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tralmuseum, eine Sammlung von Gipsabgüssen plastischer Werke sowie ein besonders an Vögeln reiches naturhistorisches Museum;
das Zeughaus (von 1736) mit zahlreichen Waffen [* 2] und Rüstungen;
der Kommandantur-, Regierungs-, Justiz- und Gouvernementspalast;
das Theater, [* 3] mehrere Kasernen, Gutenbergs Wohnhaus [* 4] und andre durch die Erfindung der Buchdruckerkunst merkwürdige Gebäude.
Ganz neu sind: die Stadthalle, ein prächtiger Renaissancebau für Festlichkeiten;
das großartige Administrationsgebäude der Hessischen Ludwigsbahn, der mit reichem ornamentalen Schmuck gezierte Zentralbahnhof, das Lagerhaus am neuen Hafen und die Reichs-Konservenfabrik für die Verpflegung des deutschen Heers etc.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (4 Regimenter Infanterie: Nr. 87, 88, 117 und 118, 2 Eskadrons Husaren Nr. 13, 1 Regiment Fußartillerie Nr. 3, 1 Abt. Feldartillerie Nr. 27 und ein Pionierbataillon Nr. 11) 66,321, darunter etwa 41,000 Katholiken, 21,000 Evangelische und 3500 Juden. Industrie, Handel und Verkehr sind von großer Bedeutung. Haupterzeugnisse der erstern sind: Leder, Schaumwein, Konserven, Möbel, [* 5] Parkettböden, Billards, Schuhwaren, Waggons, Holzwaren, Fortepianos und andre musikalische Instrumente, Korbwaren, Maschinen, Silber- und Goldwaren, chemische Produkte (besonders Lack und Firnisse), Seife, Hüte, Etui- und Portefeuillearbeiten, Tapeten, Spielkarten etc. Von Bedeutung sind auch die Bierbrauerei, [* 6] die Buchdruckerei, namentlich aber der hier wie in den umliegenden Ortschaften sehr umfangreich betriebene Gemüsebau.
Der Handel ist besonders lebhaft in Büchern und Musikalien, Getreide, [* 7] Mehl, [* 8] Öl, Wein und Industrie-Erzeugnissen; bedeutend ist auch die Holzflößerei. Unterstützt wird der Handel durch eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle, eine Filiale der Darmstädter Bank für Handel und Industrie, einen Dampfschleppschiffahrtsverein, eine Gesellschaft für Kettenschiffahrt auf dem Main, namentlich aber durch die vortreffliche Eisenbahnverbindung und den Verkehr zu Wasser.
Die großartigen Hafenbauten und Niederlagsräume im N. der Stadt sind mit einem Kostenaufwand von 5 Mill. Mk. hergestellt und 1887 dem Verkehr übergeben. Ein zweiter Hafen, der Hessischen Ludwigsbahn gehörig, ist Mainz [* 9] gegenüber, an der Mainmündung bei Gustavsburg, erbaut worden. Ein besonderer Hafen dient zur Flößerei. In Mainz kamen 1885 an: 7887 Schiffe [* 10] (darunter 3930 Dampfschiffe) und 1032 Flöße mit 181,276 Ton. Ladung;
im Hafen von Gustavsburg kamen an: 1591 Schiffe (darunter 231 Dampfschiffe) und 1140 Flöße mit 359,232 T. Ladung.
Den Verkehr in der Stadt und mit den benachbarten Orten Kastel und Weisenau vermittelt eine Pferdebahn.
An Bildungsinstituten etc. hat Mainz ein Priesterseminar, ein Gymnasium (ein zweites 1887 im Bau), ein Realgymnasium mit Realschule, eine Privatrealschule mit Handelsklassen, eine Kunstgewerbeschule, einen Verein für Kunst und Litteratur, die Rheinische Naturforschende Gesellschaft, einen Gartenbauverein, mehrere Musikvereine, unter welchen die Mainzer Liedertafel und der Damengesangverein als Gründer der mittelrheinischen Musikfeste den ersten Rang einnehmen.
Besondere Erwähnung verdient der Altertumsforschende Verein, dessen im Besitz der Stadt befindliches Museum von Originalfunden in Verbindung mit dem römisch-germanischen Zentralmuseum unter der Leitung von L. Lindenschmit (s. d.) eine Sammlung bildet; wie sie auch nur annähernd in ganz Europa [* 11] nicht mehr existiert (1886 gegen 10,000 Nummern.
Vgl. Lindenschmit, Die Altertümer unsrer heidnischen Vorzeit, Bd. 1-3, Mainz 1858).
Von sonstigen Anstalten sind zu erwähnen: die Industriehalle, ein Waisen- und ein Invalidenhaus, eine Entbindungsanstalt, ein Korrektions- und Arresthaus, viele gemeinnützige Vereine etc. Die städtischen Behörden setzen sich zusammen aus 4 Magistratsmitgliedern und 42 Stadtverordneten. Sonst ist Mainz Sitz eines katholischen Bischofs und eines Domkapitels, der evangelischen Superintendentur für die Provinz Rheinhessen, der Provinzialbehörden, der Direktion der Hessischen Ludwigsbahn, eines Landgerichts, eines Hauptsteueramts, eines Forstamts, einer Oberförsterei etc. Von militärischen Behörden befinden sich dort: der Gouverneur der Festung [* 12] Mainz, der Stab [* 13] der 2. Fußartillerie-, der 4. Ingenieur-, der 5. Festungs- und der 2. Pionier-Inspektion, der 41. Infanterie- und 3. Fußartillerie-Brigade. Die Umgebung von Mainz zieren schöne Promenaden, an die sich beim Neuthor die »neue Anlage« anschließt. Einen prächtigen Spaziergang bildet namentlich der 100 m breite Rheinkai, der sich von der Eisenbahnbrücke etwa 7 km bis zur Ingelheimer Aue am Rhein entlang erstreckt. Außerhalb des Gauthors, bei Zahlbach, sind die Überreste einer ehemals etwa 6 km langen römischen Wasserleitung [* 14] sehenswert.
Die umfangreichen und starken Festungswerke, welche seit den Befreiungskriegen sehr in Verfall geraten waren, wurden auf Bundeskosten wiederhergestellt. Sie bestanden bis zum Umbau der Festung seit 1871 aus 13 Bastionen, einem Kronenwerk an der Südseite und einer in die Umwallung eingefügten Citadelle, welche ein bastioniertes Viereck [* 15] bildet, und in welcher der sogen. Eigelstein steht, wahrscheinlich das Grabmal des Drusus, ein jetzt noch etwa 15 m hoher Turm [* 16] mit einem Durchmesser von 8 m, von dessen Spitze sich der schönste Überblick über und die Umgegend darbietet.
Sämtliche Bastionen sind mit Ravelins und andern Außenwerken versehen. Die aus früherer Zeit noch vorhandenen Montalembertschen Türme wurden nach 1870 zum Teil abgetragen, zum Teil mit Erdwällen umgeben. Andre Änderungen und Verstärkungen, wie Erbauung von Kasematten, bombenfesten Gebäuden etc., sind an der Innenseite der Festung ausgeführt worden. Der am rechten Ufer des Rheins gelegene Teil der Festung, das Städtchen Kastel (s. d.), enthält 6 Bastionen und 4 Ravelins zur Deckung der Brücke. [* 17]
Auf der Mainspitze stehen rechts und links von der Eisenbahnbrücke an der Mainmündung zwei Kasemattenforts, welche den Main, den Rhein und die ganze obere Gegend bestreichen. Ein ähnlicher Bau, gleichfalls nach 1870 verstärkt, befindet sich auf der Rheininsel Petersau. Von weitern Anlagen ist das Fort Biehler bei Erbenheim zu nennen. Die südwestliche Enceinte erstreckt sich in ziemlich gerader Linie auf der Anhöhe vom Hauptstein bis zum Hartenberg längs der Wallstraße und fällt dort im rechten Winkel [* 18] zum Rhein ab. Der Abschluß der Festung gegen den Strom, früher durch eine etwa 4 km lange Mauer bewerkstelligt, wird jetzt durch eiserne Palissadengitter mit Sandsteinsockel hergestellt. Die Thore nach dem Rhein sind in geschmackvoller Form hergestellt und mit Skulpturen, Figuren und Emblemen geschmückt. - Zum Landgerichtsbezirk Mainz gehören die elf Amtsgerichte zu Alzey, Bingen, [* 19] Mainz, Niederolm, Oberingelheim, Oppenheim, Osthofen, Pfeddersheim, Wöllstein, Worms [* 20] und Wörrstadt.
[Geschichte.]
Auf der Stelle, wo jetzt Mainz liegt, hatten zuerst die Kelten eine Niederlassung ¶
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gegründet. Dieselbe ward von den Römern genommen und darauf von Drusus 13 v. Chr. hier ein befestigtes Lager [* 22] (castellum Mogontiacum oder Maguntiacum) für die 14., dann für die 22. Legion angelegt. Dann ward eine Rheinbrücke gebaut und auf der rechten Seite des Stroms eine zweite Verschanzung (das heutige Kastel) errichtet. Schon vor Kaiser Mark Aurel siedelten sich Germanen um diese Kastelle an, und auf diese Weise entstand eine Stadt Moguntia, welche als Metropole von Germania [* 23] prima der Sitz eines Dux wurde.
In der Mitte des 4. Jahrh. eroberten die Alemannen, 406 die Vandalen, 451 die Hunnen die Stadt; letztere legten sie völlig in Asche. Nach der Sage soll der fränkische König Dagobert (622-638) die Stadt und einen Palast darin wieder erbaut haben. Mit mehr Grund wird der Bau der Stadtmauer auf Bischof Siegbert (712) zurückgeführt. Unter den Karolingern stand hier ein königlicher Palast, der schon 766 erwähnt wird. Der von Erzbischof Willigis erbaute Dom brannte am Tag der Einweihung (1009) ab, der neue wurde von Bardo vollendet und 1037 geweiht.
Bemerkenswert ist die Empörung der Stadt 1159 gegen den Erzbischof Arnold, der dabei 1160 auf gräßliche Weise ermordet wurde. Friedrich Barbarossa hielt ein strenges Strafgericht über und zerstörte seine Mauern. Dieselben wurden erst 1200 wieder errichtet. Unter den fränkischen und staufischen Kaisern wurden in Mainz wiederholt Reichstage und Kirchenversammlungen gehalten. Die Stadt stand anfangs unter der Herrschaft des Erzbischofs, der seit dem 11. Jahrh. den Burggrafen bestellte.
Nach dem Eingehen dieses Amtes (1221) erlangte die Stadt 1244 die Reichsunmittelbarkeit, welche aber von den Erzbischöfen wiederholt angefochten wurde. Nunmehr tritt neben Kämmerern, Schultheiß und Schöffen auch ein Ratskollegium in Mainz hervor. Daselbst wurde 1254 der rheinische Städtebund geschlossen. Auch an dem noch größern Bund von 1381 hat sich die Stadt beteiligt. Um 1440 ward in Mainz von Gutenberg die Buchdruckerkunst erfunden. Während im 14. Jahrh. die Einwohnerzahl von Mainz auf 90,000 Menschen geschätzt werden darf, macht sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. ein bedeutender Rückgang bemerklich, obgleich 1476 daselbst eine Universität errichtet wurde.
In dem Streit zwischen dem abgesetzten Kurfürsten Dietrich II. von Isenburg und seinem Nebenbuhler Adolf II. von Nassau verlor Mainz 1462, von letzterm erobert, seine Privilegien und wurde eine erzbischöfliche Stadt, was König Maximilian 1486 bestätigte. In den Zeiten der kirchlichen Unruhen des 16. Jahrh. und des Dreißigjährigen Kriegs ward Mainz 1552 von dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, 1631 vom Schwedenkönig Gustav Adolf besetzt. Dieser ließ die Gustavsburg auf dem rechten Rheinufer an der Mündung des Mains in den Rhein anlegen und die Festungswerke, die schon seit dem 13. Jahrh. bestanden, erweitern. Unter Kurfürst Johann Philipp wurde Mainz 1635 von den Schweden [* 24] geräumt; aber Kurfürst Anselm Franz übergab die Stadt den Franzosen (1688), und erst 1689 wurde sie durch das Reichsheer wieder befreit.
Im 18. Jahrh. erholte sich die Stadt wieder so weit, daß ihre Bevölkerung [* 25] um 1780 auf 32,000 Einw. stieg; doch während der französischen Okkupation verminderte sie sich um 10,000 Einw. Am erschien der französische General Custine vor der Stadt und zwang sie schon am 21. zur Kapitulation. Ein Koalitionsheer unter General Kalckreuth schloß sie ein, und 23. Juli erfolgte die Übergabe. Ein zweiter Angriff der Franzosen (1794) wurde von den Österreichern abgeschlagen, und Mainz blieb von diesen bis 1797 besetzt, wurde jedoch 29. Dez. wieder von den Franzosen eingenommen und im Frieden zu Lüneville 1801 an Frankreich abgetreten. Am 2. und begann die Einschließung der Stadt durch die Alliierten.
Auf Befehl des Königs Ludwig XVIII. übergab der Gouverneur 4. Mai die Festung. Durch den Pariser Frieden 1814 wurde Mainz Deutschland [* 26] wieder einverleibt und dem Großherzog von Hessen-Darmstadt zur Entschädigung abgetreten, jedoch mit der Beschränkung, daß Mainz in militärischer Hinsicht als deutsche Bundesfestung betrachtet und als solche von österreichischen und preußischen Truppen besetzt werden solle. Der 1826 begonnene Neubau der Festungswerke hat Mainz (mit Kastel) zu einem Platz ersten Ranges gemacht.
Nach mehreren seit März 1848 vorausgegangenen Aufläufen veranlaßte 21. Mai d. J. ein blutiger Straßenkampf zwischen den Bürgern und dem preußischen Militär die Erklärung des Belagerungszustands, der jedoch schon 24. Mai wieder aufgehoben wurde. Durch die Explosion eines Pulverturms auf dem alten Kästrich wurde dieser Stadtteil fast völlig zerstört. Vor Ausbruch des Kriegs von 1866 verließen die österreichischen und preußischen Bundestruppen zufolge eines Bundestagsbeschlusses die Stadt, und es wurde dieselbe von Teilen des 8. Bundesarmeekorps unter Prinz Ludwig von Hessen [* 27] besetzt. Am 26. Aug. zogen aber die Preußen [* 28] wieder ein, und durch den Frieden erhielt Preußen das alleinige Besatzungsrecht.
Nach Errichtung des Deutschen Reichs ist Mainz Reichsfestung geworden.
Vgl. Schaab, Geschichte der Stadt Mainz (Mainz 1841-1844, 2 Bde.);
Dilthey, Das römische Mainz (in Künzels »Geschichte von Hessen«, Friedb. 1856);
Klein, Geschichte von Mainz während der ersten französischen Okkupation 1792-93 (Mainz 1861);
Bockenheimer, Geschichte der Stadt Mainz in den Jahren 1813-14 (3. Aufl., das. 1886);
neuere Lokalführer von Bockenheimer (1880), Beck (1882).
Die Chroniken von Mainz sind in den »Chroniken der deutschen Städte«, Bd. 17 u. 18 (Leipz. 1881-82) enthalten.