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aber auch unmittelbar mit Hilfe des Stroms magnetisieren, indem man ihn in eine Drahtrolle steckt und ihn darin, während der Strom durch den Draht [* 2] fließt, einigemal hin- und herzieht, endlich aber, wenn der Stab [* 3] sich gerade wieder mit seinem mittlern Teil in der Rolle befindet, den Strom öffnet und den Stab herausnimmt. Wenn die Magnetisierung nicht richtig ausgeführt wird, bekommt der Magnet nicht bloß an seinen Enden, sondern auch an beliebigen Zwischenpunkten Pole, welche man Folgepunkte nennt.
Astasie, Erdmagnetismus, Deklination.
Hängt man in einiger Entfernung über einer Magnetnadel, welche sich unter dem Einfluß der Erde in die Südnordrichtung eingestellt hat, einen Magnetstab auf, so wird sich derselbe zur Nadel parallel stellen, und beide, Stab und Nadel, werden mit ihren Nordpolen nach Norden [* 4] weisen. Wird die Nadel aus ihrer Stellung seitlich abgezogen und dann losgelassen, so kehrt sie rasch wieder dahin zurück. Senkt man nun den Magnetstab allmählich herab, so bemerkt man, daß bei einer gewissen Höhe des Stabes über der Nadel letztere das Bestreben, sich einzustellen, verliert und, wenn sie seitwärts abgezogen wird, nicht mehr in ihre frühere Stellung zurückkehrt.
Senkt man den Magnetstab noch tiefer, so kehrt die Nadel ihre Stellung um und zeigt mit ihrem Nordpol nach Süden. Aus diesem Versuch geht hervor, daß die Wirkung der Erde auf die Magnetnadel durch einen in geeigneter Entfernung angebrachten Magnet neutralisiert werden kann. Nähert man nun von untenher der Magnetnadel einen Magnetstab, dessen Südpol nach Norden gerichtet ist, so bemerkt man, daß ihr Bestreben, sich mit dem Nordpol nach Norden zu wenden, zurückkehrt und bei einer gewissen Entfernung dieses zweiten Stabes dieselbe Größe erlangt wie bei alleiniger Wirkung der Erde. Daraus geht hervor, daß die Erdwirkung genau dieselbe ist wie die eines Magnets, dessen Nordpol nach Süden gewendet ist, und daß die Erde hinsichtlich ihrer Wirkung auf eine Magnetnadel durch einen solchen Magnet repräsentiert werden kann und demnach selbst als ein großer Magnet anzusehen ist.
Eine Magnetnadel, welche in der vorhin angegebenen Weise durch Annäherung eines Magnets mit gleichliegenden Polen der Wirkung des Erdmagnetismus entzogen ist, so daß sie nun jedem Impuls frei zu folgen vermag, heißt astatisch. Denselben Erfolg erreicht man auch dadurch, daß man zwei ziemlich gleich starke Magnetnadeln [* 1] (Fig. 3) so übereinander befestigt, daß die ungleichnamigen Pole übereinander liegen, und dieses astatische Nadelpaar nun frei schweben läßt.
Denkt man sich durch die magnetische Achse einer in horizontaler Ebene drehbaren Magnetnadel [* 1] (Fig. 4), nachdem sich dieselbe unter dem Einfluß des Erdmagnetismus eingestellt hat, eine Vertikalebene (a b) gelegt, so ist diese der magnetische Meridian; derselbe macht mit dem astronomischen Meridian (s n) des Beobachtungsorts einen Winkel, [* 5] welchen man die magnetische Deklination oder Abweichung nennt; die Deklination hat an verschiedenen Orten der Erdoberfläche ungleiche Werte und ist östlich oder
[* 1] ^[Abb.: Fig. 3. Astatisches Nadelpaar.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 4. Deklinationsnadel.]
[* 1]
^[Abb.: Fig. 5. Deklinatio
nskarte für 1860.]
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westlich, je nachdem das Nordende der Nadel östlich oder westlich vom astronomischen Meridian liegt. In unsern Gegenden ist
die Deklination westlich und beträgt gegenwärtig in Berlin
[* 7] ungefähr 12°. Einen Überblick über die Deklinatio
nsverhältnisse
der Erdoberfläche gewährt die Deklinatio
nskarte
[* 6]
(Fig. 5), auf welcher alle Orte gleicher Abweichung durch krumme Linien verbunden
sind; diese Kurven gleicher magnetischer Deklination heißen Isogonen. Alle Isogonen laufen in zwei Punkten zusammen, von denen
der eine im nordamerikanischen Eismeer in der Nähe der Melvilleinsel, der andre im Südlichen Eismeer südlich von Neuholland
liegt, und welche als die magnetischen Pole der Erde anzusehen sind; der im N. gelegene ist ein magnetischer
Südpol, der südliche ein magnetischer Nordpol.
Eine Linie ohne Abweichung, d. h. eine solche, auf welcher die Richtung der Magnetnadel überall mit dem astronomischen Meridian zusammenfällt, schneidet die östliche Spitze von Brasilien [* 8] ab, läuft im O. von Westindien [* 9] durch den Atlantischen Ozean, um in der Gegend von Philadelphia [* 10] in den Kontinent von Nordamerika [* 11] einzutreten und durch die Hudsonbai hindurchzulaufen. Dann geht sie durch den magnetischen Südpol und den geographischen Nordpol, durch das Weiße und Kaspische Meer, durchsetzt westlich von Vorderindien den Indischen Ozean, wendet sich sodann nach Neuholland, um endlich durch den magnetischen Nordpol und geographischen Südpol der Erde in sich selbst zurückzulaufen. Auf dem Atlantischen Ozean, in Europa [* 12] u. Afrika [* 13] ist die Deklination überall eine westliche; auf der andern, durch die beschriebene Linie bezeichneten Erdhälfte ist die Deklination eine östliche, mit Ausnahme einer kleinen Strecke im östlichen Asien [* 14] und dem angrenzenden Meer, wo eine zweite, in sich selbst zurücklaufende Linie ohne Abweichung vorkommt, in deren Innerm die Deklination wieder eine westliche ist.
Jeder zur Messung der Deklination bestimmte Apparat heißt Deklinatorium oder Deklinationsbussole. Einen einfachen Apparat dieser Art zeigt [* 6] Fig. 6. Inmitten eines horizontalen, geteilten Kreises ist eine Magnetnadel auf eine Spitze aufgesetzt; an der Seite des Gehäuses, welches um eine vertikale Achse gedreht werden kann, ist ein Fernrohr [* 15] angebracht, dessen Achse mit dem Durchmesser 0-180° des Teilkreises parallel läuft. Hat man den Apparat so gestellt, daß die Nadel über 0-180° steht, so fällt die Achse des Fernrohrs in den magnetischen Meridian; bringt man dagegen das Fernrohr in den astronomischen Meridian, so gibt die Nadel die Deklination an. Das Instrument kann natürlich auch zum Messen beliebiger Winkel benutzt werden (Feldbussole). Die zum Schiffsgebrauch dienende Deklinationsbussole heißt Kompaß [* 16] (s. d.). Zu sehr genauen Deklinationsbestimmungen gebraucht man das Magnetometer [* 17] und den magnetischen Theodolit [* 18] (s. Magnetometer).
Inklination.
Wird eine Magnetnadel, welche um eine horizontale, durch ihren Schwerpunkt [* 19] gehende Achse drehbar ist [* 6] (Fig. 7), so aufgestellt, daß ihre Drehungsebene in den magnetischen Meridian fällt, so nimmt ihre Achse eine zum Horizont [* 20] geneigte Stellung an, und zwar neigt sich auf der nördlichen Halbkugel der Nordpol, auf der südlichen der Südpol der Nadel nach abwärts. Der Winkel, welchen die Achse der Nadel mit der Horizontalen bildet, heißt die magnetische Neigung oder Inklination.
Dieselbe beträgt in Berlin gegenwärtig 67° und nimmt nach N. hin zu, bis sie am nördlichen Magnetpol selbst, welcher von Kapitän Roß unter 70° 5' nördl. Br. und 96° 46' westl. L. v. Gr. wirklich erreicht worden ist, = 90° wird; an den magnetischen Polen der Erde stellt sich also die Magnetnadel vertikal, weshalb der Schiffskompaß in hohen Breiten unbrauchbar wird. Die Verteilung der Inklination über die Erdoberfläche wird veranschaulicht durch die Inklinationskarte [* 6] (Fig. 8), auf der die Orte mit gleicher Inklination durch je eine krumme Linie verbunden sind; diese Linien werden Isoklinen genannt. Die Nullisokline, längs welcher die Inklinationsnadel horizontal steht, verläuft in der Äquatorialzone teils diesseit, teils jenseit des geographischen Äquators; sie wird der magnetische Äquator der Erde genannt. Zur Bestimmung der Inklination kann die Inklinationsbussole
[* 6] ^[Abb.: Fig. 6. Deklinationsbussole.]