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mehrere Theateragenturen, welche den italienischen und vielen überseeischen Theatern den Bedarf an allem notwendigen Personal und Material liefern, eine Ballettschule, zahlreiche Musikalienhandlungen (darunter die berühmte Firma Ricordi). Es feiert mehrere, teilweise historische Volksfeste. Der Karneval schließt in Mailand [* 2] eigentümlicherweise nicht am Aschermittwoch, sondern dauert als Carnevalone noch vier Tage darüber.
ist der Sitz eines Präfekten, Erzbischofs, eines Appellhofs, Zivil- und Korrektionstribunals, Assisenhofs, eines Generalkommandos, einer Sicherheitsquästur und zahlreicher andrer Zivil- und Militärbehörden sowie eines deutschen Berufskonsuls. Es ist der Geburtsort des Rechtsgelehrten Beccaria, des Dichters Manzoni (beiden Denkmäler errichtet, s. oben), der Päpste Pius IV. und Gregor XIV. u. a.
Geschichte.
Mailand wurde als Mediolanium bald nach 400 v. Chr. von den unter Bellovesus in Italien [* 3] einfallenden Kelten gegründet und war Hauptort der Insubrer. Nach der Eroberung dieser Landschaft durch die Römer [* 4] 222 wurde es römische Provinzialstadt und blühte bald zu einer der bedeutendsten Städte Oberitaliens auf; berühmt waren namentlich seine Lehranstalten. Kaiser Hadrian machte es zur römischen Kolonie. Kaiser Maximianus erhob Mailand 303 v. Chr. zur kaiserlichen Residenz wegen ihrer größern Nähe an der stets von Kriegen bedrohten nördlichen Reichsgrenze, und es blieb ein Jahrhundert lang Hauptstadt der westlichen Kaiser. 539 wurde es von den Ostgoten zerstört. Im September 569 n. Chr. besetzten die Langobarden Mailand Karl d. Gr. vereinigte es samt ganz Oberitalien [* 5] mit dem fränkischen Reich, und mehrere seiner Nachfolger ließen sich zu Mailand mit der Eisernen Krone krönen.
Nachdem Otto I., der sich ebenfalls hier krönen ließ, Italien unterworfen hatte, wurde Mailand, wie die andern lombardischen Städte, durch kaiserliche Statthalter regiert. Zu Ende des 11. Jahrh. bildeten sich besondere Vereinigungen (compagnie) der einzelnen Stände, deren Vorsteher (consules) die Gerichtsbarkeit an sich brachten. Als Haupt des Lombardischen Städtebundes stand Mailand den deutschen Kaisern stets feindlich gegenüber und gab hauptsächlich Veranlassung zu den wiederholten italienischen Feldzügen Friedrichs I. Barbarossas.
Derselbe belagerte die Stadt, die damals über 60,000 Mann zu verfügen hatte, vom 6. Aug. bis und zwang sie durch Hunger zur Übergabe. Als er hierauf in Mailand die Bestätigung der Konsuln und die Regalien für sich beanspruchte, fiel die Stadt von neuem von ihm ab, wurde aber nach langer Belagerung vom bis abermals zur Übergabe gezwungen. Der Kaiser gebot allen Bürgern auszuziehen, ließ die Stadt hierauf plündern und bis auf die Kirchen zerstören.
Aber schon seit 1167 wurde sie wieder aufgebaut und blühte so rasch empor, daß sie bereits 1176 wieder an der
Spitze der
Lombarden dem
Kaiser bei
Legnano entgegentreten konnte.
In dem
Konstanzer
Frieden 1183 erkannte als
Freie Stadt den
Kaiser als obersten
Lehnsherrn an, gewährte ihm das
Bestätigungsrecht der
Konsuln, behielt aber die Einkünfte aus den
Domänen für immer. Dann
entbrannte im Innern der
Kampf um die Herrschaft zwischen den beiden Geschlechtern der (ghibellinischen)
de'
Visconti und (guelfischen) della
Torre.
Pagano della Torre wurde 1237 nach der unglücklichen Schlacht bei Corte Nuova von der guelfischen Partei zum Podesta von Mailand ernannt. Ihm folgten in derselben Würde seine Neffen Martino (1257-63) und Filippo (1263-65) und dann beider Neffe Napoleon. Dieser gewann Brescia und wurde 1274 von Rudolf von Habsburg zum kaiserlichen Reichsvikar in Mailand ernannt. Doch sein Hauptgegner, der Erzbischof Otto Visconti (seit 1263), besiegte ihn 1277 bei Desio, nahm ihn gefangen und beherrschte Mailand, bis er 1287 seinen Neffen Matteo Visconti zum Capitano del popolo erwählen ließ.
Matteo, 1294 von Adolf von Nassau zum Vikar ernannt, wurde 1302 von den Torre vertrieben, jedoch 1311 von Heinrich VII. wieder eingesetzt und ihm die Signorie übertragen. Er erweiterte sein Gebiet durch die Erwerbung von Como, Pavia, Bergamo, Piacenza, Parma, [* 6] Verona, [* 7] Mantua, [* 8] Alessandria und Tortona. Sein Enkel Azzo (1328-39) bemächtigte sich bis 1337 der ganzen Lombardei mit Ausnahme von Cremona. Ihm folgte sein Oheim Lucchino, nach diesem 1349 dessen Bruder, Erzbischof Giovanni, der Bologna und Genua [* 9] erwarb.
Nach seinem Ableben (1354) teilten seine Neffen Matteo II., Bernabo und Galeazzo II. seine Staaten. Bernabo ließ sich nach Matteos (1355) und Galeazzos Tod (1378) das Vikariat über die ganze Lombardei vom Kaiser Wenzel 1380 übertragen; doch Galeazzos Sohn Giovangaleazzo nahm 1384 seinen Oheim gefangen, ließ ihn und seine Söhne im Kerker vergiften und wurde vom Großen Rat zum Signore von Mailand ausgerufen (1385). Er vertrieb Antonio della Scala aus Verona und Vicenza, dann Francesco Carrara aus der Mark Treviso und aus Padua [* 10] und unterwarf später die Städte Pisa, [* 11] Siena, Perugia und Bologna. Er begann den Bau des Doms zu und der Certosa bei Pavia und vollendete den fürstlichen Palast zu Pavia.
Kaiser Wenzel verkaufte ihm 1395 für eine Summe von 100,000 Goldgulden den Titel eines Herzogs von Mailand Wenzels Nachfolger, Kaiser Ruprecht, gedachte zwar Mailand dem Reich wieder unmittelbar zu unterwerfen; doch wurden seine Truppen bei Brescia von Alberico da Barbiano, Giovangaleazzos Feldherrn, zerstreut Sterbend (1402) hatte dieser eine Teilung seiner Länder unter seine noch unmündigen Söhne Gian Maria und Filippo Maria angeordnet, an ihrer Statt herrschte ein Regentschaftsrat.
Gian Maria wurde 1412 wegen seiner Grausamkeit ermordet, und Filippo Maria war nun Alleinherrscher. Er gewann durch List und durch die Tapferkeit seines Feldherrn Francesco da Carmagnola viele Städte wieder, die während seiner Minderjährigkeit verloren gegangen waren, und selbst Genua begab sich unter seine Oberhoheit; als sich aber 1425 Florenz [* 12] und Venedig [* 13] gegen ihn verbanden, sah er sich genötigt, einen Frieden einzugehen, in welchem Venedig Bergamo und Brescia erhielt (1428). Im Vertrauen auf das Glück der beiden berühmtesten Condottieri seiner Zeit, des Francesco Sforza und Niccolò Piccinino, ergriff er bald die Waffen [* 14] von neuem.
Doch während er eine große venezianische Flotte auf dem Po besiegte, wurde eine Flotte der ihm verbündeten Genuesen von den Venezianern an der ligurischen Küste geschlagen (1431), und Filippo mußte, nachdem er Brescia jahrelang vergeblich belagert, den Venezianern ihre Besitzungen in der Lombardei lassen (1441). Er starb 1447, ohne männliche Nachkommen zu hinterlassen. Als eine republikanische Regierung von 24 Capitani sich als unfähig erwies, zwang das Volk den Großen Rat, Franz Sforza, Filippo Marias Schwiegersohn, zum Herzog zu wählen (1450). Sein Sohn Galeazzo Sforza (seit 1466) veranlaßte durch Grausamkeit und Verschwendung seine Ermordung ¶
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(1476), worauf dessen Sohn Giovanni Galeazzo Maria, erst acht Jahre alt, als der rechtmäßige Nachfolger anerkannt wurde. Aber dessen Oheim Lodovico Sforza, mit dem Beinamen il Moro, hielt den jungen Herzog fast in förmlicher Haft und ließ ihn endlich 1494 vergiften, worauf er vom Kaiser Maximilian I. die Belehnung mit dem Herzogtum erhielt. Ludwig XII. von Frankreich, durch seine Großmutter Valentine mit den Visconti verwandt, erhob nun Ansprüche auf und besetzte, als man ihm Genua und Neapel [* 16] nicht als Entschädigung geben wollte, 1499 Mailand Lodovico bemächtigte sich 1500 mit Hilfe eines Schweizerheers noch einmal der Stadt, ward dann aber von den Söldnern verraten, gefangen und nach Frankreich gebracht. 1504 erteilte Maximilian der französischen Krone die kaiserliche Belehnung mit Mailand. Durch die Niederlage bei Novara ging es aber den Franzosen verloren (1512) und kam an Moros Sohn Maximilian Sforza, wurde jedoch 1515 von Franz I. durch die Schlacht bei Marignano wiedererobert.
Der deutsche Kaiser Karl V. entriß es 1521 den Franzosen von neuem und setzte Franz II. Sforza als Herzog ein. Da aber der Kanzler des Herzogs, Morone, ein Bündnis zwischen italienischen Staaten gegen den Kaiser anzettelte, wurde die Stadt von einem kaiserlichen Heer eingeschlossen und nach langer Belagerung eingenommen (1525). 1529 gab der Kaiser das Herzogtum wieder an Franz Sforza; nachdem dieser aber 1535 kinderlos gestorben war, zog Karl V. sein Land ein und übertrug es 1555 seinem Sohn Philipp II. von Spanien, [* 17] bei welcher Krone es bis zum spanischen Erbfolgekrieg blieb, infolge dessen es 1713 an Österreich [* 18] kam und mit Mantua die österreichische Lombardei bildete.
In dem Wiener Frieden von 1738 und in dem Wormser Vertrag von 1743 wurden Teile davon an Sardinien [* 19] abgetreten. Nachdem am die Franzosen das Land besetzt hatten, wurde Mailand 1797 die Hauptstadt des Cisalpinischen, 1802 der sogen. Italienischen Republik mit Napoleon I. als Präsidenten und 1805 die Hauptstadt des Königreichs Italien. Bei der Auflösung desselben (1814) erhielt Sardinien den früher besessenen Anteil zurück; das übrige vereinigte Österreich unter dem Namen eines Gouvernements mit dem neugebildeten Lombardisch-Venezianischen Königreich.
Eine heillose Polizeiwirtschaft (Zensur, Spionendienst) entfremdete der Regierung die Herzen der Bevölkerung. [* 20] Unruhen und Aufläufe, die seit stattfanden, hatten 22. Febr. die Verkündigung des Standrechts für und die Lombardei zur Folge; gleichwohl kam es 18. März zu einem blutigen Straßenkampf, und die Österreicher mußten in der Nacht vom 21. zum 22. März die Stadt verlassen. Nach der Niederlage bei Custozza [* 21] warf sich Karl Albert nach Mailand, mußte es aber nach vergeblichem Kampf 5. Aug. an Radetzky ausliefern. Am ward hier der Friede zwischen Sardinien und Österreich geschlossen.
Die Beschlagnahme der Güter der Emigrierten, zahlreiche Hinrichtungen und ein unerträglicher Steuerdruck machten die Österreicher noch mehr verhaßt; doch wurde der von Mazzini vorbereitete Aufstand leicht unterdrückt. In den italienischen Verwickelungen von 1859 offenbarte Mailand von Anfang an eine Österreich feindselige Haltung. Nach der verlornen Schlacht von Magenta (4. Juni) verließ die österreichische Besatzung die Stadt, in welche 8. Juni Napoleon III. und König Viktor Emanuel unter dem Jubel der Bevölkerung einzogen. Im Frieden von Villafranca (12. Juli) wurde Mailand, wie die übrige Lombardei, an Napoleon und unmittelbar darauf an Piemont abgetreten.
Vgl. Romussi, Milano e suoi monumenti (Mail. 1875);
Paravicini, Guida artistico di Milano (das. 1882), »Milano tecnica dal 1859 al 1884« (hrsg. vom Collegio degli Ingegneri ed Architetti, mit 104 Tafeln, das. 1884);
Verri, Storia di Milano (das. 1783, 2 Bde.; neue Ausg., hrsg. von Custodi, das. 1830-1837, 8 Bde.);
Rosmini, Istoria di Milano (das. 1820, 4 Bde.);
Cantù, Milano e il suo territorio (das. 1844, 2 Bde.);
Cusani, Storia di Milano (das. 1862-67, 7 Bde.).