowe und Cavalcaselle, Geschichte der altniederländischen Malerei (deutsch von Springer, Leipz. 1875);
Lanzi, Storia pittorica d'Italia (Bassano 1789 u. öfter; deutsch von Wagner, mit Anmerkungen von Quandt, Leipz. 1830-33, 3 Bde.);
Rosini, Storia della pittura italiana (2. Aufl., Pisa 1848-52, 7 Bde.);
Crowe und Cavalcaselle, Geschichte der italienischen Malerei (deutsch von Jordan, Leipz. 1869-76, 6 Bde.);
Lübke, Geschichte der italienischen Malerei vom 4. bis ins 16. Jahrhundert (Stuttg. 1878-79, 2 Bde.);
Förster, Geschichte der deutschen Kunst (Leipz. 1851-60, 5 Bde.);
Derselbe, Geschichte der italienischen Kunst (das. 1869-78, 5 Bde.);
Jul. Meyer, Geschichte der modernen französischen Malerei (das. 1867);
Dohme, Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit (illustriertes Sammelwerk, das. 1876-81, 6 Bde.) und des 19. Jahrhunderts (das. 1882-86);
Woltmann-Woermann, Geschichte der Malerei (das. 1878 ff., 3 Bde.);
Rooses, Geschichte der Malerschule Antwerpens (deutsch von Reber, Münch. 1880);
F. Reber, Geschichte der neuern deutschen Kunst (2. Aufl., Leipz. 1884, 3 Bde.);
A. Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst (das. 1882 ff., 3 Bde.);
Derselbe, Die Berliner Malerschule (Berl. 1879);
Derselbe, Die Münchener Malerschule (Leipz. 1887).